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Vollständige Version anzeigen: eXma schreibt Kurzgeschichten
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the cat empire
Gotteskrieger in der Straßenbahn
Die Widrigkeiten des Öffentlichen Nahverkehrs


Ich sitze in der Straßenbahnlinie 3, die Beine angewinkelt. Die DVB läßt nicht viel Spielraum für Fußathleten. Am Fenster vorbei ziehen alte, teilweise barocke Gebäude und Menschen auf Fahrrädern, unter ihnen ebenfalls alt bis barock aussehende. Ich fühle mich gut, Kopfhörer versiegeln meine kleine Kopfwelt – allein der Sitz bleibt Verbindungsstück zum Hier und Jetzt. In dieser vermeintlich sicheren Situation, dringt ein Geruch in meine Nase ein. Ein Geruch der in Straßenbahnen unvermeidbar scheint; ein süßer schweißgebadeter Hautgeruch, gepaart mit Ausdünstungen einer größeren Menge Alkohol. Ich schaue mich um, will wissen ob ich den Verursacher ausmachen kann und durch gezieltes Umsetzen mir und meiner Nase ihren unbekümmerten Zustand wieder zurückbringen kann. Mein Plan scheitert; fast jeder Mensch in meinem Abteil erfüllt die selbst ausgedachten Kriterien eines Stinktieres. So bleibe ich sitzen und drehe mein Gesicht wieder Richtung Fenster. Jetzt erhasche ich einen Blick auf einen quadratischen, in sich verschobenen Steinbau. Das andere Elbufer ist erreicht, bald habe ich es geschafft. In großer Vorfreude spiele ich an meiner Tasche herum, laß mich ablenken, gerate schnell wieder ins Träumen zum Takt meiner Musik. Als ich das nächste Mal aufschaue, weil mich jemand an meiner Schulter berührt, schaue ich in das Gesicht einer freundlichen alten Frau. Sie riecht nicht unangenehm, sogar ein wenig nach Lavendel, deshalb lächele ich zurück. Ein törichter Fehler, wie sich nur wenige Sekunden später herausstellt. Die Lavendelfrau glaubt an Gott. Sie glaubt an Gott, doch das schlimme daran ist, dass sie offensichtlich glaubt Gott würde sie mehr mögen, wenn sie fremde Menschen in Straßenbahnen anspräche um sie von ihrem Glauben zu überzeugen. Für mich ist es zu spät so zu tun, als ob ich nicht mitbekommen hätte, dass sie mir ihre private Absolution erteilen möchte. So höre ich sie sagen, sie hätte mich vor einem Jahr schon einmal getroffen und nun wäre es Zeit, mir einen Brief zu geben. Als ich das gefaltete A4-Blatt aufklappe bin ich verwirrt: Woher weiß die Lavendelfrau, dass Gott nach mir auf der Suche ist und, noch erstaunlicher, er sich danach sehnt mir seine Liebe zu schenken? Und riecht sie nicht eher nach verblühten Veilchen als nach Lavendel? Ich lehne höflich ab, wünsche ihr einen schönen Tag und sehe wie sie sich an einen anderen wehrlos nach unten schauenden Fahrgast heranpirscht. Ein ganz klein wenig hoffe ich dass dieser Fahrgast furchtbar stinkt.
Stormi
Ich hasse Leute die schön schreiben können. Ist aber trotzdem nett, ich werde dich in meine Nachtgebet einschließen.
Pusteblumenkohl
Hui ich bin knapp davor beeindruckt zu sein. smile.gif
Sobald mir was passendes zu dem betrunkenen Punk einfällt schreib ich auch was.

Hättest du was dagegen wenn ich hier einfach nen Kurzgeschichten Thread draus mache, wo jeder posten kann ?
the cat empire
Zitat(Pusteblumenkohl @ 19 May 2006, 18:43)
Hui ich bin knapp davor beeindruckt zu sein. smile.gif
Sobald mir was passendes zu dem betrunkenen Punk einfällt schreib ich auch was.

Hättest du was dagegen wenn ich hier einfach nen Kurzgeschichten Thread draus mache, wo jeder  posten kann ?
*



aber überhaupt nicht. also ich habe nichts dagegen einzuwenden. eröffne deinen thread.
loqo
schöne bildsprache.. ging locker von der hand, obwohl ich eher der magazin leser bin lol.gif
onkelroman
schöne geschichte.. will noch sowas smile.gif
aktsizr
Es ist grad nichts zu tun! Also lese ich doch mal zur Abwechslung was im 1. Beitrag steht (ich mag Primzahlen sonst eigentlich nicht so...). Toll! Ist das immer so?
myrmikonos
Diese Qualität der Rhetorik ist mir ein Vorbild. *zu cat empire knie* Endlich mal keine Ausführung über das Wetter, oder quälende Moralisierungen. Nein um den Kern treffend zu beschreiben vermag ich liebend gern auf eine Sentenz von Thomas Mann zurückgreifen:
"Humor als Humanisierung der Wahrheit"

mit freundlichem Gruß
#myrmikonos
komaa
vorsicht ... die katze vollfuehrt gleich luftspruenge

biggrin.gif
gfx-shaman
darf sie gerne, sofern sie dabei nicht gerade auf dem schwanz landet wink.gif
JoSchu
Zitat(aktsizr @ 19 May 2006, 20:22)
Es ist grad nichts zu tun! Also lese ich doch mal zur Abwechslung was im 1. Beitrag steht (ich mag Primzahlen sonst eigentlich nicht so...). Toll! Ist das immer so?
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Seit wann ist die 1 ne Primzahl?

@cat: Beeindruckend. Ich wünschte, ich könnte auch so schreiben. Allerdings würde ich dann vermutlich den ganzen Tag nichts anderes machen und das wär ja auch blöd.
aktsizr
Jushoua: Jo, hast recht. Aber fühlt sich trotzdem wie eine an!
Anna Nym
[liebes tagebuch.]

das maedchen, ich kann es einfach nicht vergessen. christian war dabei, als sie uns ansprach. er erinnert sich bestimmt. sie hatte eine wilde, schwarze maehne, ganz ungepflegt waren die haare. Und ihre augen, ich habe ihr tief in die augen geschaut, hatten das wilde verloren. aber man konnte das feuer noch sehen, dass einmal in ihnen brannte. sie war vielleicht 19 oder 20 jahre alt. sie kam auf uns zu und fragte mit fester stimme, ob wir ihr ein bisschen geld geben koennten. ich verneinte und so bot ich ihr wenigstens eine zigarette an. sie nahm sie dankbar an und fragte nach feuer. ich gab es ihr und weil es ganz windig war, mussten wir mit drei haenden eine schuetzende hoehle formen. so kamen wir uns naeher, als ihr eigentlich lieb war. einen augenblick betrachtete ich ihre haende, ich glaube das hat sie gemerkt. die haende waren schmutzig und blau vor kaelte. ich sah ihr nocheinmal kurz in die augen und ich sah darin all das, was sie durchgemacht hat. sie war fertig. nicht mit der welt, eher mit sich selbst. ich glaube, sie hat schon ein paar drogen ausprobiert. vielleicht sehe ich sie einmal wieder. auf der prager strasse. dann spreche ich sie an und frage sie, ob sie mit mir ein eis essen kommt. dann friert sie bestimmt weniger. ich weiss nicht mehr genau, ob sie kurz laechelte, als sie sich umdrehte. aber ich wuensche es mir.
der koeter, den sie an einer leine dabei hatte und meine blicke folgten ihr. so wie stormi es tut, werde ich dieses maedchen heute in mein gebet einschliessen.

[schlafe gut.]
anna
exilant
ich sehe was, was du nicht siehst. und das ist lila-braun. smile.gif
DasKaddi
Wie deprimierend


Endlich sind Ferien und ich bin mal wieder krank, typisch. Wie deprimierend. Die Arztpraxis in meiner kleingeistigen Heimatstadt ist völlig überlaufen, trotzdem sitze ich meine Zeit im Warteraum widerwillig ab. Diagnose, Rezept, ab zur Apotheke, dann nach Hause und Operation Genesung in Angriff nehmen. Dachte ich. In der Apotheke an der Ecke treffe ich Anja. Beinahe laufe ich an ihr vorbei, erkenne sie kaum auf den ersten Blick. Zwei Jahre ist es her. Ihre langen blonden Locken sind kurzen schwarzen Fransen gewichen, sie ist etwas zu stark gebräunt, was seinen Ursprung wohl in zu viel Solarium hat. Sie lächelt mir ganz angetan entgegen, als sie mich erkennt. „Bist du auch krank?“, frage ich. Gesund, alles in Ordnung, nur die Hausapotheke ein bisschen aufstocken, wir kommen sofort ins Gespräch. Ihre Augen scheinen etwas müde, aber sie fängt ganz aufgeregt an zu erzählen. Sie schwärmt mir von ihrem Semester in Südamerika vor, ihrem Freund, mit dem sie bald zusammenziehen will, und ihrem Studium in Hamburg. Mit meinen eher mäßig erfolgreichen Studienleistungen und meinem traurigen Single-Dasein kann ich da nicht mithalten. Ich werde neidisch, wie deprimierend. Die Apothekerin unterbricht unser freudiges Wiedersehen: „Ihre Anti-Depressiva. Morgens, mittags, abends.“ Das hübsche schwarzhaarige Mädchen neben mir bezahlt, greift nach den Tabletten und säuselt mir nur noch ein mattes „Vielleicht sieht man sich...“ entgegen, bevor sie schnell und leise die Apotheke verlässt. Wie deprimierend.
sQeedy
Regen

Wieder einmal. Ich stehe an der Haltestelle. Sie ist vollkommen überfüllt. Menschen die warten. Warten auf den Bus. Dicht aneinander gedrängt, suchen sie ängstlich und angeekelt Schutz vor den Tropfen, die strömend vom Himmel herabfallen. Ich habe immer einen Regenschirm dabei. Nunja meist. Heute hat es sich wieder einmal gelohnt. Ich stehe im Freien, muss mich nicht zwischen die Menschen quetschen um vielleicht doch noch einen winzigen trockenen Platz zu erhaschen. Der Regen trommelt monoton auf das schützende Dach aus Stoff über mir. Ich versinke allmählich in einen Dämmerzustand. Meine Gedanken schweifen ab. Aus den Augenwinkeln nehme ich einen Schatten wahr, wie er sich aus der Regenwand leicht tänzelnd auf mich zubewegt. Ein Mensch. Ein junges Mädchen. Wo will sie hin? Ehe ich es realisieren kann steht sie neben mir und erhascht kokett den freien Partnerplatz unterm Regenschirm. Ich kenne sie nicht, schaue sie nur an und mache ein dummes Gesicht. Aber sie lächelt. Lächelt mich an als ob die Sonne strahlend scheinen würde. Dann lehnt sie sich an mich. Wie automatisch und immernoch verwirrt lege ich meinen Arm um sie. So stehen wir im Regen. Eine kleine Welt für sich. Hoffentlich hat der Bus Verspätung. Ich schrecke auf. Meine Gedanken kommen zurück. Ich schaue neben mich. Der Platz ist lehr. Schade. Manche Träume sind wohl doch zu schön um wahr zu sein.
unicum
woah.. vllt. haett ich das doch nicht lesen sollen. oder nicht um die zeit oder nicht heute. oder wirklich einfach nicht. die letzte geschichte erinnert mich schwer an einen menschen, den ich kenne... wie deprimierend.

€: dann wohl doch die vorletzte? na jedenfalls die von kaddi.
zorronte
Von Hamburg nach Dresden oder von immer anders bis doch oft gleich


Ein Mittwoch, mittendrin im Jahr. Hamburger Bahnhof, Gleis acht, Abschnitt E. Genau vor mir wird der Wagon mit dem Fahrradabteil halten. Beide Füße stehen ordentlich plaziert auf einer Bodenkachel. Grau, quadratisch, genauso schmutzig wie die Schuhe in denen sie stecken. Das Fahrrad neben mir. Vorderrad auf dem Quadrat zur Rechten, Hinterrad drei weiter hinten - nicht ganz so erbärmlich, da blau und nur halbquadratisch. Der Blick klebt seit Minuten an den drei übergroßen H und M Plakaten. Hängend von der Decke, stehen Model und Model auf dem Dach, des ICEs auf Gleis eins; vierzig Meter entfernt, vielleicht auch ein wenig mehr. Nur Gottzilla ist größer. Der Zug nimmt mir pünktlich den Anblick der jungen Schönheit. Kinder, Frauen, Männer und Vierbeiner steigen aus. Koffer, Kinderwagen und Handtaschen werden ausgestiegen. Gleis acht ist doppelt so voll, fünf Minuten später wieder nur halb so leer. Es ist kurz nach halb zwei. In vier Stunden stehen beide Füße auf einer anderen Bodenkachel. Hauptbahnhof Dresden. Fünfhundert Kilometer entfernt. Ehemalige DDR. Die Suche nach einem Platz. Kurz, nur wenig Reservierungen. Rasch fündig geworden. Großraumabteil. Fensterplatz. Der Nebenplatz frei, mit Wasserflasche, Buch und Jacke belegt. Soll sagen: will alleine bleiben, will nicht jedes mal um Platz bitten, wenn meine Blase zu platzen droht. Und so oder so ist die Imzugnähe immer zu nah. Ein Tennisplatz zwischen den Sitzen wäre wünschenswert. Aber egal, es gibt Schlimmeres. Der Horror; kein Großraumabteil, sechs Sitze, Abteil, zwei mal drei und fünf mal : kann ich durch, meine Blase platzt gleich. Noch mehr Horror; Abteil, Raucher und an der Tür das Schild: Rauch enthält Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure. Aber wieder egal, der Zug rollt schon seit einiger Zeit. Die Stadt mit den meisten Millionären liegt hinter uns. Weichen, Brücken, immer das selbe Geräusch - ratt, ratt - ratt, ratt - und immer im selben Winkel durch die Getreidelandschaft von Mecklenburg Vorpommern. Die Augenlieder ratten mit jedem zwölften ratt der Räder. Der Blick aus dem Fenster. Zwei Kanäle. ARD und ZDF. Das Bild hinter der Scheibe und das Spiegelbild auf der Scheibe. Das Zweite auch immer wieder gleich. Ludwigslust, Wittenberge, Berlin-Spandau, Schlaf. Die Aufgabe des Schaffners: Ich knipse nicht nur den Fahrschein, ich hole sie auch aus dem Schlaf. Immer dasselbe. Das Daumenkino findet den Fahrschein im Buch, das mühselige Hervorholen der Bahncard und danach lange kein Schlaf mehr. Etwas später ein Dejavu. Schlaf. Personalwechsel. Daumenkino. Bahncard. Etwas ist anders: Berlin-Hauptbahnhof, Berlin-Südkreuz .. alle im selben Bott fahren wir durch Sachen – sachs, sachs – sachs, sachs .. Dresden Hauptbahnhof. Der Ausstieg. Baustelle. Keine Bodenkacheln unter den Füßen. Eine Zugfahrt. Jedes mal anders.
sQeedy
beschreibende szene mit erfrischend überraschender wortwahl - gefällt mir smile.gif
bea.floh
jaaa, ich mag den text!

sehr sehr sogar. super!
the cat empire
Zugfahren ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Und wenn die Passagiere griesgrämig sind, suche ich mir eben neue Freunde im Abteil. Dabei findet sich immer etwas das lächelt, ich muß nur ganz fest daran glauben.

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zorronte
Gottesköchin in der Küche


Ich trockne mir die Hände ab und lege das Handtuch über den Stuhl. Auf dem Tisch steht noch das Frühstück; gehabt vor neun Stunden in der Vergangenheit. Ich nehme das noch liegende halbe Brötchen; die Marmelade mit weniger Glanz als in der Früh. Nur noch drei Ecken. Sie hatte abgebissen; in Eile. Jetzt steht sie neben mir; kocht. In Ruhe. Ich lege das Brötchen eilig in Ruhe auf den Teller zurück. Sie steht mit dem Rücken zu mir, an der Arbeitsplatte neben der Spüle, schneidet etwas Grünes und weiß dass ich da bin. Ich greife mir ein Band von ihrer auf dem Rücken zugebundenen Schürze. Ziehe nicht; rolle es mit Zeigefinger und Daumen. Sie trägt diese Schürze gern; gern zum kochen. Ich liebe es wenn sie kocht, trete näher an sie, lege meine Hände auf ihren Bauch, schaue ihr über die Schulter und frage: „Was gibt’s?“
„Überraschung.“ sagt sie.
Ich rieche .. dann ihr Haar.
„Dein Fahrrad ist wieder ganz.“ sage ich.
Ihr Kopf dreht sich; ein Kuss auf meine Wange; er dreht sich zurück, und wieder zurück.
„Du hast Schmiere am Kinn.“ lacht sie. Lacht das Grünzeug. Lacht die Zucchini.
Meine Hände streicheln ihren Bauch. Ich fühle; ich warte, ich will was spüren.
„Hat er schon getreten?“ fragt meine Neugier.
Sie freut sich. „Du Spinner, wir sind doch erst im zweiten Monat. Und überhaupt, vielleicht wird es ja eine sie.“ sagt sie.
„Vielleicht wird es ja auch ein Dativ, den können wir dann spazieren fahren.“
Ein Lächeln.
Ich löse mich von ihr, schiebe die Teller auf dem Tisch beiseite und lehne mich mit meinen Sitzbacken an die Tischkante.
„Wie lange willst Du den Aktkurs an der Uni noch geben. Also, ich meine .. naja, wenn dein Bauch nachher immer größer wird; läßt Du dich dann auch noch malen?“ frage ich.
„Nein, ich werde nur noch nächste Woche in der Mitte sitzten. Habe mich schon abgemeldet. Ein Ersatz wurde auch schon gefunden.“ sagt sie.
Ich bin beruhigt.
„Hat es Dich schon mal angemacht?“ frage ich.
Sie hat es nicht gehört. Sie hat es gehört. Ihr Arm bewegt sich weiter, die Zucchini wird kürzer, die Hälften mehr. Ich sage nichts. Keine Ewigkeit. Sie dreht sich um, verschränkt die Arme und ihre Beine bilden das vorvorletzte Ende des Alphabets; die Arbeitsplatte gibt ihr Halt. Sie trägt ein Lächeln im Gesicht, eins von diesen nun rate mal Lächeln, eins von diesen ich weiß, was du nicht weißt Lächeln.
Ich kneife die Augen zusammen, so als hätte ich eine Zigarette im Mund und wolle nicht, dass mir Rauch in die Augen kommt. Sie steht einfach nur da. Ist schön. Lächelt. Grinst. Kinderschokolade, mit Schürze und Schleife im Haar.
„Du Arschloch.“ sage ich und sie versteht es nicht falsch.
„Manchmal .. Ja“ sagt sie. Das Ja mit unheimlich viel Charme. In dieses Ja hatte ich mich vor drei Jahren verliebt.
„Wie oft denkst Du an mich, wenn Du Dir einen runterholst?“ fragt sie, sagt sie, spielt sie.
Der Wasserhahn tropft. Dreimal.
„Manchmal .. manchmal schon.“ meine ich und fange ebenfalls zu grinsen an. Ich beuge mich vor, ergreife die Tasche ihrer Schürze und ziehe. Kein Widerstand, sie kippt an mich, gibt mir einen Kuss, gibt mir noch Einen. So stehen wir da, ein Twix, dicht zusammen, anlächelnd, Stirn an Stirn. Mein Grinsen breiter. Sie legt ihre Hände auf meine Wangen, ihre Stirn löst sich von meiner.
Sie schaut. „ Ich dachte Du magst es, wenn ich geil bin.“
„ .. ja, aber ..“ mehr fällt mir nicht ein.
Ich packe ihre Hüfte, drehe sie um und schiebe sie zu unsrer Zucchini. Kein Widerstand, alles wie auf der Bühne, wie geprobt. Ein Biss in die Schulter, ihre Wange wölbt sich; ein Reflex.
„In zwanzig Minuten gibt’s Essen.“ sagt sie und gibt mir einen Ruck.
„I love you.“ aus meinem Mund.
„Du Kasper.“ ihre Quittung.
Ich gehe ins Bad und wasche mir die Schmiere aus dem Gesicht. Zwei Stunden später schaukeln wir auf dem Kinderspielplatz im Hof. Es ist dunkel; schon spät.
Wir haben die Erlaubnis.


sQeedy
the cat empire: hehe über die Entdeckung dieses Smilies musste ich mich letztens auch urigst freuen happy.gif
zorronte: nicht schlecht, Herr Specht - was mich diesmal ein wenig irritiert hat, war das Einfügen von Gesprächsfetzen - was dir aber gut gelungen ist. Manchmal ist die Interpunktion nicht ganz richtig, was das Lesen etwas holprig macht, aber im Großen und Ganzen hast du dir einen schönen, lockerleichten Stil bewahrt. Weiter so yes.gif
zorronte
Es ist schön


Es ist genau ein Jahr vergangen; nicht genau auf die Minute, aber genau auf den Tag. Damals stand ich auch an dieser Kreuzung, im Laternen- und Schaubudenlicht umgeben von einer Menschenmenge, der selben Lautstärke, meine Schuhe ein wenig mehr abgetragen und das Gefühl im Bauch: ein anderes. Martin-Luther Straße Ecke Böhmische. Es ist Bunte Republik Neustadt und in den Straßen ist die Meute los. Vor dreihundertfünfundsechzig Tagen war ich das erste Mal in Dresden, war beeindruckt, fand alles nett; tagsüber auf der Suche nach einer Wohngemeinschaft und in den Abendstunden mit den neuen Mitbewohnern in den Straßen der Neustadt unterwegs. Sie mochten mich; haben mich gleich behalten und überhaupt wohnen wir noch immer zusammen. Ich stehe sowie träume. Mein Gefühl ist sentimental, berührt, schön, beneidenswert, erfreut, woanders. Jemand zieht an meinem Ärmel; ein leiser Laut des Erschreckens; für einen kurzen Moment hatte ich vergessen weshalb ich dort war. Ein Freund eines Freundes meines Mitbewohners zog; zog mich zurück auf die Martin-Luther Straße. Das war gestern Abend.

Seit zehn Minuten bin ich wach, liege auf dem Bauch, habe beide Hände unter dem Kinn verschränkt und schaue in Gras. Es ist frisch, die Kleidung ein wenig feucht. Ich liege unbequem in der Mitte von noch zwei Schlafenden. Wie früh es ist kann ich nicht sagen; es war schon früh als wir uns schlafen legten; schon hell als wir in den Elbwiesen lagen. Ein Jahr ist vergangen – nichts besonderes; es vergeht Jahr für Jahr ein Jahr, doch ist mir gestern Abend das erste mal bewusst geworden, was da Jahr für Jahr vergeht: Schönes. Zum Glück bin ich noch jung, noch nicht mal dreizig und habe den Drang Hundert zu werden, dass bedeutet noch mindestens siebzig mal Schönes. Siebzig mal in den Elbwiesen aufwachen; siebzig mal Streit, wer denn jetzt die Brötchen holt – am Sonntag; das Frühstück – selten allein; die Freunde der Mitbewohner – alle nett; die vielen Abende – manchmal ein Kater danach; jeder Tanz – John Travolta und Uma Thurman; ein Zelt aus Decken gebaut – zu zweit findet man Schutz vor Regen; Frühling; Gespräche – man erfährt so vieles; Sommer; das andere Geschlecht – so wunderbar reizvoll; das Mundwerk zu frech – trotzdem Glück gehabt; Marvin Gaye – What's Going On; Herbst; ein Witz – warum gehen Käfer nicht in die Kirche; die Antwort – sie sind Insekten; ein paar Zeilen – Du liest sie gerade; Winter, und siebzig mal die Augen wieder zu machen.
Linus007
fein - da schlummert Potential... mehr davon!!!!!! smile.gif
No Name
Zitat(sQeedy @ 22 May 2006, 21:48)
Regen

Wieder einmal. Ich stehe an der Haltestelle. Sie ist vollkommen überfüllt. Menschen die warten. Warten auf den Bus. Dicht aneinander gedrängt, suchen sie ängstlich und angeekelt Schutz vor den Tropfen, die strömend vom Himmel herabfallen. Ich habe immer einen Regenschirm dabei. Nunja meist. Heute hat es sich wieder einmal gelohnt. Ich stehe im Freien, muss mich nicht zwischen die Menschen quetschen um vielleicht doch noch einen winzigen trockenen Platz zu erhaschen. Der Regen trommelt monoton auf das schützende Dach aus Stoff über mir. Ich versinke allmählich in einen Dämmerzustand. Meine Gedanken schweifen ab. Aus den Augenwinkeln nehme ich einen Schatten wahr, wie er sich aus der Regenwand leicht tänzelnd auf mich zubewegt. Ein Mensch. Ein junges Mädchen. Wo will sie hin? Ehe ich es realisieren kann steht sie neben mir und erhascht kokett den freien Partnerplatz unterm Regenschirm. Ich kenne sie nicht, schaue sie nur an und mache ein dummes Gesicht. Aber sie lächelt. Lächelt mich an als ob die Sonne strahlend scheinen würde. Dann lehnt sie sich an mich. Wie automatisch und immernoch verwirrt lege ich meinen Arm um sie. So stehen wir im Regen. Eine kleine Welt für sich. Hoffentlich hat der Bus Verspätung. Ich schrecke auf. Meine Gedanken kommen zurück. Ich schaue neben mich. Der Platz ist lehr. Schade. Manche Träume sind wohl doch zu schön um wahr zu sein.

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Wowwwww, Squeedy, du alter Romantiker, sehr schöne Geschichte, gefällt mir.
sQeedy
Ich nehm das mal als Kompliment - auch wenn ich es natürlich lieber von einem weiblichen Wesen empfangen hätte... rolleyes.gif bigwink.gif
Lejanni
Studenten und Parties

Ich war mal wieder auf einer diesen unzähligen Parties. Eine von diesen offenen Studenten Feten. Eigentlich war es eine Geburtstags- und Wohungseinweihungsfeier, aber die eingeladenen Gäste hatte jeweils noch so viele Leute mitgenommen, dass es ein wenig ausgeartet war. Es war eng und man hatte weder genügend Stühle, noch war überhaupt ausreichend Platz zum Hinsetzen.

Da Ich mit ein paar Freunden dort war , die mich überredet hatten mitzukommen, kannte ich niemanden sonst. Die meiste Zeit stand ich also in der Ecke und starrte vor mich hin. Ich bin nicht gerade ein kommunikativer Mensch. Ehrlich gesagt, kann ich solche Parties nicht ausstehen. Zuviele Menschen, zuviele Idioten.
Wie dieser Kerl, der sich, umgeben von ein kleineren gemischten Gruppe, gerade über die konservative Regierung ausließ. Sein Kopf war kugelrund, wie ein Fussball, den ich jetzt gerne getreten hätte. Mit seiner Brille und seiner seltsam geformten Nase, sah er aus wie ein Maulwurf. Wild gestikulierend schimpfte er darüber, wie engstirnig und dickköpfig die Regierungspartei die Wirtschaft kaputt mache, nur um im nächsten Satz den Niedergang der Tradition und der Kultur zu beklagen. Was für ein Trottel! Je länger ich ihm zuhörte, des größer wurde mein Drang ihm ins Gesicht zu schlagen. In Gedanken malte ich mir aus, wie ich zu ihm rüberging und ihm einfach mit der Faust eine reinhaute. Man dann wäre hier wenigstens ein wenig Action!
Ich hielt mich zurück und versuchte meine Aggression in Cocktails zu ertränken. Ich kippte mir einen Touchdown nach dem anderen rein, doch das Ertränken klappte nicht. Emotionen sind gute Schwimmer. Also ging ich zum bestimmten 20. Mal auf den Balkon um zu Rauchen, denn da es eine Frauen Wohnung war, war Rauchen nur dort erlaubt.
Obwohl es schon Ende Mai war, war es ziemlich kalt. Ein starker Wind ließ die gefühlte Temperatur um weitere 5 Grad sinken. Nur gut, dass ich schon einiges intus hatte, so konnte mir die Kälte nicht allzuviel anhaben.
Ich war nicht allein auf dem Balkon. Am Boden hockten noch ein Mädchen und ein Junge. Es war zu dunkel um ihre Gesichter zu erkennen und es war mir auch egal. Ich lehnte mich auf das hölzerne Geländer und blickte auf die Lichter der Stadt hinaus. Die kühle Luft tat meinem heißen Kopf ziemlich gut und ich atmete tief den harten Rauch meiner Zigarette ein.
Ich wollte mir gerade die zweite anzünden, als das Mädchen plötzlich neben mir stand. Ich hatte wohl gar nicht gemerkt, dass der Typ gegangen war. Sie sagte nichts, schaute auch nur mit offenem Augen in die Ferne. Ich betrachtete sie genauer. Sie war nicht besonders groß, ungefähr einen Kopf kleiner als ich, aber hatte ordentliche Brüste. Sie war blond und hatte ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie blickte mich an und ich schaute ihn ein freundliches Gesicht. Mit ihren grünen, großen Augen und ihrer kleinen Stupsnase war sie recht hübsch.
Da ich nichts sagte, drehte ihren Kopf wieder Richtung Stadt und ich tat es ihr gleich. Minutenlang sagten wir gar nichts.
„Einer schöner Anblick, nicht wahr? Diese Lichter, diese Nachtschwärmerei“, sagte sie.
Ich neigte leicht den Kopf und meinte: „Ich weiss nicht. Es wirkt irgendwie so unruhig.“
„Ich hab dich noch nie gesehen, wie kommt’s dass du auf der Party bist?“, fragte sie und schaute weiterhin auf die blinkenden Lichter der City.
„Bin mit ein paar Freunden hier, die wohl mit der Gastgeberin studieren.“
„Heisst das, du kennst Veronika gar nicht?“
„Nein.“
„Naja egal. Wie findest du die Fete so?“
„Keine Ahnung, ich bin nicht so der Partymensch. Mir sind weniger Leute lieber.“
„Ach so. Also ich bin gern unter vielen Menschen. Es ist interessant, neue Gesichter kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und so.“
„Ich finde, dieses oberflächliche Gequatsche langweilig und nervtötend.“
Jetzt schaute sie mich wieder an und zog dabei kritisch eine Augenbraue hoch.
„Warum bist du dann überhaupt hier? Und warum gehst du nicht wieder?“ fragte sie unverblühmt.
„Ich weiss nicht...es gibt zu trinken...ich hab mich eben breitschlagen lassen...und ausserdem rede ich ja jetzt mit dir.“
„Mir ist kalt“, sagte sie daraufhin nur und rückte ein Stück näher an mich heran. Ich drehte mich zur ihr und bemerkte, dass sie nur ein T-Shirt anhatte. Ich nahm sie an den Schultern und zog sie vorsichtig an mich. Sie wehrte sich nicht. Ich senkte meinen Kopf und küsste sie. Sie wehrte sich nicht.
Wir küssten uns lange, dann blickte sie mir in die Augen und meinte: „Ina, ich heisse Ina.“

Stormi
>>Ich betrachtete sie genauer. Sie war nicht besonders groß, ungefähr einen Kopf kleiner als ich, aber hatte ordentliche Brüste

Sorry, aber rofl.gif

Die "Geschichte" ist ziemlich flach.. die Hauptfigur nicht wirklich gut gezeichnet und stilistisch ises auch recht mau. Wenigstens ist sie sehr absurd, das reißts etwas raus. Aber Brüste? Alter nee ey rofl.gif
Lejanni
"alter" du hast wohl noch nie bukowski gelesen
Stormi
Nein ich hab mich bisher immer auf die Trivialliteratur des Durchschnittspöbels beschränkt. Vielleicht sollte ich das aber mal ändern, damit mich auch mal Frauen mit Brüsten küssen.

Edit: Alter
Lejanni
naja ich weiss nich, deine kritik dass die geschichte ziemlich flach sei ist für mich eher ein lob. das ganze soll nämlich auch nicht mega anspruchsvoll sein. oder dass sich da irgendwie was tolles großes spannendes abspielt. es konzentriert sich aufs wesentliche. und das sind die gedanken der ich-person.

du weisst aber schon wer bukowski war bzw was er so geschrieben hat?
Stormi
Nein natürlich weiß ich das nicht, aber ich glaube der Gebrauchtwagenhändler von nebenan heißt so. Die Geschichte wirkt übrigens unfreiwillig flach und nicht gewollt. Für gewollte Flachheit bin ich die Referenz und verfüge deshalb über genügend Kompetenz auf dem Sektor, Alter.
Lejanni

dann is mir auch klar warum das so auf dich wirkt mein junge wink.gif

trotzdem danke für die kritik smile.gif
sQeedy
ruhig blut.

stormi: machs besser
lejanni: lass di net provozieren - deine geschichte is deine geschichte, das kann dir keiner nehmen. was du dir darunter vorstellst, weißt nur du. ich find sie ganz gut - in ihrem stil hat sie auch was. und du bist auch nicht der erste der was mit brüsten schreibt, von daher... halb so wild - passt sogar (unfreiwillig?) gut in den rest der geschichte yes.gif
Lejanni
Squeedy:
danke (fürs lob).
in der geschichte ist alles gewollt so wie es ist. und wenn sich jemand an dem wort "brüste" stört, dann soll er sich einfach "titten" denken.
Stormi
Aus der Wikipedia: Insbesondere seine Dialoge sind exzellent beobachtet und auf höchstem Niveau geschrieben. Kritiker nannten ihn auch den Schreibweltmeister im Schwergewicht.

Also entweder schreibt der Bukowski wie du und der Wikischreiber leidet an spontaner Selbstüberlistung mit Blindheit, oder du versuchst wie Bukowski zu schreiben und musst noch üben. Im Großen und Ganzen gehts mir aber eigentlich darum dir mit meiner geballten Unwissenheit auf den Sack zu gehn.

Edit: Ich störe mich nicht am Wort Brüste, sondern an der Art und Weise, wie es in die Beschreibung eingepackt wird. Es wirkt in etwa so, als ob ich über Bukowskis Schreibkunst schreibe und die Länge seines Schwanzes mit in den Text einbeziehe. "Er schrieb so und so und ganz toll blablubb wegen dem und das und dort direkte Sprache und hier ein Hauch Satire. Außerdem hatte er einen Schwanz und der war lang." Irgendwie ises cool, aber man stolpert ständig drüber und kratzt sich am Kopf. Ich musste spontan lachen und ich glaube, dass das nicht ganz gewollt war.
sQeedy
Zitat(Stormi @ 19 Jun 2006, 23:40)
Im Großen und Ganzen gehts mir aber eigentlich darum dir mit meiner geballten Unwissenheit auf den Sack zu gehn.
*

Dann mach das bitte woanders, wir wollen hier Kurzgeschichten hören.
Deine edit-Kritik is allerdings ok. Is halt deine Meinung.
Lejanni
nun also es ist schon so dass der text bukowski geprägt ist. ich lese gerade sein buch "das liebesleben der hyäne".
also zumindest in diesem buch sind seine dialoge nicht wirklich "auf höchsten niveau", kann dir gern auch ein paar beispiele geben...

also ich versuche nicht verbissen wie bukowski zu schreiben. ich hab nur versucht eine erinnerung, ein erlebnis zu beschreiben und dabei nichts irgendwie zu verschönern, zu stilisieren, durch irgendwelche vergleiche, metaphern oder sonst was zu umschmücken. ich wollte einfach nur das schreiben.

und ich muss dich leider enttäuschen, dein versuch auf meinem hoden zu steigen ist dir misslungen tongue3.gif

und nochmal zu den brüsten: wenn du gelacht hast ist das gut, wenn du geweint hättest wäre das auch gut gewesen. alles wäre gut gewesen. ich wollte keine gezielte reaktion, ich wollte nur hinschreiben was der mensch da gedacht hat. und er hat eben nicht gedacht "oh die hat aber schöne augen oder wow die schaut aber intelligent aus"....verstehst du?
Magic_Peat
Also ich als Bukowski Leser kann nur sagen dass die Geschichte vom Stil her son bissel wie Soft-Bukowski wirkt, denn der wird tatsächlich noch direkter.
(@Stormi: Kann ich dir aber nur empfehlen den Autor.)

Du kommst natürlich nich an Bukowski ran, aber das erwartet ja keiner. Is schon schwer genug was zu schreiben, von daher is deine Story ok.
Vlt trau ich mich auch mal mein Wochenend-Erlebnis reinzuposten, aber da feil ich noch bissel dran. shifty.gif
Stormi
Also kleiner Gedanke von mir: Ich persönlich mag so Spielereien mit Metaphern und co. auch nicht, einfach ist schon ok. Allerdings kann man durch die Auswahl der Worte den gleichen Sachverhalt in extrem unterschiedliches Licht rücken. Ob Bukowski auf sowas achtet weiß ich nicht, aber ich finde es immer toll, wenn man mittels einfacher Stilmittel, nur über die Auswahl der Worte und über die Satzstruktur eine gewisse Emotion beim Leser hervorrufen kann.
Lejanni
@magic_peat: wie gesagt:
Zitat(Lejanni @ 19 Jun 2006, 23:50)

also ich versuche nicht verbissen wie bukowski zu schreiben. ich hab nur versucht eine erinnerung, ein erlebnis zu beschreiben und dabei nichts irgendwie zu verschönern, zu stilisieren, durch irgendwelche vergleiche, metaphern oder sonst was zu umschmücken. ich wollte einfach nur das schreiben.

@stormi: auf die auswahl der worte hab ich überhaupt nicht wirklich geachtet. ich hab das ding spontan in 30 minuten runtergeschrieben...aber ich denk ich versteh was du meinst
Magic_Peat
@Herrn Sturm: Da stimm ich dir zu, is aber auch ne verdammt tricky Angelegenheit und jeder fängt ja mal an...er hat die Kritik sicher zur Kenntnis genommen und verbessert sich bestimmt auch.

Aber nu is gut, lassen wir nicht zu grosse Lücken zwischen die Stories kommen.
sQeedy
dunkle Wolken

Warum denken die Menschen so oft über das andere Geschlecht nach? Es ist Nacht. Der Bildschirm flackert und das Geräusch des Lüfters verteilt sich summend im Zimmer. Verdammt warm. Immernoch. Noch schnell eXma gucken und dann ins Bett. Das zieht sich immer. Überall, und vor allem hier, springt es dir geradewegs ins Gesicht. Schleicht sich an wie Tiger vor der Beute. Früh im Radio dann die üblichen 90 Prozent Lovesongs. Gehst du aus dem Haus siehst du die Pärchen, wie sie sich über sich freuen. Es fällt dir auf, schmerzhaft, stechend und es kotzt dich an. Ja es kotzt dich an, so sehr du dir auch ein wenig Freude für ihr Glück abringen kannst. Menschen sind so? Menschen sind so. Auch eXma ist so. Du starrst auf den Bildschirm mit leerem Blick, merkst es und schüttelst den Kopf. Blöde Gedanken. Wird schon weitergehen. Irgendwo. Irgendwann. Dann auch du. Ein Funke Hoffnung glimmt in der sternenlosen Nacht.
Magic_Peat
Du läufst mit deinem Kumpel und einem Bier durch die Stadt, wo ihr euch mit den anderen trefft. Du fühlst dich gut, ihr redet und albert rum wie immer.
Aber dann siehst du sie wieder.
Noch gestern, als ihr darüber geredet habt, ob dir ein Wiedersehen was ausmachen würde hast du noch in deinem angesoffenen Zustand erklärt, du würdest nach deiner Einschätzung mittlerweile damit klarkommen. Doch in dem Moment als ihr Gesicht siehst kannst du fühlen wie das Adrenalin sich in einer Explosion wie ein flammender Ring von deinem Herz aus ausbreitet. Dumm gelaufen - leider hältst du sie immer noch für die schönste Frau die du kennst.
Natürlich lässt du dir nichts anmerken und begrüßt sie als wäre nichts gewesen. Zumindest versuchst du die Waage zu finden zwischen nicht zu oft ansehen und sie nicht zu sehr ignorieren, was dir wahrscheinlich nicht mal gelingt.
Es folgen ein-zwei Stunden belangloser „wie geht’s dir so?“ - Unterhaltung als hätten die beschißensten 3 Jahre deines Lebens nie existiert.
Dann muss sie los. „Zu deinem Freund?“ fragst du, und versuchst nicht so zu klingen als würdest du diesen Typen, obwohl du ihn noch nie gesehen hast, schon allein dafür hassen dass du nicht an seiner Stelle bist. Die Antwort ist „ja“, doch der Rest des Satzes geht dir im Spagat zwischen „doch jetz tuts nich mehr weh“ und „du fehlst mir“ verloren und ihr verabschiedet euch wieder mit einem Händedruck der so eigenartig gezwungen aussehen muss wie dein Lächeln.
Der Rest der Nacht verläuft dann wie jedes Wochenende seit du dich in sie verliebt hast.
Du kippst Unmengen Alkohol in dich rein - nicht aus Frust, denn so was tust du nicht (oder vielleicht doch?) - und lachst und hast seit langem wieder mal wirklich Spaß mit deinen Freunden.
Als sich eure Wege trennen ist alles gut, denn du hast dich die ganze Zeit erfolgreich von ihr abgelenkt.
Doch nun kommt der Heimweg - der Teil des Abends an dem du wieder mit deinen Gedanken allein bist. Du machst den mp3-Player an, doch er hat sich gegen dich verschworen, denn grade die erste Zeile die du hörst ist;
„Deinen Namen trägt mein Herz, dein Fehlen ist mein Schmerz“.
No Name
Zitat(Stormi @ 19 Jun 2006, 23:07)
>>Ich betrachtete sie genauer. Sie war nicht besonders groß, ungefähr einen Kopf kleiner als ich, aber hatte ordentliche Brüste

Sorry, aber  rofl.gif

Die "Geschichte" ist ziemlich flach.. die Hauptfigur nicht wirklich gut gezeichnet und stilistisch ises auch recht mau. Wenigstens ist sie sehr absurd, das reißts etwas raus. Aber Brüste? Alter nee ey  rofl.gif
*


Seit wann darf denn Stormi der Informatiker über Literatur urteilen? lol.gif Kümmer dich mal lieber um das Genre in dem du dich wirklich auskennst.
exilant
WEIL WIR NICHT REDEN KÖNNEN

Rica war am Telefon.

Früher saßen wir oft nächtelang schweigend auf dem Hügel über der Stadt und schauten hinab ins Tal, bis es hell wurde und wir nach Hause gingen. Ich mochte Rica. Sie hatte ein wirklich schönes Lachen, das kurz nach einem Witz immer stocken blieb und sich wieder in ein ernstes, klares Gesicht zurück verwandelte. Das hatte mich beeindruckt. Sie hatte ein kleines, mädchenhaftes Gesicht, mit einer wunderschönen, flachen und leicht angedrückten Nase und dunkelgrünen Augen. Ihre Haut war dunkel und ich dachte mir, daß sie eigentlich nach frischen Mandeln duften müsse, weil ich den Geruch so gern habe und weil ich finde, daß Frauen die nach Mandeln duften, etwas besonderes sind.

Sie war jetzt am Telefon und fragte mich, ob wir uns treffen könnten.

Meist gingen wir in ein Café, das einen Garten zum Sitzen hatte. So waren wir nicht gezwungen an der Straße wie auf einem Gaben- oder Ausstellungstisch zu sitzen. Es gab keine Straßencafébesucher dort, denn solche Menschen hassen Gärten im Hinterhof. Wir bestellten Kaffee und rauchten Zigaretten. Dabei fiel mir auf, wie elegant Rica ihre Zigarette anzündete. Sie tat es nicht so, wie ein Maurer auf einer Baustelle, der seine fleischigen Fäuste neben das Feuerzeug hält, damit der Wind die Flamme nicht ausweht. Die Zigarette steckte zwischen ihren zu einem Kußmund geformten Lippen und mit dem Feuerzeug näherte sie sich langsam von unten an das anzuzündende Ende heran, ganz behutsam und vorsichtig, so als wollte sie nicht, daß die Zigarette unnötige Schmerzen erleidet. Ich habe mir oft gedacht, dass sie sehr schön aussieht, wenn sie raucht und dann lächelten wir uns an. Mädchen, die Gedanken mit einem Lächeln und Schweigen beantworten, sollte man festhalten und küssen oder aus seinem Leben verdrängen. Solche Mädchen kann man nicht lieben. In solche Mädchen verliebt man sich tagtäglich neu.

Rica und ich telefonierten nie sehr lang. Wir unterhielten uns nicht am Telefon, wir tauschten Fakten aus. Wir überbrückten keine Schweigeminuten. Verhaspelten uns nicht in unseren Gedanken. Redeten nie über Nichts. Überraschten uns selten. Wir führten ein fernmündliches Eheleben.

Rica hatte mir einmal erzählt, dass sie es liebt, wenn sie die Vögel zwitschern hört, morgens, beim Nachhausegehen. Wenn da keine Vögel sind, meinte sie, dann geht sie auch nicht heim. Manchmal sei das langweilig, wenn man irgendwo ist und noch nicht gehen kann obwohl man wirklich möchte, weil es draußen noch dunkel ist und das heller werdende Himmelsblau am Horizont noch nicht erahnbar ist. Wenn die Vögel noch schweigen, die Stille der Stadt wie ein Vorwurf über ihr hängt, wenn es Nacht ist. In solchen Momenten müsse sie oft über uns nachdenken. Weil wir nicht reden können, hat sie gesagt. Weil wir nicht zueinander kommen und nicht voneinander los. Ich konnte nichts darauf antworten. Ich wusste damals nicht, was sie damit meint und eigentlich weiß ich es bis heute nicht.

Sie klang immer aufrichtig am Telefon. Nun klang sie aufgeregt. Sie wollte mich sehen. Und reden. Das war neu.

Wir sitzen zusammen, trinken Kaffee und rauchen Zigaretten. Wie immer. Wir schauen uns an. Lächeln. Und dann fällt Rica eine Geschichte ein. Und ich höre ihr zu. Wie kann sie sagen, dass wir nicht miteinander reden können? Wir sehen uns nicht sehr oft. Es gibt tausend Geschichten für jeden Tag, an dem wir uns nicht sehen, die wir uns erzählen könnten. Tausend kleine Stolperstellen und Katastrophen. Tausend Blicke in der Straßenbahn und nicht zu Ende gebrachte Sätze. Rica erzählt mir ihre Geschichten. So viel sie kann, so lange ich zuhöre. Wir können nicht reden, hat sie gesagt. Was ist es dann, was wir tun, frage ich sie. Sie lächelt und sagt nichts und ich würde sie gern küssen und tue nichts und schweige.

Nun wollte sie reden. Wir können es, dachte ich, aber ich schwieg.

In unserem kleinen Café wartete sie bereits auf mich. Sie rauchte nicht. Sie trank Wasser. Ich setzte mich zu ihr an den Tisch und lächelte sie an. Ihr Mädchengesicht war gealtert. Dabei hatte ich sie erst vergangene Woche gesehen. Wie schnell so etwas geht, dachte ich. Wir schauten uns an. Ich wusste nichts zu sagen. Die Zeit stolperte rückwärts vom Tisch und blieb reglos auf dem Schotterboden liegen. Wir schauten uns an. Zu lange, um diesem Blick ohne Worte standzuhalten. Zu lange, um noch weiter zu lächeln. Ich drehte mich um und suchte nach etwas, nach der Zeit, nach Worten, nach Zigaretten. Es vergingen Jahre. Als ich mich zurückdrehte, war Rica verschwunden. Ihr Wasserglas war leergetrunken. Es war dunkel. Sie war gegangen, ohne ein Wort zu sagen.
zorronte
Als dieses Thema eröffnet wurde, stand in roten Buchstaben geschrieben: „ … hier könnt Ihr was erschaffen …“ Das war vor einem Monat – minus einmal um die Sonne.
The cat empire, AnnaNym, DasKaddi, sQeedy, Lejanni, Magic_Peat und exilant
reihen Wort an Wort.
Sie sind verantwortlich, wenn es heißt: letzter Eintrag – heute. Zeile für Zeile werden Aggressionen in Cocktails ertrunken, ist der Spielraum für Fußathleten zu gering, steht man im Regen an der Haltestelle, meldet sich der Schnupfen am ersten Ferientag oder wird der Heimweg erst bestritten, wenn die Vögel schon singen. Am Ende des Jahres wird eXma ein Buch herausbringen.

Der Titel: Kurze Texte, eXma Texte.
Der Inahlt: von Euch.
Auflage: mindestens zehntausend.
Der Pressetext: „…absolut lesenswert … fünf Stormies.“
Stormi
Hm was will uns der Autor damit sagen? Ich verteile übrigens keine Stormies, sondern Schwänze nach oben cool.gif
Lejanni
ein exma kurzgeschichten buch....*amkinnkratz*

smile.gif
Stormi
Wie wärs mit einer 26 Bändigen eXma Gesamtausgabe? Da gibts dann von A wie Analsex bis Z wie Zeusel alles von mit und über Titte Fotze Arsch voll und jede Menge Scheiße gratis. Ich werde mir die Idee mal patentieren lassen.
sQeedy
bitte zu den geschichten zurück... exilant - das war einfach wunderbar zu lesen yes.gif eine echte freude, trotz dass es so spät ist und ich saumüde bin, hat es mir ein lächeln ins gesicht gezaubert smile.gif
ZEUSEL
hmmm und gerade hab ichs mir anders überlegt mit meinen "Kurzgeschichten" oder was auch immer biggrin.gif
Lejanni
wie anders überlegt?
warum anders überlegT?
kantario
Das vermeintliche Ende

Es ist Dienstag. Lange habe ich auf diesen Tag gewartet, meistens jedoch gefürchtet.

6 Uhr klingelt der Wecker. Eine überaus unangenehme Teit für mich, um aufstehen zu müssen. Jedoch gibt es heute einen besonderen Anlass, also quäle ich mich notgedrungen aus meiner warmen Umgebung.
PC an, duschen gehen, anziehen. Für frühstücken ist keine Zeit mehr. Wie immer eigentlich. Noch schnell die Flasche mit Wasser aufgefüllt, nich das meine Nierchen wieder rummäkern und los gehts. Eigentlich hab ichs nicht weit. Einfach mit der 72 zum Hauptbahnhof, dann in die 10, 3 Stationen und schon bin ich da: Bahnhof Mitte. Das Gebäude, das mein Ziel ist, steht keine 100 Meter entfernt. Ich schau auf die Uhr. 7:30. Ok...noch Zeit für eine Zigarette. Paff, paff...
Wor dem Gebäude sehe ich Leute, wie mich. Gehetzter Ausdruck im Gesicht, aufgesetztes Lächeln, nasser Schweiß auf der Stirn. Ich geh an ihnen vorbei. Ins Gebäude, 4 Etagen hoch, in den Raum 421. Schriftliche Prüfung. 1 Stunde Aufgaben beantworten. Danach? Besser als gedacht.
Ich schau auf die Uhr. 10 Uhr. Eine Menge Zeit. Was mach ich jetzt? Umziehen, Sachen holen, Mittag essen. Möglichst normal erscheinen. Freundlich sein. Notgedrungen Konversation treiben.
15:30. Ich erfahre, dass meine praktische Prüfung um eine Stunde vorverlegt wurde. Na, welch ein Glück ich doch heute wieder habe. Vorteil: Mein Körper hat meine sonst üblichen Anzeichen von Lampenfieber aufzuweisen.
Praktische Prüfung. Halbe Stunde. Besser als gedacht. Nettes Gespräch mit der Jury. Alles wunderbar. Ich freu mich. Gutes Gefühl beim rausgehen und beim Warten, denn ich bekomme ja noch eine mündliche Einschätzung.
Oberstes Jurymitglied erscheint.
"Es sieht wohl so aus, als ob das mit ihrem Musikstudium nichts wird. Wahrscheinlich müssen sie bei ihren beiden Fächern bleiben..."

Niedergeschlagenheit, Trauer

und trotzdem...aufgesetztes Lächeln für den Prüfer, für die anderen Bewerber...und für mich selber?
the cat empire
Bloß keine Filzstifte schenken


Dass er malen kann habe ich mir gedacht. Er malt Bilder in seinem Kopf. Ich glaube nicht dass er mit Papier und Kohle etwas anfangen kann, obwohl er viele kunstvolle Bilder an seinen Zimmerwänden hängen hat, aber die seien nicht von ihm. Eins hängt über der Tür, leicht nach vorn gekippt, damit es jeden der hochschaut direkt anspringt. Darauf zu sehen ist ein Mann, der sich eine Pistole an den Kopf hält und so aussieht als hätte er schreckliche Angst den letzten Schritt zu wagen. Ich habe nie gefragt, warum er dieses Bild über dem Türrahmen hängen hat. Ich habe ihn vieles noch nicht gefragt. Es gibt doch noch so viel zu beobachten – ohne dabei mühevoll Worte zu verschwenden. Wenn ich alles um ihn herum in mich aufgesogen habe, werde ich ihn wohl das eine oder andere fragen. Zum Beispiel warum er so tolle Kopfbilder malen kann. Aus seinen Bildern werden Texte und diese Texte sind umwerfend. Vielleicht liegt es an den Farben, die er zum schreiben benutzt. Farben sind Charakterzüge hat er mir einmal erklärt. Er sieht Menschen und denkt in Farben.
Ich bekam ein Geschenk von ihm. Ich war ein wenig überrascht, dass ein Mensch, von dem ich nicht viel mehr wußte, als dass er Farben mag, mir ein Geschenk macht. Ich riss die weihnachtliche Verpackung auf und lächelte. Natürlich! Es waren Buntstifte: Herlitz 1 Euro 99. Es war kein nach Aufmerksamkeit bettelndes Geschenk. Es war ein Versuch, mir etwas mitzuteilen. Etwas von dem ich nicht wusste, ob ich es hören wollte oder nicht. Also malte ich ihm mit seinen Farben ein Bild von mir. Das Bild was ich ihm zeigen wollte. Ich malte es in meinen Farben; grell, laut und unvorsichtig. Ein Bild für das er die Materialien ja bereits ausgewählt hatte und somit den Umfang meines Abbilds bestimmte. Er hätte mir auch Filzstifte schenken können, Stifte die auf mindestens die nächsten zwei Seiten des Malblockes durchdrücken, aber das wäre zu aufdringlich gewesen. Bestimmt wusste er das. Er schenkte mir Buntstifte. Ich schickte ihm mein von seinen Farben bestimmtes Bild und einen Bleistift. Nicht, dass ich ihm Farbe nicht zugetraut hätte, aber ich wollte dass er es vorsichtig angehen lässt. Und wie der Typ auf dem Bild hatte ich schreckliche Angst den letzten Schritt zu wagen. Ich wollte nicht abdrücken und damit etwas ins Rollen bringen, das ich nicht mehr kontrollieren kann. Ich wollte unsere Farben nicht vermischen. Schwarz und Bunt. Er war mein perfekter Gegenpol, dennoch zog er mich an. Und ich ließ mich von ihm malen. Aber den letzten Schritt wollte ich vorerst nicht wagen.
Stormi
Habe gestern beim Einschlafen dieses "Ding" hier im Kopf geschrieben. Es scheint eine Art Lied zu sein,
ein Gedicht, eine Geschichte, Fabel, was auch immer, keine Ahnung. Ich gut genug, um hier zu erscheinen. Sorry, ist wohl etwas lang geworden, kann nichts dafür, es wusste selber wanns am besten zu Ende war.

Der tapfere Wandersmann

Ein schöner junger Wandersmann
war eilgen Schrittes unterwegs
dem Pfad des Glückes folgend,
den auf Geheiß des Schicksals er genommen.

Und erklommen
hatte er bereits so manche Steigung,
viele Tunnel ohne Licht und durchs
häßlichste Dickicht hindurch
sich filigran er fortgemüht.

Immer aufrecht, immer treu,
immer standhaft, nimmer scheu,
obgleich die Wut heiß in ihm glüht.

Denn oftmals schon hat er sich geschunden,
das heilge Glück noch nicht gefunden.
Was ihm bisher von der Wallfahrt blieb ist
abzuzählen an fünf Fingern,
unberingt die armen Dinger,
schwielig, rissig und vernarbt - beim vielen Hinfalln aufgescharrt.

Die Umstände vielleicht nicht gut,
geht er trotzdem wohlgemut den Weg
und widersetzt sich täglich dem Verzagen,
denn viel Schönes steht am Wegesrand,
für das es sich doch lohnt zu ertragen
manches Leid und manche Pein
vergehen ach im Sonnenschein der vielen magischen Momente.

Das Loch war groß und ziemlich tief,
in das man ihn auf einmal stieß.
Abgetarnt mit Busch und Strauch konnt er es nicht erkennen,
musste gerade zu hineinrennen
und schlug hart auf dem Boden auf,
dem bitter kalten mit Grabesduft verhallten Grunde seiner Wirklichkeit.

Das war zuviel,
aus und vorbei!
Der Zorn, die Wut, der Hass wurd frei,
die grausam sind und schön zugleich,
die vor geraumer Zeit schon Pflanzten ihre Samen
ließen sich nähren vom Gestolper,
zerfraßen den armen.

Zeter und Mordio schrieh der arme Thor!
Wie kann es sein? Warum das mir?
War ich nicht standhaft, aufrecht, treu?
Hab nie falsch gespielt, nichts verbrochen
und trotzdem kommt ihr angekrochen!
Feige Mordbuben, Spießgesellen!
Wie könnt ihrs wagen mir dies Loch zu stellen?

"So haltet ein!", rief eine Stimme, "wollt ihr denn nicht begreifen,
dass das blöde Rumgekeife euch aufs Kurze Frieden schenkt,
doch auf Dauer wohl nicht aus dieser Grube bringt!".

Der Wandersmann hielt sofort inne
und fragte jene gute Stimme,
wie soll ers denn wagen
diese Last zu tragen
der Welten, die über ihm zusammenbrachen.

"S gibt natürlich keine Lösung,
keine Schönung, keine Hilfe, keinen Halt!"
So schallt die Stimme übers Feld.
"Das Patentrezept es ward verloren,
sofern es überhaupt jemals geboren.
Die Grube ist für jeden da!
Ein jeder kommt und stolpert rein,
bricht sich ein Bein, fängt an zu schrein.
Du bist nur einer unter vielen,
die sich in dieser Grube siehlen.
Und jetzt mach Platz, denn ich sehe schon
den nächsten Wandrer am Horizont."

"Was soll dann diese Falle hier?"

"Hast dus denn noch immer nicht kapiert?"

"Nein!"

"Du sollst dran wachsen, nicht zerbrechen.
Die Grube ward gebaut von frechen Dieben,
Menschen ohne Sinn und Pfand
schafften lange Jahre Hand in Hand,
um zu Fall zu bringen die mit Verstand."

"Dummheit, Gier und Unverstand,
Elefantenfüße, Krallenhand,
Idiotie und großer Rand
daraus sind sie heut geschnitzt
die Damen und Herren Möchtegern,
doch will ichs dir nochmal erklären,
dass die meisten nicht mehr wert sind als Dreck,
doch längst nicht alle und hier liegt der Trick,
denn diese gilt es zu erkennen!"

"Den Rest kannst du getrost verbrennen."

"So sei es, wahr gesprochen,
ich werd mir meine Lehre reimen,
dass nicht alle Menschen böse sind,
es meist gut meinen,
was noch schlimmer ist, mich jedoch nicht mehr trifft."

So zog den tapfren Wandersmann
die hand des Willens, des Verstands,
der Einsicht und des frohen Mutes,
aus der kalten dunklen Grube.

Die Sonne schien und nur für ihn,
so wollt er gerne weiterziehn.
Da auf einmal wusste er,
wusste nur nicht mehr woher,
hatte die Gewissheit aber,
dass vom Wege er nicht weichen soll,
denn für die wankelmütigen, die Diebe,
ehrlos, treulos, hundsgemeinen Messerschmiede
hat das Schicksal etwas aufgehoben.

Eine Grube - ohne Boden

Schmiddtchen
shocking.gif weeping.gif


biggrinthumb.gif
sQeedy
applause! smile.gif
No Name
Stormi du kleiner Pött. Da muss ich ja demnächst mal eins drauflegen.

Und die moral von der Geschicht: Wer anderen eine Grube gräbt fällt selbst hinein.
die_dan
So, was ganz kurzes... ohne Titel

Jedes Gespräch mit dir macht alles schwerer. Alles durcheinander, wenn ich grad angekommen war irgendwo. Mich such ich noch und du hilfst mir nicht. Ich dreh mich im Kreis und mir wird schwindelig vom Nachdenken. Flucht ins Getümmel. Kopfüber ins Nichts. Und rechtfertigen mit Jugend und Lust. Alles so einfach… nichts mehr entscheiden, sich fürchten vor Gesprächen und Wahrheit. Du sagst, es ist alles ganz einfach. Ich möchte immer nur weglaufen. Weil du mich triffst und mir schmerzlich zeigst wer ich nicht bin. Angst haben zu fallen. Entscheidungen treffen, sagst du. Ich entscheide mich, mich nicht zu entscheiden. Du bist ein Narr, wenn du glaubst das sei einfach. Jeden Schritt überdenken. Jeden Zentimeter zuviel geh ich zurück. Und du sagst, so kommt man nicht vorwärts. Ich lache und sage, ich will nirgendwohin.
sQeedy
yes.gif find ich schön smile.gif

Einmal ein kleines Gedichtchen von mir zur Unterhaltung:

Der Knopf

Es war einmal ein kleiner Knopf.
Der sass in einem Blumentopf.
Fragte sich, woher er käme,
und welch End dies Gedichtchen nähme.

Doch weil er nur ein Knöpfchen,
und kein Mensch mit Köpfchen,
verschwanden die Gedanken schnell.
Tja, so ein Knopf is nicht sehr hell.
No Name
Zitat(die_dan @ 23 Jun 2006, 17:18)
So, was ganz kurzes... ohne Titel

Jedes Gespräch mit dir macht alles schwerer. Alles durcheinander, wenn ich grad angekommen war irgendwo. Mich such ich noch und du hilfst mir nicht. Ich dreh mich im Kreis und mir wird schwindelig vom Nachdenken. Flucht ins Getümmel. Kopfüber ins Nichts. Und rechtfertigen mit Jugend und Lust. Alles so einfach… nichts mehr entscheiden, sich fürchten vor Gesprächen und Wahrheit. Du sagst, es ist alles ganz einfach. Ich möchte immer nur weglaufen. Weil du mich triffst und mir schmerzlich zeigst wer ich nicht bin. Angst haben zu fallen. Entscheidungen treffen, sagst du. Ich entscheide mich, mich nicht zu entscheiden. Du bist ein Narr, wenn du glaubst das sei einfach. Jeden Schritt überdenken. Jeden Zentimeter zuviel geh ich zurück. Und du sagst, so kommt man nicht vorwärts. Ich lache und sage, ich will nirgendwohin.
*



Wow, da haben sich ja zwei gefunden. Oder auch nicht.

Wir sollten ma wieder nen Contest aufmachen. So Kurzgeschichten oder Gedichte mäßig. Macht ja ma richtig Spaß im Forum was zu lesen. Ist zu einer Rarität hier geworden, weiter so.
zorronte
Die jungen Jahre - in kurz


1972 wurde in der DDR das Wohnungsbauprogramm beschlossen. Es sollte den Wohnraummangel bis in die Neunziger beseitigen und in den folgenden zwanzig Jahren wurde der Plattenbau zum wichtigsten Wohnungstyp. Im gleichen Jahr überstieg die Einwohnerzahl von Schwerin erstmal die Hunderttausend; Schwerin durfte sich Großstadt nennen und hatte einen unheimlichen Hunger nach Platte. Ein Margen-Darm-Kanal: Speiseröhre, Magen, Zwölfingerdarm, oder ein Neubau-Altbau-Kanal: Lankow, Altstadt, Großer Dreesch. Das Neubaugebiet Großer Dreesch lag und liegt immer noch am südöstlichen Stadtrand von Schwerin. Mit über sechzigtausend Einwohnern bis zur Wende waren das rund dreiundfünfzigtausend Kalorien mehr als beim Stadteil Lankow, was ziemlich schnell dazu führte, dass man die Bewohner des Großen Dreeschs als gesättigte und verwöhnte Plattenbewohner bezeichnete. Aber auch hier muss unterschieden werden: der Große Dreesch unterteilte sich noch einmal in drei Demokratisch Sub Urbane Teile. Dreesch Eins, Zwei und Drei. Oder wie die Kinder zu pflegen sagten: machs mit, machs nach, machs besser. Das war die Parole aller Erstklässler und Zweitklässler. Bei den Eltern hieß es: besser, schneller, billiger. Eine Parole die in der DDR zum Leitfaden wurde; ganz besonders zum Leitfaden von Herrn Schwarz. Herr Schwarz war Bauingenieur, kein überzeugtes Parteimitglied, Vater von Axel und Uta sowie Ehemann von Ingried, und ergänzend steht in seiner Geburtsurkunde: Olaf Schwarz, geborener Klausen. Familie Schwarz war die erste Familie, die in die Kantstraße 71 einzog; meine Eltern kurz danach. Von nun an waren wir Nachbarn; Erdgeschoss links und rechts, Schwarz und Bittner. Ich war nicht immer ein Bittner; geboren wurde ich als Maier. Maier mir A und I. Das ist wichtig; Meiers mit E und I gibt es wie Sand am Meer, gibt es wie Platten im Neubau. Aber Maier mit AI das war wie Eis mit AI; das gabs selten. Mit meinen acht Jahren brachte ich im Sommer die Eisverkäufer immer zur Verzweiflung, wenn ich sagte: „Ein Eis bitte .. aber das mit AI.“ Die nahmen mich nie für voll, obwohl ich nicht aussah wie ein Rotzbengel. Mutter und Vater sorgten immer dafür, dass ich kein Rotz an der Nase, keine dreckige Hose, keine offenen Schnürsenkel hatte. Mir war das schnuppe, aber es war mir nicht egal, dass ich ein Bittner war. Bedanken kann ich mich dafür bei meinen Großeltern. Mutti und Papi meines Vaters meinten, es schickt sich nicht, ein uneheliches Kind groß zu ziehen und es wurde geheiratet. Verheiratet in einer Neubauwohnung. So nach und nach füllte sich die Kantstraße 71; zehn Familien auf fünf Etagen, neun Kinder und der erste Winter mit Zentralheizung. Schnee zum satt werden; ein Schnee, von dem Axel und ich das erste mal Bauchschmerzen bekammen. Axels Vater meinte, dass könnte mit Tschernobyl zusammenhängen. Meine Mutter als Nichtingenieur sprach dagegen und meinte, dass drei Kilo Schnee auch für einen Kindermagen zu viel sind. Die beiden konnten sich nie einigen. Axel und ich waren uns einig: wir wurden die Dicksten; die dicksten Freunde. Die Könige der ganzen Kantstraße, die Eroberer der noch nicht fertig gebauten Neubauten, die Ersten auf den Schutt und Kieshügeln. Wir kannten alle Kellereingänge, wussten wo der Klingelstreich sich lohnte und klebten uns als erste ein Fell auf die Fahrradlampe.
Pusteblumenkohl
Michael Maier ist aber auch ne selten dämliche Aliteration wink.gif


Programmierung


Tja so isses.
263 Menschen setzten sich in eine Prüfung obwohl sie in den 90 Minuten weitaus bessere Sachen
machen hätten können, wie :
Im Kindergarten den kategorischen Imperativ erklären.
Im Grossen Garten mal nen Schatz suchen.
Oder nach Hause, bei den Eltern mal wieder was richtiges Essen gehen und Papa mal die Meinung
sagen, dass Informatik total Scheisse ist und man lieber Rockmusiker werden möchte, und
"dass einem dieser ganze übertriebene Bürokratisierungspathos sowieso ankotzt, du musst nicht
deinen Garten mit nem Zirkel und nem Lineal maßstabsgetreu für ne Modelleisenbahn nachbauen,
ist ja auch nur so ne Ersatzbefriedigung. Und diese Analsex und Bondage Abos die ich beim
Emailschreiben in den Iexplorer Fvoriten entdeckt habe, sprechen ja auch für die Analfixierung und
pathologische Libido, die bei solchen typisch deutsche Bürokratenseelen, wie dir ja sowieso
ausgeprägt ist.
Vielleicht solltest du mal überdenken was du unser Familie damit antust.Faschistensau !".
In 90 Minuten kann man echt viel mit seiner Zeit machen. Wer weiß vielleicht hätten tödliche
Gammastrahlen,die Eiszeit, Asteroiden, Weltraummutanten oder Japanische Urzeitmonster Dresden
plattgemacht, und man hätte Programmierung geschrieben.Wär doch nicht schön. Schönes Wetter
war ja auch.
Aber man hat ja seine Zeit rausgeschmissen, umsonst gelernt, nichts zu Stande gekriegt, wurde als
Versager abgestempelt, hat jetzt dieses Kainsmal, wo dieser
Versagenssplitter sich tief in die Nebenhöhlen einbrennt und dieser Abelwixxer mit seiner 1.0 noch
im Himmel ins Fäustchen lacht. Eine Versagensspirale Programmierung nicht, Vordiplom nicht,
Enterbung, keine Sozikohle, Alk verträgt man sowieso nicht, und Crack rauchen is nicht wegen
Asthma.
Und dann noch Hartz IV wo man sich mit Branntweinpaule und Vierfingerloui nen Mad Max
Käfigkampf im Arbeitsamt liefern muss um Lebensmittelmarken zu kriegen.
Was hätte Christiane F. jetzt getan ?
Hmm.
Sich was gedrückt.
Aber man hatte ja schon als Kind Angst vorm Impfen und nichtmal ne handsignierte David
Hasselhoff Autogrammkarte hätte einen vom Weinen abgehalten.
Also Fragen wir lieber anders. Was hätten die Helden seiner Kindheit jetzt getan.
Bud Spencer, Saber Rider, Cpt. Future, Che Guevara, Pittie Platsch, was macht ihr wenn euch
scheisse passiert ?
Aufgeben sicher nicht.
Also los, jetzt wird gelernt alles wird nachgearbeitet, Bhakti yoga, ein paar Hare Krishnas fürs neue
Leben chanten, und dann geht es ab, schonmal die Skripte ausgraben, Rechner an, und dann nur
noch Doom 3 auf Nightmare durchzocken, sich ne neue Sortiermethode für seine Mp3's einfallen
lassen, und dann. spätestens Weihnachten....


Seltsames über meine Heimatstadt (Stadt der Rosen)


Statt der Rosen keine Bilder mehr

Ein Mann steht jeden Abend am Kriegerdenkmal.
Sein fernglas richtet er nicht auf Ratshaus, nicht auf Ratskeller,
nicht auf den Stadtpark.

Halten sie ihn auf, er mauert unsere Bilder in seinen Augen ein, lässt sie nicht wieder hinaus.

Er sieht die Strasse hinunter, und raucht nicht mehr. Seit der Nikotinkonsum
die Bekämpfung des internationalen Terrorismus möglich machte hat er aufgehört.
Man sieht es ihm noch an, seine Rechte presst dass Fernglas auf seine Augen,
manchmal wird die Linke zum Mund, nur um sie wieder nach unten zu
drücken.
Verdächtig,Verdächtig,sehr verdächtig ! Finden sie nicht ?

Der Mann steht am Kriegerdenkmal und stieht die Bilder aus unserer kleinen Stadt.
Die Menschen trauen sich nach Dämmerungsbeginn nicht mehr auf die Hauptstrasse.
Wenn doch pressen sie sich auf dem Gehsteig zusammen an die Hauswände,
gleiten mehr als dass sie laufen, ziehen Putz und Kalk mit sich, stauben ein,
werden grau und nichts bleibt von ihnen , sobald er sie erspäht.
Sie hätten schon längst handeln müssen.

Keiner geht mehr einkaufen, wer hat vor abend denn Zeit dafür,
jetzt wo die Tage kürzer werden. Der Geschäftsführer vom Spar hat schon die Fliessen,
des Fleischereistandes herausgerissen, Humus darüber gekippt und pflanzt jetzt Radieschen an.
Seine Familie sitzt seit Tagen im Keller und sieht ihm dabei zu.
Unsere Stadt stirbt aber die Leute können nicht weg,
die Arbeitsamtkarteikarten haben sie festgekettet an ihren Wohnsitz.


Schreiten sie ein, ehe es zu spät ist.


Statt der Rosen
kalter Glanz


Die öligen Tränen der rostenden Industrieskelette lassen einen See wachsen.
Schritt für Schritt versinkt eine Stadt, während die Wellen langsam steigen.
Der Postbote quält sich trotzdem
Tag für Tag weiter auf seinem Rad durch die Teerpfützen. Seine gelbgoldene Uniform ist
schon lange stockfleckig. Die Mütze hat er verloren.
Sie dient mittlerweile Wildgänsen als Nest.
Er legt viel Wert auf Traditionen und Pünktlichkeit, aber Teer ist auch schon in seinen
Wecker getropft und so drehen sich die Zeiger von Tag zu Tag langsamer.
Seine Augen haben einen kalte Glanz entwickelt, seitdem es nur noch Mahnbescheide gibt
und es für die Stadt seit mittlerweile vierzehn Jahren Herbst bleibt.
Bei Urlaubskarten und Liebesbriefen wischt er sich trotzdem noch immer
eine Träne von der Wange.
Aber sie sind selten Geworden.
Heute fand er den ersten Mahnbrief an den Bürgermeister in seinem Korb.
Scheinbar war er nicht zur zeremoniellen Schließung der Autobahnabfahrt erschienen.
Er fährt an der vernagelten Kirche und den eingeschlagenen Schaufenstern der Ladenzeile vorbei.
Er fährt nicht zum Bürgermeister.
Er fährt zum See.
.........................................Morgen
....................................keine......
..............................Post.............

Pusteblumenkohl
Tabakernakel

Bääh du rauchst ja gar nicht !"
Susi zeigt mit dem Finger auf mich und schüttet ihren Kakao über meine Lederhose.
Mit 6 Jahren sind die Reaktionsmöglichkeiten auf so eine Kriegserklärung denkbar gering.Sun Tzu
ist da auch nur eine Brausepulvermarke und Machiavelli eins von diesen Sportflitzern die es bei
Matchbox gibt.
Dem Helden bleiben also drei Möglichkeiten. Wie würde er sich entscheiden ?
Man könnte einen Lehrer rufen.
Petzen beziehen leider generell Klassenkeile. Und seit der Abschaffung der Prügelstrafe, bleiben die
drakonischen Maßnahmen die ich mir in so einer Situation wünsche aus. Also lasse ich dass.
Man könnte Hallo machen,
In unserer Bandensprache heißt dass
jemanden die Hand zu geben, sie blitzschnell auf den Rücken zu drehen und
dann den Kopfnussschauer of Doom auf das wehrlose Opfer herabregnen zu lassen.
Man schlägt aber keine Frauen, außerdem ist Susi stärker als ich.
Also beschließt meine Wenigkeit einfach zu plärren wie am Spieß und mit den Beinen zu
strampeln. Zu hause wirkt dass ja auch immer Wunder.
In dieser speziellen Situation jedoch, gewinne ich nur die Aufmerksamkeit des Pausenhofes.
Das Mitleid welches ich erwarte, Geschenke und ein tröstendes Stück Schokolade wollen sich aber
nicht so recht einfinden. Stattdessen werde ich angestarrt, teilweise ernte ich hämisches Grinsen und
Finger die auf meinen Kakaobefleckten Körper zeigen.
Der kleine Jörg fängt an zu lachen und verschluckt sich dabei an seiner Marlboro, nach und nach
bin ich von einer Klangmauer aus hämischen Kinderlachen umgeben, unterbrochen nur durch
vereinzelte asthmatische Huster. Beschämt verlasse ich das Feld der Schande und gehe ins
Klassenzimmer.
Dort suche ich mir eine gemütliche Zimmerecke und verstecke mich unter meiner Jacke .
Als sich langsam der Raum mit lärmenden Kindern füllt, wage ich es auch zögerlich unter meiner,
wie ich finde, undurchschaubaren Tarnung hervorzuluken. Alle ausser mir sitzen schon an ihren
Plätzen. An der Tafel lese ich deutlich im unteren Drittel : "Robert lässt das Rauchen sein, sieht aus
wie ein stinkeschwein !"
Ich tarne mich wieder.
Spontan beschließt unsere Lehrerin das Unterrichtsthema von Mathematik auf Ethik umzulegen.
"Liebe Kinder, wir haben jemand unter uns, der etwas ganz ganz böses gemacht hat"
"Ja genau, Susi, zeigen sie es der Schlampe Frau Fink, ich will Prügelstrafe, chinesiche
Wasserfolter, an den Pranger mit der Hexe !!"
Meine Rachegedanken lassen mich tollkühn und Zorrogleich meine Micky Maus Jackentarnung
abwerfen und meinen anklagenden Blick auf Susi richten.
"Genau du bist gemeint, Robert, komm mal her."
-Verdammt.
Genau jetzt war ich mir nicht mehr sicher ob Hitler nicht doch den Krieg gewonnen hatte.
"Es gibt auf dieser Welt ganz ganz reiche Länder wie Deutschland und ganz ganz arme Länder, wie
Kuba. Und damit die Kinder in den armen Ländern auch was zu essen haben, müssen die tabak
verkaufen. Und den Tabak kaufen wir hier und rauchen ihn und schicken ihnen das Geld und bauen
ihnen Mcdonalds und Burger King. Da freuen sich die Kinder und werden satt. Wenn aber niemand
Tabak kauft, kriegen die Kinder auch kein Mcdonalds und kein Geld und keine Spielsachen und
sind gaanz gannz doll traurig. Stell dir mal vor wieviele kleine Kubaner jetzt keinen Bigmac zum
Abend haben weil du nicht geraucht hast, robert.
Also was machst du morgen ?"
"Ich geh zur Polizei und verklag euch neolieberales Gesocks, und sorg dafür dass sie nirgends mehr
eine Anstellung sie Alptraum aller Grundschullehrerinnen, bei ihnen hätte selbst Ödipuss lieber mit
Papa gespielt"
"Robert jetzt starre nicht ins Lehre, wir alle wollen etwas von dir wissen !"
"Es tut mir ganz doll Leid und morgen fang ich an zu rauchen, versprochen."
"na also und nu setz dich in und lass dir von jörg ein rettchen geben."
Gleich am nächsten Tag kaufte ich mir 2 Gauloises Big Boxen und seit damlas höre ich jede nacht
vorm einschlafen die kleinen Kubanerkinder glücklich lachen.
milsani
oho. 2x doom...ein fanatiker
* versagenssplitter...gefaellt mir.
#npnk
DIES IST NUR EIN TEST!

ch glu d
vierter STock
in einEm neubau

fensTer offeN
leute mit koMiSchem Dialekt
ich lasse die musik lAufen wähRend ich schlafe
den moniTor mach ich aus...stromsparen
wichtig heutzutage

i get deep iget dee pi get deeper
into this thing

verwoRrene soundskulpturen bAuen sich in den dunKlen ecken auf
angst
nof uture?!????!?
lieber kippchen drehen
der herd ist abGeschaltet
das essen gut
ist es das?
constant diarrHea
ich sollte ge sünde r leben

die kippe drück ich erstmal aus
schmeck teh nich

map of the problematiqué
schLafen
morgen zur post
hab sonnenbrillen bestellt
sChließlich muSste schick ausseHen
sonst wirste nich ge fickt
#npnk
Wie schaffen das diese Menschen nur. Schreiben die wirklich nur mal so mir nix, dir nix n Buch über ihre tollen Jugenderinnerungen im Osten und sofort findet sich ein Verleger der das rausbringt? Also ich weiß ja wirklich nicht was daran so toll sein soll. Ich bin soeben mit dem Erstlingswerk des Autors von „Sonnenallee“ fertig geworden und ich wundere mich ob dieser Typ den überhaupt was kann. Ach, der arme Kerl. Ich tu ihm wahrscheinlich unrecht. Er ist ja nicht alleine. Diese ganze neu-moderne deutsche Literatur von Kürty, Stuckrad-Barre und wie sie alle heißen mögen. Ich finde irgendwie nix daran. Ist ja ganz nett zum Zeitvertreib, aber sinnloses Geschwafel und zwischendurch mal ein paar gute Sätze. Das soll es schon gewesen sein?
Bücher über die Jugend im Osten. Alle Welt stürzt sich drauf in einem Trend von Ostalgie und die Stimmen nach der Mauer werden wieder lauter. Ja, früher war alles besser. Ohne den raffgierigen Wessi und seine Unterdrückung. Ohne Arbeitslosigkeit, ohne Kopfpauschale und die NPD.

Ich werde mich hinsetzen und ein Buch schreiben. Über meine absolut belanglose Jugend im Westen. Und wehe das bringt keiner raus. Endlose Seiten mit dem Inhalt He-Man, Metallica, Iron Maiden und Bananen. Wir hatten ja alles. Damals war ja noch der gute Helmut an der Spitze.
Der wusste noch wo's langgeht. Tanzschule, Tagesschau, Tiefflieger und „Operation Lindwurm“ sind auch noch denkbar als erörterbar.

Das interessiert doch keine Sau. Wieso sollte jemand ein Buch über meine Jugend kaufen? Nur weil da drin steht dass es im Westen alles gab und wir alles machen konnten? Pfeifendeckel!
Das glaubt auch nur ihr. Meine Grundschullehrerin wollte mir damals ein abnormes Verhalten zuschieben weil ich ihr in der Pause nicht am Rockzipfel hing. Meine Mutter musste damals in die Schule und sich die Frage gefallen lassen wieso ich mich denn nicht in der Pause von der Lehrerin auf dem Arm halten lasse. Andere Kinder haben das tatsächlich gemacht, muss man sich mal vorstellen. Aber Heroismus ist in unserer Familie großgeschrieben. Meine Mum antwortet völlig trocken: „Weil unser Sohn zuhause genug Liebe und Zuneigung erfährt.“ Und ging einfach aus dem Zimmer und hat die alte, bucklige, rothaarige Schlampe einfach sitzen lassen. Vollkommen logisch also dass die erste und zweite Klasse nicht einfach für mich waren. Die doofe Ziege hatte es auf mich abgesehen.

In der Penne hatte ich auch so nen Klassenlehrer. Ich ging wochenends immer mit meinem Vater mit arbeiten. Taschengeld verdienen und so, versteht sich. Tja, und auf der Baustelle braucht man numal ein Messer. Und eben jenes flog mir aus dem Rucksack als ich ihn auf die Bank warf. Alle Erklärungsversuche waren zwecklos. Mir wurde ein heimtückischer Anschlag unterstellt und ich bekam nen Direktoratsverweis. Als mir beim Abistreich dann noch eine Wasserbombe auf den Boden fiel war die Sache dann komplett. In dem Jahr bin ich sitzen geblieben. Und nach der 10. hab ich dann gefrustet die Schule verlassen.
Gymnasium, und vor allem das dass ich besuchte, war eigentlich ja nichts für mich. Aber ich wollte Französisch lernen. Und sowas kann man eben nur aufm Gymi. Hätt ichs lieber sein gelassen. In meine Klasse gingen nur Ärztekinder und solche von wohlsituierten. Die oberen Zehntausend.
Antiautoritäre Erziehung und so nen mist. Ich hab von meinem Vater immer noch eine geklatscht gekriegt wenn ich nicht artig war. Geschadet hats mir nicht.
Der eine nahm sich das Recht heraus zu entscheiden wo andere zu sitzen haben. Was für ein Großkotz. Sobald er Autofahren konnte, kam er morgens mit Papas S-Klasse in die Schule gefahren. Ich nahm immer noch den Bus und später nach der Lehre hatte ich nen klapprigen Kadett.
Soviel dazu. Herzlichen Dank auch!


PS: Der Kadett steht übrigens immer noch bei einem Händler in Kaiserslautern. Vielleicht will ihn ja jemand kaufen.
kantario
Das Loch

Ich falle...wo ist das Ende? Ich spüre es nicht. Vielleicht gibt es diesmal auch keins. Kein Boden. Kein Erwachen. Keine Zukunft. Das wär was. Endlich keine Alpträume mehr oder nachts um 2 aus dem Schlaf aufschrecken obwohl einem das bis vor nem Jahr noch nie passiert ist. Keine Deprilaune mehr haben. Ich hasse Deprilaune. Ich bin ein strahlendes Kind. Eigentlich habe ich immer gute Laune. Wo ist sie nur hin? Das ist kein Leben.

Doch jetzt muss ich wieder los. Die nächste Prüfung wartet schon. Das nächste Loch, das sich mir auftut. Ich spring schon mal los, denn ich habe es gelernt zu fallen. Ein Boden? Wen kümmert schon ein Boden. Den Spür ich dann auch nicht mehr...

Ich falle...
holofernes
tolle sachen die ihr da so schreibt.. macht echt spaß zu lesen und scih in manchen geschcihten selbst wiederfinden smile.gif
DasKaddi
@zorronte: Kommst du etwa aus Schwerin oder is das jetzt fiktiv gewesen???? blink.gif
Ich komm nämlich von da...
zorronte
@DasKaddi: Mein Mitbewohner kommt aus Schwerin und hat mir neulich seine ganze Kindheitsgeschichte erzählt; angefangen hat alles bei dem Zeitpunkt, als seine ein Jahr jüngere Schwester das Bad betrat und er - nur die Zahnbürste im Mund - das erste Mal verlegen war. Am Ende waren wir bei der Bewerbung um einen Studiumplatz hier in Dresden. Konzentrationsschwäche. Der Mond spielte Mond und die dritte Weinflasche war fast leer. Sein Leid wollte ich den Lesern von eXma mitteilen. Er nahms mir nicht übel.
ZEUSEL
nappunk´s letzte Geschichte hat mir besonders gut gefallen!
Ehrlich geschrieben ohne viel Schnörkel und Schönmalerei.

Fiktion oder selbst erlebt?

Die restlichen Stories ziehen mich immer runter, ergo man darf sie wirklich nur im nüchternen Zustand lesen, sonst kommt man hier im 3ten Stock noch auf dumme Gedanken smile.gif
Pusteblumenkohl
Ich empfehlezu folgender Geschichte
Mono Islands - Sky


zu hören

Julia und der Jongleur

Julias Herz hat manchmal einen Reißverschluss. Nichts kann hinaus fallen.
Alle Schmetterlinge bleiben von ihrer Liebe umschlossen dort wo sie hingehören.
Zumindest für sie.
Julias Herz hat manchmal einen Riss und die Schmetterlinge fallen in ihren Bauch, fliegen umher, verwirren sie und ihren Körper mit chaotischen Flügelschlägen, irrisierenden Farben und einem Hauch Veränderung.

Julia läuft über den alten Militärflugplatz, einen Riss im Herzen und Schmetterlinge im Bauch.Schwermütig ziehen tote Wolken über den Abendhimmel, die zähe Luft riecht nach Staub, Drogen und dem traurigen Rest Sommerhitze, welchen selbst die Dunkelheit nicht verteiben kann. Der Mond sucht verzweifelt seine geliebte Sonne. Julia sucht nicht einmal irgendwen.
Julia lässt sich treiben von den dumpfen Bässen der Turmbühne, den irrwitzig lachenden Hippies, den versprechensbrechenden Kristalllichtern aus dem Birkenwäldchen und ihren Schmetterlingen.

Roberts Leben ist manchmal sehr einfach.
Es gibt viel was ihn erheitert und nur wenig was ihn momentan traurig macht. Robert steht vor einem riesigen Scheinwerfer und beobachtet das Lichterspiel auf seinen tanzenden Bällen. Hoch und Runter fliegen sie in Mustern die er selbst nicht zu verstehen scheint. Auf und ab strudelt sein Leben in verzaubernd schönen Spiralen um ihn herum. Robert hat grad nur wenige Sorgen. Die Wirkung des Lysergse äurediäthylamid hält ihn in einem Zustand der kontemplativen Sorglosigkeit, in welcher es ausser den fliegenden Bällen keine großen Probleme gibt. Es spielt keine Rolle. Die Bälle ja, die sind wichtig, die müssen fliegen und mit leuchtenden Farben sein Herz erfreuen. Einige Pärchen aus verträumten Liebenden haben sich niedergelassen um den bunten Eskapaden der leuchtenden Bälle zuzusehen. Sie interessieren sich nicht für solch unbedeutende Details wie blutendende Fusssohlen. "Warum sollten mich also blutende Fussohlen interessieren ?" denkt Robert . "Viel wichtiger wäre jetzt ein Bier, eine Tüte und irgend ein leckeres Obst, eine Banane zum Beispiel!" Robert setzt sich kurz zu den unbekannten Pärchen, lässt sich ein paar Komplimente, Bier, Gras und Obst bieten und jongliert weiter. Die Bälle tanzen, Robert tanzt, wie eine Motte angezogen von der Musik des Goa Hangars. Er sieht nur seine Bälle, er sieht keine Menschen.

Julia sieht ihre Schmetterlinge, auf und ab flatternd, wilde Eskapaden schlagend kommen sie näher. "Sie haben meinen Bauch verlassen. Sie wollen mir etwas zeigen!" Julia läuft auf sie zu.

Jemand nähert sich Robert, bleibt vor ihm stehen, folgt seinen Bällen wohin er sie wirft. "Witzige Sache das!" denkt Robert und bewegt den ihm Folgenden so wie er es sich grade denkt. Er lässt die Bälle hüpfen und der Schatten hüpft. er lässt die Bälle von links nach rechts tanzen von oben nach unten und im Kreis. Der Schatten tut es ihmende gleich. Ein Ball fällt hinunter und der Schatten zu Boden. "Scheiße, Scherben überall Scherben und Steine und eine blutende Frau. das flasht mich grad gar nicht. Das macht mich alles andere als glücklich. Scheiße auch. Ich könnte in den T heater oder Kabarethangar gehen, das muntert auf..." Robert denkt nach.

Julia hat Schmerzen. Plötzlich war ein Schmetterling gestorben. "Vor Kummer vor Leid... wollte er mich nicht mehr ? Der Schmetterling ist doch Teil meines Selbst?" Ihre Seele verkampfte, Zahnschmerzen am gesamten Körper."Warum hält mich keiner, wo ich doch haltlos geworden bin?" Julia denkt nach, langsam nähern sich ihr die verbliebenden Bälle ganz nah kommen sie, drehen sich um ihr Gesicht.


TO BE CONTINUED
Magic_Peat
Sehr schön! Man glaubt sich in deinen Kopf hineinversetzen zu können und ich erkenne auch mich selbst unter Drogen wieder. Gut beschrieben. Bin auf die Fortsetzung gespannt.
zorronte
Der erste Tag

Zu der Zeit, als die Haare noch von der Mutti gemacht wurden, jedes Jahr neue Schuhe
gekauft werden mussten, da die Alten - Größe achtundzwanzig - nicht mehr passten und
ich noch auf Bäume kletterte, da fuhr jeden morgen der Bauer Stahlmeier mit seinem
Moped an unserem Haus vorbei, da verkehrte noch der Omnibus zwischen Humsdorf
und Hamsdorf, da wohnte der Zahnarzt in Hums und die beste Wurst gab es beim
Metzger Karlson. Der wohnte in Hams, so wie meine Eltern auch, und natürlich ich ebenso.
Ein Kinderzimmer und das Leben so einfach wie eine Antwort auf die Frage: welchen Weg
man denn von Humsdorf nach Hamsdorf nimmt. Wenn der Zahnarzt zum Metzger wollte,
dann gab es nur einen Weg: den Kastanienweg. Ich war damals schon so schlau, um zu
wissen, warum er denn so einen Namen hatte. Auf der linken und rechten Seite säumten
Kastanien den Wegrand. Die waren so groß, dass ich zwölf Schritte brauchte, um einmal
um den Baumstamm herum zu gehen. Der Weg war normal breit. Wenn sich zwei Traktoren
auf dem Kastanienweg trafen, dann vergingen schon mal Stunden bis die dicken Räder
aneinander vorbei waren. Da fuhr man wieder ein Stück zurück, da musste eine freie Stelle
zwischen den Kastanien gefunden werden, dann wurde noch wild mit den Armen gewackelt
und alles dauerte noch länger, wenn die Traktoren noch einen Anhänger hatten.
Zu einer Zeit, als ich noch so leicht war, dass ich hätte fliegen können; als ich das erste Mal
verlegen wurde, wenn einen die Mädchen anlächelten; oder auch nicht. Lang, lang ist es her,
dass ich zu manch später Stunde einer liebmütterlich gemeinten Untersuchung erlag.
Es wurde die Zuckerwatte aus dem Gesicht gewischt, die Haare vom Laub befreit und
manchmal auch die Knie mit einem Pflaster versorgt. Es ist vielleicht ein wenig gelogen;
meine Mutter machte sich nicht jeden Abend sorgen. Obwohl ich nie eine Uhr bei mir trug,
war ich doch ein pünktlich hungrig werdender Frechdachs. Nur manchmal, wenn die Zeit
ohne mich tickte, die Ferne so neu und der Weg zurück immer irgendwie länger als in die
andere Richtung war, da hatte Mutter die Hände in den Hüften, war sichtlich beruhigt und
war es noch mehr, wenn beide Arme und Beine noch dort waren, wo sie hingehörten.
Mein Vater nahm das Ganze ein wenig leichter. Wenn er kurz vorm Schlafengehen noch
an meinem Bett saß, dann sagte er mit seiner gutmütigen Männerüberlegenheit, dass ich
Mutter irgendwann einmal verstehen werde; zog mir die Decke bis zu den Schultern,
gab mir all seine Verbundenheit auf die Stirn und machte das Licht aus. Ich erinnere mich
noch ganz genau; es war der Tag vor meinem letzten Schultag. Ich hatte erfolgreich die
erste Klasse hinter mich gebracht und da auch meine Eltern nicht wussten, warum es
den letzten Schultag eigentlich gab, durfte ich an diesem Abend ein wenig länger von
zu Hause wegbleiben. Hände nicht gewaschen, Abendessen, mit dem Ärmel einmal über
den Mund und im Dreierhop zur Tür hinaus; draußen. Für einen kurzen Moment der Welt
die Zunge gezeigt. War so gemeint: kann ohne Hilfslinien schreiben, kann dividieren,
multiplizieren, plus und minus sowieso, und morgen sind Ferien. Ich lief in Lichtgeschwindigkeit
zu meinem Freund Klaus.

Und in wenigen Tagen wird erzählt, was passiert, wenn man in Lichtgeschwindigkeit
mit den Naturgesetzen zusammenprallt.


sQeedy
wenn es ein smiley mit seltsam-verklärt lächelndem gesicht gäbe, ich würde es hier einfügen...
bea.floh
das ist schön, das ist total schön!

und das erstemal, dass mich nicht nur inhalt sondern auch schreibweise beeindruckt!

*lob*
myrmikonos
Zorrontes Schöpfung "Der erste Tag" liest sich wie ein Eintrag ins Tagebuch, dass man ein Jahr lang im Schreibtisch vergessen hatte. biggrin.gif
Zu einer Kurzgeschichte gehört doch auch eine Pointe, die aber hier irgendwie ausgeklammert im Raum-zeit-gefüge scheint : erster tag | humsdorf -kastanienweg -hamsdorf |letzter schultag.
Eine weitere Merkwürdigkeit:
Axiom [Naturgesetz] und Vektor [c] können kollidieren? Erwartet uns als Fortsetzung ein wissentschaflicher Exkurs? Das spricht mein Interesse an. Viel Spaß beim schreiben, Zorronte.

#erwartungsvoll,
myrmikonos
zorronte
Nicht zu jeder Kurzgeschichte gehört eine Pointe - viele enden mit Einer. Anekdoten enden immer mit einer Pointe.

Die Lichtgeschwindigkeit ist kein Vektor. Sie eine universelle Konstante – in der Mathematik sagt man Skalar dazu – und abhängig vom Medium in dem ich mich befinde, von der Frequenz der Strahlung und, darüber streiten sich Maxwell und Newton noch heute, von der Schrittfrequenz meiner Beine. Die Richtung zu meinem Freund Klaus ist dann der Vektor, auf dem ich mich bewege. Wenn Du Skalar und Vektor multiplizierst, dann weißt Du, wie weit es zu Klaus ist. Ist der Skalar negativ, dann laufe ich in die falsche Richtung.

Und Deine Frage, ob denn ein Naturgesetz mit einem Vektor kollidieren kann, muss leider mit nein beantwortet werden.
the cat empire
Dieser Klaus war sicher ein ebenso rotzfrecher Knirps wie du, mit aufgeschürften Knien und dem Verlangen, niemals auf der Linie zu laufen. Eine lebensgroße Hüpfburg auf die Kindheit!
aktsizr
Abhaengig von der Frequenz? Dann ist Lila-Licht in Waldmeistergoetterspeise anders schnell als Rotlicht?
#npnk
Kammern fluten

Abtauchen. Schlecht geschlafen, schlecht geträumt. Und als ich die Augen öffne, habe ich urplötzlich eine schlechte Meinung von Dir. Ich stürze aus meiner Koje, raus an Deck und dreh mich dabei immer wieder um mich selbst. Schnappe nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Alle Leute zeigen mit dem Finger auf mich und lachen mich aus.

Und mein Herz klopft.

Das dritte Mal auf hoher See in den letzten fünf Jahren. Und doch eine ganz besondere Ausfahrt. Ich lache nicht. Die Wellen spielen mit mir. Werfen mich hin und her. Seekrank bin ich eigentlich nicht, dennoch ist mir speiübel. An der Reeling sind keine Seile, keine Stangen, kein Halt. Ein Ausrutscher und das wars. Die See verschlingt mich.

Und mein Herz klopft.

Ob der Rumpf den großen Druck ertragen kann. Ich bin schon auf über tausend Fuß gesunken. Ist das ein Experiment? Will mich jemand testen? Kann ich glauben was Du mir sagst? Ich habe vor langer Zeit mein Vertrauen in Worte verloren. Irgendwas in meinem Kopf schreit: "Kammern im Bug ein Viertel anblasen", irgendwoher wird der Befehl bestätigt. Ich tauche auf aus dieser schrecklichen Tiefe. Was erwartet mich da oben?

Und mein Herz klopft.


















Noch.
myrmikonos
#muh
sQeedy
Endzeit
Graue Weite. Endlos. Wind. Viel Wind. Unnachgiebig zerrt er an dem wenigen Gestrüpp welches sich verzweifelt im Boden verkrallt. Plötzlich Ruhe. Ruhe vor dem Sturm? Ein Sonnenstrahl durchbricht die tiefhängende Wolkendecke und tastet sich mühsam bis zum Erdboden durch. Er fällt mir direkt vor die Füße. In Gedanken versunken starre ich ihn an, nehme ihn erst nach ein paar Minuten wirklich wahr. Meine Gedanken lösen sich, die Stirn verliert ihre Falten, die bis dato schmerzhaft angespannte Kiefermuskulatur entspannt sich. Eine Träne rollt über den Staub im Gesicht. Leicht tänzelnd wandert der Sonnenstrahl auf einem Gebüsch herum. Die kargen braunen Blätter scheinen nicht würdig ein solches Geschenk zu reflektieren und doch ist es der schönste Anblick den man sich wünschen kann. Wieder ein Hustenanfall. Schmerz zerreißt meine Brust. Ich röchele, spucke um mich. Blut fließt in den Dreck. Ungläubiges Erstaunen. Trauer. Nicht um mich. Um den Sonnenstrahl. Um die Welt.
sQeedy
Wieder mal ein kleines Gedicht zur Auflockerung:

Der Tropfen
Ein kleiner Tropfen
hing an einem Blatt.
Das Wetter war trüb,
die Luft war satt.

Das Blatt vibrierte,
es kam eine Wanz.
und zerstörte des Tropfens
schimmernden Glanz.
zorronte
Ja, ja .. bei dieser Hitze wollen sogar dem Stift keine Worte einfallen ..



Mutter

Es ist Amoniak, die Nase merkt es sofort
doch heute wieder frisch
weil schon zu lange nicht mehr an diesem Ort

Ob sie schläft, weiß ich nicht
Ob ich ihr Sohn bin
hat sie schon früh vergessen, doch meine Pflicht

Alles was ich sehe; Speichel, Haar und Rotz
der Raum damit ganz ausgefüllt
Meine Hand erhoben, ein Gruß zum Trotz

Der Rollstuhl wie immer, er trägt sie zur Zier.
Oh, Mutter
bin ich doch nicht nur wegen dem Gelde hier.


the cat empire
Meine Schwester fliegt nach Australien


Meine Schwester fliegt nach Australien. Sie hat es mir gerade am Telefon erzählt. Heute. Es ist Sonntag, ich konnte nur leise entgegnen, dass ich das sehr schön finde. Natürlich freue ich mich für meine Schwester, schließlich hat sie mir immer geholfen, hat mir schon damals die Welt der Erwachsenen erklärt, als ich das noch für das ganz große Abenteuer hielt. Jetzt, wo ich vor lauter erwachsen werden kaum noch ohne Schuldgefühle kindisch sein kann, erfahre ich, dass sie sich einen großen Traum erfüllt. Und nun? Ich könnte so tun als wäre mir das völlig egal, hätte sie mir das nicht schon vor Jahren ausgetrieben. Ignoranz, hat sie gesagt, wäre noch schlimmer als Neid, ja sogar Hass sei eine ehrlichere Gefühlsregung als solch ein Desinteresse. Nervös kaue ich mir einen Fingernagel ab, schnipse ihn quer durch das Zimmer und denke nach wie es wohl ist, dort in Australien, dem Land auf der anderen Seite der Welt. Da sehe ich meine Schwester wie sie durch endlose rote Weiten reist, sich abends an einem warmen Lagerfeuer zusammenkauert und sich Geschichten über Länder anhört, die wiederum ganz weit weg sind von Australien – Rucksacktouristen neigen zu Reisenostalgie – und in mir steigt Abenteuerlust auf. So ehrlich dieses Gefühl auch ist, es wurmt mich und ich wünschte, meine Schwester hätte ihren Mund gehalten. Warum muß sie überhaupt irgendwohin fliegen? Warum nach Melbourne frage ich sie prompt. Sie ist noch am Telefon, ich wäre seit einigen Minuten so schweigsam raunt sie in ihre Seite des Hörers. Nun, Melbourne sei die Stadt von der sie gelesen hat, dass sie ein Märchen wäre, auch für den der aus Sydney kommt. Und aus Sydney kämen sie alle hat sie gesagt. Meine Schwester hat ein Buch gelesen in dem stand geschrieben, dass Sydney so aussieht als hätte man aus einem gigantischen Becher Tausende von Würfeln auf eine bizarr gezackte, von Hügeln umsäumte Bucht geschüttet, unbekümmert darum, ob der eine oder der andere Würfel ins Meer fiel oder am Felsenrand hängenblieb; meine Schwester holt erneut tief Luft; dann stapfte ein Riese durch das bewürfelte Land und schuf so die Serpentinenstraßen am Hafen. Und wo er hinschiß, ist die City. Genau so hat sie es gesagt und am Schluß hat sie gelacht, wahrscheinlich weil sie sich bildlich vorgestellt hat wie so ein Riese einen gigantischen Haufen scheißt und diesen zur Innenstadt erklärt. Ich mußte auch kurz lachen, da ich ebenfalls nicht finde, dass Riesenscheiße ein geeignetes Material zum Bauen von Städten ist, schon gar nicht von Innenstädten. Also fliegt meine Schwester lieber nach Melbourne, jetzt liegt das ganz klar auf der Hand. Das Buch in dem Sydney als Exkrementauswurf eines würfelnden Riesen beschrieben wird, erklärt aber auch warum Melbourne auf Menschen, auch auf die aus Sydney, so feenhaft wirkt. Melbourne sei durch einen Feenkönig (natürlich!) sorgsam erdacht worden bevor er es hinzauberte, und hernach hüpften seine Töchter über die Wege und bestreuten sie mit unsäglich bunten Beeten und Blumen und Sträuchern. Wieder ein Lachen auf beiden Seiten des Hörers, diesmal verschlucke ich mich fast an meinem Kaugummi. Melbourne klingt ganz nach einer Menge Spaß, auch für Menschen die nicht aus Sydney kommen. Als meine Schwester auflegt schließe ich meine Augen. Ich sollte auch mal wieder lesen.
metamorphosis
ich betrachte sie
meist kann ich gar nicht anders
ausgefüllte zeit - nur mit ihr
wie sie da liegt
so friedlich

ich habe ihr diesen frieden geschenkt

augen geschlossen mund steht offen
küsse ihn sacht
ihre haare verteilt über das kissen
verspielte zufälle

die finger so weich müde und kraftlos
kann sie streicheln

sie gehört nun nur mir

deck dich zu
damit du nicht frierst
nie mehr sollst du leiden
bist auf ewig meine schöne

graue gedanken
wie lange vermag ich sie noch zu halten
den verfall hält niemand auf

in einigen tagen wird sie anfangen zu stinken.
kantario
bis auf den schlusssatz ziemlich geil...aber "stinken" in so nem gedicht zu bringen? na ich weiß nich... wink.gif
sQeedy
die wortwahl is perfekt. smile.gif

eDit: Inspirationserguss in neuen Beitrag verpackt
the cat empire

Ohne den letzten Satz wäre es nur eine Huldigung an die körperliche Liebe. Die Gewissheit aber, dass eine Person eine andere aus Liebe getötet hat, beschert diesem Gedicht eine absurde und zugleich passende Wendung.

Mit dem Ende im Kopf noch einmal lesen.
JoSchu
Sehr hübsch, wenn auch nicht außergewöhnlich (edit: Es war schon bei "ich habe ihr diesen frieden geschenkt" klar, worauf es hinausläuft). Der letzte Satz stellt die Verbindung her zwischen der Welt des Akteurs und der Realität. Sehr gut.
sQeedy
et voilá... inspiration...

Dunst

Lange habe ich gewartet,
ewig habe ich nun Zeit.

Leise Stimmen begleiten mich,
bis in die Ewigkeit.

Sacht dreht sich die Zwischenwelt,
ganz sanft vermag der Äther mich zu betten.

Betäubt erkenne ich - zu spät,
selbst der Tod vermochte nicht,

mich vor ihm noch zu erretten.
zorronte
... bis zum nächsten Mal ...
deoPhilus
kürzlich begab es sich, dass man in der neustadt zu dresden ein großes fest feierte, alle waren da und nahmen daran teil. "mit sang und klang in den untergang" hätte für unseren jungen helden der untertitel sein können. denn so war es nun einmal. seine beziehung zerbrochen gab er sich die kante mit allem was rang und namen hat in der hiesigen region. hans alk nahm ihn fest in den arm und schleifte ihn hinter sich her, seine freunde mario und hanna begleiteten ihn auf schritt und tritt und crystaline und kokarina, deren entstehung wohl designern zu verdanken ist, waren ebenfalls mit von der party. die fünf nahmen ihn so in beschlag, dass er fast immer rastlos hin und her gezerrt wurde, die differnz zwischen "himmelhoch jauchzend" und "zu tode betrübt" ging gegen null und er wurde der welt die er kannte überdrüssig. ohne jegliche lust sich zu erklären súchte er nach oberflächlichem vergnügen, smalltalks, leuten die einfach nett zu ihm sind und es gelang, nachdem er seine eigentlichen freunde abgehängt hatte. diese hatten nun ihren spass ohne ihn und er war wieder allein unter wölfen. doch etwas zog ihn wie magisch, machte ihn rastlos, er suchte; nach diesem wortlosen verstehen, nach dieser bekanntschaft, die sich durch nichts begründet als den augenblick und die zusage beider, durch grundloses vertrauen. wie die kinder. einfach nur schön, unbefangen, lieblich, dieses lang unbekannte gefühl. die welt drehte sich und keiner schien es zu bemerken. und endlich kehrt ruhe ein, ruhe in diesen ameisenhaufen der zeit. in diesen trubel kam plötzlich system. ein mann spielt geige, ein anderer gitarre, sie schaut ihn an, lächelt. und da ist es. dieses "du weißt schon was", das wo man lieber schweigt, weil es verloren geht, versucht man es in worte zu fassen. sonntag, der tag des herrn, was könnte es schöneres geben, als in diesen augenblicken zu sein, zu erleben... zu sein? schauer über den rücken, zärtlichkeiten auf der haut, der mond über allem. träumt er? betrügt er sich? nein, er betrügt sich nicht. sonntag, der tag an dem das opfer gebracht wurde, damit es allen menschen sooo gut gehen kann. so unglaublich gut und ihm wird ein vorgeschmack darauf zum geschenk gemacht. sonntag, der tag an dem der süße mit der süßen segeln geht, sonntag, der tag an dem dies märchen spielt, sonntag an dem er wünscht "Verweile doch, du bist so schön!" du bist soo schön.
zorronte


Erwachsen

Nun war ich raus
aus Mutter's Bauch
stolz einen Namen
trug ich auch

Wurd' getragen, gefüttert
trank Muttermilch bloß
lernte stehen und gehen
war bald n Meter groß

Es kam die Schule
die mich plagte
mit guten Noten
ich an die Spitze ragte

Es kam der Zahnarzt
der mich schmerzte
zog ein' von hinten
und dabei scherzte

Es kam die Liebe
und sie ging
was wunderbares
an der ich einmal hing

Ob ich jetzt erwachsen
weiß ich nicht
oh lass Dir Zeit
bald ist's in Sicht




calypso
boah, ihr seid guuuut thumbsup.gif
ich bin neidisch...
sQeedy
Wandlung

Ich sitze, bewege, drehe mich mit der Erde. Den Blick fest auf ein rotgoldenes Blatt vor mir geheftet. Gleich wird es fallen... gleich. Eine leichte Briese wiegt es, umschmeichelt es sacht, als wöllte sie es überreden doch loszulassen. Loslassen - den Zweig, den Ast den Baum, den Teil von ihm, der es nun nicht mehr benötigt. Loslassen auch vom Sommer, vom Sonnenschein, vom Chlorophyll und vom Tautropfenbad. Lass los, kleines Blatt. Auch ich habe gelernt loszulassen. Jahr um Jahr lasse ich sie los, die Jahreszeiten, welche schon wieder vorbei, da sie einem gerade ans Herz gewachsen. Auch ich lasse los: Gedanken, flüchtig wie der Wind... Absichten und Pläne, wechselhaft wie ein Chamäleon... Ziele, strebsam und doch zweifelnd... Menschen, glücklich, meist traurig... Beziehungen, schmerzhaft wie ein Pfeil und irgendwann sicher auch das Leben, immerwährend und doch schon vorbei. Lass los kleines Blatt! Warum sträubst du dich? Willst dem Unvermeidlichem dich nicht beugen? Kämpfst vielleicht den Kampfe nur des Kampfes wegen oder aber, weil es zum Loslassen wohl dazu gehört... Wundersam wird mir zumute und ich erkenne es. Der Sommer ist wohl vorbei, jedoch ganz ziehen lassen will ich ihn nicht. Bleib noch ein Weilchen, erfreue uns mit blauem Himmel, scheidendem Grün und wärmendem Blick.
Wie auf Kommando reißt der Himmel auf, ein zarter Lichtstrahl tastet nach meinem Gesicht und in seiner Bahn tanzt das kleine Blättchen lustig hin und her als würde es sagen: "Siehst du!". Verklärt lächle ich über seine Weisheit und Unschuldigkeit, da wird der Wind stärker und mein Blättchen wird von einer Bö hinfortgerissen. Fast meine ich einen leisen Schrei zu hören, der langsam in der Ferne verklingt. Mein Gesicht ist eingefroren. So kurz. Zu kurz... Gedanken versuchen von außen in die plötzliche Leere meines Schädels einzudringen. Ich wehre mich nicht, doch sie schaffen es nicht. So kurz...
Und dann ist er vorbei, der Moment. Ich blinzle. Der Wind zerrt an meiner Kleidung, zerzaust mein Haar und klatscht mir ein nasses Blatt ins Gesicht. Nun bin ich wach.
Adieu, Sommer - Willkommen, Herbst.