eXma » Diskutieren » Freizeit und Nachtleben
Startseite - Veranstaltungen - Mitglieder - Suche
Vollständige Version anzeigen: Tocotronic Review
Katze
Bitte oszillieren Sie!

Review zum Tocotronic-Konzert der Schall-und-Wahn-Tour 2010 am 16. April im Schlachthof



Endlich geht das Licht aus im ausverkauften Schlachthof. Es tut sich was. Zumindest auf der Bühne. Davor eher nicht so. Dillon zum Warmup. Naja. Wirklich ein Warmup ist es nicht, wenn ich mich so umschaue. Mit einer durchaus merklichen Aufgeschlossenheit, jedoch ohne wirkliche Begeisterung, wird dieser an sich nicht unschöne Elektropop-Singsang mit technoider Keyboarduntermalung vom altersmäßig bunt gemischten Auditorium schon fast stillschweigend zur Kenntnis genommen. Einzig „Tiptapping“ vermag gegen Ende ein bisschen aufzuwecken, wirkt jedoch etwas bemüht. Es bleibt beim Versuch, über dieses „gerade vor dem Auftritt geschriebene Stück“ (vgl. Myspace) eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Trotz schöner Stimme insgesamt eher weniger auf- und erbauend, aber deswegen ist man ja auch nicht hier.

Hier ist man wegen „Tocotronic aus Hamburg und Berlin“ wie Herr von Lowtzow dann schon kurz darauf freundlich in die Menge spricht, ehe das Konzert mit „Eure Liebe tötet mich“, von von Lowtzow mit düsterer Grabesstimme gesungen, seinen Anfang nimmt. Bei „Die Folter endet nie“ geht das Gehüpfe los, ach du scheiße, macht das mal wieder Laune. Mit diversen Ellenbogen in der Rippen und sonstwo finde ich jetzt erst so richtig Gefallen an diesen beiden neuen Stücken von „Schall und Wahn“. Zwar mochten diese auch schon vom digitalen Medium gehört mein Herz mit Freude zu erfüllen, gänzlich vom Hocker gerissen hatte mich das bisher aber noch nicht.

Es folgt eine Art Best of aus alten Klassikern und neuen Stücken - 17 Jahre Tocotronic, die Herren sind erwachsener geworden. Es ist nicht mehr so Adidas, es ist nicht mehr so plakativ, es wird nicht mehr ganz soviel geschrammelt . Oder zumindest anders. Trotzdem gibt’s ordentlich Krach auf die Ohren. In den vorderen Rängen tobt der Mob, neben neuen Stücken wird auch zu Altbekanntem gehüpft und gesprungen, soweit die Ellenbogen eben reichen. „Let there be Rock“ vermag ebenso zu begeistern wie „Aber hier leben, nein danke“ und „Stürmt das Schloss“, was live und in Farbe noch um einiges ruppiger daher kommt als gedacht. Ein kleines Highlight für mich ist Arne Zank, der kurzzeitig sein Schlagzeug Schlagzeug sein lässt und „Bitte gebt mir meinen Verstand zurück“ ins Mikro leiert.

Wenn er nicht grad in der ihm eigenen lakonischen Art und Weise seine heute erkennbar politischer anmutenden aber deshalb nicht weniger metaphernreichen Texte zelebriert, führt der Graf mit merklicher Freude durch den Abend. Er lässt sich von frechen Forderungen aus dem Publikum zur allgemeinen Belustigung kurzzeitig aus dem Konzept bringen, weiß mit hanseatischer Distanziertheit jedoch zu kontern „'Fangt an' sachter..so schon ma gar nicht..“.
Natürlich gibt’s die Zugabe trotzdem, „Ich bin schon viel zu lange mit euch mitgegangen“, „Mein Ruin“ und „Sag alles ab“ gießen nochmal ordentlich Öl ins Feuer und los geht das. Nachdem -"Macht es nicht selbst" sei Dank - nun auch alle wissen dass jegliche Beschäftigung sich in Sinnlosigkeit erschöpft, von Selbstbefriedigung und Selbstaufgabe mal abgesehen, fühlt man sich nach fast zwei Stunden furioser Show trotz geringfügiger Blessuren und ein bisschen Traurigkeit über das fehlende Wiedersehen mit meiner alten Liebe Bahrenfeld irgendwie euphorisiert und zumindest mental gewappnet für das, was da noch kommen mag. Pure Vernunft darf niemals siegen.
Von heute an leben wir ewig.
ToLa
Dillon könnt ich mir zuhause auf dem Sofa durchaus vorstellen, schlecht ist die nicht.
Vom Stil her allerdings doch recht unpassend zu den Halbgöttern an den Stromgitarren.

Scheint wohl in letzter Zeit Mode zu werden sich unpassende Vorbands zu besorgen. In dem vergangenen halben Jahr hat mich nicht eine Vorband von meinem festgestanden hinteren Platz (von dem man um seine bierige Versorgungslage nicht zittern muss) locken können, das mussten dann immer die Profis erledigen.

Ist echt eine sehr schöne Playlist die Tocotronic gestern gespielt haben und bis auf einen Song auch exakt die gleiche wie vor 2 Wochen in Leipzig, never change a winning playlist.

Wer bekommt eigentlich die Rechnung für die durchgetanzten Schuhe?
Schuhhändler ihr seid Schweine, bitte, bitte, bitte, bitte gebt mir meine Sohle zurück!

worthy.gif Dann bis zur nächsten Tour mit neuer Playlist und Vorband! worthy.gif
simpson
Zitat
Pure Vernunft darf niemals siegen.


ewig wahr!
saltuarius
wobei ich leider sagen muss das die akustik echt net der brüller, war die höhen ham ganz schön gescheppert, hab ich schon besser gehört.
schade!
aber toco war geil!