Peking (AFP) - Der Dalai Lama erwägt für den Fall einer Eskalation der Lage in Tibet seinen Rücktritt. "Wenn die Dinge außer Kontrolle geraten, ist ein Rücktritt die einzige Option", sagte das geistige Oberhaupt der Tibeter in Dharamsala. Kurz zuvor hatte Peking die Anhänger des Dalai Lama für die Unruhen in Tibet und anderen Teilen Chinas verantwortlich gemacht. Nach Angaben der tibetischen Exilregierung wurden bei neuen Protesten in der chinesischen Provinz Gansu 19 Demonstranten erschossen.
Der Dalai Lama rief die Tibeter nachdrücklich zum Gewaltverzicht und "guten Beziehungen" zu China auf. Tibeter und Chinesen müssten "Seite an Seite leben", sagte der 72-jährige Friedensnobelpreisträger am Sitz der tibetischen Exilregierung im indischen Dharamsala. Die Unabhängigkeit der von China kontrollierten Himalaya-Region stehe nicht zur Debatte, betonte er. Allerdings sei er nicht in der Position, den unter chinesischer Herrschaft lebenden Tibetern zu sagen, was sie tun sollten. Binnen einer Woche habe es bei den Protesten von Tibetern in China 99 "bestätigte" Todesfälle gegeben, teilte die Exilregierung mit.
Die gewaltsamen Proteste in Tibets Hauptstadt Lhasa seien "von der Clique des Dalai Lama angezettelt und organisisiert" worden, hatte Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao zuvor in Peking gesagt. Erstmals bestätigte Wen, dass die Unruhen von Tibet auf andere Teile des Landes übergegriffen hätten. Die Regierung habe dafür "zahlreiche Beweise".
Ein Dialog mit dem Dalai Lama sei erst möglich, wenn dieser das Ziel eines unabhängigen Tibets aufgebe, betonte Wen. Die Aussage des Dalai Lama, er strebe nicht die Unabhängigkeit an, sei eine "Lüge". Der Dalai Lama hat immer wieder betont, den Tibetern gehe es lediglich um mehr Autonomie - die Volksrepublik China lehnt dies jedoch strikt ab.
Amnesty International (ai) forderte die Weltgemeinschaft auf, sich vor Beginn der Olympischen Spiele für eine Verbesserung der Menschenrechtslage in China starkzumachen. Die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" verlangte von den Staats- und Regierungschefs, der Eröffnungszeremonie fernzubleiben, um damit gegen die Menschenrechtsverletzungen in Tibet und ganz China zu protestieren.
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