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ELstoffEL
Zitat
Ich Chef du nix

Von Popp, Maximilian

Vorglühen, feiern, chillen - was geschieht in Uni-Städten zwischen Sonnenuntergang und Morgengrauen? Maximilian Popp geht auf Erkundungstour, er beginnt im Osten. Eines Nachts in: Dresden.

21.30 UhrMein Kumpel Alex und ich laufen durch die nächtliche Stadt. "Dresden. Die alte DDR. Ist das nicht irre spannend?", frage ich. Partys in stillgelegten Fabrikhallen, Ausstellungen in Plattenbau-Ruinen, das Bier aus dicken braunen Flaschen?

Alex sieht mich unverwandt an: "Alter, du kommst 20 Jahre zu spät", sagt er und schüttelt den Kopf. Alex ist vor zehn Jahren zum Studium aus Ost-Berlin nach Dresden gezogen und dort hängengeblieben. Wahrscheinlich hält er mich für einen ignoranten Wessi, der immer noch in den alten Kategorien denkt - oder schlimmer: für einen dieser Süddeutschen, die nach Friedrichshain ziehen, weil sie glauben, nur dort das "wirkliche Berlin" zu finden. Ich versichere, dass ich lediglich gern wissen würde, wie sie so sind, die Nächte im Osten, die Clubs, die Musik - und, ja, auch die Frauen.

21.45 UhrWir sitzen im "Bautzner Tor", einer Kneipe in der Neustadt. In dem Viertel versammeln sich Studenten, Künstler, Hippies - alle, die nicht so sein wollen wie die Dresdner auf der anderen Seite der Elbe. Im Zentrum ist die Stadt zum Museum versteinert: Frauenkirche, Zwinger, Semperoper. Es ist das Dresden der Touristen, das Dresden aus der Bierwerbung: großbürgerlich, spießig, barock. Die Neustadt sollte ein Gegenentwurf dazu sein: jung, alternativ, hip. Doch sie bemüht sich so sehr, jung, alternativ, hip zu sein, dass sie dabei schrecklich angestrengt wirkt.

Das "Bautzner Tor" ist einer der ältesten Läden in der Neustadt, Gaststätte, Kneipe, Wohnzimmer für die Leute aus dem Kiez. Eine Frau mit kräftigen Armen und einem Bleistift hinterm Ohr reicht volle Biergläser. Der Besitzer nennt sich "Lenin" und braut das Bier selbst. An der Wand hängt ein Poster von Helmut Kohl. Ich sage Alex, dass es hier viel zu nett ist, dass wir rausfahren müssen in die Vorstadt, dorthin, wo es richtig fies sein soll, hinterhältig, gemein.

23.00 UhrPorno-Brillen-Party im "Sax Club", einer Großraumdisco an einer Hauptstraße. Die Stasi hatte hier einst ihre Zentrale. Auf dem Parkplatz vorm Eingang stehen getunte VW Golf. Die Mädchen tragen Plateauschuhe und lila Strähnen in den schwarzgefärbten Haaren; die Jungs Tätowierungen, Goldketten, sie haben sich die Augenbrauen gezupft und die Haare kurz rasiert.

"Das hier ist Dresden. Die Neustadt ist nicht Dresden. Hier geht der Durchschnittsdresdner feiern", sagt Alex. HipHop dröhnt durch den Raum. Aus der Nebelmaschine steigt Rauch zur Decke, Lichtanlagen schießen rote Blitze. Vor der Bar haben die Veranstalter Sand aufgeschüttet. Ich lehne an einer der Palmen im Eck und schreibe Notizen in meinen Block. Ein Jugendlicher in einem T-Shirt mit der Aufschrift "Ich Chef du nix" kommt auf mich zu. Er reißt mir den Block aus der Hand. "Was machste hier? Bist du von der Stasi?"

00.10 UhrVor der "Chemiefabrik" brennt ein Feuer. Um das Feuer sitzen Jugendliche in zerschlissenen Jeans, mit Nieten auf der Lederjacke und Irokesen-Haarschnitt. Die "Chemiefabrik" ist ein Punkrock-Laden, wie es ihn so im Westen vielleicht gar nicht mehr gibt: ramponiert, irgendwie aus der Zeit gefallen, ein Zitat auf das London der siebziger Jahre.

Eine Frau dreht sich eine Zigarette aus Zeitungspapier. Die Wände sind gelbgeräuchert. Ein Hund läuft über die Tanzfläche. Ich unterhalte mich mit Gunnar, einem Altpunk, Ende vierzig, aus Pirna. Goldzähne blitzen durch die struppigen Fransen seines Barts. "Gefährlich? Nein, gefährlich ist der Osten nicht", sagt er. "Nur müde. Verdammt müde."

02.30 UhrEs wäre Quatsch zu behaupten, Herkunft würde in Dresden keine Rolle spielen. Selbst im "Club der Republik", zurück in der Neustadt, tut sie das. Menschen schieben einander durch einen engen Raum. An den Plattentellern tastet sich der DJ durch elektronische Funkfrequenzen.

Ich stehe mit einer jungen Frau an der Bar, sie ist aus Dresden und studiert Medizin. Sie sagt, ihr gehe das Ost-West-Gerede mittlerweile ziemlich auf die Nerven. Immerhin liege die Wende 20 Jahre zurück. Dann fragt sie mich, wie ich den Osten denn so fände? Und warum ich, als Wessi, eigentlich hier sei? Ich muss lachen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das gefragt werde. Und immer beteuern meine Gesprächspartner, dass sie das Ost-West-Thema eigentlich für völlig überholt halten.

05.00 Uhr"Mein Problem mit Dresden?" André sieht mich durch sein Weinglas hindurch an. "Dresden ist tot. Wenn du jung bist und was vorhast, ziehst du weg. Okay, in Dresden leben viele Studenten, aber wie lange? Bis zum Abschluss. Wer was erleben will, geht nach Berlin oder zumindest nach Leipzig. In Dresden bleibt nur, wer's gern ruhig hat - oder klassische Musik mag."

Wir sitzen im "Blue Note", einem Jazz-Club in der Neustadt. Jede Stadt braucht eine Bar wie das "Blue Note": einen Ort, an dem immer noch was geht, wenn alle anderen Läden längst geschlossen haben. André ist Grafikdesigner und ein Kumpel von Alex. Er hat in Hamburg studiert, ist aber zurückgekommen nach Dresden. Warum? "Weil ich Ossi bin, so einfach ist das."

06.10 UhrDie Nacht ist bleich geworden. Ich schlurfe durch die leere Altstadt, vorbei an ihren restaurierten, aufgehübschten Palästen, Semperoper, Frauenkirche. André hat recht: Dresden hätte nach der Wende berühmt werden können, die aufregendste Stadt im Osten. Sie hat sich entschieden, ein Museum zu sein.

Maximilian Popp, 25, ist SPIEGEL-Redakteur. Für den UniSPIEGEL hat er schon einmal eine Serie bestritten: über sein Studienjahr in Istanbul.

Der Artikel
Ich verstehe nicht wie jemand in "UNISpiegel" über Dresden so schreiben kann ohne in der Nähe des Campus gewesen zu sein...
angry.gif angry.gif
bunglefever
Ich verstehe nicht, wie man sowas einfach eins zu eins im INternet posten kann, ohne sich Gedanken über Urheberrecht zu machen ... shifty.gif

ganz heißes Eisen ...
chelys
Die Chemo... Punkrockschuppen? g.gif
Juri
​​
Chris
Recht hat er.
iggi
Ein Jahr in Istanbul, na der kennt die Welt... rolleyes.gif

Was soll in Leipzig eigentlich besser sein?
Proxima
Vielleicht sieht Leipzig nicht so angestrengt beim alternativ sein aus o_O

natürlich wirkt Dresden im Vergleich zu Berlin tot, es ist auch im Vergleich zu Berlin ne Kleinstadt, meine kleine Heimatstadt in Thüringen (oder Erfurt, wo ich auch gewohnt habe) wirkt im Vergleich zu Dresden auch tot.. was ein Statement

Trotzdem.. gute Clubauswahl, er hat mehr Facetten von Dresden in einer Nacht gesehen, als die Meisten Studenten, die schon seit Jahren hier leben.

Am Ende zieht er die Schlußfolgerung, dass Dresden tot ist, während er in der Altstadt rumläuft.. äh ja..
Chris
Hat natürlich ein bisschen Pech gehabt, dass er ausgerechnet auf den miesepetrigen Alex gestoßen ist. Wäre er mit mir und meinen Freunden feiern gewesen, wären ihm nur die besten Attribute für Dresden eingefallen.
Fuchs
oh mann...
bunglefever
mal davon abgesehen, bin ich gegen einen neuen "Dresden ist Scheiße"-Thread. Hamma alles schon: guckst du hier ...
iggi
Zitat(Chris @ 20 Apr 2011, 09:51)
Hat natürlich ein bisschen Pech gehabt, dass er ausgerechnet auf den miesepetrigen Alex gestoßen ist. Wäre er mit mir und meinen Freunden feiern gewesen, wären ihm nur die besten Attribute für Dresden eingefallen.
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Loki?
mcnesium
was ist denn das bautzner tor? blink.gif

war da schon mal jemand?
Chris
Bautzner Tor ist an der Ecke HoyWoy + Bautzner Straße. Ist eine nette Kneipe. Haben auch Livemusik. Ich war da früher immer zum Ska-Getümmel.
der.Mac
Zitat(mcnesium @ 20 Apr 2011, 10:33)
was ist denn das bautzner tor? blink.gif

war da schon mal jemand?

ja, zum WM 66-Konzert ... sehr lustiges Ambiente, wie ich fand. Will sagen Band und Location habe bestens harmoniert.

... ansonsten zum Text: Ich find den komisch
mcnesium
ich hab den laden noch nie aufm schirm gehabt, geschweige denn dass ich jemanden "ich geh ins/war im bautzner tor" hab sagen hören. darum frag ich mich warum die ausgerechnet da mit der tour anfangen und nicht zum beispiel im hebedas oder aber in einem studentenclub. war wohl zu weit weg für die tour. aber dass die studentenclubs nicht mal erwähnt werden, spricht für die ignoranz, mit der an das thema rangegangen wird. klar, dass friedrichshain erwähnt werden muss. denn nur dort weiß man wirklich, wie man sich die nächte um die ohren haut... wink.gif
aeon
ich verteh den titel des artikels nicht blink.gif
TheNeedle
Is ne janz schöne Knalltüte, der Max.
aeon
ich finde die Auswahl von der Proxima da spricht übrigens ziemlich fade - das klingt für mich eher "das sind so die clubs die jede ecke einmal repräsentieren darüber muss ich jetzt schreiben"

mir fehlen da sachen wie $alles aufm Campus, koralle, babos (wink.gif), Musikpark und [x] Lidl am Neustädter
mcnesium
dass man im lidl am neustädter nachts feiern gehn kann, ist mir übrigens auch neu shifty.gif
iggi
Dann fehlt aber auch das Dürüm-Haus...


Zitat
und, ja, auch die Frauen.


Hab ich den Teil überlesen?
bsf
Zitat(mcnesium @ 20 Apr 2011, 10:44)
ich hab den laden noch nie aufm schirm gehabt, geschweige denn dass ich jemanden "ich geh ins/war im bautzner tor" hab sagen hören. darum frag ich mich warum die ausgerechnet da mit der tour anfangen und nicht zum beispiel im hebedas oder aber in einem studentenclub. war wohl zu weit weg für die tour. aber dass die studentenclubs nicht mal erwähnt werden, spricht für die ignoranz, mit der an das thema rangegangen wird. klar, dass friedrichshain erwähnt werden muss. denn nur dort weiß man wirklich, wie man sich die nächte um die ohren haut... wink.gif
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Bautzner Tor fetzt. Gemütlicher als im Hebedas, gutes Bier.

Ontopic: Als ich nach einiger Zeit, in der ich in einer Metropole wohnte, wieder nach DD kam, kam mir auch alles sehr viel kleiner vor. Inzwischen habe ich mich wieder dran gewöhnt und finde, es gibt hier einige gute Sachen zum Weggehen, man muss nur wollen. (Und die Sachen kennen).
chelys
Mir ist fast schlecht geworden bei dem Artikel. In Leipzig ist also was los und Dresden ist tot... aha rofl.gif
Die laufen durch die Altstadt und wundern sich, dass Dresden dort ein Museum ist... der Herr Popp hat sich dann auch noch Einiges ausgedacht bzw. ausgeschmückt... schwach! blink.gif

P.S. das ganze Ossi-Gelaber dazu rolleyes.gif mit was für Leuten ist der denn weggegangen?
bsf
Zitat(chelys @ 20 Apr 2011, 14:45)
Mir ist fast schlecht geworden bei dem Artikel. In Leipzig ist also was los und Dresden ist tot... aha  rofl.gif
Die laufen durch die Altstadt und wundern sich, dass Dresden dort ein Museum ist... der Herr Popp hat sich dann auch noch Einiges ausgedacht bzw. ausgeschmückt... schwach!  blink.gif

P.S. das ganze Ossi-Gelaber dazu  rolleyes.gif mit was für Leuten ist der denn weggegangen?
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Ja, leichte Vorurteile...
chelys
Falls ihr ihn mal trefft, nehmt ihn mit und zeigt ihm was man in Dresden so machen kann smile.gif
NEO.POP
Warum machst du es nicht?
Kramsky
Zitat
"Dresden. Die alte DDR. Ist das nicht irre spannend?"


Bildungselite!
Fuchs
Journalistenschule!
Schlummerpieps
"Henri-Nannen-Journalistenschule" naja, wen wundert's...

Offtopic: Istanbul \o/
loco
er war wohl vom treiben in istanbul verblendet.. da kann einem dd schon mal tot vorkommen^^
Giovanni
wer von uns/euch hat schon mal einen Artikel geschrieben, über den nur Leute diskutiert haben, die nicht drin vorkommen? :-P

Ok, dass das im Unispiegel steht, rechtfertigt die Kritik.

Ich würde sagen, er bekommt ne 4 minus, wegen
a) Thema verfehlt
b) Interviews, die zu knapp hundert Prozent Meinungen in den Mund legen.
chelys
Zitat(NEO.POP @ 20 Apr 2011, 15:42)
Warum machst du es nicht?
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Mache ich (falls ich ihn treffe) biggrin.gif
aktsizr
Zitat(chelys @ 20 Apr 2011, 16:36)
Mache ich (falls ich ihn treffe)  biggrin.gif
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Wennde mich fragst... Mappe bleibt Mappe!

Ist Rille ob du ne Mappe aus Berlin oder Dresden bist. Wenn du weder Tanzen kannst noch Talent zum Saufen hast bzw. keine Ahnung von Mugge oder Sonstewas hast, kriegste nirgends eine Chance. Dann kannst du dich nur nach dem Geschmack deiner erbärmlichen Subkultur (auch wenn das zum 1000. mal die 1. Subkultur ist, die keine Subkultur ist) richten und dir einreden, dass das, woran du partizipierst oder eben nicht, im Sinne einer ohnehin subkulturell determinierten Wertung `tot' oder... ehm `lebendig' ist. Früher war alles besser...

p.s.: In Berlin existieren freilich keine Clubs für Mandy & Ronny.
myrmikonos
Wer von 2100 bis 0600 in Dresden Partyhopping betreiben kann und zugleich meint, die Stadt scheint ihm tot, ist in meine Augen ein kleiner Trottel. Wer fuer eine Zeitung schreibt und 2 Ueberschriften braucht, die zudem in keinerlei argumentativen noch logischen Zusammenhang zum Text stehen, ist schon ein mittlerer Trottel. Wer sich anmaßt nur die Oberflaechlichkeiten von Gebaeude, Mensch und Party zu betrachten um diese dann als Tatsache einer groeßeren, angenommenen Wahrheit zu manifestieren, erscheint mir als großer Trottel. Ansonsten scheint mir der Knabe Talent zu haben die subjektiven Eindruecke in einer eintoenigen Wortmelodie des Abgeschmackten verfassen zu koennen. Insofern kommt einem die Bedeutung so schleierhaft entgegen, wie der Geruch vom Duennschiss, der auch in 5min Geisteslosigkeit abgesondert werden kann.
mcnesium
Zitat(aktsizr @ 20 Apr 2011, 22:49)
Wennde mich fragst... Mappe bleibt Mappe! Ist Rille ob du ne Mappe aus Berlin oder Dresden bist.

bild kann nicht angezeigt werden ? g.gif
iggi
Euro* sollte mit dem Typen mal ne persönliche Clubtour machen...

Edit:

http://www.google.de/search?q=unispiegel+dresden+ist+tot

biggrin.gif