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Vollständige Version anzeigen: Offener Brief an bonding
J.Wayne
Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

die bonding Studenteninitiative e.V. gibt es nun schon seit 21 Jahren in Dresden, doch von Erwachsenwerden fehlt jede Spur. Auch in diesem Jahr beschlagnahmt ihr für mehrere Tage das Hörsaalzentrum und bittet verschiedenste Unternehmen von Rang und Namen sich der Studierendenschaft als lukrative Arbeitgeber zu präsentieren. Doch nach den Protesten im letzten Jahr möchtet ihr auf Nummer sicher gehen und jegliche Kritik an dieser Veranstaltung von Vornherein unterbinden. Auf die Kritikpunkte einzugehen oder gar daraus zu lernen, ist für euch scheinbar nicht möglich. Ihr habt Gespräche mit dem Rektorat und der Geschäftsführung des StuRa geführt. Nach eurer Auffassung darf die Firmenkontaktmesse auf gar keinen Fall zu einer Plattform für politische Diskussionen „entarten“. Die bonding-Hochschulgruppe sei ein hundertprozentig unpolitischer Verein und ihr wünscht keine Störung durch Sambatrommeln oder gar durch das Verteilen von Flugblättern.

Die Behauptung „unpolitisch“ zu sein ist bestenfalls lächerlich. Doch bleibt das Lachen sofort im Halse stecken, wenn uns schon auf Seite 8 eurer Broschüre von 2010 Bildungsministerin Annette Schavan und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle mit politischen Schlagworten wie Globalisierung, Arbeitsmärkte, Exzellenzinitiative und Bolognapaket begrüßen. Auch in der aktuellen Broschüre schwärmt Oberbürgermeisterin Helma Orosz von ihren hochgesteckten Zielen. Sind diese Aussagen von Politiker_innen etwa unpolitisch? Sollten wir darüber nicht eine politische Diskussion führen? Vielleicht lesen wir das Büchlein doch erst bis zum Ende.

Auf den nächsten Seiten folgt ein Leitfaden für junge Menschen, sich möglichst effizient auf dem Arbeitsmarkt zu prostituieren. Der diesjährige Aufruf auf einem eurer Fotos „Titten raus, es ist Messe“ ist wohl an Sexismus kaum zu überbieten (Seiten 2 und 5 der aktuellen bombing-Broschüre). Seid ihr euch sicher, dass wir das brauchen? Wäre es nicht sinnvoller, sich um die tatsächliche Situation der Praktikant_innen in den teilweise prekären Arbeitsverhältnissen zu kümmern? Auch die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Praktikumsstellen wäre ein passendes Thema für euch – allerdings ein politisches.

Bei aufmerksamer Lektüre der Unternehmensprofile vom Vorjahr stechen Branchenbegriffe wie „Sicherheit“ oder „Verteidigung“ ins Auge. Hier habt ihr tatsächlich etwas gelernt. Denn dieses Jahr wurden diese Begriffe fast überall durch „sonstiges“ ersetzt. Wollt ihr etwa verbergen, dass viele der von euch eingeladenen Unternehmen einen Großteil ihrer Profite im Rüstungsbereich machen? Auch die Verwendung des Wortes „Zukunftsbranche” an dieser Stelle ist überaus zynisch. Wissen schafft Brücken. Doch scheinbar dürfen alle Absolvent_innen der TU Dresden dieses Wissen ohne Skrupel benutzen, um genau die Bomben zu entwickeln, die jene Brücken andernorts wieder zerstören. Sollten wir das nicht kritisch beleuchten? Wollt ihr tatsächlich diesen Waffenproduzenten den hochqualifizierten Nachwuchs liefern? Ist das der Grund, warum ihr keinen Protest im Hörsaalzentrum duldet? Ihr wollt doch nur verhindern, dass jene unbelehrbaren Unternehmen von unserer Kritik abgeschreckt werden.

Es muss eine offene Diskussion zu diesen Themen geben. Und diese muss auch während der Messe möglich sein. Es ist geradezu dreist von euch, den StuRa zu bitten, er möge doch den sogenannten Nörglern und Miesmachern für die zwei Messetage das Maul verbieten. Auch die TU Dresden muss aktiv werden. Gerade sie hat den Auftrag, den Studierenden Bildungsinhalte zum verantwortungsvollen Handeln gegenüber ihren Mitmenschen, der Gesellschaft und Umwelt zu vermitteln (Grundordnung der TU, §3 Abs. 7). Sollen diese Prinzipien denn sofort über Bord geworfen werden, nur weil einige Gäste aus der Industrie sich auf dem Unigelände präsentieren? Es muss eine Zivilklausel in die Grundordnung. Die Berufung auf Verantwortung reicht nicht aus. Andernfalls wirkt die TU Dresden unglaubwürdig und neben innovativ, familienfreundlich und exzellent kann nur noch das Prädikat gewissenlos hinzugefügt werden.

Ja zur Friedensbindung der Universitäten – Nein zur Militärforschung. Es ist Zeit zum Handeln!



Mit freundlichen Grüßen

Kritische Studentinnen und Studenten der TU Dresden
Sigurd
Offenbar rotiert der Schreiber um seine eigene Achse wacko.gif

Zitat
Kritische Studentinnen und Studenten der TU Dresden

...sehr treffend, sich Wayne zu nennen lol.gif
HMK
Wenn ich meinen Riesenfundus an Songtexten mal durchgehe findet sich auch was für die Schreiberlinge und Schreiberlinginnen oben:
Zitat
Du stammelst was von Pazifismus und lässt dich ficken für ein Handgeld, du hast dich aufschneiden und ausnehmen lassen, du hast nicht einmal geschrien.


So n Text zu Bonding, die schlimmen Militärnazis die da auftreten etc., kommt doch jedes Jahr. Morgen Mittag seilt sich dann wieder jemand vom HSZ ab und nächste Woche Dienstag regen wir uns wieder auf wie beschissen der Rasen hinterm HSZ aussieht.

The same procedure as every year.
mcnesium
meine vorurteile gegenüber bonding waren bis jetzt auf lauter aufgescheuchte fdp-wähler mit penetranter karrieregeilheit beschränkt. am meisten an ihnen hat mich bisher genervt, wie sie die wiese hinterm hsz jedes mal nach ihrer messe hinterlassen. aber eigentlich wunderts mich auch nicht sehr, sowas zu lesen. passt ins klischee.
Binhpac
Zitat(J.Wayne @ 18 Apr 2011, 01:08)

Kritische Studentinnen und Studenten der TU Dresden
*


Das ist schwach. Offener anonymer Brief verleiht den Inhalt nicht gerade tiefere Bedeutung.
Giovanni
1) Offene Briefe sollten schon von irgendwem Konkretem (wenn's geht jemand bedeutendem und glaubwürdigem) kommen.

2) HMK, "das war schon immer so und es gibt jedes Jahr irgendwayne, der sich aufregt, aber es passiert eh nichts" - Ist kein Argument, was einem jungen Hüpfer wie Dir angemessen ist.

3) btw: wikipedia

4) das mit dem Rasen passt ja voll zur Heuschreckenmentalität. no.gif
Chris
Und bitte nur noch Bachelor_etten auf die Veranstaltung lassen. Die Uni bildet doch keine Akademiker aus, um sie in der Wirtschaft zu verheizen, sondern um sie der Forschung zu Gute kommen zu lassen.
waldi
Zitat(Chris @ 18 Apr 2011, 12:01)
Und bitte nur noch Bachelor_etten auf die Veranstaltung lassen. Die Uni bildet doch keine Akademiker aus, um sie in der Wirtschaft zu verheizen, sondern um sie der Forschung zu Gute kommen zu lassen.
*


So eine Portion gesunden Idealismus lob ich mir!

Leider kommt das Geld auch an Lehrstühlen immer mehr von Firmen.
Ohne Zwecklobbyismus wäre die TU nicht das, was sie heute ist - renommiert, wunsch-elitär, komplett überfüllt.

Was daran jetzt gut ist, was schlecht lässt sich lange diskutieren.

Sinnvoll ist dies aber nur, wenn jemand dahinter steht.
Entweder der Stura vertritt diese Meinung und hat die Eier oder eben nicht.
Gründet doch einen Anti-Bonding e.V.
bluemulti
Früher ist man auf die Bonding-Messe gegangen um sich ein paar neue Kulis und gratis Kondome abzuholen. Wer unbedingt einen auf Gutmensch machen wollte, hat mehr oder weniger öffentlich den kleinen Bundeswehrstand ausgelacht. Der Rasen sah übrigens auch nicht schlimmer aus als nach dem allseits beliebten Fußball-Public Viewing.

Und heute wird da tatsächlich so ein Politikum drausgemacht? The Times They Are a-Changin!
Euronymus
Also ich hab, als ich das letzte mal auf dieser Messe war auch noch was zu essen gekriegt. Wenn man bedürftig aussieht und auch zu Menschen ohne Anzug nett ist, gibts lecker Backwaren die eigentlich NUR für Mitarbeiter (und von denen auch nur die wichtigen) bestimmt sind. happy.gif
stth
richtig_innen gegendert_innen ist_innen es_innen auch_innen.

ein Verfechter des grammatikalischen Sexismus
Fuchs
ja, stth, die ganze sache ist unglaublich dilettantisch. zum weinen. obwohl die thematik diskutiert werden sollte, aber was will man mit so einer mittelmäßigen arbeit erhalten außer hohn?
Stormi
>> aber was will man mit so einer mittelmäßigen arbeit erhalten außer hohn?

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yocheckit
also über das thema bonding oder allgemein werbung an der uni diskutieren sollte man doch schon noch dürfen... ich finde den text zu lang - der begriff bondage-messe hätte das ereignis gleichsam prägnanter und wesentlich kürzer zusammengefasst.
Padex
Also ganz vom Tisch scheint das Thema nicht zu sein, wie der populäre Fotograf der ad rem (Amac Garbe) treffsicher festhielt:
http://blog.ad-rem.de/2013/04/30/bonding-2/img_5402-kopie/

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aeon
gut finde ich übrigens: auch bonding fällt der Veranstaltungsplatz-Politik der exzellenten TU Dresden zum Opfer!
iggi
Liegt das nicht am Brandschutz?


Auch : Mit dem Bundeswehrstand hab ich kein Problem, aber ich hörte, der Typ der vor zwei Jahren zur Nawa im CD rumgepöbelt hat war einer von der Bonding HSG.
Polygon
Zitat(iggi @ 01 May 2013, 11:35)
Liegt das nicht am Brandschutz?
*


Ich glaub das liegt daran, dass manche Leute ein generelles Problem mit dem Exzellenzstatus haben. Aber was genau, wissen sie vermutlich selber nicht. Daher muss das jetzt für alles herhalten :-).