New York (dpa) - Google greift mit einem eigenen Web-Browser die Dominanz von Microsofts Internet Explorer an. Die neue Software mit dem Namen Google Chrome werde in einer Testversion bereits heute zum Herunterladen bereitstehen, teilte der Internet-Konzern im offiziellen Unternehmensblog mit.
Das Ziel sei ein Browser, der schneller, benutzerfreundlicher und sicherer ist als heutige Software. (..) Wenn Chrome bei den Nutzern gut ankommt, könnte dies die Gewichte im Internet noch weiter zugunsten Googles verschieben. Der Konzern ist die dominierende Kraft bei Werbung im Internet und bietet zahlreiche Programme und Dienste von E-Mail über Bürosoftware bis zum virtuellen Globus an. Zugleich dürfte der Vorstoß sehr genau von Datenschutz-Aktivisten beobachtet werden: Google wird oft vorgeworfen, zu viele Daten seiner Nutzer zu sammeln.
Die Konkurrenz im Browser-Bereich nahm zuletzt deutlich zu. Meistgenutzte Software ist Microsofts Internet Explorer. Sein Marktanteil beträgt derzeit laut Marktforschern knapp 75 Prozent - nach mehr als 90 Prozent noch vor einigen Jahren. Auf Platz zwei folgt demnach mit knapp 20 Prozent das Open-Source-Programm Firefox. Ein starker Konkurrent ist auch Apples Browser Safari. Der Quellcode von Chrome werde wie bei Firefox offen sein, betonte Google. (..) Chrome nutze zum Teil die selben Bauelemente wie Firefox und Safari.
Nach Darstellung von Google sei man wegen Unzulänglichkeiten bisheriger Browser zu dem Entschluss gekommen, eine eigene Software zu entwickeln. Die wichtigste Neuerung dürfte sein, dass einzelne Tabs getrennt von einander wie einzelne Prozesse betrieben werden. Das soll die Stabilität des Programms erhöhen.
Dem «Wall Street Journal» zufolge hat Google etwa zwei Jahre an dem Browser gearbeitet. (..)
Vielleicht als Besänftigung für diejenigen, die zuletzt in den Diskussionen um Googles Straßenansichtsdienst Street View um die Privatsphäre der Internetnutzer und darüber der Menschen an sich besorgt sind – Microsoft sieht das als Gelegenheit, hier Pluspunkte zu sammeln –, hat Google bereits Anmerkungen zum Datenschutz zu Chrome veröffentlicht. Besänftigen sollen möglicherweise Sätze wie "Zum Verwenden und Herunterladen von Google Chrome müssen keine persönlichen Informationen angegeben werden". Allerdings ist der Webbrowser so voreingestellt, dass eine eindeutige Anwendungsnummer, die IP-Adresse des Nutzers und einige Cookies an Google übermittelt werden. Auch wird der vom Nutzer eingegebene URL an Google übersandt.
Auch wenn Google beteuert, dass es keine persönlichen Daten sammelt, werden kritische Beobachter aufhorchen. Spätestens seit einer Datenpanne bei AOL, durch die 20 Millionen Suchanfragen von 658.000 Kunden an die Öffentlichkeit gelangten, wurde ersichtlich, dass direkte persönliche Informationen nicht unbedingt nötig sind, um aus diesen Anfragen Rückschlüsse auf den Nutzer ziehen zu können. Zudem hat sich bereits gezeigt, dass auch staatliche Stellen an gesammelten Suchanfragendaten interessiert sein können, wie sich Anfang 2006 in den USA gezeigt hat.
Dieser Beitrag wurde von Mr_T: 03 Sep 2008, 19:39 bearbeitet