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Vollständige Version anzeigen: Mexiko - Teil 2
Chris
Mexiko - Das Land, die Leute und das Leben

Mexiko ist groß und wunderschön. Es gibt dort viel zu sehen und zu tun. Doch ist die Lebensweise sehr unterschiedlich zu der deutschen. Kommt dies nur von der Sonne? Dies ist Teil 2 der Mexikoreihe und beleuchtet viele Aspekte des Lebens in diesem fremden Land.
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Teil 1 - Studieren - was braucht man dazu?


Durchstarten

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6737]</div>Das Abenteuer beginnt am Dresdner Flughafen. Das Gepäck wird gleich bis an den Zielflughafen durchgecheckt. Aus- und Einreiseformalitäten beschränken sich auf ein Minimum. Nach 16 Stunden Flug erreicht man sein Ziel.

Hat man nun seinen Flug in die Arbeitszeiten des Austauschbüros gelegt so erwartet einen die freundliche Chefin ebenselbigen um sich persönlich um die Belange des Studenten zu kümmern. Dank ihrer vielfältigen Sprachkenntnisse ist eine Kommunikation kein Problem. Sollte man nicht soviel Glück haben erreicht man mit einem Taxi gut und günstig (170 Pesos - 13 Euro) sein Ziel.

Die Mutter der Gastfamilie (in Mexiko sind die meisten Mütter zuhause) nimmt einen freudig auf und man bringt einem jegliche Unterstützung bis hin zum Fahrdienst direkt vor die Universität.

Die relativ kleine Zahl der Austauschstudenten - ungefähr 20 - ermöglicht eine sehr individuelle Betreuung. Man bekommt Einführungsbroschüren über alles von Bussystem über Notfallnummer bis hin zu Partymöglichkeiten und auch den obligatorischen Campusrundgang.



Vor Ort

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6738]</div>Hat man sich etwas eingelebt, an die Temperaturen gewöhnt und festgestellt, dass es auch mit Spanisch funktioniert darf man sich auf den Alltag freuen.

Die kombinierten Vorlesungen und Übungen erstrecken sich üblicherweise im Zeitraum zwischen 7:20 und 13:00. Um 9:00 gibt es eine große Pause von 30 Minuten die zum Frühstück vor den Toren der Universität einlädt. Dort befinden sich fliegende Händler die Tacos, Tortas, Getränke und manchmal auch Sushi anbieten.

Den Anschluss an seine Mitstudenten zu finden ist nicht schwer. Mexikaner sind von Natur aus freundlich, redsam und an Europäern interessiert. So wird man ruckzuck zum Essen eingeladen, in der Stadt herumgeführt und auf Touren ausserhalb Guadalajaras mitgenommen.

Auch mit seinen ausländischen Mitstudenten kommt man gut in Kontakt, denn das Büro für Austäusche lässt es sich nicht nehmen kleinere (Party) und größere (Wochenende) Events zu organisieren.

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6749]</div>Spanischlernen gestaltet sich einfach. Jeder Mexikaner spricht es, zudem spricht man langsam und deutlich. Allerdings werden einige Grammatikregeln ausser Kraft gesetzt (z.B. existier kein ihr - vosotros wird zu ustedes).

Herumkommen ist etwas schwierig. Guadalajara bietet immerhin 7 Millionen Einwohner. Doch es gibt ein "gutes" Bussystem, es verkehren regelmässig (meist alle 10 Minuten) Busse. Allerdings gibt es weder Abfahrtszeiten noch angeschlagene Routen. Möchte man zu besonderen Orten muss man wohl oder übel jemanden fragen. Zudem wird der Verkehr um 10 Uhr abends eingestellt, danach ist ein Heimkommen nur noch im Taxi möglich. Bus im mexikanischen hat ausserdem nicht zu Unrecht die gleiche Bedeutung wie Lastwagen (camión).

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6739]</div>Obwohl es sogar einen Ansatz einer Ubahn gibt, bleibt das Auto das Hauptverkehrsmittel der Mexikaner. Und diese haben immer Vorfahrt. Das sollte beim Strassenüberqueren nicht ausser Acht gelassen werden. Doch ist es möglich ein Fahrrad zu besorgen. Für diese gilt allerdings auch kein Vorfahrtsrecht und Radwege gibt es auch keine.

Besorgungen in Mexiko macht man (auch wenn es viele große Einkaufshäuser gibt) am besten auf einem Tianguis. Das ist eine Art Wochenmarkt auf dem man von Gemüse über Klamotten bis hin zu Filmen alles mögliche ersteigern kann. Darüber hinaus gibt es wöchentliche Tianguis mit einem Thema, z.B. Fahrräder, Alternative Kultur, Kleidung. Diese Tianguis' sind deutlich billiger als ein normaler Laden, allerdings sieht man sich mit dem Problem der Raubkopie konfrontiert.

Dank der Mentalität der Mexikaner ist dies aber auch kein Problem. Es gilt, dass Regeln vorhanden sind, um sie zu brechen. So fühlt sich auch keiner schuldig, wenn man eine gebrannte CD ersteigert. Man nimmt es halt gelassen. Das trifft allerdings auch auf Uhrzeiten und sonstige Aussagen zu. Verabredet man sich so kann man getrost eine Stunde länger einplanen, einen pünktlichen Mexikaner gibt es kaum. Zeit spielt keine Rolle. Ein etwas negativer Touch ist es allerdings, dass auch Aussagen nicht so ernst genommen werden. So sollte man misstrauisch beäugen, wenn man nach der ersten halben Stunde Kennenlernen gleich zum 3 Sterne Essen eingeladen wird.

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6740]</div>Mexikaner besitzen ein gespaltenes Verhältnis zur Sauberkeit. So wird das eigene Haus pingelig sauber gehalten, auf der anderen Seite kann man sich an weggeworfenem Müll an allen Ecken und Enden erfreuen. Dies scheint aber eine Begleiterscheinung der nicht vorhanden Mülleimer zu sein. Denn gibt es solche, werden sie auch rege genutzt.

Krabbelgetier gibt es überall. Dies ist aber keine Frage der Sauberkeit, sondern der Wärme. Die Mexikaner haben auch dafür eine Lösung, man beschmiert den Fussboden einfach mit einer Art Kontaktgift, bei dem die kleinen Freunde schnell ihre Beine hochnehmen.

Es gilt auch kein Wasser aus der Leitung zu trinken oder zum Zähneputzen zu verwenden. Der Grund dafür ist allerdings nebulös. Auch werden Lebensmittel ohne Schale (Tomaten, Salat) vor dem Verzehr desinfiziert. Der Grund dafür liegt eher an der Düngpolitik der Mexikaner.

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6750]</div>Mexikanische Frauen sind sehr an das gute Wetter gewöhnt. Man kleidet sich sexy auch wenn man nicht so sehr mit seinem BMI im reinen ist. Außerdem sind sie sehr anmutig. Allerdings herrscht der Machismus, so dass der Mann stärker als in Deutschland die führende Rolle übernimmt (und er hat auch kaum eine Wahl, Frauen, die von sich aus handeln sind selten).

Das Essen gestaltet sich in den ersten Monaten sehr abwechslungsreich. Es gibt eine Vielzahl von unbekannten Gerichten. Eines jedoch variiert nicht. Fast immer erhält man eine Art Bohnenbrei und Tortillas als Zugabe. Auch beschränkt sich die mexikanische Gewürzkunst grösstenteils auf Chili, Limette und Salz. Man kann aber auch in einer Auswahl ausländischer Restaurants naschen, am beliebtesten sind Japaner. Diese aber mischen zu gerne Philadelphia mit ihren Gerichten.

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6744]</div>Tequila übrigens wird meistens von älteren Männern getrunken. Am verbreitetsten ist der goldene Tequila, der weisse ist nicht so beliebt. Man trinkt mit einer Limette und grobkörnigen Salz, wie man es auch in Deutschland macht. Beliebter bei der Jugend sind aber Bacardi, Vodka und Brandy. Auch Micheladas stehen hoch im Kurs. Hierbei wird ein Bier mit Chilisoße, Salz und Limettensaft versetzt.

Das Wetter zeigt sich meistens von der schönen Seite. Es gibt eine Regenzeit zwischen Mai und August, in der es punktgenau zwischen 16 und 18 Uhr regnet. Die sonstige Zeit ist es eigentlich immer sonnig. Und warm. Obwohl Guadalajara auf 2000 Meter Höhe liegt (was zu Müdigkeit am ganzen Tag führt) kann man sich mit Temperaturen über 25 Grad anfreunden. Ab April wird es aber in der Nacht unangenehm heiß und auch Mücken nehmen sich dann deiner an (sofern man über kein Fliegengitter verfügt). Resultierend daraus sind die Häuser in einer Art undämmbaren Weise gebaut, so dass sich Innentemperatur und Außentemperatur meistens gleichen.

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6741]</div>Sicherheit gibt es in Mexiko nur wenig. Zwar ist das Stadtviertel in dem sich die UNIVA befindet eines der sichersten in ganz Mexiko, doch ist es nicht verkehrt für andere Gegenden einen zweiten Geldbeutel mit wenig Geld mit sich zu führen. Banken werden meistens von einem Polizisten mit Pumpgun bewacht und ab Einbruch der Dunkelheit gibt es viele Patroullien. Das sorgt für ein Gefühl von Sicherheit, dass man aber nicht überstrapazieren sollte.

Auch die Häuser folgen aufgrund dem Graben zwischen Arm und Reich dem netten Spruch "my home is my castle". Wer über eine Mauer unter 2,50m verfügt, wird scheinbar überfallen. Um ins Haus zu gelangen sind auch meistens 2 Türen und 3 Schlösser zu überwinden.

Doch merkt man in Guadalajara nicht allzuviel von der großen Armut Mexikos. Wer Geld hat, zeigt es gerne. Bettler sieht man, im Gegensatz zu anderen Gegenden nicht so oft. Dafür fällt die Zahl der Reichen überall auf.Zum einen sieht man wirklich viele teure Autos fahren (Porsche, BMW, Caddilac, Hummer ...), zum anderen sind Eintritts- und Getränkepreise in den hippen Diskos nicht zu bezahlen (200 Pesos - 15 Euro Eintritt, die Flasche Bacardi 400 Pesos - 35 Euro).

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6742]</div>Überhaupt besitzt der Mexikaner in Guadalajara eine komische Feierkultur. Gefeiert wird am Wochenende, unter der Woche wird studiert. Studentenclubs gibt es gar nicht, lediglich diverse Kneipen, auch unter freiem Himmel. Privatpartys finden eher als Sitzparty statt. Und in Diskotheken wird die spanische Sprache gepflegt. Englische und deutsche Musik kommt kaum herein. Man bekommt zusätzlich immer einen Tisch zugewiesen, zu dem man eine Flasche harten Alkohol bestellt. Diesen mischt man selbst mit Cola oder am liebsten mit Mineralwasser. Tanzen ist meistens auch nur am Platz erlaubt.

Das Überlandreisen in Mexiko gestaltet sich einfach und bequem. Es gibt viele Buslinien von der Hartholzklasse bis hin zum FirstClassPlus-Service. Mit diesen erreicht man bequem und sicher sein Reiseziel. Man möchte fast sagen nur Fliegen sei schöner, aber dann hat man in seinem Bus mehr Beinfreiheit und bessere Filme.


Lebenshaltungskosten / Preise / Shopping

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6747]</div>Wie schon oben erwähnt ist der Tianguis die beste Wahl um etwas billig zu erstehen. Geschäfte gibt es viele, meistens aus der USA herübergeschwappt (z.B. Liverpool, C&A), doch erhält man seine Waren dort zu Preisen, die sich kaum von europäischen unterscheiden.

Für Zwischendrin gibt es unzählige kleine Läden und Strassenstände an denen man für gut 2 Euro inklusive Getränk satt werden kann.

Ein Ladenschlussgesetz gibt es zwar nicht, allerdings schliessen die meisten Geschäfte mit Einstellung des Busverkehrs. Eine Ausnahme bilden OXXO und 7ELVEN, die einem rund um die Uhr mit dem nötigsten für den Haushalt versorgen.

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6743]</div>Die Wasserversorgung wird über riesige 20 Liter Wasserflaschen geregelt. Die Preispolitik ist recht unübersichtlich (1/2 Liter = 8 Pesos, 2 Liter = 12 Pesos, 20 Liter = 14 Pesos), aber billig.

Technik ist in Mexiko unbezahlbar. Digitalkameras kosten im Neupreis ungefähr das doppelte, wie in Deutschland. Ähnlich ergeht es mit vielen anderen Geräten. Allerdings gibt es viele Pfandleiher, bei denen man auch für einen brauchbaren Preis ein gebrauchtes Gerät erstehen kann.
Essen gehen ist relativ billig, geht man mexikanisch essen. Auch Sushi ist kostengünstig zu haben. Am teuersten ist Fleisch auf ausländische Art und Weise zubereitet, doch ist man in einem durchschnittlichen Restaurant mit 100 Pesos (rund 8 Euro) aufs Beste bedient.
<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6745]</div>
Trinkgeld geben ist Pflicht. Kellner leben vom Trinkgeld, man gibt üblicherweise 10%. Doch Vorsicht. Es ist verboten das Trinkgeld gleich mit der Rechnung aufzuschreiben, denn laut Gesetz ist es für den Kunden freiwillig.

Briefe und Pakete aus Mexiko zu schicken ist recht zwecklos. Paketdienste wie UPS verlangen mind. 30 Dollar für ihre Dienste und der mexikanischen Post kann man nicht trauen. Verspätungen von 8 Monaten sind keine Seltenheit, wenn der Brief denn ankommt. Zusätzlich werden alle Sendungen nach Deutschland vom Zoll durchsucht, der rigoros jegliche Lebensmittel entfernt.

Die durschnittliche Bestechung kostet 50 Pesos. Diese wird des öfteren von Polizisten erhoben, sollte man eine kleine Regelüberschreitung begangen haben. Deswegen besser nicht auffallen. Doch auch bei einem uneinsichtigen Mitarbeiter kann ein bisschen Geld schnell zum gewünschten Ziel führen, und sei es, das man mit dem letzten überfüllten Überlandbus noch mitfahren möchte.


Wieder zurück

<div style="float:right;margin:0px 0px 5px 10px;">[attachmentid=6746]</div>Oh ja, Mexiko ist anders. Und zwar ganz gewaltig. Auch wenn es auf den ersten Blick den Schein erwecken möchte, dass es sich fast zum erste Welt Land gemausert hat, so birgt der Blick hinter die Fassaden viele Unterschiede und Überraschungen. Es lockt mit seinen Schönheiten doch es kann auch schnell verschrecken. Wer dorthin geht, sollte sich bewusst sein, dass zwar vieles nicht so ist, wie in Europa, dafür aber eine Erfahrung bietet die einem ein europäisches Land nicht geben kann. Ich würde den Aufenthalt nicht missen wollen, aber es ist schön wieder hier zu sein. Ich finde es wahnsinnig so eine Chance gehabt zu haben, und rate jedem, dem es möglich ist, selbst so eine Erfahrung zu suchen.

Einige Abenteuer der ersten Zeit kann man auf meiner Homepage unter webmogul.de nachlesen. Wer mehr wissen möchte (und es gibt noch so viel zu sagen) kann sich auch gerne persönlich an mich wenden.
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Fuchs
Hattest du schon vor der Abreise Kontakt zu deinen Gasteltern?

Warst du mit der ganzen Gruppe von dem Foto da dort??? blink.gif
Chris
Ja wenn man nicht so genau weiss, wie die Telefonnummern in Mexiko funktionieren und die nicht auf Emails antworten .... nein ich hatte keinen Kontakt mit meinen Gasteltern. Ich bin dort Sonntag abend um ca. 20 Uhr eingefallen ohne mich gemeldet zu haben, wurde aber auf höchste freundlich aufgenommen.

Und ja, die ganzen Leute dort waren die Austauschstudenten an der UNIVA. Spanier, Deutsche, Dänen, Franzosen ... ein lustiger Haufen smile.gif
abadd0n
"Das Land, die Leute und das Leben" ... so der Untertitel hier. Von den Problemen, die dort herrschen, hört man nichts in unseren Medien. Daher mal von der Graswurzel* her:

Derzeit werden in einigen europäischen Ländern solche Postkarten verteilt:

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Warum? Für die Spanisch Sprechenden unter uns ist vielleicht dieser Artikel aktuell?

Alle anderen mögen sich durch die Suche nach Nachrichten kämpfen und sich - so sie wollen - informieren. Es sind erschreckende Dinge geschehen, die das Land in ein völlig neues Licht rücken, zumindest geht es mir so. Was sagen die Mexiko-Fans dazu?

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#a
simpson
auch wenn das net zu abadd0ns post passt..welchen ich aber gut und aufklärend finde

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..ich muste zweimal hinsehen, um zu sehen dass du dir da ne maske vors gesicht hältst..ich schiebs mal auf die 5 woddys gestern happy.gif

abadd0n
Heute Abend findet die u.U. interessante Veranstaltung "Menschenrechte unter Beobachtung" im HSZ statt.

Es hatte mich damals schon genervt, dass hier keiner etwas dazu gesagt hat. Vielleicht kann das ja als Inspiration dienen.

abd