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Vollständige Version anzeigen: Unser Geld zerstört die Welt-Wie lange noch? Trefftz-Bau - 12. April 2005
wombat1st
Unser Geld zerstört die Welt-Wie lange noch?
Trefftz-Bau
am Dienstag den 12.04.2005
Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben. So ein Ausspruch von Kurt Tucholsky. Sir Peter Ustinov erklärt: Geld korrumpiert - vor allem jene, die es nicht besitzen.


12.4. 18.30 Uhr Trefftzbau Mthematikhörsaal
Einführungsveranstaltung: Unser Geld zerstört die Welt - Wie lange noch?
Helmut Creutz, Buchautor "Das Geldsyndrom"
Eintritt: frei
Beginn: 18:30 Uhr
Location: Trefftz-Bau
Adresse: Zellescher Weg 16, 01067 Dresden
Chris
Bei ca. 100 anwesenden Menschen von Jugendlich bis ins Hohe Rentenalter fand die Einführungsveranstaltung der Vortragsreihe "Hauptsache Geld - Nebensache Mensch", organisiert von Elbtaler-Verein, AG Natürliche Wirtschaftsordnung, INWO-Regionalgruppe Dresden mit 15 minütiger Verspätung statt. Die Reihe entstand aus einer Ringvorlesung an der TU Dresden im letzten Semester, dieses Mal gibt es aber keinen Studium Generale Schein und es soll ein Breiterer Raum für alternative Wirtschaftssysteme geschaffen werden, im Besonderen am 19.4. und 14.6.

Helmut Creutz (* 1923, Aachen), früher tätig als Techniker, Betriebsleiter und Architekt, referierte über das Thema "Geld zerstört die Welt", mit dem er sich seit den 70iger Jahren als Autor auseinandersetzt.

Er erklärte eine Überentwicklung, vergleichbar mit einer Überentwicklung einer Lunge, in der Wirtschaft, die zu Problemen führt. Diese ist die Zinslast, bzw. die Zinssätze, die stärker wachsen als das Wirtschaftswachstum. An vier Punkte legte er seine Argumentation dar.
Zuerst führte er die Geldmenge an, die für eine stabile Demokratie stabil sein muss. Eine Inflation sorgt für Verknappung des Geldes und damit, wie schon Kopernikus, Keynes und Lenin erkannten für den Niedergang aller Nationen. Selbst Nationen, die intern keinen Kapitalismus hatten (z.b. UDSSR) sind nicht davor gefeiht.

Der zweite Punkt ist das Geldvermögen. Dieses wächst stärker als die Wirtschaftsleistung. Seit 1950 hat sie sich versiebenfacht, während das Vermögen auf das 31fache gewachsen ist. Somit wächst das Vermögen aus eigener Kraft, ohne dass in der Wirtschaft eine Wertschöpfung vorhanden ist. Das Geld arbeitet. Es ist festzustellen, dass sowohl Vermögen, als auch Schulden drastisch anwachsen. Der Staat gab z.B. von 1970 bis 2005 ca. 2000 Milliarden DEM für Zinsen aus. Doch entsprachen in diesem Zeitraum die Neukredite ungefähr den Zinszahlungen. Mit steigenden Zinszahlungen sinken auch die Investitionen. Es lohnt sich erst Investitionen zu tätigen, wenn deren "Verzinsung" über der Verzinsung des Vermögens bei der Bank liegt.

Im dritten Teil beleuchtete Creutz die Zinsströme. Zunächst fließt das Geld von Sparern zur Bank und von dort in Kredite für die Wirtschaft. Diese Zahlen dafür Zinsen und diese gehen, nach Abzug der Bankkosten zu den Sparern zurück. Doch generiert die Wirtschaft ihre Zinsen über ihre Verkäufe. So kommt es, dass ca. 40 Cent jedes ausgegebenen Euros für Zinszahlungen verwendet werden. Bei diesem System herrscht allerdings ein Ungleichgewicht, denn die Einzahlung erfolgt nach der Arbeitsleistung, die Auszahlung aber nach Vermögen. Dies führt dazu, dass ca. 80% aller Haushalte mehr für Zinsen ausgeben, als sie selbst wieder an Zinsen einnehmen. 10% halten die Waage, die restlichen 10% kassieren Einnahmen aus Zinsen. Jeder Mensch arbeitet durchschnittlich 3h pro Tag für Zinseinkünfte. Leider wächst die Wirtschaft nicht so schnell wie der Kapitalanspruch. Weiterhin werden die arbeitenden Menschen nur zu 3/5 am Wirtschaftswachstum beteiligt, während hingegen, die Zinseinkommen bei 37% Wachstum des BIP sich nahezu verdoppelt haben. In 10 Jahren werden bei gleichbleibender Entwicklung die gesamten Einnahmen aus Zinserträgen höher sein als die gesamten Erträge aus Nettolöhnen.

Als letztes wurden die Zinssätze angeführt. Schon Willi Brandt sprach von einer "mörderischen Hochzinspolitik". In der heutigen Zeit, wo sehr viele Unternehmen zu bis zu 80% Fremdkapital finanziert werden, wirkt jede Zinststeigerung tödlich und führt zu weiteren Arbeitslosen. Es lässt sich feststellen, dass die Zinssätze direkt mit der Inflation gekoppelt sind. Solange aber die Rendite aus Vermögen höher ist, als die Rendite des Wirtschaftswachstum, solange ist das Problem der Arbeitslosen nicht zu lösen.

Helmut Creutz bemühte sich einen Ausblick zu geben, wie man dieser Entwicklung entgegensteuern könnte. Der erhoben Zins müsste immer kleiner sein als die Wirtschaftsleistung. Es müsste unattraktiv sein, Geld zu behalten, da Geld ein Monopol darstellt. Dadurch ist es möglich es künstlich zu verknappen und einen Knappheitszins zu erheben, obwohl eigentlich keine Knappheit vorliegt. Der Dozent wies auf das rostende Eisengeld des Pytagoras hin und danach auf die Brakteaten im Mittelalter. Dort wurden gut 100 Jahre lang Geld 1-2 Mal im Jahr ausgetauscht, im Verhältnis 4:3. Dies sei der Grund, warum in genau diesem Zeitraum die meisten Stadtgründungen in der deutschen Geschichte stattfanden. Auch wurden da die prunkvollsten Bauten der Geschichte gebaut. In Köln konnte ein Dom für die komplette Bevölkerung erstellt werden, während es heute nur mit Mühe möglich ist ein Stadion für knapp 10% der Bevölkerung zu bauen. Selbst Sackträger hatten damals eigene kunstvoll verziehrte Häuser und konnten sogar Kirchenfenster stiften. Man hatte die 5 Tage Woche und ca. 90 freie Tage im Jahr. Dies alles nahm ein jähes Ende, als gegen 1450 wieder normales Geld eingeführt wurde. Das letzte Beispiel ist das "Wunder von Wörgl". Dort wurde 1932/33 Schwundgeld geführt, dass jeden Monat 1% seines Wertes verlor. Damit schaffte es Wörgl seine Arbeitslosigkeit zu halbieren, bis das Geld verboten wurde.

Zum Abschluss fand noch eine kleine Diskussion mit dem Dozenten statt.
yocheckit
klingt ja extrem spannend! kann man das auch irgendwie mit note belegen?
Chris
Nein, man kann es noch nicht mal mit Schein belegen. Es ist quasi eine Interessenveranstaltung wink1.gif