Hamas-Vertreter beteuern bei ihren Freitagsgebeten wiederholt, dass sie "nicht die weiße Fahne hissen" werden. Es scheint, der siebente israelische Krieg* steht bevor.
Zwar sagt* der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor, dass die aktuelle Offensive Israels unvermeidbar war und "das Ziel ist wirklich nur, Ruhe entlang der Grenze zu bringen" sei, aber ein Blick in die Vergangenheit lässt sicher jedem zumindest Zweifel aufkommen.
Hamas-Chef Ismail Haniyeh hat ja auch schon zum Ende der Waffenruhe am 19.12.08 deutlich gemacht, dass kaum Interesse an Frieden besteht, indem er sagte "nach Ansicht der Hamas und anderer Fraktionen und auch nach meiner persönlichen Ansicht wird die 'Tahadiya' (temporäre Feuerpause) nicht verlängert werden."*
In der TAZ konnte man gestern lesen: "Kommt es zu keiner Einigung zwischen den Konfliktparteien, besteht die Gefahr, dass alles so weitergeht wie bisher. Die Kämpfe ebben ab für einige Zeit und eskalieren wieder nach kurzer Atempause. Hamas könnte mit dieser Lösung leben. Widerstand gehört zu ihrem Grundverständnis." Bezeichnend.
Fragen:
Wie schätzt ihr die geopolitische Gesamtsituation und die Lage vor Ort in Israel ein?*
Fühlt ihr euch gut und hinreichend neutral informiert?*
Habt ihr Hoffnung auf einen Frieden im Nahen Osten und falls ja, worin liegen eurer Meinung nach die größten Chancen, diesen zu erreichen?
abd
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..:: Wir sind gekommen Dunkelheit zu vertreiben, in unseren Händen Licht und Feuer ::..
Ich denke, dass die historischen Hintergründe eine große Rolle spielen. Und dabei rede ich nicht nur von 1947/48, als Israel gegründet wurde.
Mir hat u.a. ein Film eines Schweizers, der 2003/04 im Hygiene-Museum lief, die Augen geöffnet - Forget Bagdad ... kurzer Auszug aus der Beschreibung: Jüdische Araber? Arabische Juden? Sephardim? Mizrahim? Samir erzählt von einer lang vergessenen Geschichte aus dem Nahen Osten: der Emigration irakischer Juden nach Israel. Erst seit wenigen Jahren findet in Israel eine lebhafte Debatte statt: Intellektuelle Mizrahim, orientalische Juden, kritisieren die Politik der Entfremdung und Instrumentalisierung der arabischen Juden durch die kolonialen Ansprüche der europäisch geprägten Gründergeneration Israels. Mehr zum Film auch unter http://www.forgetbaghdad.com ... Film-Trailer
Vergessen sollte man bei der ganzen Betrachtung wohl auch nicht, dass die Hamas jahrelang von Israel unterstützt worden ist - ganz einfach um einen Kontrahenten für Yassir Arafat zu haben. Auszug aus einem Beitrag der Deutschen Welle: "Sie [die Hamas] steht für Terroranschläge gegen Israel und die Ablehnung eines Judenstaates. In ihrer Anfangszeit jedoch wurde die Hamas gezielt von Israel gefördert - um ein Gegengewicht zu Arafat und der PLO zu schaffen." Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1872618,00.html
Letztlich ist die Hamas auch ein Garant für die Macht der israelischen Regierung, so paradox das jetzt klingen mag. Schon immer haben Führer, Regierungen etc. außenpolitisch Stärke zeigen wollen, damit innenpolitisch Ruhe ist.
Um auf die Einstiegsfragen von abadd0n zu kommen: 1. Wie schätzt ihr die geopolitische Gesamtsituation und die Lage vor Ort in Israel ein? Es geht ums Big Business (speziell Öl) und Religion ... 95% der Beteiligten (die Zivilbevölkerung) leiden unter dem Krieg. Gewinner gibt es überall auf der Welt ... wie bei den meisten "modernen" Kriegen.
2. Fühlt ihr euch gut und hinreichend neutral informiert? Wenn man sich informieren möchte und nicht informiert werden möchte, dann fühle ich mich gut informiert. Ich erahne z.B., dass ich von der Springer-Presse (Die Welt, BILD, etc.) keine neutrale Berichterstattung erwarten brauche, da dort die Journalisten im Arbeitsvertrag bereits ihre Loyalität mit dem Staate Israel mit unterschreiben müssen. Informationen bekomme ich jedoch auch von der Springer-Presse - das steht außer Frage, nur sind die Information selektiv eben anders gewichtet. Von der Jungen Welt oder der Jungle World erwarte ich auch keine neutrale Sicht auf die Dinge, ebenso wenig von der Sächsischen Zeitung.
3. Habt ihr Hoffnung auf einen Frieden im Nahen Osten und falls ja, worin liegen eurer Meinung nach die größten Chancen, diesen zu erreichen? Hoffnung besteht immer ... ich halte eine komplette Öffnung der Grenzen für notwendig. Es ist ein hinkender Vergleich, doch ich meinte mal zu einem libanesischen Freund von mir, dass es im Grunde nicht anders ist, als West- und Ostdeutschland. Er fand das wenig hoffnungsvoll (erwähnte auch die unterschiedlichen Sprachen, Religionen etc.), doch seine deutsche Frau konnte sich das sehr wohl vorstellen.
Und warum nicht mal ein kulturelles Ereignis als einen möglichen Startpunkt wählen? "Fußball-WM 2018" oder die "Olympischen Spiele 2020" in Israel & Palästina ...
Gut fand ich auch Ideen, wie jene von Steven Spielberg, der je 125 israelischen und palästinensischen Kindern eine Videokamera geben möchte, um Filme zu drehen, sehr gut: Spielberg: shoot film, not each other
Letztlich kann es nur die Kultur schaffen, Menschen zu verbinden ... in der jetzigen Wirtschaftsweise wird immer der Profitwille siegen und ist ein immer währender Krieg lukrativer als Frieden.
In diesem Sinne, alles Gute ... Micha.
Dieser Beitrag wurde von Michael13: 04 Jan 2009, 19:34 bearbeitet
Es geht ums Big Business (speziell Öl) und Religion ... 95% der Beteiligten (die Zivilbevölkerung) leiden unter dem Krieg. Gewinner gibt es überall auf der Welt ... wie bei den meisten "modernen" Kriegen.