Als mein vierjähriger Neffe Wael heute Morgen aufstand, war er böse auf mich. Er runzelte die Stirn, und während er mich umarmte, sagte er: »Dich will ich heute eigentlich weder umarmen noch küssen.«
Ich fragte: »Warum?«
Er antwortete: »Du hast uns einen Tannenbaum versprochen, einen Strandspaziergang im Regen, du hast versprochen, dass wir die Vögel am Himmel beobachten werden. Nichts davon ist geschehen. Und jetzt erlaubst du uns nicht einmal, das Wohnzimmer zu verlassen und im Garten zu spielen.«
Wael liebt es, Vögel zu beobachten. Seit sechs Tagen schaut er in den Himmel und fragt sich, warum sie so lange brauchen, um zu ihren Nestern zu gelangen. Wael beobachtete gestern seine Vögel, als plötzlich eine F-16 am Himmel auftauchte. Die Vögel flogen von rechts nach links. Wenn sie einen sicheren Ort im Himmel fanden, schossen die Kampfjets weiter, und die Vögel mussten den Ort wechseln. Anfangs lachte Wael, er rief seine Brüder zu sich, und alle sahen, wie die Vögel in die Irre geführt wurden. Aber heute ist Wael verärgert. Er hat das Gefühl, die Vögel sind nicht mehr in Sicherheit.
Ich bat Wael, hereinzukommen, denn draußen ist es eiskalt. Seine Vögel waren nicht mehr am Himmel. Ich sagte ihm: »Lass uns das Alaska-Spiel spielen!«
Er fragte: »Was ist das Alaska-Spiel?«
»Es ist ein neues Spiel, das wir mit Oma spielen werden«, erwiderte ich.
Jeder von uns hatte eine Bettdecke, die uns von Kopf bis Fuß bedeckte. Ich weiß nicht, ob wir uns einfach warm halten oder uns vor den Bombardements verbergen wollten.
Was auch immer der Grund war, es fühlte sich ohne Strom und ohne den Trost der Vögel am Himmel so besser an!
»Also, Wael, du bist das Oberhaupt von Alaska! Und wir sind die Einwohner. Was sollen wir für dich tun?« So begann das Spiel.
»Ich befehle dir, dich zum Laden zu begeben und ein Flugzeug, einen Käfig und Körner zu kaufen«, sagte er.
Während ich Wael zuschaute, gingen die Bombardements weiter – er war ziemlich nervös.
Ich dachte, das Alaska-Spiel würde kreative Ideen hervorrufen, die unsere Körper bei den Bombardements wärmen.
Leider war es keine kluge Idee, und so folgte ich dem Befehl meiner Mutter: Wir alle rückten näher aneinander und spannen ein Netz aus Umarmungen, das nun doch Wärme in unser Leben brachte.
Der Melodie, die von draußen kam, hörten wir stets zu – und wir fingen an, die Bomben laut zu zählen: 1, 2, 3, 28, 32… Weil die Kinder nicht wussten, wie es nach 50 mit dem Zählen weitergeht, hörten wir auf.
Wir müssen alle Türen und Fenster offen halten, weil der Beschuss der F-16 Türen und Glasscheiben zerstören kann.
Kurz bevor Wael ins Bett ging, sagte er mir: »Eigentlich gefällt mir der Krieg!«
Ich fragte ihn, warum.
»Weil ich mein Gesicht und meine Hände nicht mehr waschen muss. Und ich muss auch nicht mehr morgens in den Kindergarten«, erwiderte er.
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