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Vollständige Version anzeigen: Das Facebook-Desaster
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mcnesium
Ich weiß, man soll nicht auf am Boden Liegende treten, aber Captain Obvious hat mal wieder laut gedacht:

Vertuschte Skandale: Facebook ist einfach nicht zu trauen

Facebook weiß viel über sich selbst. Immer wieder untersuchen interne Teams das eigene soziale Netzwerk. Sie finden dabei heraus, dass eine Änderung des News Feeds die Nutzer:innen aggressiver statt gesünder macht. Sie wissen, dass Instagram viele junge Menschen und vor allem Mädchen schädigt. Und wider besseres Wissen nimmt das Unternehmen Prominente von den Moderationsregeln aus, die zuweilen ungehindert Rachepornos posten oder rassistisch hetzen.

Nach außen dringt aber oft nur etwas, wenn Mitarbeiter:innen die vertuschten Erkenntnisse an die Medien leaken – zuletzt an das Wall Street Journal, das jüngst in einer Artikelserie interne Facebook-Unterlagen veröffentlichte. Einmal mehr bestätigen die Enthüllungen, wie doppelzüngig das Unternehmen tickt. Selbst das Facebook Oversight Board, das dem Konzern bei schwierigen Moderationsentscheidungen helfen soll, fühlt sich hinters Licht geführt, weil es elementare Informationen oft erst aus der Presse erfährt.


mcnesium
Zitat(iggi @ 04 Oct 2021, 19:43)


Nur ne Nebelkerze! Eigentlich geht's darum:

Facebook-Leaks: Whistleblowerin erhebt schwere Vorwürfe gegen Facebook

mcnesium
Facebook-Skandal der Woche: geheime Absprachen mit Google im Online-Werbemarkt.

[attachmentid=61140]

Oink
Schrems bezeichnet die irische Datenschmutzbehörde, als „Vom Steuerzahler finanzierter Handlanger Facebooks“.
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Der österreichische Jurist und Datenschützer Max Schrems hat jetzt die irische Datenschutzbehörde bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft angezeigt.

Bin mal gespannt, wie sehr sich das reaktionäre Alpenreich und die datenschutzbremsende Steuervermeidungsinsel juristisch tatsächlich an die Gurgel gehen werden... sleeping.gif
mcnesium
Die Kernpunkte der Facebook-Papers nochmal zusammengefasst für die Generation Insta-Story:
(ich wollte erst noch die Floskel "leicht verdaulich" einbauen, aber eigentlich wär das glatt gelogen)

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mcnesium
Dr. Stefan Brink, seines Zeichens Landesdatenschutzbeauftragter in Baden-Württemberg und Clarissa Henning, seine Referentin haben mal einen Artikel zusammengezimmert, der zum Nachdenken anregen sollte:

Öffentliche Stellen: Raus aus Facebook, Twitter, TikTok!

Ein paar Zitate:

Wichtige Informationen – sei es von der Polizei, einem Ministerium, dem Rathaus oder einer Bildungseinrichtung – sollten, nein: dürfen nicht über diese gemeinschaftsschädlichen und freiheitsgefährenden Plattformen gesendet werden. Auf diese Weise zwingen sie ihre Bürger, denen zu dienen sie bestimmt sind, auf die Verwertungs- und Manipulationsplattformen der Platzhirsche.

Ein Staat, der seine Kommunikation mit der Bürgerschaft auf Kanäle beschränkt, welche deren Informationsinteressen zu eigenen wirtschaftlichen Zwecken ausbeuten und gleichzeitig die Grundlagen unserer Gemeinschaft unterminieren, handelt offen widersprüchlich und damit erkennbar falsch.

Öffentliche Stellen haben die Pflicht, den irregulären Regularitäten der Social Media-Monopolisten entgegenzutreten. Sie müssen es besser machen. Staatliche Informationen müssen in einem ersten Schritt auch über alternative Kanäle wie Mastodon oder PeerTube verbreitet werden, deren Geschäftsmodell nicht den Kollateralschaden in Kauf nimmt, demokratische Grundpfeiler zu unterminieren.

Ich hoffe, dass sich zumindest die TU-Dresden mit ihrer neuen Social Media Offensive dazu mal positioniert (Anfrage ist raus). Aber auch die Studentenclubs und der VDSC könnten sich ruhig ein paar Gedanken dazu machen, inwiefern das Auftreten auf Insta und Co. zum eigenen Selbstverständnis passt.

mcnesium
Zitat(mcnesium @ 15 Mar 2022, 19:11)
Ich hoffe, dass sich zumindest die TU-Dresden mit ihrer neuen Social Media Offensive dazu mal positioniert (Anfrage ist raus). *

In einem Off-the-record-Gespräch mit dem TUD-Pressesprecher Social Media kamen die erwartbaren Argumente "wir müssen da sein wo die Leute sind" und "wir konkurrieren mit anderen Unis" zur Anwendung. Letzteres ist natürlich wirklich äußerst tragisch, aber dann doch ein etwas anderes Thema. Sei es drum, momentan wird halt gemacht, was alle anderen auch machen.

Allerdings hat im Nachgang des oben zitierten NP-Artikels die Konferenz der unabhängigen Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder (kurz: Datenschutzkonferenz, DSK) stattgefunden, auf der unter anderem auch der Betrieb von Facebook-Fanpages (lol sic!) von öffentlichen Einrichtungen besprochen wurde. Dazu entstand ein Kurzgutachten (40 Seiten) mit dem offensichtlichen Ergebnis:

Für die bei Besuch einer Fanpage ausgelöste Speicherung von Informationen in den
Endeinrichtungen der Endnutzer:innen und den Zugriff auf Informationen, die bereits in der
Endeinrichtungen gespeichert sind, sowie für die Verarbeitungen personenbezogener Daten, die von
Seitenbetreibern verantwortet werden, sind keine wirksamen Rechtsgrundlagen gegeben. Darüber
hinaus werden die Informationspflichten aus Art. 13 DSGVO nicht erfüllt.


Wow! Unsere Steuergelder bei der Arbeit.

Selbstverständlich hat die sächsische Datenschutzbeauftragte Juliane Hundert (jemand schon mal was von der gehört?) sich nicht nehmen lassen, daraus eine Pressemitteilung zu formulieren, mit der Punchline:

Kann eine Behörde die datenschutzrechtliche Konformität ihrer Fanpage-Nutzung nicht nachweisen,
muss sie ihre Seite deaktivieren
.

sleep.gif

…jedenfalls hat diese Ansage das Rektorat der TUD dazu bewogen, einen Termin mit dem Social Media Team und dem Datenschutzbeauftragen der TUD anzuberaumen, in dem möglicherweise das weitere Vorgehen diskutiert werden könnte. Der findet aber erst noch statt.

Nicht dass man vielleicht als öffentliche Anstalt mit Bildungsauftrag auch mal von selbst ein bißchen Progressivität an den Tag legen könnte… rolleyes.gif

abadd0n
Zitat(mcnesium @ 05 Apr 2022, 14:33)
Nicht dass man vielleicht als öffentliche Anstalt mit Bildungsauftrag auch mal von selbst ein bißchen Progressivität an den Tag legen könnte…  rolleyes.gif
*

Hier liegt meiner Meinung nach das primäre Handlungsvakuum: Ich würde von der TUD nicht verlangen, sich gänzlich aus allen bösen Socialmedia-Plattformen zurück zu ziehen, sondern zusätzlich alternative Wege zu gehen.

Erstens sollte die TUD auf allen wichtigen Alternativ-Kanälen vertreten sein und dort auch Content liefern. Also bspw. die ActivitiyPub-basierten Dienste, die man entweder selbst betreiben oder in Kooperation mit regionalen NGOs (je nach dem) betreiben könnte. Um es plastisch zu machen, ich meine:
(Und natürlich Matrix statt WhatsApp, logisch. Zähle ich aber nicht als SocialMedia-Plattform den Crap, spielt für TUD erstmal auch keine Rolle. Hoffe ich. ^^)

Zweitens sollte man die bösen Plattformen als Sprungbretter auf die eigenen Kanäle weiter (aus-)nutzen! Aber ohne Content zu liefern natürlich. Man sollte weiter Veranstaltungen auf Facebook posten, jedoch nur als Link - entweder auf die eigene Webseite oder eben die Facebook-Alternative für Events, Mobilizon.

Die Kommentarfunktion sollte man auf der gesamten Fanpage und bei Events überall deaktivieren, sodass die Nutzer zur Interaktion Facebook verlassen müssen.

Diese Vorgehensweise fände ich als adhoc-Strategie kurzfristig sinnvoll. Man muss die Nutzenden erstmal vorsichtig an die neuen Plattformen gewöhnen und bissl anfüttern. Gleich komplett abschalten fände ich zwar besser, allerdings würde das Nachteile für die Beteiligten mit sich bringen, die man vielleicht umschiffen kann.

Meta-Meta: ich denke, man muss dieses Übel von Grunde auf, nicht nur von der Wurzel, sondern vom Nährboden her ausmerzen. Wenn man es einfach nur platt verbietet, sucht es sich neue Wege in unsere Herzen. Daher lieber mit Bedacht an den Alternativen arbeiten, damit solche Konzerne irgendwann überflüssig sind.

abd2ct
mcnesium
Facebook Doesn’t Know What It Does With Your Data, Or Where It Goes: Leaked Document
“We do not have an adequate level of control and explainability over how our systems use data,” Facebook engineers say in leaked document.

move fast, break things burnfart.gif

mcnesium
Zitat(mcnesium @ 15 Mar 2022, 19:11)
Öffentliche Stellen haben die Pflicht, den irregulären Regularitäten der Social Media-Monopolisten entgegenzutreten. Sie müssen es besser machen. Staatliche Informationen müssen in einem ersten Schritt auch über alternative Kanäle wie Mastodon oder PeerTube verbreitet werden, deren Geschäftsmodell nicht den Kollateralschaden in Kauf nimmt, demokratische Grundpfeiler zu unterminieren.
*


Europa legt vor und launcht sich selbst eine Peertube- und eine Mastodon-Instanz. So schnell kanns gehen, danke Elon Musk biggrin.gif

mcnesium
Endlich mal wieder eine positive Nachricht:

Meta muss 390 Millionen Euro Bußgeld zahlen

Anfang Dezember 2022 entschied bereits der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA), dass der US-Konzern die personenbezogenen Daten von europäischen Nutzern in unzulässiger Weise für Werbung verwendet. Die DPC hatte anschließend einen Monat lang Zeit, auf Basis des verbindlichen EDSA-Beschlusses den Bescheid gegen Meta zu erlassen.
abadd0n
Die Stiftung Warentest berichtet über erste Urteile nach erfolg­reicher Hacker-Attacke auf Facebook/Meta
und stellt sogar eine Musterbrief-Datei bereit und rät dazu, selbst aktiv zu werden! blink.gif

So schlimm ist es.

Zusammenfassung des Artikels:

Miss­brauch von Facebook-Funk­tion. Über den Miss­brauch einer nicht richtig gesicherten Facebook-Funk­tion griffen Hacker die Daten Hunderter Millionen Facebook-Nutzer ab, sechs Millionen davon in Deutsch­land.

Recht auf Schmerzens­geld. Erste Urteile bestätigen: Facebook hätte die Daten der Nutzer besser schützen müssen. Betroffenen steht bis zu 3 000 Euro Schmerzens­geld zu. Die Urteile sind aber noch nicht rechts­kräftig.

Prüfung. Ob Sie betroffen sind, können Sie schnell und unver­bindlich prüfen, zum Beispiel über die Seite haveibeenpwned.com („Have I been pawned?“, auf Deutsch in diesem Zusammen­hang: Wurde ich über­nommen?): Mobil­funk­nummer eingeben und los geht‘s. Wichtig: Geben Sie statt der 0 die 49 für Deutsch­land an. Beachten Sie: Das US-Angebot ist gemessen an der Daten­schutz­grund­ver­ordnung in Europa rechts­widrig. Bei Nutzung werden Daten von Ihnen ohne ausreichende Rechts­grund­lage über­tragen. Der Betreiber der Seite gilt aber als seriös und steht nicht im Verdacht, Daten zu miss­brauchen oder weiterzugeben. Sie sind aber recht­lich nicht ausreichend gegen den Zugriff von US-Behörden abge­sichert.

Forderung. Die Rechts­experten von test.de empfehlen: Fordern Sie zunächst selbst Schaden­ersatz von Facebook-Mutter­konzern Meta. Die test.de-Experten helfen mit einem Mustertext mit genauer Anleitung. Aufwand: Einmal zur Post und höchs­tens 7,60 Euro Porto für den rechts­sicheren Versand.

Rücken­wind. Auch der oberste Daten­schützer in Irland ist der Meinung: Facebook hat gegen Daten­schutz­regeln verstoßen. Er verhängte ein Bußgeld in Höhe von 265 Millionen Euro.

Antwort. Meta nimmt die Forderungen offen­bar sehr ernst. Als Antwort kommt jedenfalls in einzelnen Fällen ein Schreiben von der renommierten Groß­kanzlei Freshfields. Sie weist die Forderung zurück. test.de über­zeugt das Schreiben der Kanzlei nicht. Betroffene ohne Rechts­schutz­versicherung sollten weitere Urteile abwarten. Wer eine Rechts­schutz­versicherung hat, kann Rechts­anwälte – möglichst mit einschlägigen Erfolgen – beauftragen.

Weitere Daten­pannen. Etliche weitere Daten­pannen unter anderem beim Kurz­nach­richten­dienst Twitter, Streaminganbieter Deezer, Fahr­dienst Uber oder Vermögens­verwalter Scalable Capital geben Betroffenen womöglich auch ein Recht auf ein Daten­schmerzens­geld.

[... Volltext ...]
mcnesium
EU-Behörden stoppen Metas Datentransfers

> Facebook und Instagram dürfen Daten ihrer Nutzer:innen künftig nicht mehr in die USA übertragen – das ordnen die EU-Datenschutzbehörden an. Die Entscheidung ist der vorläufige Endpunkt eines langen Rechtsstreits und könnte das Geschäftsmodell des Meta-Konzerns empfindlich treffen.
mcnesium
Meinungsartikel zu Metas "Transparenzoffensive": Ich fühle mich begafft

Ich lehne das ab, von Meta begafft zu werden. Man muss sich nicht damit abfinden, weil Milliarden Menschen das auch tun. Es ist OK, seine Grenzen so streng zu ziehen, und es ist OK mit Blick auf Facebook und Instagram zu sagen: Nein.