_
toggle menu eXmatrikulationsamt.de
online: 386 gäste

eXma schreibt Kurzgeschichten

- Der Sammelthread für eure Kurzgeschichten -
Themen Layout: [Standard] · Linear · Outline Thema abonnieren | Thema versenden | Thema drucken
post 20 Jun 2006, 05:29
avatar
Ivan
*********

Punkte: 3352
seit: 01.04.2006

Zitat(Stormi @ 19 Jun 2006, 23:07)
>>Ich betrachtete sie genauer. Sie war nicht besonders groß, ungefähr einen Kopf kleiner als ich, aber hatte ordentliche Brüste

Sorry, aber  rofl.gif

Die "Geschichte" ist ziemlich flach.. die Hauptfigur nicht wirklich gut gezeichnet und stilistisch ises auch recht mau. Wenigstens ist sie sehr absurd, das reißts etwas raus. Aber Brüste? Alter nee ey  rofl.gif
*


Seit wann darf denn Stormi der Informatiker über Literatur urteilen? lol.gif Kümmer dich mal lieber um das Genre in dem du dich wirklich auskennst.


--------------------
T for Vendetta.

On his way to return to innocence.

"Man, was die uns erzählt hat, kam aus einem Buch, das muss einer geschrieben haben, der keine Ahnung von dem hatte, worüber er sich ausließ."

"Miles, hörst Du den Vogel da draußen? Das ist 'ne Spottdrossel. Sie hat keine eigene Stimme, sie macht nur die Stimmen der anderen nach und das willst du nicht. Wenn du dein eigener Herr sein willst, musst du deine eigene Stimme finden. Darum geht's. Sei also nur du selbst."

An Rezepten für Apfelkuchen mangelt es wahrhaftig nicht auf der Welt

Tenac auf der Suche nach seinem Meister ious D

look into my eyes and its easy to see one and one make two, two and one make three, it was destiny
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 20 Jun 2006, 10:07
avatar
1. Schein
*

Punkte: 16
seit: 18.05.2004

WEIL WIR NICHT REDEN KÖNNEN

Rica war am Telefon.

Früher saßen wir oft nächtelang schweigend auf dem Hügel über der Stadt und schauten hinab ins Tal, bis es hell wurde und wir nach Hause gingen. Ich mochte Rica. Sie hatte ein wirklich schönes Lachen, das kurz nach einem Witz immer stocken blieb und sich wieder in ein ernstes, klares Gesicht zurück verwandelte. Das hatte mich beeindruckt. Sie hatte ein kleines, mädchenhaftes Gesicht, mit einer wunderschönen, flachen und leicht angedrückten Nase und dunkelgrünen Augen. Ihre Haut war dunkel und ich dachte mir, daß sie eigentlich nach frischen Mandeln duften müsse, weil ich den Geruch so gern habe und weil ich finde, daß Frauen die nach Mandeln duften, etwas besonderes sind.

Sie war jetzt am Telefon und fragte mich, ob wir uns treffen könnten.

Meist gingen wir in ein Café, das einen Garten zum Sitzen hatte. So waren wir nicht gezwungen an der Straße wie auf einem Gaben- oder Ausstellungstisch zu sitzen. Es gab keine Straßencafébesucher dort, denn solche Menschen hassen Gärten im Hinterhof. Wir bestellten Kaffee und rauchten Zigaretten. Dabei fiel mir auf, wie elegant Rica ihre Zigarette anzündete. Sie tat es nicht so, wie ein Maurer auf einer Baustelle, der seine fleischigen Fäuste neben das Feuerzeug hält, damit der Wind die Flamme nicht ausweht. Die Zigarette steckte zwischen ihren zu einem Kußmund geformten Lippen und mit dem Feuerzeug näherte sie sich langsam von unten an das anzuzündende Ende heran, ganz behutsam und vorsichtig, so als wollte sie nicht, daß die Zigarette unnötige Schmerzen erleidet. Ich habe mir oft gedacht, dass sie sehr schön aussieht, wenn sie raucht und dann lächelten wir uns an. Mädchen, die Gedanken mit einem Lächeln und Schweigen beantworten, sollte man festhalten und küssen oder aus seinem Leben verdrängen. Solche Mädchen kann man nicht lieben. In solche Mädchen verliebt man sich tagtäglich neu.

Rica und ich telefonierten nie sehr lang. Wir unterhielten uns nicht am Telefon, wir tauschten Fakten aus. Wir überbrückten keine Schweigeminuten. Verhaspelten uns nicht in unseren Gedanken. Redeten nie über Nichts. Überraschten uns selten. Wir führten ein fernmündliches Eheleben.

Rica hatte mir einmal erzählt, dass sie es liebt, wenn sie die Vögel zwitschern hört, morgens, beim Nachhausegehen. Wenn da keine Vögel sind, meinte sie, dann geht sie auch nicht heim. Manchmal sei das langweilig, wenn man irgendwo ist und noch nicht gehen kann obwohl man wirklich möchte, weil es draußen noch dunkel ist und das heller werdende Himmelsblau am Horizont noch nicht erahnbar ist. Wenn die Vögel noch schweigen, die Stille der Stadt wie ein Vorwurf über ihr hängt, wenn es Nacht ist. In solchen Momenten müsse sie oft über uns nachdenken. Weil wir nicht reden können, hat sie gesagt. Weil wir nicht zueinander kommen und nicht voneinander los. Ich konnte nichts darauf antworten. Ich wusste damals nicht, was sie damit meint und eigentlich weiß ich es bis heute nicht.

Sie klang immer aufrichtig am Telefon. Nun klang sie aufgeregt. Sie wollte mich sehen. Und reden. Das war neu.

Wir sitzen zusammen, trinken Kaffee und rauchen Zigaretten. Wie immer. Wir schauen uns an. Lächeln. Und dann fällt Rica eine Geschichte ein. Und ich höre ihr zu. Wie kann sie sagen, dass wir nicht miteinander reden können? Wir sehen uns nicht sehr oft. Es gibt tausend Geschichten für jeden Tag, an dem wir uns nicht sehen, die wir uns erzählen könnten. Tausend kleine Stolperstellen und Katastrophen. Tausend Blicke in der Straßenbahn und nicht zu Ende gebrachte Sätze. Rica erzählt mir ihre Geschichten. So viel sie kann, so lange ich zuhöre. Wir können nicht reden, hat sie gesagt. Was ist es dann, was wir tun, frage ich sie. Sie lächelt und sagt nichts und ich würde sie gern küssen und tue nichts und schweige.

Nun wollte sie reden. Wir können es, dachte ich, aber ich schwieg.

In unserem kleinen Café wartete sie bereits auf mich. Sie rauchte nicht. Sie trank Wasser. Ich setzte mich zu ihr an den Tisch und lächelte sie an. Ihr Mädchengesicht war gealtert. Dabei hatte ich sie erst vergangene Woche gesehen. Wie schnell so etwas geht, dachte ich. Wir schauten uns an. Ich wusste nichts zu sagen. Die Zeit stolperte rückwärts vom Tisch und blieb reglos auf dem Schotterboden liegen. Wir schauten uns an. Zu lange, um diesem Blick ohne Worte standzuhalten. Zu lange, um noch weiter zu lächeln. Ich drehte mich um und suchte nach etwas, nach der Zeit, nach Worten, nach Zigaretten. Es vergingen Jahre. Als ich mich zurückdrehte, war Rica verschwunden. Ihr Wasserglas war leergetrunken. Es war dunkel. Sie war gegangen, ohne ein Wort zu sagen.


--------------------
i hate the books you read and all your friends.
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 20 Jun 2006, 11:39
avatar
1. Schein
*

Punkte: 42
seit: 10.06.2006

Als dieses Thema eröffnet wurde, stand in roten Buchstaben geschrieben: „ … hier könnt Ihr was erschaffen …“ Das war vor einem Monat – minus einmal um die Sonne.
The cat empire, AnnaNym, DasKaddi, sQeedy, Lejanni, Magic_Peat und exilant
reihen Wort an Wort.
Sie sind verantwortlich, wenn es heißt: letzter Eintrag – heute. Zeile für Zeile werden Aggressionen in Cocktails ertrunken, ist der Spielraum für Fußathleten zu gering, steht man im Regen an der Haltestelle, meldet sich der Schnupfen am ersten Ferientag oder wird der Heimweg erst bestritten, wenn die Vögel schon singen. Am Ende des Jahres wird eXma ein Buch herausbringen.

Der Titel: Kurze Texte, eXma Texte.
Der Inahlt: von Euch.
Auflage: mindestens zehntausend.
Der Pressetext: „…absolut lesenswert … fünf Stormies.“
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 20 Jun 2006, 11:48
avatar
eXma Poltergeist
*********

Punkte: 6729
seit: 20.10.2004

Hm was will uns der Autor damit sagen? Ich verteile übrigens keine Stormies, sondern Schwänze nach oben cool.gif


--------------------
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 20 Jun 2006, 16:07
avatar
Vordiplom
*****

Punkte: 638
seit: 29.04.2006

ein exma kurzgeschichten buch....*amkinnkratz*

smile.gif


--------------------
| Ich bin so hungrig, dass ich vor lauter Durst gar nicht weiss, was ich rauchen soll, so müde bin ich |


| Peripetea |


| And Still I Chase The Sun |
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 20 Jun 2006, 23:46
avatar
eXma Poltergeist
*********

Punkte: 6729
seit: 20.10.2004

Wie wärs mit einer 26 Bändigen eXma Gesamtausgabe? Da gibts dann von A wie Analsex bis Z wie Zeusel alles von mit und über Titte Fotze Arsch voll und jede Menge Scheiße gratis. Ich werde mir die Idee mal patentieren lassen.
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 21 Jun 2006, 00:12
avatar
Zirpende Grille
*********

Punkte: 3688
seit: 17.06.2004

bitte zu den geschichten zurück... exilant - das war einfach wunderbar zu lesen yes.gif eine echte freude, trotz dass es so spät ist und ich saumüde bin, hat es mir ein lächeln ins gesicht gezaubert smile.gif


--------------------
bild kann nicht angezeigt werdenbild kann nicht angezeigt werden
Es ist kein Narr der Possen reißt und auch kein Narr der Unsinn spricht.
Der wahre Narr ist der, der meist nur staunt und blinden Glaubens ist.
Eichenschild
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 21 Jun 2006, 00:32
avatar
Chefkoch
****

Punkte: 382
seit: 16.06.2006

hmmm und gerade hab ichs mir anders überlegt mit meinen "Kurzgeschichten" oder was auch immer biggrin.gif


--------------------
Ohne Kaffee bin ich nur ein halber Mensch.
bild kann nicht angezeigt werdenbild kann nicht angezeigt werden
bild kann nicht angezeigt werden
Ich bin ein Omnivor mit Tendenz zum Carnivor!
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 21 Jun 2006, 01:24
avatar
Vordiplom
*****

Punkte: 638
seit: 29.04.2006

wie anders überlegt?
warum anders überlegT?
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 21 Jun 2006, 02:00
avatar
Marlboro-Man
*******

Punkte: 1191
seit: 28.06.2005

Das vermeintliche Ende

Es ist Dienstag. Lange habe ich auf diesen Tag gewartet, meistens jedoch gefürchtet.

6 Uhr klingelt der Wecker. Eine überaus unangenehme Teit für mich, um aufstehen zu müssen. Jedoch gibt es heute einen besonderen Anlass, also quäle ich mich notgedrungen aus meiner warmen Umgebung.
PC an, duschen gehen, anziehen. Für frühstücken ist keine Zeit mehr. Wie immer eigentlich. Noch schnell die Flasche mit Wasser aufgefüllt, nich das meine Nierchen wieder rummäkern und los gehts. Eigentlich hab ichs nicht weit. Einfach mit der 72 zum Hauptbahnhof, dann in die 10, 3 Stationen und schon bin ich da: Bahnhof Mitte. Das Gebäude, das mein Ziel ist, steht keine 100 Meter entfernt. Ich schau auf die Uhr. 7:30. Ok...noch Zeit für eine Zigarette. Paff, paff...
Wor dem Gebäude sehe ich Leute, wie mich. Gehetzter Ausdruck im Gesicht, aufgesetztes Lächeln, nasser Schweiß auf der Stirn. Ich geh an ihnen vorbei. Ins Gebäude, 4 Etagen hoch, in den Raum 421. Schriftliche Prüfung. 1 Stunde Aufgaben beantworten. Danach? Besser als gedacht.
Ich schau auf die Uhr. 10 Uhr. Eine Menge Zeit. Was mach ich jetzt? Umziehen, Sachen holen, Mittag essen. Möglichst normal erscheinen. Freundlich sein. Notgedrungen Konversation treiben.
15:30. Ich erfahre, dass meine praktische Prüfung um eine Stunde vorverlegt wurde. Na, welch ein Glück ich doch heute wieder habe. Vorteil: Mein Körper hat meine sonst üblichen Anzeichen von Lampenfieber aufzuweisen.
Praktische Prüfung. Halbe Stunde. Besser als gedacht. Nettes Gespräch mit der Jury. Alles wunderbar. Ich freu mich. Gutes Gefühl beim rausgehen und beim Warten, denn ich bekomme ja noch eine mündliche Einschätzung.
Oberstes Jurymitglied erscheint.
"Es sieht wohl so aus, als ob das mit ihrem Musikstudium nichts wird. Wahrscheinlich müssen sie bei ihren beiden Fächern bleiben..."

Niedergeschlagenheit, Trauer

und trotzdem...aufgesetztes Lächeln für den Prüfer, für die anderen Bewerber...und für mich selber?


--------------------
Hatschi - I'm sorry, I'm just allergic to bullshit... (Will Smith)
Nerv nich...ich bin grad bizzy... (Zappelfry)
Er ist tot - es war Selbstmord durch Polizei...
Ich will keinen Penis... (onkelroman)
Es geht um Lehm oder Tod... (onkelroman)
Die Uni ist meine Freundin... (loco)
Gegenrichtung A9: Stau durch Gaffer... (Radio PSR)
"Unterschied zwischen Fleisch- und Blutpenis?" "Naja, Blutpenis sieht aus, wie ein Mikropenis..." "Na dann ein Blutpenis..." (Nr. 1: lusch3, Nr. 2: loco)
Die hat einen Baumstamm im Mund und muss auch noch gut aussehen... (oZmann)
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 23 Jun 2006, 00:19
avatar
2. Schein
**

Punkte: 109
seit: 12.10.2005

Bloß keine Filzstifte schenken


Dass er malen kann habe ich mir gedacht. Er malt Bilder in seinem Kopf. Ich glaube nicht dass er mit Papier und Kohle etwas anfangen kann, obwohl er viele kunstvolle Bilder an seinen Zimmerwänden hängen hat, aber die seien nicht von ihm. Eins hängt über der Tür, leicht nach vorn gekippt, damit es jeden der hochschaut direkt anspringt. Darauf zu sehen ist ein Mann, der sich eine Pistole an den Kopf hält und so aussieht als hätte er schreckliche Angst den letzten Schritt zu wagen. Ich habe nie gefragt, warum er dieses Bild über dem Türrahmen hängen hat. Ich habe ihn vieles noch nicht gefragt. Es gibt doch noch so viel zu beobachten – ohne dabei mühevoll Worte zu verschwenden. Wenn ich alles um ihn herum in mich aufgesogen habe, werde ich ihn wohl das eine oder andere fragen. Zum Beispiel warum er so tolle Kopfbilder malen kann. Aus seinen Bildern werden Texte und diese Texte sind umwerfend. Vielleicht liegt es an den Farben, die er zum schreiben benutzt. Farben sind Charakterzüge hat er mir einmal erklärt. Er sieht Menschen und denkt in Farben.
Ich bekam ein Geschenk von ihm. Ich war ein wenig überrascht, dass ein Mensch, von dem ich nicht viel mehr wußte, als dass er Farben mag, mir ein Geschenk macht. Ich riss die weihnachtliche Verpackung auf und lächelte. Natürlich! Es waren Buntstifte: Herlitz 1 Euro 99. Es war kein nach Aufmerksamkeit bettelndes Geschenk. Es war ein Versuch, mir etwas mitzuteilen. Etwas von dem ich nicht wusste, ob ich es hören wollte oder nicht. Also malte ich ihm mit seinen Farben ein Bild von mir. Das Bild was ich ihm zeigen wollte. Ich malte es in meinen Farben; grell, laut und unvorsichtig. Ein Bild für das er die Materialien ja bereits ausgewählt hatte und somit den Umfang meines Abbilds bestimmte. Er hätte mir auch Filzstifte schenken können, Stifte die auf mindestens die nächsten zwei Seiten des Malblockes durchdrücken, aber das wäre zu aufdringlich gewesen. Bestimmt wusste er das. Er schenkte mir Buntstifte. Ich schickte ihm mein von seinen Farben bestimmtes Bild und einen Bleistift. Nicht, dass ich ihm Farbe nicht zugetraut hätte, aber ich wollte dass er es vorsichtig angehen lässt. Und wie der Typ auf dem Bild hatte ich schreckliche Angst den letzten Schritt zu wagen. Ich wollte nicht abdrücken und damit etwas ins Rollen bringen, das ich nicht mehr kontrollieren kann. Ich wollte unsere Farben nicht vermischen. Schwarz und Bunt. Er war mein perfekter Gegenpol, dennoch zog er mich an. Und ich ließ mich von ihm malen. Aber den letzten Schritt wollte ich vorerst nicht wagen.
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 23 Jun 2006, 12:27
avatar
eXma Poltergeist
*********

Punkte: 6729
seit: 20.10.2004

Habe gestern beim Einschlafen dieses "Ding" hier im Kopf geschrieben. Es scheint eine Art Lied zu sein,
ein Gedicht, eine Geschichte, Fabel, was auch immer, keine Ahnung. Ich gut genug, um hier zu erscheinen. Sorry, ist wohl etwas lang geworden, kann nichts dafür, es wusste selber wanns am besten zu Ende war.

Der tapfere Wandersmann

Ein schöner junger Wandersmann
war eilgen Schrittes unterwegs
dem Pfad des Glückes folgend,
den auf Geheiß des Schicksals er genommen.

Und erklommen
hatte er bereits so manche Steigung,
viele Tunnel ohne Licht und durchs
häßlichste Dickicht hindurch
sich filigran er fortgemüht.

Immer aufrecht, immer treu,
immer standhaft, nimmer scheu,
obgleich die Wut heiß in ihm glüht.

Denn oftmals schon hat er sich geschunden,
das heilge Glück noch nicht gefunden.
Was ihm bisher von der Wallfahrt blieb ist
abzuzählen an fünf Fingern,
unberingt die armen Dinger,
schwielig, rissig und vernarbt - beim vielen Hinfalln aufgescharrt.

Die Umstände vielleicht nicht gut,
geht er trotzdem wohlgemut den Weg
und widersetzt sich täglich dem Verzagen,
denn viel Schönes steht am Wegesrand,
für das es sich doch lohnt zu ertragen
manches Leid und manche Pein
vergehen ach im Sonnenschein der vielen magischen Momente.

Das Loch war groß und ziemlich tief,
in das man ihn auf einmal stieß.
Abgetarnt mit Busch und Strauch konnt er es nicht erkennen,
musste gerade zu hineinrennen
und schlug hart auf dem Boden auf,
dem bitter kalten mit Grabesduft verhallten Grunde seiner Wirklichkeit.

Das war zuviel,
aus und vorbei!
Der Zorn, die Wut, der Hass wurd frei,
die grausam sind und schön zugleich,
die vor geraumer Zeit schon Pflanzten ihre Samen
ließen sich nähren vom Gestolper,
zerfraßen den armen.

Zeter und Mordio schrieh der arme Thor!
Wie kann es sein? Warum das mir?
War ich nicht standhaft, aufrecht, treu?
Hab nie falsch gespielt, nichts verbrochen
und trotzdem kommt ihr angekrochen!
Feige Mordbuben, Spießgesellen!
Wie könnt ihrs wagen mir dies Loch zu stellen?

"So haltet ein!", rief eine Stimme, "wollt ihr denn nicht begreifen,
dass das blöde Rumgekeife euch aufs Kurze Frieden schenkt,
doch auf Dauer wohl nicht aus dieser Grube bringt!".

Der Wandersmann hielt sofort inne
und fragte jene gute Stimme,
wie soll ers denn wagen
diese Last zu tragen
der Welten, die über ihm zusammenbrachen.

"S gibt natürlich keine Lösung,
keine Schönung, keine Hilfe, keinen Halt!"
So schallt die Stimme übers Feld.
"Das Patentrezept es ward verloren,
sofern es überhaupt jemals geboren.
Die Grube ist für jeden da!
Ein jeder kommt und stolpert rein,
bricht sich ein Bein, fängt an zu schrein.
Du bist nur einer unter vielen,
die sich in dieser Grube siehlen.
Und jetzt mach Platz, denn ich sehe schon
den nächsten Wandrer am Horizont."

"Was soll dann diese Falle hier?"

"Hast dus denn noch immer nicht kapiert?"

"Nein!"

"Du sollst dran wachsen, nicht zerbrechen.
Die Grube ward gebaut von frechen Dieben,
Menschen ohne Sinn und Pfand
schafften lange Jahre Hand in Hand,
um zu Fall zu bringen die mit Verstand."

"Dummheit, Gier und Unverstand,
Elefantenfüße, Krallenhand,
Idiotie und großer Rand
daraus sind sie heut geschnitzt
die Damen und Herren Möchtegern,
doch will ichs dir nochmal erklären,
dass die meisten nicht mehr wert sind als Dreck,
doch längst nicht alle und hier liegt der Trick,
denn diese gilt es zu erkennen!"

"Den Rest kannst du getrost verbrennen."

"So sei es, wahr gesprochen,
ich werd mir meine Lehre reimen,
dass nicht alle Menschen böse sind,
es meist gut meinen,
was noch schlimmer ist, mich jedoch nicht mehr trifft."

So zog den tapfren Wandersmann
die hand des Willens, des Verstands,
der Einsicht und des frohen Mutes,
aus der kalten dunklen Grube.

Die Sonne schien und nur für ihn,
so wollt er gerne weiterziehn.
Da auf einmal wusste er,
wusste nur nicht mehr woher,
hatte die Gewissheit aber,
dass vom Wege er nicht weichen soll,
denn für die wankelmütigen, die Diebe,
ehrlos, treulos, hundsgemeinen Messerschmiede
hat das Schicksal etwas aufgehoben.

Eine Grube - ohne Boden

ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 23 Jun 2006, 15:33
avatar
2. Schein
**

Punkte: 90
seit: 29.04.2004

shocking.gif weeping.gif


biggrinthumb.gif


--------------------
<+n> grundsatz ist: wo kein kläger ist, ist auch kein schuldiger
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 23 Jun 2006, 17:07
avatar
Zirpende Grille
*********

Punkte: 3688
seit: 17.06.2004

applause! smile.gif
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 23 Jun 2006, 17:13
avatar
Ivan
*********

Punkte: 3352
seit: 01.04.2006

Stormi du kleiner Pött. Da muss ich ja demnächst mal eins drauflegen.

Und die moral von der Geschicht: Wer anderen eine Grube gräbt fällt selbst hinein.

Dieser Beitrag wurde von No Name: 23 Jun 2006, 17:14 bearbeitet
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
1 Nutzer liest/lesen dieses Thema (1 Gäste)
0 Mitglieder: