Lemming testet Nahrungsergänzungsmittel

Wer sich gelegentlich eine Woche lang auch mal größtenteils nur von Fastfood ernährt, denkt eventuell über eine Ergänzung dieses etwas suboptimalen Speiseplans nach. Zwar findet man auf fast jedem Beipackzettel den Hinweis, dass die Produkte natürlich kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung sind (ja ja, wissen wir schon) – aber doch besser als gar nichts, oder?

Deswegen habe ich einige Mittelchen getestet, die man frei verkäuflich in Apotheken und Reformhäusern bekommt. Die Tests fanden unter realistischen Bedingungen statt (also nicht immer die volle Dosis und ab & zu mal ganz vergessen), denn ein professioneller Tester beachtet natürlich auch, dass die meisten Anwender sich nicht an die Dosierungsempfehlungen halten. Vielleicht bin ich auch nur vergesslich..., das verrate ich aber nicht. Die meisten Produkte sollten auch vor oder zu den Mahlzeiten eingenommen werden, da ich aber eher dazu neige, zu unvorhersehbaren Zeitpunkten zu essen, spontan eben, wurde dieser Hinweis auch nur mit gewissen Varianzen beachtet.

Heute nun der erste Teil meines Tests...

Artischocke:

Was solls bringen? Hin und wieder neigen wir ja dazu, an traditionellen Feiertagen oder wenn man gerade zufällig am Imbiss vorbeikommen, ein wenig mehr zu uns zu nehmen, als ratsam wäre. Man ist halt auch nur ein Mensch...
Und dann beschwert sich der Magen und man hat Bauchweh. Auch sehr menschlich. Das kann u.a. daran liegen, dass die Gallenblase nicht genügend vom für die Aufspaltung der Fette notwendigen Gallensaft produziert (Ja, wir müssen auch auf die inneren Organe näher eingehen.).

[Oder anders ausgedrückt: die kleine Gallenblase fürchtet sich vor anderen Kindern und möchte von ihrer Mutti abgeholt werden.]

Artischocken enthalten nun einen Bitterstoff (Cynarin), der die Produktion des Gallensafts fördern und so der Verdauung helfen soll. (Hat noch jemand Appetit?)

Was tun? Artischocken gibts in einer Vielzahl von Produkten: als Magenbitter, Tropfen, Saft, Tabletten, Kapseln...ja man könnte sogar rein theoretisch pure Artischocken erwerben (oft eingelegt in der Abteilung für Fleisch, Fisch und anderes Zeug [das dann in kleine Plastikschächtelchen gepfercht wird] zu finden...“Darfs ein bisschen mehr sein“?). Saft und Frucht reagieren aber auf zu langes Liegenlassen recht ungehalten mit der Bildung eines flauschigen Pelzmäntelchens.

Im Test: Artischocke Brausetabletten von Biolabor.

[Ähm „Biolabor“? - Ist das nicht irgendwie ein Widerspruch in sich?]

Inhalt: 20 Brausetabletten. Pro Tablette 210 mg Artischockenkonzentrat, was 5000 mg frischen Artischockenblättern entsprechen soll.

Preis: 2,79 €

Einnahme & Geschmack: 1-2 mal am Tag sollte (rein theoretisch) solch eine Brausetablette den Weg zu einem Getränk finden. Obwohl sie nicht zum Lutschen gedacht sind, hab ich das natürlich trotzdem probiert und stellte fest: keine Bonbon-Qualitäten, denn die Brausetablette fängt im Mund sofort an zu brauseln, was aber den großen Vorteil hat, dass sich die Tablette auch in Getränken sehr schnell auflöst (bei manch anderen Brausetabletten muß man da ja lange warten....). Ansonsten geschmacklich schwer zu beschreiben. Etwas bitter, aber wenig intensiv, mit der für Brausetabletten typischen Süße. Gesamturteil: Na ja...

Ergebnis: für den Test eher ungünstig - ich hatte gar keine nach Artischocken verlangende Probleme - und mein Magen lies sich trotz längerer Diskussion nicht dazu überreden, solche zu günstiger Zeit und für ausreichende Dauer zu produzieren. Der Lemming war quasi mit und ohne Artischocke recht fidel. Selbst wenn sich da mal Anflüge von Bauchweh nach dem reichlichen Konsum von Keksen oder Pfefferkuchen einzustellen schienen, hatte ich die Brausetabletten entweder nicht dabei oder mir gings nach wenigen Minuten auch von allein (ohne Intervention) wieder gut. Ich habe diese Brausetabletten insgesamt 2 mal verwendet und beide Male ging es mir vorher gut, aber hinterher nicht mehr so wirklich.


Weißdorn und Mistel:

Was solls bringen? Beide Kräuter werden traditionell zur Unterstützung des Kreislaufs angewendet, zur Verbesserung der Herzfunktion und Senkung des Blutdrucks.

Was tun? Auf richtige Mistel- oder Weißdorn-Schnäpschen bin ich leider nicht gestoßen, stattdessen fand ich Saft, Tropfen, Tabletten, Presslinge, Kapseln. Könnte man aus den Früchten nicht auch Marmelade machen? Hmm...

Im Test: Weißdorn-Kräutertropfen und Mistel-Tropfen von Salus (Apotheke und Reformhaus)

In kleinen grünen Packungen (ja, Grün weil Kräuter – aha) ruhen beide Fläschchen. Wie man das vom Hustensaft aus der Kinderzeit kennt, zum tröpfchenweisen Verwenden.
Auf einer der Packungen stand geschrieben: „Diese Kräuterarzneitropfen [...] sollten daher vor allem von Personen mittleren und fortgeschrittenen Lebensalters angewendet werden.“.
Plötzlich fühlte ich mich alt...Ich spürte das Bedürfnis, im Schaukelstuhl zu wippen und von Früher zu erzählen...

Die nette Dame im Reformhaus erzählte mir, dass die Fläschchen innerhalb von zwei Wochen verbraucht werden sollte...ich benutzte die Tropfen allerdings schätzungsweise zwei Monate, ohne merkliche Vergammelungsspuren am Produkt festgestellt zu haben. Ja, der Alkohol konserviert sogar noch besser als gedacht.

Inhalt: 50 ml, 30 Tropfen entsprechen 1,7 ml, reicht also bei täglicher Anwendung ähm...'ne Weile.

Preis: 7,59 € (Weißdorn) bzw. 5,65 € (Mistel)

Einnahme & Geschmack: 2-3mal täglich 15 – 20 (Mistel) bzw. 30 Tropfen (Weißdorn)
Ich habe diese Tropfen in so ziemlich jedes Getränk gemischt, das ich üblicherweise zu meinem Beuteschema zähle, sogar in Malzbier – und stellte fest, dass dabei durchaus interessante Geschmacksrichtungen entstanden sind. Die Tropfen verleihen allem einen Hauch von Kräutern. Pur erinnert das Ganze an Likör mit Arzneihintergrund und einer Note von Pfefferminz.

Ergebnis: Schwer zu sagen...Ich fühle mich nicht vitaler und meine Kondition ist immer noch miserabel. Aber ich bin ja auch noch nicht im „mittleren und fortgeschrittenen Lebensalter“ - ich bin jung und dynamisch (aber das war ich vorher auch). Da die Tropfen aber, ins passende Getränk gemischt, wirklich gut schmecken und laut Packungsbeilage ein bisschen Zuviel auch nicht schadet, kann ich das Ganze durchaus weiterempfehlen.

Fortsetzung folgt...