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Die schönsten Gedichte

Meine Liebsten
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post 08 Nov 2005, 16:53
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Croissant Kurier
*******

Punkte: 1209
seit: 01.10.2003

Zwar nicht Rilke, aber dafür kurz:

Ein Rabe geht im Feld spazieren,
da fällt der Weizen um.


Helge Schneider


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"Looking at the cake is like looking at the future. Until you have tasted it, what do you really know? And then, of course, it's too late."

Twitter | Blog: sports'n'chili
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post 27 Nov 2005, 13:25
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3. Schein
***

Punkte: 204
seit: 16.12.2004

Text: Jens Jensen

Im Juni `63 sitzt `ne kleine Frau und weint
weil die Tage nicht kommen, nicht mehr kommen wie es scheint
sie hat total den Mut verlor `n und wartet jetzt auf ihn
wischt sich die Hände an der Schürze ab
und stellt den zwei `n das Essen hin

drei Kinder sind nicht drin, das war den beiden klar
also Rotwein, heiße Bäder und die Treppen, was and `res war nicht da
die Pille oder so was gab es nicht, wenn man sich liebt hält man sich fest
und von dem Wundertee von drüben
war ihr nur doppelt schlecht

und so hing das Leben wieder mal an diesem dünnen Faden dran
dieses Garn der Liebe und der Not, das dieses Leben spann
ist es Mut, ist es Lüge, und die Liebe gar nicht wahr
ist es aus und vorbei, und du vielleicht nicht da

sie lehnten sich aneinander an, wussten nicht wie `s weitergeht
es blieb nur noch der Engelmacher in der Prenzlauer Allee
im Warteraum wo `s nach gar nichts klang, sah sie ihn an, und er nahm sie
als sie die Treppen runter sprang fühlte sie sich wie ein Kind
so froh war sie noch nie

und so hing das Leben wieder mal an diesem dünnen Faden dran
dieses Garn der Liebe und der Not, das dieses Leben spann
und hätten sie sich in dem Warteraum nicht so angeseh `n
und ihre Liebe nicht wahr,
wär es aus und vorbei für mich, und ich wär gar nicht da


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Ich will nicht verständlich sein,
ich will, dass du mich fühlst.
FRIDA
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qetap
post 30 Dec 2005, 11:00
Dieser User ist abgemeldet. Abgemeldet





Günter Kuhnert: Vorschlag

Ramme einen Pfahl
in die dahinschießende Zeit.
Durch deine Hand rinnt der Sand
und bildet Formlosigkeiten,
die sogleich auf Nimmerwiedersehen
in sich selbst einsinken:
vertanes Leben.

Was du nicht erschaffst, du
bist es nicht. Dein Sein nur Gleichung
für Tätigsein: Wie will denn,
wer nicht Treppen zimmert,
über sich hinausgelangen?
Wie will heim zu sich selber finden,
der ohne Weggenossen?

Hinterlass mehr als die Spur
deiner Tatze, das Testament
ausgestorbner Bestien, davon die Welt
übergenug schon erblickt.

Ramme einen Pfahl ein. Ramme
einen einzigen, einen neuen Gedanken
als geheimes Denkmal
deiner einmaligen Gegenwart
in den Deich
gegen die ewige Flut.
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post 12 Jan 2006, 20:46
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1. Schein
*

Punkte: 21
seit: 10.12.2005

Joint Venture: Das Brummen

Vom Rhein ein Brummen, stur und heiser,
ein Frachtschiff, das vorüberzieht.
Und immer leiser, immer leiser,
bis es fast den Ohrn entflieht.

Doch da von oben, grad vom Himmel,
raubt mir ein andrer Ton die Ruh.
Im Mond ein Streifen, grau wie Schimmel.
Die Augen zu, die Augen zu.

Ach, ich sehne mich nach Stille,
da, wo´s niemals stille wird.
Ein Auto fährt, es zirpt ne Grille.
Nebenan wird kopuliert.

In den Pappeln sitzen Raben,
krächzen was vom Totenreich.
Der unter mir muß Durchfall haben.
Oder Gäste, beides gleich.

Das Leben ist ein lautes Treiben,
niemand hilft die aus der Not.
Das Brummen wird wohl immer bleiben.
Ruhe bringt dir erst der Tod.

Vom Rhein ein Brummen, stur und heiser.
Ein Frachtschiff, das vorüberzieht.
Und immer leiser, immer leiser,
bis es ganz den Ohrn entflieht.


Hat irgendwie 'was - erscheint an manchen Stellen etwas ironisch/unseriös aber an anderen Stellen wieder sehr tiefsinnig. @Zaphod: Heinz Erhard ist klasse! Dieses Gedicht insbesondere.

Dieser Beitrag wurde von bens: 13 Jan 2006, 20:40 bearbeitet


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So sieht's aus - unter'm Strich!
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post 12 Jan 2006, 22:39
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Bruntzkachel
*****

Punkte: 651
seit: 28.08.2005

Christian Morgenstern

Das Mondschaf

Das Mondschaf steht auf weiter Flur.
Es harrt und harrt der großen Schur.
Das Mondschaf.

Das Mondschaf rupft sich einen Halm
Und geht dann heim auf seine Alm.
Das Mondschaf.

Das Mondschaf spricht zu sich im Traum:
»Ich bin des Weltalls dunkler Raum.«
Das Mondschaf.

Das Mondschaf liegt am Morgen tot.
Sein Leib ist weiß, die Sonn' ist rot.
Das Mondschaf.


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...
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post 13 Jan 2006, 02:02
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i wish i could fly away
********

Punkte: 1983
seit: 20.11.2003

Ich hoff, der ganze Frust verschwindet, der mich zu lange schon umgibt.
Ich wäre gerne eine Magnet, der warmes Licht anzieht.
Was unter Schnee verborgen lag, bringt dann die Sonne an den Tag.
Viele mögliche Ideen, ach, könnte ich doch die Zeit vordrehen.

Und ich warte mal wieder auf den Frühling, man kann nicht nur traurige Lieder
singen.
Doch bald werden sie wieder anders klingen, wenn die ersten Sonnentage Wärme
bringen.


Die alten winterkalten Gedanken verfliegen wie Rauch im lauen Wind.
Wenn wir in den Wiesen liegen und etwas neues beginnt.
Ich finde wieder die richtigen Worte, ich treffe wieder den richtigen Ton.
Ich dem Drang nicht widerstehen, ach, könnte ich doch die Zeit vordrehen.

Man kann nicht nur traurgige Lieder singen ...wenn die ersten Sonnentage Wärme bringen...

Und ich wart mal wieder auf den Frühling, man kann nicht nur traurige Lieder
singen.
Doch bald werden sie wieder anders klingen, wenn die ersten Sonnenstrahlen Wärme
bringen.



sportfreunde stiller - frühling ... meine hymne dieses jahr

Dieser Beitrag wurde von dachluke: 13 Jan 2006, 02:03 bearbeitet


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Nicht durch unsere Entdeckungen, sondern durch unsere Ahnungslosigkeit bewegen wir uns sicher durch das Leben.
Jean Giraudoux
How come even in my fantasies everyone's a jerk?
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post 13 Jan 2006, 10:23
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Hockeyprophi
*********

Punkte: 2765
seit: 22.01.2005

Die Schnupftabaksdose

Es war eine Schnupftabaksdose
Die hatte Friedrich der Große
Sich selbst geschnitzelt aus Nußbaumholz.
Und darauf war sie natürlich stolz.

Da kam ein Holzwurm gekrochen.
Der hatte Nußbaum gerochen
Die Dose erzählte ihm lang und breit.
Von Friedrich dem Großen und seiner Zeit.

Sie nannte den alten Fritz generös.
Da aber wurde der Holzwurm nervös
Und sagte, indem er zu bohren begann
"Was geht mich Friedrich der Große an!"

Joachim Ringelnatz


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Nichts ist schöner als der eigene Geist!

Sp..T...A...Ges
8 .. 6.. 6 .. 12
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post 13 Jan 2006, 10:30
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Hockeyprophi
*********

Punkte: 2765
seit: 22.01.2005

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.

Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

Wilhelm Busch
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post 13 Jan 2006, 10:35
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Hockeyprophi
*********

Punkte: 2765
seit: 22.01.2005

Fuchs und Igel

Ganz unverhofft an einem Hügel
sind sich begegnet Fuchs und Igel.
»Halt!« rief der Fuchs, »du Bösewicht,
kennst du des Königs Order nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
der immer noch gerüstet geht?
Im Namen Seiner Majestät -
geh her und übergib dein Fell!«
Der Igel sprach: »Nur nicht so schnell!
Laß dir erst deine Zähne brechen;
dann wollen wir uns weiter sprechen.«
Und alsogleich macht er sich rund,
schließt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
bewaffnet, doch als Friedensheld.

Wilhelm Busch
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post 13 Jan 2006, 10:35
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Hockeyprophi
*********

Punkte: 2765
seit: 22.01.2005

/Verzeiht mir, aber Wilhelm Busch ist durchgehend die Wahrheit

Verzeihlich

Er ist ein Dichter; also eitel.
Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,
Zieht er aus seinem Lügenbeutel
So allerlei Brimborium.

Juwelen, Gold und stolze Namen,
Ein hohes Schloß, im Mondenschein
Und schöne, höchstverliebte Damen,
Dies alles nennt der Dichter sein.

Indessen ist ein enges Stübchen
Sein ungeheizter Aufenthalt.
Er hat kein Geld, er hat kein Liebchen,
Und seine Füße werden kalt.

Wilhelm Busch
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post 13 Jan 2006, 17:17
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Bruntzkachel
*****

Punkte: 651
seit: 28.08.2005

Christian Morgenstern

Die beiden Esel

Ein finstrer Esel sprach einmal
zu seinem ehlichen Gemahl:

"Ich bin so dumm, du bist so dumm,
wir wollen sterben gehen, kumm!"

Doch wie es kommt so öfter eben:
Die beiden blieben fröhlich leben.
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post 18 Jan 2006, 19:54
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3. Schein
***

Punkte: 156
seit: 16.09.2005

Kleine Auswahl aus meiner "Sammlung":


Dylan Thomas’ "Do Not Go Gentle into That Good Night"

Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.

Though wise men at their end know dark is right,
Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.

Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.

Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.

Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.

And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.


Barbara Fletcher "Green Woman"

In the third pew I saw her
turn to reach for a hymnal:
a woman, turtle-shell green and radiant,
verdant skin and eyes marbled
with veins of copper and silver.
In the stained-glass sunlight
she shone metallic, like the flash
of fish in northern Ontario waters,
or birch leaves in a September wind:
the flashdance of chlorophyll and silver-white.

The others whispered that she was a
victim of a misplaced needle as a child:
a sudden and irrevocable infusion
of emerald-green into every cell.
And she was permanently transformed
into a serpent.

But there was nothing reptilian
about this living jade sculpture,
this perfect singing jewel.


Verfasser unbekannt (?)

Do not stand by our graves and weep,
We are not there.
We do not sleep.
We are a thousand winds that blow.
We are a diamond glint on snow.
We are the sunlight on ripened grain.
We are the gentle autumn rain.
When you awake in the morning hush,
We are the swift up-flinging rush
Of quiet birds in circling flight.
We are the soft star shine at night.
Do not stand by our graves and cry.
We are not there.
We did not die.


Verfasser unbekannt (?)

Running down
through
corridors
through
automatic doors

I see hope escape in a plastic box
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post 19 Jan 2006, 14:05
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1. Schein
*

Punkte: 23
seit: 15.01.2006

sieb

sie gehen durch
ein sieb ist mein
kopf auf mir
nicht zu mir
gehört all dies
macht mich krank
ist mein kopf
wie das sieb
ein sieb
ist in mir



zweifeln

richtig ist was
richtig mir erscheint
aus jeder Sicht
ist es nicht richtig
egal was richtig ist
es kann nie richtig
sein wie es scheint
nicht richtig aus
jeder
Sicht – niemals



papier

nicht sehen wollen
dass man möchte

nicht sehen wollen
dass man sich bemüht

nur sehen wollen
dass man nicht kann

nichts wirklich sehen wollen

nichts sehen wollen
außer papier


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you can´t see California without Marlon Brando´s eyes
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post 19 Jan 2006, 14:17
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Tingel-Tangel-Bob
********

Punkte: 1508
seit: 09.11.2004

Ich hab auch noch eins:

Strange Fruit

Southern trees bear strange fruit,
Blood on the leaves and blood at the root,
Black bodies swinging in the southern breeze,
Strange fruit hanging from the poplar trees.

Pastoral scene of the gallant south,
The bulging eyes and the twisted mouth,
Scent of magnolias, sweet and fresh,
Then the sudden smell of burning flesh.

Here is fruit for the crows to pluck,
For the rain to gather, for the wind to suck,
For the sun to rot, for the trees to drop,
Here is a strange and bitter crop.

(Billie Holiday/Abel Meeropol)


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"...die Lieferung von Verteidigungsartikeln und Verteidigungsdienstleistungen an das Kosovo" werde "die Sicherheit der Vereinigten Staaten stärken und den Weltfrieden fördern" George W. Bush
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post 19 Jan 2006, 21:45
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... und der Rest ist Schweigen.
*********

Punkte: 4439
seit: 03.05.2005

Freunde

Es lagen zwei Sämlein
unter der Erde, doch erstickten sie nicht.
Unerreichbar weit entfernt wußten sie nichts voneinander.
Warum sollten sie sich regen? Würde es etwas verändern?
Es regnete. Es geschah etwas mit ihnen. Eine feine Wurzel und ein zartes Grün.
" Ich habe eine kraftvolle Wurzel. " sagte das eine.
" Was für ein kräftiges Grün! " tönte das zweite.
Übermütig wuchsen sie schnell heran.
Eine Eiche. Eine Buche.
" He Eiche. Ich war einmal ein Sämlein! "
" Ja Buche. Gut das wir uns erst jetzt begegnen. "
" He Eiche. Gern hätte ich Dich eher getroffen. "
" Nein Buche. Wir wären beide erstickt, nicht das geworden. "
Sie wuchsen und gediehen. Ihre Wurzeln bildeten ein Geflecht.
Gemeinsam träumten sie davon, in die Wolke zu wachsen.
Gemeinsam wollten sie ihre Kronen in jenem bleichen See benetzen.
Gemeinsam.
Männer kamen. Egal war ihnen der Treueschwur:" Nie allein! "
Die mächtige Buche ächzte unter den schweren Hieben: "Ich kann nicht widerstehen."
Krachend fällt sie zu Boden: "Ich verspreche, ich komme wieder."
Ein Jahr vergeht. Die Eiche wartet.
Ein Jahr vergeht. Die Eiche erinnert sich.
Ein Jahr vergeht. "Die Buche kann nichts dafür."
Die Jahre vergehen. Junge Buchen und Eichen gedeihen.
Die Jahre vergehen. Dicke Rinde ist über die Wunde gewachsen.
Männer kamen. Dachten an den Treueschwur: "Ich komme wieder."
Die Buche war nur noch ihr Holz. Ein neuer Kopf aus Stahl.


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Ich bin nur noch bis 31.05.2017 in DD, danach weit weg... last orders please! #DDexit #nocheinstudentenclubsauftritt #bestelesung


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