Eine gesprochene und geschriebene Sprache gibt den Sprechern dieser Sprache Gehör und Gewicht in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Sprecher von schriftlosen Sprachen haben es dagegen schwer, und oft sind sie in der Mehrheitsgesellschaft mit verschrifteten Sprachen ethnischer Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung und/oder wirtschaftlicher Ausbeutung ausgesetzt.

Das moderne Hebräisch (Iwrith) hat zwar seit Jahrhunderten eine uralte Schrifttradition, aber das alte Hebräisch der Torah war schon seit Jahrhunderten ausgestorben und durch das Aramäische zu Zeiten des historischen Yeshuah (Jesus) im damaligen Palästina ersetzt worden. Im Hebräisch der Rabbiner in Europa und anderswo in der Diaspora lebte es fort undn bildete damit die linguistische Grundlage für das moderne Iwrith, das heute offizielle Landessprache in Israel ist. Bis zu dem Tag, an dem Iwrith offizielle Landessprache des Staates Israel wurde, hatte es zwar eine Schrifttradition, die aber weitgehend nur innerhalb der jüdischen Community außerhalb Israels wahrgenommen wurde. Iwrith ist heute ein wirksames und effektives Kommunikationsmedium für die Bürger in Israel, und dahinter steckt eine gewaltige sprachplanerische Leistung von Staat und Gesellschaft in Erez Israel. Das so wiederbelebte moderne Hebräisch gibt den nicht nur Juden weltweitm (selbst wenn sie Iwrith selbst nicht können), sondern auch den Bürgern Israels weltweit wieder ein Gesicht als eigenständiges Volk unter vielen, das in seiner Einzigartigkeit wieder als solches wahrgenommen werden will und soll. Damit hat die hebräische (Iwrith)-Sprachgemeinschaft Glück gehabt und eine Erfolgsstory geschrieben.

Andere Sprachgemeinschaften haben es da immer noch viel schwerer, weil sie keine starke Lobby haben. So z.B. die der Dhimal in Nepal. Die Dhimal sind eine ethnische Minderheit, die entfernt mit den Tibetern sprachlich und ethnisch verwandt sind und als solche durch die nepalesisch-hinduistische Mehrheitsgesellschaft seit Jahrhunderten diskriminiert und verachtet wurden. Wie das Tibetische gehört auch das Dhimal linguistisch zur tibeto-sinitischen Sprachfamilie, zu der auch das Chinesische gehört. Nepali hingegen ist eine auf dem Sanskrit basierende indische Sprache und gehört damit zum indo-europäischen Sprachkreis. Ich betreue gerade eine Dissertation des ersten Wissenschaftlers aus der Dhimal-Community Nepals überhaupt. Die Dissertation dieses Doktoranden behandeltn natürlich auch ein linguistisches Theman, die die Frage des offiziellen Status von Sprachen ehtnischer Minderheiten seit der Absetzung des Königs und Abschaffung der Monarchie in Nepal eine wichtige politische Frage ist. Die Abbildung unten zeigt einen Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis einer Seminararbeit von Doktorandenkursen, die der Verfasser derzeit bei mir besucht.

Auch ein solches Projekt trägt mit dazu bei, die Lebensbedingungen für eine ethnische Minderheit in einem der ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt wie Nepal graduell zu verbessern und damit Flüchtende, die ihr Heimatland meist nur sehr ungern verlassen, zu vermeiden. Längerfristitg könnte auch die Fortentwicklun dieser Sprache und deren offizieller Status eine Erfolgsstory wie im Falle des Iwriths in Israel werden.

Gutmenschen reden, reden, reden, reden - während andere in die Händ spucken und vor Ort die mühsame und weniger spektakuläre Arbeit leisten, damit die Dinge sich vor Ort zum Besseren verändern. Nicht Maulhelden und das Gerede zählt und verändert etwas zum Besseren, sondern konkrete Taten.

Mehr Informationen u.a. zum Dhimal sind u.a. hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Languages_of_Nepal