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>Atomkraft ja Bitte! Teil 4 der letzte Teil

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post 02 Mar 2007, 20:38
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zellulär
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Punkte: 4582
seit: 31.05.2006

endlich geschafft, sorry für die Verspätung

Zum Schluss zum Atommüll:

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Ein Abklingbecken
Man setzt Brennelemente in Kernreaktoren mehrere Jahre ein. In diesen wird ihre Position innerhalb des Reaktorkerns mehrfach gewechselt um dafür zu sorgen, dass sie möglichst gleichmäßig und vollständig abbrenne. Im laufe der Zeit nimmt dadurch der spaltbare Anteil an Uran ab. Es ändert sich die Zusammensetzung der Brennstäbe. Es entstehen durch die Spaltung des Uran-235 radioaktive Spaltprodukt, durch den Einfang von Neutronen Plutoniumisotope, die sich entweder selbst in wieder andere Elemente umwandeln, oder durch weitere Neutronen gespalten werden. Es treten noch weitere Effekte auf, die aber zu sehr ins Detail gehen würden.
Die abgebrannten Brennelemente haben direkt nach ihrem entfernen eine extrem hohe Aktivität, die zu starker Wärmeproduktion führt. Um die Restwärme abzuführen, und die Radioaktivität abzuschirmen, werden die Brennelemente für einige Jahre im so genannten Abklingbecken im Containment gelagert. Innerhalb von einem Jahr, geht die Aktivität und die damit verbundene Wärmeproduktion auf 0,1% der Anfangswerte zurück. Im Allgemeinen, werden die Brennelemente mehrere Jahre im Abklingbecken gelagert, bis sie Abtransportiert werden.





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Querschnitt eines Castor
Sind die Brennelemente dann so weit abgeklungen, dass die nicht mehr zu viel Wärmeproduzieren, so werden sie in die berühmten CASTOR Behälter verladen. (cask for storage and transport of radioactive material (=Behälter für die Lagerung und den Transport für radioaktive Stoffe)) Der Behälter ist ein einteiliger geschlossener Grundkörper mit ca. 40 Zentimetern Wandstärke. Dieser wird mit zwei Deckeln verschlossen. Nun gibt es mehrer Möglichkeiten mit dem Müll fortzufahren. Es gibt die Möglichkeit die Brennelemente direkt Endzulagern, dabei ist das Problem, dass die Brennelemente immer noch eine so hohe Konzentration an spaltbare Stoffen beinhalten, wie im natürlichen Uranerz vorkommen. Deswegen wurden die Brennelemente noch bis vor kurzer Zeit aufbereitet. Die Prozedur ist zugegeben chemisch aufwendig, war aber bis vor ein paar Jahren gängig. Zur Zeit ist es in Deutschland nicht erlaubt Brennelemente wieder aufzubereiten. Was zur Folge hat, dass mehr Atommüll anfällt, als nötig wäre. Eine direkte Endlagerung hat auch noch das Problem, dass man die Abfälle nicht in leicht-, mittel- und hochradioaktive Bestandteile zerlegen kann, die man je nach ihren Anforderungen einzeln lagern könnte. Hochradioaktive Abfälle würden, wenn man sie denn ausgetrennt hatte einzeln in Glaseingeschweißt und noch einige Jahre zum Abklingen zwischen gelagert. Danach mit weiteren Stahlbehältern umgeben und endgelagert.
Heute ist es in Kernkraftwerken meist so, dass sie ein eigenes Zwischenlager betreiben. Dies befindet sich auf dem Kraftwerksgelände, und ist von der Größe ausreichend für den in der gesamten möglichen Betriebszeit anfallenden Müll. Wobei sich mögliche Betriebszeit auf die Zeit bezieht, für die die Kraftwerke einst ausgelegt wurden, nicht die, die sie per Gesetz noch laufen dürfen. In diesen Zwischenlagern stapelt man also die Castorbehälter und lässt sie weiter etwa 40 Jahre abklingen, dann kann man Abfälle ohne weitere Probleme endlagern.
Die Castorbehälter weisen übrigens vorbildliche Sicherheitseigenschaften auf. Einen Fall aus 15 Metern Höhe auf ein 200 Tonnen schweres massives Betonfundament müssen sie so überstehen, dass man sie danach noch öffnen kann. Bei einem Beschusstest hat man sie mit Hohlladungsgeschossen getestet. Zum Vergleich vom T-34, der daneben stand, war nach 8 Treffern kaum etwas übrig. Beim Castor hat man nach 40 Treffern aufgehört, weil man kaum Schäden erzielen konnte. Des Weiteren muss ein Castor der Temperatur, die in dem Moment entsteht, wenn auf dem Nachbargleis ein Güterzug mit Benzin, oder Ähnlichem, gesprengt wird, muss der Castor zwei Stunden ohne geringste Folgen standhalten. Man kann davon ausgehen, dass der Castor so ziemlich der sicherste Behälter der Welt ist, den man transportiert.

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Satzstock als Endlager
In Deutschland setzt man zur Endlagerung auf Seinsalz. Die ausgewählten Salzstöcke existieren seit über 100 Millionen Jahren, während dieser Zeit stand das Land darüber mehrere Male unter Wasser, oder waren mit dicken Eisdecken bedeckt und trotzdem bestehen dies Salzstöcke noch heute. Ein weiterer Vorteil ist, dass große Salzstöcke entstandene Hohlräume von selbst wieder schließen können. Es ist also anzunehmen, dass sie die eingelagerten Abfälle sicher verschließen werden. Da die Salzstöcke schon so lang existieren und sich über geologisch als lang zu bezeichnete Zeiträume kaum verändern, gehen Geologen heute davon aus, dass sie sich in der der nötigen Verschlusszeit nicht so weit verändern können, dass die eingelagerten Abfälle in dieser Zeit irgendetwas anderem ausgesetzt sein könnten als Salz. Sicher kann man keinem Kritiker einhundertprozentig versichern dass nie etwas passieren kann, aber geologische Strukturen, die es seit etwa 100 Millionen Jahren gibt, sollten sich in den nächsten 100 Tausend Jahren nicht dramatisch verändern. Dies entspricht in etwa der Zeit, nach der der Inhalt der Abfallbehälter nicht mehr gefährlich für die Umwelt ist. Außerdem sind die Abfälle noch von äußerst resistenten Behältnissen umgeben.

Die neuste Waffe gegen Atommüll ist die so genannte Transmutation. Dabei werden hochradioaktive Kerne in speziellen Reaktoren mit Neutronen beschossen. Dadurch kann man sie in weniger gefährliche Elemente überführen. Es ist heut möglich Abfälle aus Kernkraftwerken auf die Aktivität von natürlichem Uran zurückzuführen, was im Grund bedeutet, man könnte den Müll genau dahin zurückbringen, wo man ihn her hat. Großtechnisch ist diese Verfahren noch nicht möglich, aber der der Großteil des Mülls zur Zeit über Tage in Zwischenlagern steht, kann man an diesem Verfahren durchaus noch ein paar Jahre forschen.

Auch in diesem Punkt komme ich am Schluss wieder zu dem schon oft geschriebenen Satz. Entweder man vertraut der Technik, und ist davon überzeugt, dass es kaum noch Risiken gibt. Und ist davon Überzeugt, dass Kernenergie nach wie vor das Potential hat auf sicherem Wege das Klima zu schonen, oder man vertraut der Sache nicht.
Ich persönlich vertraue der Sache, was wahrscheinlich unschwer zu erkennen war. Ich hoffe ich konnte euch im Laufe der Serie ein paar interessante Dinge erläutern und euch zum Nachdenken anregen. Dann wünsche ich euch noch eine angenehme Diskussion nach dem letzten Teil.

Ende Teil vier, ende erste Staffel.

Schönen Abend, Markus


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post 21 Oct 2009, 15:14
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Zitat(chelys @ 21 Oct 2009, 14:39)
Ich habe ja auch nie behauptet, dass die Atomkraft ewig leben soll. Wenn es Milliarden bringt, schon bestehende Meiler ein paar Jahre weiterlaufen zu lassen (ihre eigentlich geplante Arbeitszeit), dann ist das doch sinnvoll.

Warum soll das sinnvoll sein? Aus sicht der Stromkonzerne ja. Da ist das sinnvoll, aber aus wessen Sicht soll es sonst noch sinnvoll sein, denen Milliarden an Euro in die Tasche zu schieben, statt sie in neue Technologien, mehr Arbeitsplätze und sauberere Umwelt zu stecken?
Und die "eigentlich geplante Arbeitszeit" von Atommeilern gibt es nicht. Die ältesten Modelle laufen jetzt schon länger als man ursprünglich berechnet hatte. Zur Not können die sicher auch noch mehr als doppelt so lange. Man hat sich im AtomKONSENS auf 32 Jahre Laufzeit geeinigt, was durchaus eine ansehnliche Zeit ist. Da sind die Dinger abgeschrieben und man kann ordentlich Gewinn machen. Und in 30 Jahren ändert sich auch genug an Technik und Sicherheitsstandarts, dass man getrost sagen kann, das ist genug.

Zitat(chelys @ 21 Oct 2009, 14:39)

Oha, na da bin ich aber plötzlich überzeugt. Ich übersetze mal: Statt dass wir eh einen kleinen Teil unserers Umsatzes in erneuerbare Energien stecken, machen wir das selbe stattdessen jetzt mit einem genau so kleinen Teil unserer Gewinne aus den Atomkraftwerken. Ergebnis: NULL. Mit dem Atomausstieg der mit den Atromkonzernen ausgehandelt (nicht vorgeschrieben) wurde, hätten wir im Gigawattbereich erneuerbare Energien hingestellt bekommen, auf die werden wir jetzt deutlich länger warten und die Stromkonzerne dürfen von uns bezahlt weiterhin die Welt mit noch mehr Atommüll belasten. angry.gif bangin.gif blowup.gif bye2.gif drunk.gif


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post 29 Mar 2010, 12:52
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Zitat(Hydr_Sc_Master @ 20 Oct 2009, 15:43)
... solange privatwirtschaftliche Interessen und hohlköpfige Politik und kurzsichtige Gier der Verantwortung und der Vernunft entgegensteht, solange diese Technologie auf dem Rücken der Allgemeinheit von den Folgekosten und der Verantwortung entkoppelt ist, so lange kann und will ich das nicht akzeptieren.

...
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Polizeibericht - Transport-LKW bei Kontrolle wegen Durchrostung aus dem Verkehr gezogen

Wenn Verantwortungslosikeit und Profitgier schon soweit reicht, dass das Zeug mit Transporttechnik herumgefahren wird, die eigentlich auf den Schrott gehört ...

... und wenn die Schwarz-Gelben Marionettenfiguren mit dem, was sie als 'Politik' bezeichnen, den verantwortungslosen Umgang noch weiter fördern und Gutachten zu Problemen bei den 'Endlagern' mit politischen Druck manipolieren ...

... dann sollter auch der dümmste, schwarz/gelb wählende Blödzeitungsleser langsam begreifen, dass es ein Griff in Klo war yeahrite.gif

Dieser Beitrag wurde von Hydr_Sc_Master: 29 Mar 2010, 12:53 bearbeitet
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post 29 Mar 2010, 13:08
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seit: 06.10.2006

Zitat(Hydr_Sc_Master @ 29 Mar 2010, 12:52)
... dann sollter auch der dümmste, schwarz/gelb wählende Blödzeitungsleser langsam begreifen, dass es ein Griff in Klo war  yeahrite.gif
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Ne, jetzt kommt immer nur "die anderen hättens auch nicht besser gemacht" oder "was hätten sie denn machen sollen". Dass "die anderen" nicht so einen unrealistischen Schwachsinn versprochen haben, das ist schon längst verdrängt.

Was ist eigentlich aus der Gewinnabschöpfung bei den Atomkraftwerken geworden? Das ist vermutlich auch alles schon wieder vergessen. Aber das hat ja niemand kommen sehen smile.gif

Dieser Beitrag wurde von Polygon: 29 Mar 2010, 13:08 bearbeitet


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post 06 Sep 2010, 19:06
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Der "neue" "Kompromiss" zur Atomenergie ist btw. gestern beschlossen worden*

Eckpunkte:

* Laufzeitverlängerung um im Schnitt 12 Jahre (Abschaltung dann in 30-40 Jahren)
* Brennelementesteuer mit 2,3 Mrd. Volumen auf 6 Jahre befristet
* Freiwillige (haha) Abgaben der Industrie für Ökostrom

In der Tat eine Revolution nono.gif Die BILD berichtet erstmals mit kritischem Subtext über die Regierung*.


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post 14 Sep 2010, 19:27
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Froschologe
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seit: 19.06.2006

Frage: Inwiefern kann eine Bundesregierung Gesetze, welche auf Langfristigkeit abgestellt sind, in ihrer Legislaturperiode ändern? Verwaltungsvorschriften und Papers zur periodischen Überprüfung von Gesetzen habe ich schon gefunden, jedoch nirgends eine Beständigkeitsregel.

Grund: Wenn in der nächsten Legislaturperiode die Grünen wieder am Drücker sind, könnten die doch rein theoretisch diesen Mist wieder kassieren? (natürlich nur unter der Prämisse, dass eine Regierung dies ohne Zustimmung des Bundesrates tun darf)

Kennt sich jemand in dieser Rechtsmaterie aus?


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