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Aberkennung Weltkulturerbe droht...
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 18 Jun 2007, 18:23
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Hmmm .. ich bin heute am Regierungspräsidum vorbeigefahren. Sehr schöner Bau. Schöne Gartenanlage. Thront so richtig über der Elbe. Inmitten eines Gründerzeitviertels. Die anliegenden Straßen sehr wenig befahren. Einfach toll. Nur die Verkehrsanbindung ist sch... wenn man das letzte Teilsstück der Stauffenbergallee anschaut, kann man sich nur vorstellen, wie schrecklich es gewesen sein musste, die ganze Allee ohne Ausbau entlang zu fahren. Leider ist die Stauffenbergallee eine von zwei Möglichkeiten in die Stadt zu kommen. Und man muss sich auch noch durch den Verkehr auf der Königsbrücker danach quälen. Die andere Möglichkeit ist die miserabel ausgebaute Bautzner Landstraße. Dank Straßenbahn in der Mitte auch keine Rennstrecke.
Naja und als ich so über all das nachdachte musste ich daran denken, wie schön es wäre, wenn man direkt vom Regierungspräsidium über die Elbe in die Stadt käme. Kein Stress auf der Königsbrücker, kein Stress auf der Bautzner. Einfach direkt in die Innenstadt, den großen Garten oder zu sich nach Hause fahren.
Und da musste ich dann irgendwie instinktiv an die Waldschlößchenbrücke denken, und dass die Bürger Dresdens ja eigentlich doch den richtigen Richer hatten sich hier für eine Brücke zu entscheiden.
@yocheckit: Deutschland leidet unter einem Bevölkerungsschwund. Pro Jahr nimmt die Bevölkerung um 600.000 ab. Einzig und allein in den Großstädten fällt dies nicht so auf, da hier Bevölkerung aus dem Umland zuzieht. Trotzdem stagniert in Dresden die Bevölkerungszahl. Einzig und allein durch Eingemeindungen und Tricks wie Zweitwohnsitzsteuer gelingt es noch die Bevölkerungszahl nennenswert nach oben zu drücken. Das wird auch in Zukunft nicht anders werden. Es wächst einfach nicht genügend nach.
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bonum agere et bonum edere, sol delectans et matrona delectans (Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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 19 Jun 2007, 12:45
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4. Schein    
Punkte: 480
seit: 18.11.2004
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Und sie streiten noch immeraus der aktuellen Disy  Dresdens drittes Wahrzeichen. In Teil I dokumentierte Disy den Stand zur Rettung des Blauen Wunders. Doch welch bewegte Geschichte hat die Brücke hinter sich? Nicht erst seit über die Waldschlößchenbrücke gestritten wird, ist „Brücke" ein Reizwort in Dresden. Auch das Blaue Wunder brauchte Jahre, um es von der Idee aufs Papier und schließlich zum Bau zu schaffen. Seit 1872 verhandelten die fünf zwischen Loschwitz und Pillnitz liegenden Gemeinden über den Bau einer Elbbrücke, bis sie schließlich 1880 eine Bittschrift an die Königlich-Sächsische Staatsregierung richteten, in der sie ihren Wunsch nach dem Bau einer Elbbrücke zwischen Loschwitz und Blasewitz darlegten. 1881 wurde ein erster Brückenplan entworfen. Zwei Jahre ging es nicht voran. 1883 verabschiedete der Loschwitzer Gemeinderat eine Petition, doch erst 1885 einigten sich der Staat und die an der Brücke interessierten Gemeinden auf ein Finanzierungsmodell. Der meiste Streit entfachte sich an der konkreten Form der Brücke. Zeitweilig war eine Steinbrücke nach dem Vorbild der Prager Karlsbrücke mit verschiedenen Skulpturen im Gespräch. Die Mehrheit bevorzugte jedoch das Modell einer Fachwerkbrücke aus Stahl, weil sie praktischer zu bauen war und keine im Fluss stehenden Pfeiler hatte, die die Schifffahrt gefährdet hätten. Dass der Konstrukteur Claus Köpcke (1831-1911) sein Bauwerk falsch klassifiziert hatte, wird ihm heute verziehen. Immerhin hatte er etwas bis heute in der Welt technisch Einzigartiges geschaffen – eine Fachwerkstrebenbrücke ohne Strompfeiler mit hoch aufragendem Tragewerk, einem sich selbst tragenden vierteiligen Dreiecksverband. Natürlich sorgten sich auch damals besorgte Heimatfreunde, dass die neue Brücke landschaftszerstörend und sichtbehindernd wirken könne. Deshalb setzten sie schon vor dem Bau einen lichtblauen Anstrich der Brücke durch. Dieser Fakt ist bedeutend, kreist doch immer noch die Legende, das Blaue Wunder sei ursprünglich grün gewesen und habe sich durch Sonneneinstrahlung ins Blaue verwandelt. Die Loschwitzer Brücke war schon immer blau! Numismatiker kennen die Blasewitzer Gedächtnismedaille „Elbthaler", die die Gemeinde anlässlich der Brückeneinweihung noch 1893 in Nürnberg prägen ließ und auf der eindeutig steht, dass die Brücke im Volksmund schon damals Blaues Wunder genannt wurde. 1893 eine spektakuläre Belastungsprobe durch. Mit Steinen und Schiffsankern beladene Straßenbahnwagen, von Pferden gezogene Walzen, Wassersprengwagen und sogar eine Kompanie des Dresdner Jägerbataillons mussten sich probeweise auf der Brücke platzieren, doch die Brücke hielt. Vier Tage später wurde sie als „König-Albert-Brücke" feierlich für den Verkehr freigegeben. Den Namen trug sie bis 1912. Seitdem heißt sie offiziell Loschwitzer Brücke. Die ersten sieben Jahre fuhr eine Pferdestraßenbahn über die Brücke, aber schon 1900 wurden Gleise für die elektrische Bahn eingebaut. Nachdem sich durch den zunehmenden Kraftverkehr Autos und Fußgänger immer mehr gegenseitig behinderten, wurden 1934 bis 1935 die seitlichen Fußwege angelegt. Über die in den letzten Kriegstagen 1945 verhinderte Sprengung des Blauen Wunders kursieren noch heute unterschiedliche Versionen. Richtig ist, dass die Dresdner Handwerker Erich Stöckel (1893-1964) und Paul Zickler (1884-1964) unabhängig voneinander ihr Leben aufs Spiel setzten, um die Brücke zu retten. Während Zickler die Sprengkabel durchschnitt, zog Stöckel die Leitungen aus einer Sammelbatterie. An die beiden mutigen Männer, die als Retter des Blauen Wunders gelten, erinnert seit 1965 eine Gedenktafel am Blasewitzer Brückenkopf in der Nähe des Cafés Toscana. Seit 1986 fahren keine Straßenbahnen mehr über die Brücke. Aufgrund verminderter Tragfähigkeit dürfen heute nur Fahrzeuge bis 15 Tonnen Gewicht die Brücke passieren. Darüber wacht eine Straßenwaage mit anschließendem „Blitzer" an der Auffahrt vom Schillerplatz. Die Stadt gibt derzeit jährlich etwa 135.000 Euro für die laufende Instandhaltung des Blauen Wunders aus. Damals wie heute scheiden sich die Geister am Brückenbau. Brauchte das Blaue Wunder 21 Jahre von der Idee bis zur Fertigstellung, so kann sich jeder Dresdner auf einschlägigen Internetseiten ausrechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für den Bau einer neuen Elbbrücke in Dresden ist. Ob geschichtliche Parallelen gezogen werden können, muss weiterhin jeder für sich entscheiden. Dagmar Möbius
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Wir, die Willigen, geführt von den Unwissenden, verrichten das Unmögliche für die Undankbaren. Wir haben so viel, mit so wenig, schon so lange vollbracht, dass wir qualifiziert sind, Alles mit Nichts zu erreichen. Ein guter Kaffee muss schwarz sein wie die Nacht, heiß wie die Liebe und so bitter wie das Leben.
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 19 Jun 2007, 13:13
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~PAPA~       
Punkte: 1492
seit: 11.04.2006
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- nebenbei: die Konstruktion ist deshalb einzigartig, weil sie bei Hochwasser nicht funktioniert. * meine Meinung, wenn wir immer und auf jeden Rücksicht genommen hätten, würden wir heut noch mit der Keule durch den Wald rennen. * DD ist eine Großstadt, eine immense Ansammlung von Merkmalen einer Zivilisation. Da gehören Strassen, Schornsteine, Brücken, Eisenbahn ... dazu auch wenn's nich hypsch aussieht. apropos: * ich versteh garnicht, warum wir der Umwelt einen tollen Gefallen tun, wenn wir einen scheenen Blick auf die Altstadt oder die Flusslandschaft haben. Vielleicht kann man ja dann von der Brücke aus viieeel dollere Sonnenuntergangsbilder mit DD-Skyline machen?
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Ich spreche fließend ironisch.
Viele Leute kommen mit meinem Humor einfach nicht klar.
Jule: Mit dir hab ich echt ma ein glückliches händchn gehabt :D
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 19 Jun 2007, 14:10
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NeoHippie    
Punkte: 456
seit: 11.09.2006
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heyhallo, ich hab mich bisher hier heraus gehalten und gebe zu auch nicht alles gelesen zu haben, aber ich würde gern noch ein paar dinge zu bedenken geben: - ist die brücke nötig? ich wohne an der bautzner straße, laut messungen tagsüber wie auch nachts die lauteste stelle dresdens, an dieser stelle würde es durch die neue brücke wesentlich ruhiger zugehen. ich kann mich bei offenen fenstern (südseite, also im sommer heiß) nicht normal laut in meinem zimmer unterhalten. trotzdem halte ich sie für unnötig, dresden hat genug brücken um den verkehr zu bewältigen und sollten sie tatsächlich irgendwann nicht mehr ausreichen, dann kann man doch gerne auf alte planfeststellungsverfahren bzw. deren ergebnisse zurückgreifen. - richtet die brücke schaden an? meiner meinung nach ja. erstens ermutigt sie leute, die heute vielleicht wegen der verkehrsprobleme zu stoßzeiten andere verkehsmittel benutzen, das auto zu benutzen, erhöht also wie schon oben erwähnt das verkehraufkommen künstlich. zweitens durchschneidet sie das elbtal eben an einer stelle, die mitten im raum des weltkulturerbes liegt. die aberkennung ist vielleicht für dresden zu verkraften, in der stadt selber merke ich nicht viel vom stolz darüber, auch was außenwerbung angeht. - ist ein anderer entwurf praktikabel? juristisch fraglich. aber das is hier nur nebensächlich. zwar war der volksentscheid auf den entwurf fest gelegt, aber da stand auch nichts von der bedrohung des welterbe-titels. die anderen entwürfe sin allesamt schmaler. insgesamt finde ich, dass die brückenbefürworter aus purer bequemlichkeit dafür sind. erst ins umland ziehen und dann über anfahrtswege meckern ist eine sache. eine weitere sind die geringfügig höheren fahrzeiten innerhalb der stadt. an der stelle kann man ja mal drüber nachdenken, ob es nicht sinnvoller ist zu laufen, wenn man eh genauso lange braucht (mal nach aussagen einiger befürworter frei zitiert). insgesamt hat sich dresden mit dieser brücke ins abseits befördert. international und national steht ein gewisser ruf auf dem spiel und die leute gucken auf ihr auto und denken, dass es schön wäre statt 40 minuten nurnoch 30 zu fahren. wenn man stadtverkehr beruhigen will, dann hilft auch eine city-maut, (damit können auch die millionen erwirtschaftet werden, die der bund nicht zu zahlen bereit ist  ) nach deren einführung kann man sich dann überlegen, ob man die brücke noch braucht, oder nicht doch lieber projekte fördert, die dem allgemeinwohl zugute kommen. einen schönen tag noch fee
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 19 Jun 2007, 14:37
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Die Frage ist doch nicht, ob wir der Umwelt einen Gefallen tun (auch wenn wir das mit einem klaren Nein beantworten könnten, wie auch Gewaltfee in seinem Posting hervorhebt), sondern ob wir den Menschen damit einen Gefallen tun.
Hätten wir jahrhundertelang ohne Rücksicht auf andere gebaut, wären wir mit unserer Gesellschaft auch viel weiter. Autobahnen hätten direkt über die großen Marktplätze aller großen Städte geführt werden können. Wir würden (bis auf die Superreichen) nur in Wohnblocks Marke DDR sitzen (allerdings 40 Stock, statt 16 hoch), weil das einfach effizienter ist, und Schönheit braucht kein Mensch. Statt in Prag über die romantische Karlsbrücke zu gehen, würden wir vermutlich einen Fußweg an dem Autobahnflußkreuz Prag/Altstadt nehmen, wenn der Fluß nicht schon längst in Rohre verlegt wäre. In Dresden wären die historischen Bauten nie wieder aufgebaut worden, sondern durch wirklich funktionelle Bauten ersetzt worden. Rund 500.000 Einwohner könnten auf dem jetzigen Innenstadtgebiet leben, direkt am Autobahnkreuz Dresdner Neumarkt. Besuche in anderen Städten könnten wir uns schenken, weil die abgewohnten Bauten eh alle 20 Jahre abgerissen werden und durch neue noch funktionalere Architektur ersetzt würden und zwar bundesweit im einheitlichen Fortress-Design (ein Design für alle).
Man kann schon von Glück sagen, dass es hier und da noch ein paar Stadtplaner gibt, die auch auf die Menschen achten, die dort wohnen.
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