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Vollständige Version anzeigen: Autofahren / Steinschlag
valex
Das muss man erstmal erlebt haben: ich kriege tatsächlich einen Brief von meiner Versicherung, in der ich aufgefordert werde, ein Statement zur Reklamation eines "Teilnehmers am Straßenverkehr" abzugeben.

Folgendes: der zentralen Meldestelle, und dadurch auch meiner Versicherung, wurde, zusammen mit meinem Kennzeichen, gemeldet, dass ich als Vorausfahrender dem Melder (Hinterherfahrender) einen Steinschlag in der Windschutzscheibe durch ein hochgewirbelters Steinchen verursacht haben soll. Somit wird meine Versicherung aufgefordert, den entstandenen Schaden zu begleichen.

Ich frage nun: geht's noch? Darf jemand überhaupt sowas melden? Dann kann ich mir ja (hypothetisch) auch einen beliebigen Verkehrsteilnehmen ausgucken, den dann als Steinschlagverursacher melden... dann hab' ich jeden Monat neue Scheiben.

Andersum: trifft mich eine Schuld, wenn auf der Straße ein Kieselstein liegt, und ich ach so unaufmerksam war, den aufzuwirbeln?

Ich finde es komisch. So langsam denke ich echt, dass wir immer näher an den amerikanischen Lebensstil kommen: jeden, den man sieht, auf alles mögliche verklagen, dann kriegt man in zwei von hundert Fällen auch mal was raus. Klasse Einstellung!
einserdiplom
Genau das gleiche ist mir auch schonmal passiert. Mir wurde vorgewurfen, ich hätte jemanden auf der A9 von Bayreuth Richtung Nürnberg einen Steinschlag verpasst. Dumm nur, dass ich an dem angegeben Datum auf der Heimreise Richtung Bayreuth unterwegs war und dafür auch noch meine 3 Mitfahrer als Zeugen hatte.
Wir hatten an diesem Tag etwas abseits der Autobahn in diesem Abschnitt auf einem Rasthof geparkt. Da muss der Typ dann wohl uns als Sündenbock für seinen Steinschlag ausgewählt haben.
Mit einem Brief war dann auch alles erledigt und ich habe nix mehr von denen gehört. Ist aber echt ekelhaft wenn sowas Mode wird!
Sigurd
Naja, ich würd mal sagen, wenn da ein kleines Splitkorn auf der Autobahn liegt, was ohne weiteres von einem LKW gefallen sein kann und du fährst da drüber und dein Hintermann bekommt das Ding an die Scheibe, dann kannst du ja im Prinzip überhaupt nichts dafür. Folglich müsstest du auch nicht zahlen, genausowenig wie die Versicherung von dir. Einzig haftbar wärest du, wenn das Steinchen deutlich sichtbar liegt und Vorsatz zu erkennen wäre (was bei 140 auf der Autobahn wohl nicht im Bereich des Erwägbaren liegt), auch bei Rollsplitt auf der Straße sieht es wohl mit der Haftung anders aus...

...aber so denke ich mal, da will bloß einer ne neue Scheibe von dir, ob du nun tatsächlich nichtsahnender Verursacher warst oder nicht...

Edit: Grad noch was gefunden:
Zitat
Haftung für Steinschlag

Wird die Windschutzscheibe eines Kraftfahrzeuges durch einen Stein beschädigt, der nachweislich nicht auf Grund mangelhafter Transportsicherung des Vorausfahrenden, sondern von der Fahrbahn hochgeschleudert wurde, entfällt die Haftung des Vorausfahrenden, da hier höhere Gewalt im Sinne des § 7 II StVG vorliegt und weder ein Verschulden des Fahrers noch die Haftung für die Betriebsgefahr des Fahrzeug in Frage kommen.

    *
      AG Gemünden Urteil vom 17.03.2004 - 14 C 475/04

Quelle
valex
Ja, aber -> Grundsatzfrage -> kann ich als Autofahrer haftbar für Steinschlag an Fremdfahrzeuge gemacht werden? Ich kann doch nicht jedem Sch**kieselstein ausweichen, dann müsste ich mit 50km/h rumtuckern.

Dann kann ich ja im Folgezug die Autobahnmeisterei verklagen, Steine haben nämlich auf der Autobahn nichts zu suchen.

Wenn ein LKW-Fahrer, der durch von seinem Anhänger herabstürzende Eisplatten Schäden verursacht, zur Schadensbegleichung gezwungen wird, mag das noch gerecht sein. Aber weil meine Räder es nun mal gewagt haben, ein Steinchen in Bewegung zu setzen, kann das doch nicht gleich heissen, dass ich mir irgendwelcher Schuld bewusst sein muss, oder?
Sigurd
Na zum Grundsatz hab ich ja gerade nochma schön zitiert oben smile.gif
chelys
Woher (selbst, wenn man vorrausfährt) wollen die Leute eigentlich wissen, dass der Stein von dir kam? Der kann von einem Auto weiter vorn, weiter rechts o.Ä. kommen... yeahrite.gif
aeon
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich deine und auch die Versicherung des vermeindlich Geschädigten absolut lächerlich finde, die müssten doch beide wissen, dass das - wenn Sigurds Fündins vom AG allgemeingültig ist - absolut nich machbar is.

Besonders aber Valex Versicherung müsste doch erpicht sein, Geldausgaben zu vermeiden. yeahrite.gif
valex
Faslch: die wollen womöglich den Schaden regulieren, um dann meinen Schadensfreiheitsrabatt zu vernichten, die Halunken smile.gif
Polygon
Der war doch eh viel zu dicht wenn ihn dein Steinchen erwischen konnte wink.gif
TheNeedle
Ich würde da streiten! Das is wirklich höhere Gewalt.
schennster
Ruhig Blut!
Die Versicherung leitet sowas gerne ohne große Prüfung weiter. Und wenn man denen schreibt, wie die Rechtslage ist, nehmen sie das zur Kenntnis und reagieren entsprechend. Ist immer noch billiger als gleich die Rechtslage selber zu prüfen und einen Mitarbeiter damit zu beschäftigen. Ich schätze sogar, solche Anzeigen gehen ungesehen an den vermeintlichen Verursacher.

Ansonsten passt Sigurds Zitat. Wenn dir nicht der Stein von der Ladefläche fällt, haftest du nicht. Ganz einfach.

mr.orange
Noch einfacher. Schreib einfach, Du warst es nicht, fährst immer ordentlich usw.. Den Verursacher eines Steinschlages kann man nicht nachweisen. Die Versicherung bügelt das für Dich ab.
dieFranzi
isser wieder gefahren wie son verrückter Rumäne biggrin.gif