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Vollständige Version anzeigen: Generation Praktikum
Brownie83
Moin,

ich habe hier gerade eine Email bekommen.

Zitat
+++GENERATION PRAKTIKUM+++
vor einem Monat wurde zusammen mit fairwork e.V. eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht mit folgender Forderung:
Die Petition fordert, dass Praktika und ähnliche Lernverhältnisse per Gesetz eindeutig von Arbeitsverhältnissen abgegrenzt werden müssen, damit sie keine regulären Stellen ersetzen. Praktika müssten auf drei Monate begrenzt und mit mindestens 300 Euro pro Monat vergütet werden. Volontariate und ähnliche Berufseinstiegsprogramme müssten mit mindestens 7,50 Euro pro Stunde vergütet werden.

Die Petition kann ab heute, bis zum 9. Januar von euch unterzeichnet werden. Wir erhoffen uns zahlreiche Unterschriften, um der Politik deutlich zu machen, dass Handlungsbedarf
besteht. Unter dem Label "Praktikum" und in anderen Pseudo-Lernverhältnissen darf keine Ausbeutung von jungen Menschen stattfinden, die regulär arbeiten, ohne angemessen bezahlt zu werden.


Hier könnt ihr die Petition unterzeichnen und diesen Link solltet ihr an alle eure Freunde und Bekannten weitermailen:

http://itc.napier.ac.uk/e-Petition/bundest...?PetitionID=335


Vielleicht will die/der Eine oder Andere ja unterschreiben oder auch diskutieren, ob diese Petition sinnvoll sei und der Ausbeutung vorbeugt oder nur Praktikumsstellen zerstört.

sodi
irre ich mich jetzt, oder gab´s da letztes jahr nicht schonmal mal ne gesetzl. neuregelung? gings da nur um beruflichen einsteig nach dem abschluß?
yocheckit
prinzipiell würde ich sowas unterstützen und ich verstehe auch den sinn hinter der petition, trotzdem seh ich da zwei probleme. zum einen die begrenzung auf 3 monate. die meisten studienordnungen sehen längere praktika vor und dieser begriff praktika müsste dann für alle hochschulen geändert werden, da ansonsten die prüfungsordnung nicht mehr einzuhalten wäre, was natürlich den sinn der aktion gleich wieder untergräbt. das zweite problem liegt in der bezahlung. wenn man die idee irgendwo im süden deutschlands hatte ist das ja alles gut und schön, bin auch immer dafür geld zu bekommen, aber gerade im osten können eben manche einfach nicht das geld für ein praktikum zahlen. dabei denke ich z.b. nur mal an die hochschulen..

generell geht die sache in die richtige richtung und natürlich handelt es sich vorläufig nur um eine petition. wollen wir hoffen, dass eine eventuelle umsetzung besser durchdacht ist.
JoSchu
Ich halte das immer noch für ein hausgemachtes Problem. Würde sich nicht immer jemand finden, der doch so ein Ausbeutungspraktikum macht, würden die Firmen natürlich umdenken. Wenn es aber genug Idioten willige Praktikanten gibt, sieht der Chef natürlich keinen Handungsbedarf. Würd ich auch nicht.
SnakePlissken
Meint ihr nicht, dass es bei einem "Mindestlohn" von 300 Euro die Praktikumsangebote schlagartig
abnehmen und das dann vielleicht für diejenigen zum Problem wird, die nach Studienordnung ein
Praktikum absolvieren müssen?

Das Arebitsamt muss einfach aufhören, junge Leute in Praktika zu zwingen. Dann lässt sich auch
irgendwann keiner mehr ausbeuten und die Firmen fangen wieder an, Arbeit auch zu vergüten. In
der Hinsicht stimme ich JoSchu zu.
lusch3
Zitat(Petition)
zeitliche Begrenzung von Praktika auf drei Monate (Ausnahmen: Praktika im Rahmen von schulischer und wissenschaftlicher Ausbildung oder staatlichen Programmen)
valex
Zitat
Volontariate [...] müssten mit mindestens 7,50 Euro pro Stunde vergütet werden.


Verstehe ich da was falsch ? Ich meine, das heisst doch "freiwillig", oder? und wenn ich was freiwillig, ehrenamtlich mache, da kann ich doch nicht sagen, dass ich dafür bezahlt werden MUSS.... ok, aber echt, könnte sein dass ich das falsch verstehe, wirklich...

Zum Thema, meiner Ansicht nach sind Praktika für beide Parteien wichtig und nützlich: Unternehmen haben billige Arbeitskraft, Praktikanten haben eine "Schnittstelle" zur Industrie oder was auch immer. Es ist ja klar dass ein Praktikant nicht auf dem Niveau eines Angestellten bezahlt werden kann... ich meine, sein "Wirkungsgrad" ist auch nicht gleichzusetzen mit dem eines eingearbeiteten Angestellten...
lusch3
praktikanten sind aber auch wiederum so billig, dass einige firmen lieber dauerhaft praktikanten beschäftigen und keine arbeiter mehr einstellen, weil die teuer sind.
meine erfahrung ist, dass, wenn ich bezahlt werde, auch als praktikant mehr gebe als wenn ich nix bekomme...und das ist ja auch im interesse der firma.
Brownie83
Zitat(valex22000 @ 05 Dec 2006, 09:46)
Verstehe ich da was falsch ? Ich meine, das heisst doch "freiwillig", oder? und wenn ich was freiwillig, ehrenamtlich mache, da kann ich doch nicht sagen, dass ich dafür bezahlt werden MUSS....  ok, aber echt, könnte sein dass ich das falsch verstehe, wirklich...
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Zum Thema Volontariat: guckst du hier!

Zitat(yocheckit)
das zweite problem liegt in der bezahlung. wenn man die idee irgendwo im süden deutschlands hatte ist das ja alles gut und schön, bin auch immer dafür geld zu bekommen, aber gerade im osten können eben manche einfach nicht das geld für ein praktikum zahlen. dabei denke ich z.b. nur mal an die hochschulen..

Ich denke dabei nicht nur an die Hochschulen, sondern auch an kleine und kleinste Betriebe, die sich einen oder mehrere Praktikanten dann wirklich nicht mehr leisten könnten. Somit wären vermehrt nur noch die größeren, leistungsfähigeren Betriebe in der Lage, Praktika anzubieten. Viele interessante Stellen könnten verschwinden.

Prinzipiell unterstütze auch ich diese Petition. Allerdings sehe ich es kommen, daß bei einer Umsetzung die Wirtschaft mit (Praktika-)Stellenabbau droht.
Chris
Ein Praktikum soll dazu dienen, die Leute an den Beruf heranzuführen, damit die überhaupt mal sehen, wie so etwas in der Realität abläuft. Praktika bedeuten in der Regel für den Arbeitgeber einen erhöhten Aufwand, da sich eine zusätzliche Person um den Praktikanten kümmern muss, die dadurch einen gewissen Arbeitsausfall erleidet. Praktika sollen aber nicht dazu dienen, dass von den Praktikanten Aufgaben übernommen werden, wie von einem normalen Mitarbeiter.

Leider nimmt mit zunehmend verschlechternder Arbeitsmarktsituation die Möglichkeit der Auswahl der gewünschten Firma ab. Und genau das nützen mitlerweile viele Firmen aus, in dem sie den Bewerbern zur Bedingung machen, dass sie vor Eintritt in den Job ein halbjähriges Praktikum in der Firma absolviert haben müssen. Der Diplomand stimmt diesem meist zähneknirschend zu, denn gute Jobs sind rar (z.B. Architektur). Die Firma nutzt das Wissen und Können eines frischen Diplomanden so ein halbes Jahr lang ohne Kosten aus. Zudem ist es für sie eine glänzende Möglichkeit die Probezeit ins Unbezahlte zu verschieben. Manche Firmen gehen tatsächlich, wie schon hier erwähnt, soweit, dass sie nur noch Diplomanden im Praktikum beschäftigen (gerade Firmen, die Projektlaufzeiten von einem halben Jahr oder weniger haben).

Der Punkt der Petition ist klar, man könnte auch in einer Gesetzesvorlage das Praktikum nach dem Studium von dem innerhalb des Studiums abgrenzen (allerdings würden man die 2 Leute, die wirklich nach ihrem Studium noch ein Praktikum machen wollen vor den Kopf stoßen).

Lustigerweise ist es aber bei den studienbegleitenden Praktika so, dass die Praktikanten nicht bezahlt werden, weil ihr Studium das Praktikum vorschreibt. Deswegen weigern sich auch viele Studiengänge Pflichtpraktika in ihren Lehrplan mit aufzunehmen, obwohl diese durchaus als sinnvoll angesehen werden. Man will aber den Studenten nicht die Möglichkeit verbauen, für ihr Praktikum auch Geld zu bekommen.

Im Übrigen glaube ich nicht, dass nur die größeren Firmen in der Lage wären Praktikaplätze anzubieten. Sicher, in den allerkleinsten Klitschen würden dann keine Praktikanten mehr arbeiten, aber jede halbwegs vernünftige Firma mit 4 Mitarbeitern kann sich auch die 500 Euro leisten. Immerhin steht ja ein Praktikant nicht nur im Wege rum (klingt jetzt so, als ob sich das mit dem ganz oben überschneidet - ist aber nicht so).
Zappelfry
Diplomant und Praktikas ^^
Chris
Zitat(Zappelfry @ 05 Dec 2006, 11:21)
Diplomant und Praktikas ^^
*

Du hast ja Recht, es muss Diplomand und Praktika heißen. Ich hab's mal ausgebessert, damit es keiner falsch lesen muss.

Und jetzt die Frage für Fans:
Warum heißt es Praktikant aber Diplomand?
Katze
Zitat(Chris @ 05 Dec 2006, 11:34)
Und jetzt die Frage für Fans:
Warum heißt es Praktikant aber Diplomand?
*


naja, man sollte den Plural nich vernachlässigen, dann erklärt es sich in vielen Fällen ganz von selber. So auch bei Diplomanden und Praktikanten. Dass letztere auch Ecken und vor allem Kanten haben, hatte auf die Bezeichnungsgebung vermutlich jedoch tendenziell eher wenig Einfluss.

Zum Thema: Grundsätzlich habe ich es immer sehr bedauert, meine diversen Praktika im Rahmen des Studiums (zweimal acht Wochen Pflichtblock, einmal acht freiwillig und nochma 3,5 Wochen abgebrochen, ebenfalls freiwillig) für lau zu machen und im Gegenteil noch zum Teil nicht unerhebliche Auslagen für Fahrkarte etc selber zu tragen, jedoch isses irgendwo selbstverständlich für mich, das dann eben auch zu machen. Hab dann halt die Prioritäten anders gesetzt und letztendlich hat sich das im Ergebnis mehr als bezahlt gemacht. Solang das also der reinen Ausbildung (also im Studium vorgeschrieben ist) dient, finde ich es in Ordnung. Nicht in Ordnung finde ich, wenn Firmen wie unten schon gesagt mit Jobs locken, die sich an ein halb- bis ganzjähriges Praktikum anschließen sollen, vor allem dann nicht, wenn als Einstellungsvoraussetzung ein Führerschein und -ganz dreist- ein eigener PKW zwingend vorgegeben ist. Sollte man sich zweimal überlegen, allerdings zwingt einen der Arbeitsmarkt geradezu dazu. Was ich hier aufm Amt so mitbekomme is leider auch nich viel anders, es wird auch von Seiten der AG was das angeht viel versprochen und noch viel weniger gehalten. Insofern gehören die sog. Trainingsschecks zu den wenigen Instrumenten, die ich als doch recht sinnvoll erachte, da für die Dauer von acht Wochen sowohl Fahrtkosten als auch eventuell anfallende Kosten für Arbeitskleidung etc. getragen werden und Versicherungsschutz besteht, während dem Betrieb selbst keine Kosten entstehen. Natürlich in der Hoffnung, dass der Kandidat sich da gut macht und eventuell bleiben kann. Klappt oft nich, liegt aber dann auch tw. an anderen Dingen wink.gif Davon abgesehen hab ich im Anerkennungsjahr natürlich auch Geld bekommen, waren immerhin auch 40 Std und ich hatte zwar ne reduzierte Probandenzahl und stand noch so etwas unter Welpenschutz, hab aber im Prinzip voll mitgearbeitet, natürlich für weniger Geld als die Kollegen, aber im Verhältnis durchaus angemessen. Unentgeltliche Praktika hätte die FH auch gar nich genehmigt und das find ich auch gut so. Würde mich abschließend dafür aussprechen, dass ZUMINDEST die Unkosten bei längeren Praktika (von mir aus im Rahmen einer Aufwandsentschädigung oder so) vom Betrieb übernommen werden, also zumindest dem Praktikanten keine zusätzlichen Kosten entstehen. Die Motivation is bei vielen eh im Arsch und wenn man schon keinen Anreiz schafft außer dem (zweifellos wertvollen) Eintrag im Lebenslauf und Beurteilung, dann sollte man da auch nich noch irgendwelche Steine aufn Weg stapeln.
SnakePlissken
Gibt übrigens auch noch Unternehmen, die Praktika für's Studium auch ordentlich vergüten. So
zum Beispiel Siemens. Auch wenn die gerade wegen ihrer Personalpolitik nicht so gut da stehen
muss ich denen zu gute halten, dass die mich als Praktikant ordentlich betreut haben und mir auch
eine angemessene Vergütung bezahlt haben, so dass ich mir locker die Monatskarte und
regelmäßige Essen in der Kantine leisten konnte. Da war ich dann auch gleich viel motivierter. wink.gif
Katze
Ja gut, soziale Einrichtungen zahlen dann auch generell eher nich;) Bei anderen mag das tw so sein, dass es Geld gibt und manchma auch ganz gut. Und das mit der Motivation is eben das was ich damit meinte. Man kann ja nich schlechter gestellt werden, bloß weil man was für sein berufliches Fortkommen zu tun bereit ist.