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>Prof, können wir nicht mal ... den Stundenplan etwas shorten?

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post 15 Oct 2008, 14:21
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verkwirtsch
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Punkte: 4565
seit: 09.04.2004

Prof können wir nicht mal ...
eine Kolumne von Michael Winkler

... den Stundenplan etwas shorten?

Willkommen im neuen Semester! Der Beginn des Wintersemesters 2008/09 fällt in eine ereignisreiche Zeit. Weltweit drehen die Börsen geringfügig anders am Geldrad als sonst. Pair, Impair, Noir, Rouge, … „Rien ne va plus“ … Zero … oder verwechsle ich da gerade was?

Es erscheint etwas skurril, was man als Vollzeitstudent oder „ewiger Student im Herzen“ so zwischen Vorlesung und Mittagskaffee zu hören und lesen bekommt. Noch skurriler ist vielleicht, was da in den letzten Tagen (eigentlich schon Monaten) so vor sich geht. Subprime-Markt, Hedgefonds shorten, Leerverkäufe usw. … Und das alles spielt sich auch noch ziemlich (trans-)international ab, genau wie das Leben an der Uni. Russland hilft dem Heimatland von Björk und Gus Gus oder auch nicht, Tokio geht’s angeblich so wie Mitte der 1980er Jahre und selbst im BRIC-Staat Brasilien rumpelt’s. Über die USA spreche ich mal gar nicht. Naja, außer vielleicht über den wohl wichtigsten Satz aus George W. Bush Amtszeit, ausgesprochen am 19.9.2008, als er zur Wirtschaft sprach und dies auf der Internetseite des Weißen Houses schlicht mit „President Bush Discusses Economy“ überschrieben wurde: „This country is the best place in the world to invest and do business.“ Da hatte er wieder mal Recht. Doch Investieren und Geschäfte machen besteht u.a. aus den Teilen „Arbeiten“ und „Verdienen“. Und die USA sind in den letzten Jahrzehnten wohl zu dem Land herangewachsen, wo diese Teilung perfektioniert wurde. In Deutschland läuft das dann unter dem Slogan: „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.“ Etwas verkürzt könnte man es auch so formulieren: „Du arbeitest, wir verdienen.“

Das werden die meisten Professoren der Wirtschaftswissenschaften, auch an der TU Dresden, wahrscheinlich anders sehen und wohl auch anders erklären. Zugegebenermaßen nur eine Vermutung; doch vielleicht könnten die Studenten da etwas Flexibilität in die Vorlesungen bringen. Möglicherweise durch einfache Fragen nach den Mechanismen des Marktes oder noch „simpler“ wie: „Was steht uns denn finanztechnisch in den nächsten ein, zwei Jahren bevor, Herr Professor …?“ Falls da einer der nicht selten recht egozentrischen Professoren nicht mitspielen sollte, könnte man die Sache vielleicht vereinfachen mit Fragen wie „Herr Professor, was dagegen wenn wir den Stundenplan etwas shorten?“

In diesem Sinne, ein erfahrungsreiches und fröhliches Semester wünscht Micha.
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post 20 Dec 2008, 21:24
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3. Schein
***

Punkte: 324
seit: 31.05.2008

Ein Hallo an alle ...

ich habe heute in dem Buch "Denkanstöße 2006 - Ein Lesebuch aus Philosophie, Kultur und Wissenschaft" in gewisser Weise eine quasi-wissenschaftliche Erklärung für meine in der Kolumne-Glosse vom Oktober 2008 aufgestellten Behauptungen sowie Antworten auf diverse Fragen bekommen.

Ich zitiere hier mal einige Abschnitte aus dem Beitrag "Fraktale und Finanzen" des polnisch-französischen Mathematikers Benoit B. Mandelbrot und Richard L. Hudson (laut einer Rezension bei perlentaucher.de ist er Wirtschaftsfachmann) aus dem gleichnamigen Buch.

Unter dem Kapitel "Das Potenzial der Potenzen" finden sich folgende Worte:
"Ende der achtziger und neunziger Jahre war ich jedoch nicht mehr der einzige, der jene Fehler sah. Die finanziellen Verwerfungen - der Crash von 1987, die Kernschmelzen in Asien von 1997 und Russland 1998,die Baisse - überzeugten viele professionelle Anleger davon, daß etwas falsch sein mußte. Der berühmte, erfolgreiche Investor und Industrielle Warren E. Buffett witzelte, er würde gern Lehrstühle für die Hypothese vom vollkommenen Markt finanzieren, damit die Professoren noch mehr irregeleitete Finanzler ausbilden, denen er dann das Geld aus der Tasche ziehen könne. Er nannte die geltende Lehre »närrisch« und schlicht falsch. Doch keiner ihrer Vertreter »hat je gesagt, er liege falsch, ganz gleich, wie viele tausend fehlerhaft ausgebildete Studenten er in die Welt entließ. offenbar ist die Scheu, etwas zu widerrufen und damit die Priesterschaft zu entmystifizieren, nicht auf Theologen beschränkt.«
Wie dogmatisch die Professoren auch sein mochten, die Praktiker der Wall Street öffneten sich schließlich neuen Ideen. Meine prinzipielle Einwände - Preise halten sich nicht an die Glockenkurve und sind nicht unabhängig - wurden wahrgenommen, und Hunderte von Volkswirten und Martkanalysten haben mitlerweile dokumentiert, daß sie gültig sind. Doch obwohl das Problem erkannt ist, zeigen die alten Methoden ein erstaunliches Beharrungsvermögen. Die »klassischen« Formeln Bacheliers und seiner Erben - wie man ein Anlageportfolio aufbaut, den finanziellen Wert einer neuen Fabrik abschätzt oder das Risikopotential einer Aktie beurteilt - bleiben im Lehrplan Hunderter von Wirtschaftshochschulen in aller Welt. Sie gehören üblicherweise zum Examen für den geprüften Finanzanalysten, das man Tausenden von jungen Maklern und Bankern auferlegt. Zudem bleiben sie bei den Profis der Wall Street ein Teil der herrschenden Lehre. So galt die »Black-Scholes-Formel« zur Bewertung der Aktionoptionen für Angestellte von Merrill Lynch oder General Motors lange als Goldstandard, und erst ab 2004 unterstützen die Aufsichtsbehörden der USA offiziell auch die Nutzung anderer Formeln. Warum? Die alten Verfahren sind einfach und bequem. Sie würden, wie man sagt, für die meisten Marktgegebenheiten gut funktionieren. Nur in den seltenen Momenten starker Turbulenzen scheitere die Theorie - und wer könnte sich schon in solchen Augenblicken vor einer feindlichen Übernahme, einer Pleite oder einem anderen finanziellen Gottesakt schützen? Eine derartige Argumentation ist natürlich wenig tröstlich für jene, die an einem jener »unwahrscheinlichen« turbulenten Handelstage auf der Strecke bleiben."

Quelle: B. B. Mandelbrot, aus "Fraktale und Finanzen", in "Denkanstöße 2006 - Ein Lesebuch aus Philosophie, Kultur und Wissenschaft", Piper-Verlag München, 2005, S. 68f


So weit ein Auszug aus Benoit Mandelbrots Text ...

Mir stellten sich nach der Lektüre weitere Fragen:
1. Wie - wenn sie diese Theorie kennen sollte - sieht das Ganze die promovierte Physikerin und naturwissenschaftlich versierte Bundeskanzlerin Angela Merkel?
2. In was wurden die 500 Mrd. Euro im Oktober 2008 seitens der Bundesregierung eigentlich wirklich investiert?
3. Und um auf die TU Dresden zurückzukommen ... welche Lehren benutzen und verbreiten die dort angestellten Wirtschaftsprof etc.? Kann jemand Auskunft geben?
4. Hat schon jemand mal nach näheren Erläuterung zwecks der wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten 1, 2 Jahren oder ggf. einer Stundenplankürzung gefragt?


In diesem Sinne, allen alles Gute und noch ein Fraktal von Herrn Mandelbrot zum Schluss ... Micha.




Dieser Beitrag wurde von Michael13: 22 Dec 2008, 02:55 bearbeitet


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