Einmauern ist auch (k)eine Lösung. »Nach dem Zug der Freiheit folgt nun der Mauerbau.« Diese lapidare Mitteilung vom Kultur Aktiv e.V. hat‘s in sich. Denn zuvor hatte der gemeinnützige Verein, der in Dresden durch Festivals wie »Pragomania«, Aktionen wie »Kulturprozent« oder das Ausstellungsprojekt »Zug der Freiheit« auf sich aufmerksam machte und für seine vorzüglichen Osteuropakontakte bundesweit und international geschätzt wird, angekündigt, aufgrund der prekären Finanzsituation seinen Bürobetrieb einzustellen. Die Versteigerung der Vereinsmitglieder im Rathaus, die sich symbolisch für diverse Dienstleistungen verpflichteten, erbrachte immerhin 618 Euro und 34 Cent. An Kreativität und Ideen mangelt‘s bei Kultur Aktiv jedenfalls nicht. Nun haben sich Mirko Sennewald und seine bis zu 35 Kulturaktivisten im Büro, für das sie die Miete nicht mehr lange aufbringen können, also eingemauert, um klar zu machen, dass sie sich nicht länger von der Stadt mit Almosen abspeisen lassen wollen. 5.000 Euro haben sie vom Kulturausschuss als Basiskosten genehmigt bekommen, 70.000 waren als Bedarf angemeldet. Die Lücke ist nicht zu schließen; auch nicht mehr mit Selbstausbeutung und prekären Arbeitsverhältnissen. Das ist kein Einzelfall in der freien Kulturszene der Stadt. Im Nachbarbüro, beim Dresdner Stadtmusikanten e.V., der sich um die junge Musikerszene der Stadt verdient macht, sind die Lichter bereits ausgegangen. So war der personelle, organisatorische und fi nanzielle Aufwand für den beliebten musikalischen Weihnachtskalender der Stadtmusikanten einfach nicht mehr zu bewältigen. Deshalb werden sich im Dezember erstmals seit 5 Jahren keine Dresdner Türen, Hinterhöfe oder Fenster mehr für musikalische Überraschungsdarbietungen öffnen. Mirko Sennewald vom Kultur Aktiv jedenfallsbeweist nicht nur Galgenhumor, wenn er laut darüber nachdenkt, seinen Vereinssitz bundesweit an die meistbietende Stadt zu versteigern. Wenn das Schule macht, wird Dresden ärmer. Frohe Weihnachten und ein besseres neues Jahr wünscht...
Heinz K.
aus dem aktuellen dresdner