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Hamburg - Schulreform abgelehnt

Hamburger Volksentscheid über Reform der Schule
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post 19 Jul 2010, 00:01
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De Puta Madre
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Punkte: 1001
seit: 01.10.2003

Zitat
Schlappe für den schwarz-grünen Senat: Hamburgs Bürger haben den Gesetzentwurf zur sechsstufigen Grundschule abgelehnt.
...
Landeswahlleiter Willi Beiß sagte am Sonntagabend, 276.304 Bürger hätten für den Erhalt der vierjährigen Grundschulen gestimmt. Damit ist den Gegnern der Reform, die sich in der Initiative "Wir wollen lernen" zusammengeschlossen haben, der Sieg nicht mehr zu nehmen. Der Senatsantrag, mit dem die Primarschule eingeführt werden sollte, erhielt nur rund 215.000 Stimmen.


Quelle: http://www.sueddeutsche.de/karriere/volkse...elehnt-1.976627

Erstaunlich finde ich, dass obwohl CDU/Grüne/SPD und Linke mit Werbekampagnen für die Reform geworben haben, diese trotzdem keine Mehrheit bei den Bürgern bekommen haben.

Sind Medien/Medienkampagne also in unserer (Medien)demokratie doch überbewertet und der Bürger lässt sich nicht durch massiven Werbeeinsatz, Parteizugehörigkeit oder Lobby umstimmen?

Volksentscheide haben durch das strenge Nichtrauchergesetz in Bayern und die Schulreform in Hamburg wieder an Stärke und Glaubwürdigkeit gewonnen. Zuvor hatte man stärkere Angst davor gehabt, dass der Wähler nur nach Parteibuch, persönlichem Nutzen oder besserer Werbekampagnen wählt.


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post 19 Jul 2010, 02:18
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Diplom
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seit: 16.05.2007

Na ja, mit einer 56% Mehrheit aller abgegebenen Stimmen bei unter 40% Wahlbeteiligung würd ich das jetzt nicht als so eindeutig bezeichnen. Ich find es beachtlich das fast 87% per Briefwahl abgestimmt haben.
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post 19 Jul 2010, 03:06
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De Puta Madre
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Na das erstaunliche ist doch, dass die Gegner ohne Unterstützung von den politischen Parteien also gegen sie angetreten sind und dann überhaupt eine Chance zu gewinnen gehabt zu haben.

Auch beim Thema Euro hätte ein Volksentscheid wahrscheinlich die Einführung dessen verhindert. Man stelle sich vor, alle Parteien hätten beim Entscheid der Waldschlösschenbrücke, sich gemeinsam für oder gegen den Bau ausgesprochen. Stellt sich die Frage, ob dieses das Ergebnis überhaupt geändert hätte.

Beim Entscheid von Hamburg sieht man die Unterschiede in der Entscheidungsfindung zwischen parlamentarischer Demokratie und direkter Demokratie.
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post 19 Jul 2010, 03:43
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Diplom
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Punkte: 1811
seit: 16.05.2007

Ob es die Sache deshalb besser macht oder ob diese Entscheidung einfach nur mangelnde Erklärungskompetenz oder - viel schlimmer - mangelndes Vertrauen in die Politik ausdrückt ist für mich die entscheidendere Frage.
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post 19 Jul 2010, 09:59
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Frau Dachs
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seit: 17.03.2009

Was haben die denn eigentlich gegen 6 Jahre Primarschule einzuwenden? Hamburg gehört zu den Bundesländer, die am schlechtesten bei PISA und Co. abschneiden. Da sollten die mal über eine Reform nachdenken. Und die Kinder länger gemeinsam lernen zu lassen, halte ich nicht für die schlechteste Idee.
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post 19 Jul 2010, 10:16
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... und der Rest ist Schweigen.
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Punkte: 4439
seit: 03.05.2005

Zitat(Schlummerpieps @ 19 Jul 2010, 09:59)
Was haben die denn eigentlich gegen 6 Jahre Primarschule einzuwenden? Hamburg gehört zu den Bundesländer, die am schlechtesten bei PISA und Co. abschneiden. Da sollten die mal über eine Reform nachdenken. Und die Kinder länger gemeinsam lernen zu lassen, halte ich nicht für die schlechteste Idee.
*


Die (nationale) PISA-Studie zeigt vor allem, dass das Schulsystem keinen großen Einfluß auf die Ergebnisse der Bundesländer hat... sozialer Background/Integration von Einwandererkindern is the key.

On Topic: egal wie dolle geworben und politisiert wird, der "einfache Bürger" beansprucht auch eigenes Expertentum und in der Regel ist er gegen Veränderungen von Dingen, die er nicht als akut störend empfindet. Der "einfache Bürger" ist überall da Experte, wo es um Dinge geht, die er selbst erlebt hat, z.B. Schule... und keine Statistik oder Vernunft oder grandiose Idee eines Gremiums oder von sonstwem kann SEINE persönliche Erfahrung an Bedeutung übertrumpfen. (Der "einfache Bürger" ist weder Experte für Geld noch für Brücken... da kann man ihm alles erzählen...)


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Ich bin nur noch bis 31.05.2017 in DD, danach weit weg... last orders please! #DDexit #nocheinstudentenclubsauftritt #bestelesung


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post 19 Jul 2010, 10:20
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Voll Laser
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Punkte: 1430
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Zitat(Binhpac @ 19 Jul 2010, 00:01)
.... Zuvor hatte man stärkere Angst davor gehabt, dass der Wähler nur nach Parteibuch, persönlichem Nutzen oder besserer Werbekampagnen wählt....
*


Ich denke der Sinn eines Bürgerentscheides ist es, dass jeder nach seinem persönlichem Nutzen wählt und nicht nach dem Nutzen eines Anderen.

Dieser Beitrag wurde von I.I: 19 Jul 2010, 10:23 bearbeitet


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post 19 Jul 2010, 10:34
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versucht
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manchmal ist es das nicht...zum Beispiel, wenn es um die Bildung deiner (oh Gott) Kinder geht, oder um die Streichung der Elblandschaft aus dem Weltkulturerbe-Katalog..


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post 19 Jul 2010, 10:48
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Herr Dachs
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bei letzterem hat doch das volk entschieden wink.gif
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post 19 Jul 2010, 14:02

3. Schein
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seit: 17.05.2008

Aber unter Vortäuschung falscher Tatsachen (bzw. falscher Aussagen der UNESCO).
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post 19 Jul 2010, 14:36
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Diplom
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Nun hört mal auf wegen der Brücke und dem ach so schlimmen Titelverlust zu ningeln. Mir hat keiner irgendwas vorgetäuscht und ich habe trotzdem für die Brücke gestimmt. Die Brücke ist wichtig - und sie war da auch seit >60 Jahren geplant.

Hier gehts es ja allgemein um Volksentscheide - und ich glaube das Ergebnis in Hamburg hängt auch stark mit der wählenden Bevölkerungsgruppe zusammen. Lt der Quelle im Ausgangspost war die Beteiligung in den reformfeindlichen bürgerlichen Vierteln überdurchschnittlich hoch. Eine längere Grundschulzeit wäre ja denk ich eher den ärmeren und/oder weniger gebildeten Schichten zugute gekommen, da deren Kinder so eine chance gehabt hätten länger mit den Kindern aus dem Bildungsbürgertum zusammen zu lernen und so auf ein ähnliches Niveau zu kommen.
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post 19 Jul 2010, 15:30
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Nu, so isser halt.
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Punkte: 801
seit: 06.12.2005

Zitat(JanLo @ 19 Jul 2010, 14:36)
[...]

Hier gehts es ja allgemein um Volksentscheide - und ich glaube das Ergebnis in Hamburg hängt auch stark mit der wählenden Bevölkerungsgruppe zusammen. Lt der Quelle im Ausgangspost war die Beteiligung in den reformfeindlichen bürgerlichen Vierteln überdurchschnittlich hoch. Eine längere Grundschulzeit wäre ja denk ich eher den ärmeren und/oder weniger gebildeten Schichten zugute gekommen, da deren Kinder so eine chance gehabt hätten länger mit den Kindern aus dem Bildungsbürgertum zusammen zu lernen und so auf ein ähnliches Niveau zu kommen.
*


Dazu fand ich folgenden Kommentar von diesem komischen Anwaltsblogger lustig/traurig und passend:

Zitat
Herzlichen Glückwunsch an die Hamburger. Es wird auch zukünftig genug Müllmänner geben.
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post 19 Jul 2010, 15:43
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eXma Poltergeist
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Punkte: 6729
seit: 20.10.2004

Ehrlich gesagt, habe ich diesen Kompromissvorschlag auch eher für ungünstig gehalten. Wenn schon, dann hätte es eine totale Umwandlung in 10 Jahre Einheitsschule und danach auf Wunsch noch 2-3 Jahre Sek II geben müssen. Alles andere ist den Aufwand und die Gelder für den Bildungslandschaftsumbau nicht wert.

Die Gegner der Reform indes, kritisieren jedoch nicht solcherlei wirklich relevante Schwachstellen des Vorschlags, sondern meistens einzig und allein das Gespenst von der kommunistischen Gleichmacherei. Ferner gibt man sich auch mit einem "Das haben wir schon immer so gemacht" zufrieden.

Pro und Kontra gibts im SPON*
Bezahlzitat (Kontra):

aber im Großen und Ganzen ist es richtig, bei dem einen System zu bleiben und nicht ständig an Strukturen zu rütteln. Das bestätigen auch einschlägige Bildungsexperten.

Ich wehre mich ja immer noch gegen den Gedanken, dass diese einschlägigen Bildungsexperten ebenfalls irgendwelche Glucken Hausfrauen sind.


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post 19 Jul 2010, 15:45
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Straight Esh
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Punkte: 14030
seit: 01.10.2003

Ich finde, dieser Bürgerentscheid ist nur ein kleiner Schritt. Da es in Hamburg sowieso nur noch zwei höhere Schulformen gibt, die beide zum Abitur führen, war die Entscheidung über das zusammen Lernen bis zur 6. Klasse eher marginal.

Interessanter ist eher, dass sämtliche Parteien einer Meinung waren. Das hat man sonst bei Volksentscheiden nicht so. Dort sind die Meinungen meist genauso gestreut wie im Volk (was auch gut so ist, denn das Parlament soll ja das Volk repräsentieren). Warum also diese Konstellation?
Sind die Politiker in Hamburg so welt-/volksfremd?
Oder entscheidet hier, wie schon Giovanni sagt, der Experte "Ich war auch mal auf der Schule"?
Oder hat einfach die Politik versagt die richtigen Gründe für diesen Schritt richtig zu kommunizieren?
Oder gibt es Gründe, die man dem Volk verschweigen muss?


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bonum agere et bonum edere,
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post 19 Jul 2010, 16:20
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De Puta Madre
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seit: 01.10.2003

Die Hamburger Wahl galt als Gradmesser zu wievielen Änderungen im Schulsystem man in Deutschland bereit war und damit eine Niederlage für alle, die für "skandinavische Verhältnisse" geworben haben.

Das Minarett-Verbot in der Schweiz war doch auch so ein Ding, wo man hinterher empört gewesen ist, wie das Volk abgestimmt hat.

Spricht das jetzt für mehr oder gegen mehr demokratische Selbstbestimmung, wenn das Volk eine andere Meinung als ihre gewählten Politiker vertreten?
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