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Vollständige Version anzeigen: Bank müsste man sein
Chris
Bank müsste man sein. Dann würde man, auch wenn man vor dem totalen Bankrott steht, mal eben 17,3 Milliarden Euro geliehen bekommen. link.

Oder man könnte sich total verspekulieren und alles und noch mehr, das man besitzt, auf den Kopf hauen. Um nachher 8,1 Milliarden zu bekommen.

Die Leute wären besser beraten, wenn sie ihr Geld unterm Kopfkissen verstecken würden (und bei den heutigen Preisen und Zinsen auf ein Girokonto würde am Ende des Monats sogar noch mehr Geld übrig bleiben).
Katze
Naja, Kopfkissen vielleicht nich---aber momentan isn Schließfach noch ne ganz gute Lösung, bisher darf da nämlich immernoch keiner reinkucken. Sehr nützlich, wenn es um das Beantragen etwaiger Sozialleistungen geht. Allerdings wird das dann wohl auch bald kommen.
wicked
hm, wenn man den artikel so liest... ist das gründen einer bank keine schlechte idee.

sorry, wir haben unser kapital beim pokern verspielt
kein problem - das land sachsen übernimmt ihre verluste
Chris
50.000 Euro Einlage reichen zum Gründen einer Bank.

Ich brauch dementsprechend noch 9 weitere gleichberechtigte Teilhaber smile.gif
wicked
hm, ich wär mit 10€ einlage dabei? wink.gif
michael1902
Aber es ist euch bewusst, dass dieses Geld geliehen wird? Nicht geschenkt, sondern kreditfinanziert. Dagegen ist doch nix einzuwenden. Oder soll diese Bank - ich denk mal ihr meint die SachsenLB - einfach bankrott gehen?
ulli
Zitat(michael1902 @ 19 Aug 2007, 00:11)
Aber es ist euch bewusst, dass dieses Geld geliehen wird? Nicht geschenkt, sondern kreditfinanziert. Dagegen ist doch nix einzuwenden. Oder soll diese Bank - ich denk mal ihr meint die SachsenLB - einfach bankrott gehen?
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genau das denke ich auch. es ist unglaublich, dass die bank mal eben ein paar milliarden verspielt und nciht pleite geht. wenn ich das mache, kommt der gerichtsvollzieher unf nimmt mir mein lieblingsbuch weg.
edit: das schlimme ist, dass das land für alles aufkommen wird, was die komische gruppe an verlusten eingefahren hat. auch wenn die 17 milliarden nicht direkt aus dem landeshaaushalt kommen, sondern wohl aus anderen landeseigenen institutionen, so sind das 17 milliarden die irgendein fond bekommt und nicht in sinnvollere sachen in sachsen investiert werden können. die fehlen dem land. auch wenn das land sie ja wiederbekommt, so ist das wohl bei krediten (aber wenn man sich den grund für das zusammenbrechen des marktes anschaut, dann zweifele ich daran), unglaublich ist es.
Chris
Und selbst wenn man sich auf den Standpunkt stellt, dass man ein lukratives Unternehmen wegen einem Fehltritt nicht pleite gehen lässt.

Was muss diese verdammte Bank von unseren Geldern an Gewinn einfahren um diese 17,3 Milliarden Euro inklusive Zinsen in einer brauchbaren Zeit wieder hereinzuarbeiten?
Die SachsenLB hatte 2005 einen Überschuss von 305,9 Millionen Euro. Also braucht soe bei maximaler Gewinnabführung nur schlappe 58 Jahre (Milchmädchen!!! überschlagsmäßig gerechnet) um das geliehene Geld wieder zurückzuzahlen.

Krasser Kredit. Worauf wird da spekuliert? Dass die ganzen Geschäfte in die die Bank investiert hat, doch noch aufgehen?

Mit Geld sollte man einfach kein Geld machen können. Sondern nur mit Arbeit. Und noch dem Schaffen von Arbeit.
JoSchu
Jetzt kommt doch mal alle wieder runter. Es ist völlig normal, wenn sich Banken untereinander Geld leihen. Das einzig Interessante an dieser Meldung ist der Betrag.
Wer soll denn bitteschön was davon haben, wenn die Bank pleite geht? Was heißt das denn? Es heißt, dass alle Anleger und Kunden der Bank ihr Geld verlieren. Und damit vermutlich selbst in Solvenzprobleme kommen. Welche Auswirkungen eine Bankenpleite hat, sieht man doch gerade sehr schön in den USA.
Chris
Wie kann man sich bloss so verspekulieren? Zudem eine Bank, die eine Woche zuvor noch behauptet hat, dass sie gar kein Geld in solch riskante Anlagen investiert?
ulli
Zitat(JoSchu @ 19 Aug 2007, 12:40)
Jetzt kommt doch mal alle wieder runter. Es ist völlig normal, wenn sich Banken untereinander Geld leihen. Das einzig Interessante an dieser Meldung ist der Betrag.
Wer soll denn bitteschön was davon haben, wenn die Bank pleite geht? Was heißt das denn? Es heißt, dass alle Anleger und Kunden der Bank ihr Geld verlieren. Und damit vermutlich selbst in Solvenzprobleme kommen. Welche Auswirkungen eine Bankenpleite hat, sieht man doch gerade sehr schön in den USA.
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ich empfinde es als problem, wenn aufgrund einer spekulationsblase die banken krachen gehen. jedoch nicht wirklich krachen gehen. eigentlich müsste es jetzt eine ganze menge an bankrotten firmen geben, die jedoch nicht bankrott sind, weil die zentralbanken unheimlich viel geld in den markt gepumpt haben. und jetzt schauen wir uns an, wie das alles entstanden ist. in den usa waren die zinsen für kredite sehr niedrig und schon haben leute kredite bekommen, die ersten keine einnahmen haben, um den kredit mit variablen zinsen auch stemmen zu können und sich zweitens häuser gekauft haben, ohne aucch nur einen cent an eigenkapital zu haben. drittens wurden hypotheken auf häuser vergeben, die schon mit einer hypothek belastet waren. also es wurde mehr geld rausgegeben, als das grundstück überhaupt wert war.

die kredite werden nicht mehr bedient und die grundstückspreise gehen in den keller. macht laut adam riese einen schönen verlust. kredite werden nicht bedient und die grundstücke bringen viel weniger geld ein.

als einfacher politikwissenschaftler ohne jemals eine wirstaftsveranstaltung besucht zu haben, würde ich behaupten, dass da eine ganze menge leute gefeuert werden müssten. ich würde niemandem geld geben, wo ich eigentlich ganz genau weisss, dass ich das nie wieder sehen werde.

aber anscheinend war die gier zu groß und alle möglichen banken haben dann wieder kredite verteilt, um die faulen kredite bezahlten zu können. also banken geben banken kredite, (wenn ich zu meiner bank gehen würde und ich würde sie bitten, dass sie mir geld leihen, damit ich es anlegen kann, würden sie mich in die klapse einliefern lassen) jetzt stehen alle angeschmiert da und jetzt geben wieder banken den banken kredite, die anderen banken kredite geben, die nicht mehr bezahlt werden können.

und da das alles in den usa stattfand ist es für mich nicht sonderlich einleuchtend, dass ein ableger der sächsischen landesbank damit spekulieren musste und vor allem mal schnell viel geld verbrannt hat.

ich glaube, dass dies ziemlich gut erklärt, warum wir uns da gewaltig aufregen.
JoSchu
Es ist doch nun wirklich nichts Neues, dass der Geldmarkt nichts weiter als Glücksspiel ist. Da kannst du auch den Pokerspieler fragen, warum er sein Erspartes verzockt hat. Weil er glaubte, ein gutes Blatt zu haben.
Bei der US-Hypothekenkrise spielt zudem noch hinein, dass die Rating-Agenturen, die das Risiko der jeweiligen Hypotheken (bzw. der entsprechenden Fonds) feststellen sollten, diese scheinbar systematisch zu positiv bewerteten. Es könnte also sein, dass die Bank tatsächlich eine sichere Anlagequelle gefunden glaubte. Natürlich ist es nicht sonderlich intelligent, 17 Milliarden in einen Anlagetyp zu stecken (wobei ja auch nirgends steht, dass dem so ist). Das Ganze wird sicherlich auch personelle Konsequenzen haben. Aber der Bank bei der Insolvenzanmeldung zu zu schauen, ist meines Erachtens nicht die richtige Alternative.
ulli
Zitat(JoSchu @ 19 Aug 2007, 13:14)
...
Das Ganze wird sicherlich auch personelle Konsequenzen haben. Aber  der Bank bei der Insolvenzanmeldung zu zu schauen, ist meines Erachtens nicht die richtige Alternative.
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da geb ich dir sogar recht. es ist nicht sinnvoll, die gruppe pleite gehen zu lassen und dass die leute zum geld verdienen alles versuchen, ist auch nichts neues. aber wenn ich 100 euro verspiele, ist das geld weg. ich bekomm es nicht zurück.
aber wozu haben die eine uni besucht? wie kann man nur soviel geld einfach mal von heute auf morgen verbrennen?
JoSchu
Zitat(ulli @ 19 Aug 2007, 13:08)
ich empfinde es als problem, wenn aufgrund einer spekulationsblase die banken krachen gehen. jedoch nicht wirklich krachen gehen. eigentlich müsste es jetzt eine ganze menge an bankrotten firmen geben, die jedoch nicht bankrott sind, weil die zentralbanken unheimlich viel geld in den markt gepumpt haben.

Meines Wissens haben nur eine Handvoll Banken in US-Hypotheken investiert. Und die Verluste dadurch sind auch nicht das Problem. Aber die Verluste schränken die Banken und Anleger in ihrer Liquidität ein. Daher müssen sie sich Geld von anderen Banken leihen. Da diese aber nicht wissen, ob sie das Geld wiedersehen, verweigern sie Kredite oder geben diese nur noch zu einem höheren Zinssatz. Das Geld der EZB war dementsprechend auch nur dazu da, die Zinssätze auf dem Innerbanken-Geldmarkt stabil zu halten und ein Überschwappen der Krise auf Europa abzuwehren/abzudämpfen.

Zitat(ulli @ 19 Aug 2007, 13:20)
aber wozu haben die eine uni besucht? wie kann man nur soviel geld einfach mal von heute auf morgen verbrennen?
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Egal, was Börsengurus erzählen - der Markt ist grundsätzlich unvorhersehbar. Da nutzt auch der Besuch einer Uni nichts.
ulli
lasst uns die wirtschaftswissenschaften an den unis einstellen. brauch ja so und so keiner mehr.
es leben die politikwissenschaftler und die slavisten.
Chris
Und warum ist der Geldmarkt so instabil?
Weil keine Werte dahinter stehen!
JoSchu
Was ist denn ein Wert? Etwas, wofür ein anderer bereit ist, dir etwas zu geben. Warum sollte man der Ware "Geld" also keinen Wert zubilligen?
ulli
Zitat(Chris @ 19 Aug 2007, 14:13)
Und warum ist der Geldmarkt so instabil?
Weil keine Werte dahinter stehen!
*

jetzt wirds philosophisch. darauf stehe ich. weiter so.
alle werte und identitäten und normen sind menschgemacht. nur das der mensch über die werte und normen die kontrolle verliert. alles verselbständigte sich in die heutigen strukturen und die strukturen machen uns abhängig. der mensch hat also die kontrolle über die strukturen verloren oder nur wenige haben die macht darüber.
ich hab letztens gelesen, dass allan greenspan einen vortrag in hong kong gehalten hat und sich dabei versprochen hat und das wort rezession in den mund genommen hat. schon haben die börsen enorm darauf reagiert. auf einmal waren firmen weniger wert. der wert der firmen hängt also auch von den reden einzelner ab, die mit diesen firmen nichts zu tun haben.
die lösung ist also die neuordnung der strukturen, oder so ähnlich.
es lebe die weltrevolution. es lebe startrek als realste utopie.

alles in allem finde ich das alles irgendwie pervers.
Chris
Ich bleib mal ganz platt und realistisch:
Ein Wert ist etwas, das direkt von der reingesteckten Arbeit abhängig ist. Äpfel vom Baum ernten schafft Wert. Je mehr Arbeit ich reinstecke, desto mehr Äpfel erhalte ich.

Im Geldmarkt ist die Wertschaffung aber nicht von der Arbeit direkt abhängig. Dort kann ich auch mit wenig Arbeit riesige Werte schaffen. Diese sind nicht mehr durch den direkten Wertschöpfungsprozess gedeckt. Deswegen kann das ganze Gebilde immer wieder kollabieren.
JoSchu
Arbeit hat von sich aus keinen Wert. Nur die Produkte von Arbeit haben einen Wert, so denn ein anderer bereit ist, in sie zu investieren. Arbeit erhält nur dadurch einen Wert, als dass ohne sie die Produkte nicht geschaffen werden könnten. Kann ich das Produkt von der Arbeit abkoppeln (z.B. durch Automatisierung), sinkt ihr Wert auf Null.

Edit: Anderenfalls würdest du für einen Apfel unterschiedlich viel "Gegenwert geben", je nachdem, ob er vom Baum gepflückt oder einfach vom Boden aufgelesen wurde.
Silenzium
Bei einem Apfel der vom Boden aufgelesen wird ist die Chane auf Druckstellen höher. wink.gif

btw: Wer verdient eigentlich an der aktuellen Hypothekenkrise? Wenn irgendeiner Verlust macht, muss ein anderer ja Gewinn machen, oder?
Chris
Mit der Hypothekenkrise ist es ebenfalls so. Man hat Geld in etwas gesteckt, für das es keinen Gegenwert gab. Jeder der einen Kredit haben wollte, konnte das aufgrund seiner Hypothek. Dabei wurde missachtet, dass der Kreditnehmer aber den Wert des Kredites wieder hereinarbeiten können sollte. Wenn das bei einem passiert ist das nicht so schlimm. Denn da kann man wirklich das Haus an sich nehmen und weiterverkaufen. Dummerweise ist das aber bei 100.000 passiert. Und da diese Kredite reihenweise platzen gibt es viel zu viele Häuser auf dem Markt, die keiner haben will. Und deswegen ist das Geld, was da hineingesteckt wurde, nicht wieder herauszuholen.

Gewinn dabei haben im Endeffekt diejenige gemacht, die die ganzen Häuser verkauft haben, bzw. gebaut haben. Die Banken hätten im Endeffekt das Geld auch an Bauarbeiter und Immobilenhändler verschenken können. Wär auf das selbe hinausgekommen.
JoSchu
Zitat(Silenzium @ 19 Aug 2007, 15:17)
Bei einem Apfel der vom Boden aufgelesen wird ist die Chane auf Druckstellen höher. wink.gif
Das bezieht sich dann aber auf die Qualität des Produktes, nicht auf die Arbeit.
Um es nochmal deutlicher zu machen: Ein Apfel, den ich auf dem Boden stehend pflücken kann, kostet genauso viel wie ein Apfel, für den ich die Leiter hinaufklettern muss.
Zitat
btw: Wer verdient eigentlich an der aktuellen Hypothekenkrise? Wenn irgendeiner Verlust macht, muss ein anderer ja Gewinn machen, oder?

Nein, ein Verlust des einen muss nicht zwangsläufig der Gewinn des anderen sein.
In diesem Fall liegt der "Gewinn" bei den Leuten, die die Hypotheken nicht abbezahlen bzw. bei einer Pfändung bei den Repo-Unternehmern und den Käufern der unter Wert angebotenen Häuser/Besitztümer. Also letztlich beim kleinen Mann, der sonst nichts hat, was uns doch eigentlich alle irgendwie freuen sollte. wink.gif
ulli
Zitat(JoSchu @ 19 Aug 2007, 15:25)
Nein, ein Verlust des einen muss nicht zwangsläufig der Gewinn des anderen sein.
In diesem Fall liegt der "Gewinn" bei den Leuten, die die Hypotheken nicht abbezahlen bzw. bei einer Pfändung bei den Repo-Unternehmern und den Käufern der unter Wert angebotenen Häuser/Besitztümer. Also letztlich beim kleinen Mann, der sonst nichts hat, was uns doch eigentlich alle irgendwie freuen sollte. wink.gif
*

das bezweifele ich. der kleine mann gewinnt doch selten. er wird nie wieder einen kredit bekommen und an dem alten eine ewigkeit bezahlen. denn geschenkt wird ihm der kredit nicht. außerdem wird die bank versuchen, das haus zu verkaufen. damit sie wenigstens etwas erstmal zurückbekommen. der kleine mann wird das haus verlieren und trotzdem noch dafür bezahlen.
JoSchu
Zitat(ulli @ 19 Aug 2007, 19:44)
das bezweifele ich. der kleine mann gewinnt doch selten.

Dem Argument habe ich nun wirklich nichts entgegenzusetzen. rolleyes.gif
Zitat
er wird nie wieder einen kredit bekommen und an dem alten eine ewigkeit bezahlen. denn geschenkt wird ihm der kredit nicht. außerdem wird die bank versuchen, das  haus zu verkaufen. damit sie wenigstens etwas erstmal zurückbekommen. der kleine mann wird das haus verlieren und trotzdem noch dafür bezahlen.
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Wie gesagt, dann "gewinnen" immer noch Repo und neue Käufer. Und wenn der Kreditnehmer richtig Glück hat, geht die Bank pleite und er hat gute Chancen, den Kredit los zu sein und sein Häuschen zu behalten.
ulli
Zitat(JoSchu @ 19 Aug 2007, 19:55)
Dem Argument habe ich nun wirklich nichts entgegenzusetzen.  rolleyes.gif
Wie gesagt, dann "gewinnen" immer noch Repo und neue Käufer. Und wenn der Kreditnehmer richtig Glück hat, geht die Bank pleite und er hat gute Chancen, den Kredit los zu sein und sein Häuschen zu behalten.
*

wenn er glück hat. dann ist er fein raus, jedoch verlieren dann andere leute ihre einlagen.
es ist klar, irgendjemand gewinnt immer.

trotzdem ist es unglaublich, dass soetwas in der größenordnung passiert. und dass auch die deutschen banken davon betroffen sind.
Pusteblumenkohl
das mit dem... lass mal ne Consulting Firma gruenden hab ich schon erwaehnt oder?
ulli
Zitat(Pusteblumenkohl @ 19 Aug 2007, 22:51)
das mit dem... lass mal ne Consulting Firma gruenden hab ich schon erwaehnt oder?
*

au ja. da bin ich dabei. ich kann gut consulten.
Pusteblumenkohl
Studi VZ Gruppe: Fun Consulting
ulli
hier noch drei vier infos mehr. von spiegel online.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,500758,00.html
Chris
Die Probleme der Sachsen LB sind seit zwei Jahren bekannt, schreibt der Spiegel. Die Sueddeutsche schiebt nach, dass ein neues Finanzloch in dreistelliger Millionenhöhe gefunden wurde.

Jetzt wird die Sachsen LB verkauft.

Weiß jemand, was das für Konsequenzen hat, für Sachsen, Dresden etc.?
Immerhin erhielten ja alle Eigentümer der SachsenLB jährlich fette Gewinne in Millionenhöhe.
michael1902
@Chris Die SZ schrieb am Mittwoch dazu:

Bankenkrise: Dresden drohen Millionen-Verluste

Die Schieflage der Sachsen-LB dürfte sich auf den Stadt-Haushalt auswirken. Kunden der Sparkasse sind nervös.


Das Finanzdesaster bei der Sachsen-LB hat offenbar auch Auswirkungen auf Dresden. Stadträte mehrerer Fraktionen warnen vor Einbußen im städtischen Haushalt in Millionenhöhe. Die Stadt ist nämlich mit der in die Krise geratenen Bank verbunden. Dresden hält Anteile an der Sachsen-Finanzgruppe, die aus acht Sparkassen und eben der Sachsen-LB besteht. Mit rund 14 Prozent ist die Stadt an ihr beteiligt. Der Gruppe wiederum gehört der Großteil der Landesbank, nämlich 63 Prozent.

Bislang hat Dresden davon profitiert. Die Sachsen-Finanzgruppe schüttete jährlich Geld an die Stadt aus. Im Doppelhaushalt sind 5,5 Millionen Euro für 2007 und 6,5 Millionen Euro für 2008 eingeplant.

Die durch riskante Wertpapier-Geschäfte einer irischen Tochter der Landesbank ausgelöste Finanzkrise könnte dazu führen, dass die Ausschüttungen geringer ausfallen. Finanzkreise gehen davon aus, dass die Finanzgruppe rund ein Drittel weniger an die Kommunen als bislang ausreicht. Falls überhaupt. „Ich kann mir vorstellen, dass Dresden weniger erhält“, sagt Stadträtin Christine Ostrowski (Linksfraktion). Allerdings sei die Stadt angesichts des Verkaufs des Wohnungsunternehmens Woba in einer finanziell guten Lage.

Auch FDP-Fraktionschef Jan Mücke hält eine geringere Ausschüttung für wahrscheinlich. Er fordert die Verwaltung auf, den Sparkurs nicht zu verlassen und keine neuen Schulden zu machen.

Skeptischer gibt sich Karl-Heinz Gerstenberg. Der Grünen-Politiker, der Stadtrat und Landtagsabgeordneter ist, sieht das Risiko, dass die Bank den kurzfristig gewährten 17-Milliarden-Euro-Kredit nicht über das laufende Geschäft refinanzieren kann. „Dann müsste Dresden sogar Geld zuschießen“, sagt Gerstenberg. CDU-Stadtrat Michael Grötsch, der den suspendierten Rathauschef Ingolf Roßberg (FDP) im Verwaltungsrat der Bank vertritt, warnt vor Panikmache. Unklar sei, ob der Kredit überhaupt in Anspruch genommen werde.

Unterdessen häufen sich bei der Ostsächsischen Sparkasse Anfragen besorgter Dresdner. „In allen Filialen wollten Kunden wissen, ob Einlagen sicher sind“, sagt Sprecher Andreas Rieger. Die Antwort der Bank: Ja. Dies sei gesetzlich gewährt. Die Krise der Sachsen LB wirke sich nicht auf die Kundenkonten aus.

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Und allgemein schrieb die FTD am Donnerstag warum es sinnvoll ist auch kleinere Banken zu retten:

Warum auch kleine Banken gerettet werden

Die Summe klingt astronomisch. 17,3 Mrd. Euro stellt die Sparkassen-Finanzgruppe bereit, um die Sachsen LB zu retten. Zuvor wurde schon die Deutsche Industriebank IKB gestützt. Jetzt mehren sich kritische Stimmen, die Rettungsaktionen für kleinere Institute hinterfragen. Zu Unrecht, sagt die Wissenschaft.


Es ist wieder eine spektakuläre Nachricht. Kurz nachdem die Bankenwirtschaft für die IKB einen milliardenschweren Rettungsschirm aufgespannt hat, ist jetzt die Sachsen LB in Schwierigkeiten geraten. Eine Landesbank von eher regionaler Bedeutung, mit einer Bilanzsumme von 68 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank kommt auf 1126 Mrd. Euro. Zwar handelt es sich bei der Sachsen LB um ein öffentliches Institut, das gar nicht pleite gehen kann. Doch die grundsätzliche Frage drängt sich trotzdem auf: Wann ist es überhaupt sinnvoll, eine Bank zu retten?

Die Wissenschaft führt als Begründung für solche Stützungsmaßnahmen oft das "Too-big-to-fail"-Phänomen an. Das heißt: Bestimmte Banken sind einfach zu groß, um Konkurs zu gehen, da sonst der volkswirtschaftliche Schaden immens wäre. Das trifft auf Institute der Größe IKB oder Sachsen LB aber nicht zu. Doch laut Isabel Schnabel, Professorin an der Universität Mainz und führende Spezialistin auf dem Gebiet von Bankenkrisen, gibt es ein weiteres Argument. "Relevant für die Entscheidung, ob eine Bank gerettet wird oder nicht, ist nicht allein ihre Größe. Selbst wenn ein kleineres Institut pleite ginge, könnte das zu Ansteckungseffekten führen. Denn: Auch andere Banken haben ähnliche Geschäftsmodelle, haben ähnliche Investments getätigt. Die Wissenschaft nennt dieses Phänomen 'Too many to fail'."

Systemkrisen drohen, da Banken gleichgerichtet investieren

Die Hypothekenkrise ist ein gutes Beispiel für das "Too many to fail"-Argument. Mehrere deutsche Banken sind im Subprime-Sektor engagiert. Was bei den Sachsen "Ormond Quay" heißt, heißt bei der Deutschen Industriebank IKB "Rhineland Funding" oder bei der WestLB "Greyhawk". Laut einer Statistik der Ratingagentur Moody's haben 16 deutsche Finanzinstitute insgesamt 93,1 Mrd. $ in Vehikeln geparkt, die sich wie Ormond Quay über Asset Backed Commercial Papers refinanzieren (ABCP) und in Kreditportfolien investieren. ABCP sind kurzfristige Wertpapiere, die mit Kredit- oder Leasingforderungen besichert sind. Gerät eine Bank in Schieflage, sind Panikreaktionen der Marktteilnehmer wahrscheinlich - da im schlimmsten Falle gleich alle von der Subprime-Krise betroffen sind.

Das ähnliche Investmentverhalten ist laut der ökonomischen Forschung kein bloßer Zufall. Viral Acharya von der London Business School und Tanju Yorulmazer von der New York University haben das untersucht. Ihr Fazit: Banken fürchten, dass die Schieflage eines Wettbewerbers dazu führt, dass sie selbst in Gefahr geraten. Und deshalb verhalten und investieren sie ähnlich "Ein Bankenzusammenbruch ist eine schlechte Nachricht für die gesamte Volkswirtschaft. Die Anleger fordern dann auch von den überlebenden Banken eine höhere Verzinsung ihres Kapitals. Die Refinanzierungskosten sind also geringer, wenn alle Banken überleben. Das führt dazu, dass sie ähnliche Kreditportfolien haben", schreiben Acharya und Yorulmazer in einer Studie.

Das Dilemma der Bankenaufsicht - Klare Ankündigungen sind gefährlich

Walter Bagehot, der berühmte Chefredakteur des Magazins "Economist", forderte schon 1873 klare Kriterien für Stützungsaktionen durch die Notenbank. Doch moderne Forscher sind sich einig, dass das gleich aus mehreren Gründen gefährlich wäre.

Erfahrung mit solch klaren Ankündigungen sammelten die Vereinigten Staaten. 1984 erwarb die US-Regierung Anteile an der Continental Bank. Die achtgrößte Bank war zahlungsunfähig. Der Comptroller of the currency, dem in den USA die Bankenaufsicht zufällt, gab in einer Stellungnahme gegenüber dem Kongress zu verstehen, dass neben Continental alle elf großen Banken für das Bankensystem des Landes "essentiell" seien. Daraufhin veröffentlichte das "Wall Street Journal" eine Liste mit Finanzinstituten, die faktisch unter Konkursschutz standen - mit weitreichenden Folgen für den Aktienkurs und die Risikoprämien, wie Donald Morgan und Kevin Stiroh von der Federal Reserve Bank of New York in einer Studie nachwiesen. Selbst noch in den 90er Jahren, nach mehreren Reformen des Aufsichtsrechts, profitierten große Banken von einem Aktienkursaufschlag und niedrigeren Risikoprämien auf ihren Anleihen als ihre kleinere Konkurrenz, zeigten Morgan und Stiroh. "Die Investoren rechnen damit, dass die Banken gerettet werden. Das schwächt die Marktdisziplin, weil die Anleger einen geringeren Anreiz haben, Risiken zu bewerten und sich adäquat vergelten zu lassen", schrieben die Forscher in einer wegweisenden Studie.

Bankexpertin Schnabel nennt einen weiteren Grund, warum es problematisch ist, schon im Vorfeld die Bedingungen für eine Rettung festzulegen: "Solche Ankündigungen sind zur Unglaubwürdigkeit verdammt. Wenn die Krise erst einmal eingetreten ist, ist es meist im Interesse der Politiker, Ansteckungseffekte auf das restliche Bankensystem zu vermeiden." Sie empfiehlt stattdessen eine andere Vorgehensweise: "Es bietet sich eher eine Politik der konstruktiven Ambiguität an, bei der die Marktteilnehmer nicht im voraus wissen, ob eine Bank gerettet wird oder nicht. Keinesfalls darf der Staat den Banken das gesamte Risiko abnehmen."

Fusion als Allheilmittel?

Nach der Schieflage der IKB und Sachsen LB fordern Politik und Experten einschneidende Reformen. "Es muss zu einer Konsolidierung kommen", fordert der Nürnberger Bankenexperte Wolfgang Gerke". Zwar spielen die Landesbanken eine wichtige Rolle für kleine und mittlere Sparkassen, doch es gibt davon zu viele", sagte Gerke in einem Zeitungsinterview.

Doch es bestehen Zweifel, ob Fusionen wirklich die Situation verbessern. "Nimmt man an, dass die Risiken innerhalb einer großen Bank stärker korreliert sind als bei vielen kleinen Banken, so könnte das systemische Risiko in einem Bankensystem mit einigen großen Banken größer sein als in einem System mit vielen kleinen Banken", entgegnet Schnabel.

Chris
Das bringt schon einiges Licht in die Sache. Bank müsste man eben sein. Dieses "To-Big-To-Fail" Ding ist eine Sache, die nichts mehr mit einem gesunden Kapitalismus zu tun hat.

Eine Frage bleibt weiterhin offen:
Welche Konsequenzen hat der Verkauf der SachsenLB, anstatt die Rettung unter dem sächsischen Deckmantel durchzuführen?
myrmikonos
Ich moechte kurz eine andere Dimension der Betrachtungsweise einfuehren: die menschliche!
Es gibt da auch schon einen Buhmann, der jetzt stolpert und keiner bekommt es mit: Georg-die Milbe -Milbrad. Als Finanzminister des Freistaates Sachsen von 1990 bis 2001, hat er 1991/92 (Zur Bankgruendung) die Geschaefte, die heute Einfluß auf die Liquiditaetskrise haben, gebilligt. Um es mit seinen eigenen Worten zu sagen: "Es war gut gemeint, was das Gegenteil von Gut bedeutet. vgl 4.Antwort im Interview
Fehler kann man machen, aber die Sachsen fuer dumm verkaufen nicht. So wie er seine Stellungsnahme im MDR Spiegel heute Abend formulierte, stolpert er gerne mit etwas Arroganz. Einige neue Stolperfallen: Er spricht nun also von der einzigsten Landesbank im Osten als "sehr kleine Bank", die nun nicht Zwangsverkauft wird, sondern auf einmal "fusioniert". Die Risikoparagraphen, die zu Gunsten eines hoeheren Verkaufspreises zu Lasten Sachsens hingenommen werden, werden von Milbradt als "theoretische Paragraphen" dargestellt. Das ist schon nicht mehr mutig soetwas zu behaupten, sondern schon infam. Fazit: Nicht hinter jeder Maske steckt ein Gesicht.

@ chris : die Konsequenzen werden wohl ganz stark von der neuen Geschaeftsleitung und Struktur bestimmt, die der Kaeufer festlegt, entweder wird es schoen buerokratisch, so daß Sachsen jedesmal nachfragen muß, ob sie investieren duerfen, oder effizient und die Landesbank Baden-Württemberg kommt zu uns nach Sachsen.
Eine Fusion ist es jedoch nicht!
Chris
Und heute steht in der Zeitung, dass der Notverkauf jede beteiligte Bank und das Land Sachsen jeweils bis zu 500 Millionen Euro kosten kann.

Ich hätte die Bank auch gekauft. 300 Millionen Kaufpreis. Alle Risiken bleiben beim Verkäufer. Und wenn sie mir doch nicht so richtig gefällt, kann ich sie auch wieder zurückgeben. Klasse. So einen Service kriegt man bei Saturn nicht.
Rainwater
Wer braucht eigentlich Banken ? Könnte man das nicht so wie Emule machen ? Peer-to-Peer als Kreditversteigerungsbörse in Kleinstpaketen mit Wettmarkt und Karmareputationsystem.
Dabei möchte ich noch die Abschaffung der archaischen Einkommensteuer vorschlagen. Der Binnenmarkt ist groß genug für ein protektionistisches Systrem mit einem durchschnittlichen Mehrwertsteuersatz von 40%, gestaffelt nach Produktklassen. Mit hohen, niedrigen oder gar negativen Raten kann man sozial ausgleichen und effektiv steuern was die Leute am Wochenende machen.
Sigurd
blink.gif Wie soll denn das gehen? Müsstest du mal genauer erklären und vielleicht ein Beispiel hinter legen, wie du dir das vorstellst.
Banki
Zitat
Wer braucht eigentlich Banken ? Könnte man das nicht so wie Emule machen ? Peer-to-Peer als Kreditversteigerungsbörse in Kleinstpaketen mit Wettmarkt und Karmareputationsystem.


Und was ist, wenn ein Kreditnehmer unvorhergesehen seinen Kredit nicht zurückzahlen kann?

PS: Es gibt übrigens solche Börsen: Hier z.B. Klick
chelys
Banken sollten ihren eigentlichen Zweck erfüllen. Geld sicher verwahren, daraus Kredite vergeben. Wenn man sich die Struktur der Banken anschaut sieht man, dass ein großer Teil nur mit Zocken beschäftigt ist. Das Geschäft mit Mittelständischen oder Privatpersonen ist doch nur noch Beiwerk. Die Krise wurde doch nicht nur durch "faule" Immobilienkredite so schlimm, sondern vor allem durch den Handel damit

Weiß nicht ob das schon kam, falls ja, dann kommt es gleich nochmal: http://www.spiegel.de/video/video-1028571.html