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Vollständige Version anzeigen: Ist Glaube Kultur?
Kramsky
Zitat(bsf @ 01 Jun 2011, 18:21)
Und, achja, Chris: Ist Glaube Kultur?
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Ist das dein Ernst? blink.gif
bsf
Zitat(Kramsky @ 01 Jun 2011, 18:26)
Ist das dein Ernst? blink.gif
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Es ist eine provozierende Frage, auf die gerne geantwortet werden kann cool.gif

Edit:
Okay, wenn das jetzt ausgegliedert ist noch ein paar Worte dazu.
Ich denke, dass Kultur sehr gut ohne Glaube existieren kann, aber Glaube ein Teil der Kultur einer Gesellschaft darstellt. Glaube als Teilmenge der Kultur sozusagen; Kultur käme auch ohne Glaube aus.

Den Kirchentag in Dresden sehe ich nicht als Kulturveranstaltung, sondern als eindeutige Religionsveranstaltung. Der Blick ins Programm offenbart zwar viele Kulturveranstaltungen, jedoch (fast) alle religiös angehaucht (is' ja klar, weil Kirchentag, ne). Mag für evangelische Christen und interessierte eine super Sache, ein super Kulturangebot sein, aber der Hauptteil der Kultur, die ich beispielsweise als Atheist mag/nutze, sieht anders aus.
Giovanni
Bevor ihr so ne Frage aufwerft, solltet ihr vorher ein paar Definitionen klären :-)

Was meint ihr mit "Glaube" und was sol überhaupt "Kultur" sein ?

Glaube = Religiosität = Religion = Kultur ????

Oder vielleicht eher so:

Kultur > Religion > Glaube > Religiosität ???

Würdet ihr von einer evangelischen Szene in DD sprechen, so wie ihr von einer Metalszene sprecht?
Gertrud
Ich würde es trennen, da für mich Glaube zu allererst etwas persönliches ist.
Sobald es aber um Religion und damit verknüpfte Traditionen etc. geht, wird es immer ein Wechselspiel mit Kultur geben - ob Musik, Architektur, Sprache, ...
gfx-shaman
und ueberhaupt verwechselt bitte nicht glaube mit religion mit kirche! wink.gif

im übrigen, setzt kultur nicht glauben voraus?
schimmi
Zitat(Kramsky @ 01 Jun 2011, 18:26)
Ist das dein Ernst? blink.gif
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Glaube ist, was du draus machst und wie du dies auf dein Leben abzubilden vermagst. Gerade heute gesehen: Horden von Christen in die Bahn stürmen sehen (man erkenn die freundlichen Wesen ja grandioserweise an deren Halstüchern) und völlig ignoriert wurde ein Rollstuhlfahrer, der gern dieses Privileg des Mitfahrens genossen hätte. So viel zum Thema Nächstenliebe. Für mich ist diese ganze Veranstaltung sowas von falsch, dass man sich gar nicht erst die Hände waschen würde in der Unschuld, die nicht mal wahrgenommen wird.

Ich mag Leute, die mit offenen Augen duch das Leben gehen.
Kultivierter kann man nicht sein.
die_dan
Übrigens sind die bösesten Nachbarn immer die besten Christen. Wollt ich nur mal sagen.
mcnesium
Zitat(die_dan @ 02 Jun 2011, 14:01)
Übrigens sind die bösesten Nachbarn immer die besten Christen. Wollt ich nur mal sagen.
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kopfkratz.gif
iggi
Das ist vmtl. im Westen so. Aber hier waren es früher die besten Funktionäre. Nun sind sie einfach nur noch böse und im besten Fall arbeitslos.
Giovanni
Zitat(die_dan @ 02 Jun 2011, 14:01)
Übrigens sind die bösesten Nachbarn immer die besten Christen. Wollt ich nur mal sagen.
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Ist diese Pauschalisierung Teil deines Glaubens oder deiner Kultur? Oder von beidem ?


Allgemein frage ich mich wirklich gerade, wie ähnlich sogenannte Vernunftmenschen den sogenannten Gläubigen sind... es sind doch wirklich nur "andere Quellen/Medien", denen man erlaubt, Macht über einen auszuüben. Und beide halten sich für überlegen... keiner scheint die Ringparabel verstanden zu haben.

P.S.: Mal angenommen, Glaube wäre keine Kultur... dann würde das aber auch nicht zwangsläufig heißen, dass kein Glaube Kultur wäre.
die_dan
Zitat(iggi @ 03 Jun 2011, 12:08)
Das ist vmtl. im Westen so. Aber hier waren es früher die besten Funktionäre. Nun sind sie einfach nur noch böse und im besten Fall arbeitslos.
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1. Ich bin gar nicht befugt, über "früher im Westen" zu sprechen, da fehlt mir leider die eigene Erfahrung.
2. Wie zur Hölle (Ja, zur Hölle!) kommst du jetzt auf arbeitslose Funktionäre?!


Zitat(Giovanni @ 03 Jun 2011, 12:19)
Ist diese Pauschalisierung Teil deines Glaubens oder deiner Kultur? Oder von beidem ?
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Das ist meine aktuelle Meinung, die ich mir durch eigene Erfahrung gebildet habe und hat weder was mit meiner Kultur noch mit meinem Glauben zu tun. wink.gif
Giovanni
Der Glaube an die Erkenntnisfähigkeit des Individuums ist gefährlich... es beginnt damit das die_dan sagt das irgendwer eigtl. IMMER irgendwas schlechtes ist...
und endet damit, dass Herr Hitler daraus eine Idee entwickelt, wie man die Welt schöner gestalten könnte :-)

Auch Herr Einstein wurde nicht müde vor dem sog. "gesunden Menschenverstand" als Maß der Dinge zu warnen.
iggi
Zitat(die_dan @ 03 Jun 2011, 12:31)
1. Ich bin gar nicht befugt, über "früher im Westen" zu sprechen, da fehlt mir leider die eigene Erfahrung.
2. Wie zur Hölle (Ja, zur Hölle!) kommst du jetzt auf arbeitslose Funktionäre?!
Das ist meine aktuelle Meinung, die ich mir durch eigene Erfahrung gebildet habe und hat weder was mit meiner Kultur noch mit meinem Glauben zu tun.  wink.gif
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In meinem brandenburgischen Provinzkaff gabs kaum Christen. Da waren die bösen Nachbarn alle bei der Stasi.
Aktuell mache ich nur bei meiner Schwester Erfahrung mit bösen Nachbarn und sie sind böse, weil sie Renter/Arbeitslos sind und außer streiten sonst nix zu tun haben.
lovehina
Ich verstehe gar nicht die Überschrift. Also was genau meint ist mit Kultur gemeint?

Jeder Mensch hat seinen eigenen kulturellen Rahmen und in diesen gehört Glauben (ob jetzt wenn wir zur Kunst schauen Glauben an Ästhetik etc.). Glauben ist eine Teilmenge der persönlichen Kultur. Und sobald viele einen gemeinsamen Glauben an etwas teilen, eben auch an eine Religion, wird das für diese Teilmenge Kultur.
Christliche Religion ist für mich zu dialektisch um deren Zelebrierung am Kirchentag zu würdigen und darum eher ein von mir stiefmütterlich behandelter Teil meiner Kultur. Trotzdem immernoch ein Teil davon.Schließlich bin ich Teil einer Gesellschaft, deren Kulturmerkmal auch christliche Religion ist.


Die Frage ist also leicht zu beantworten:

Genereller Glaube (eben auch an Tatsachen und wissenschaftliche Fakten) ist Teil jeder Kultur.

Glaube im sinne von Religiösität ist Teil der indivduellen Kultur von jedem Einzelnen.

Eine Teilmenge der Gesellschaft widmet sich einer gemeinsamen Religion exzessiv, es ist Teil der Kultur dieser Teilmenge.

Je nach Verständnis von Kultur kann Glaube eine stärkere oder schwächere Rolle spielen.


Wie man sich jetzt damit auseinandersetzt ist eine ganz andere Frage.


@Dan: eerm nö. Deine eigene Erfahrung wird doch generiert durch das soziokulturelle Umfeld in dem du dich bewegst und wie du darin Fakten aufnimmst. Somit also auch Teil deiner indivduellen Kultur. Glauben schenkst du den damit einhergehenden Erfahrungen und deinem eigenen Urteilsvermögen.
Dabei ist glauben an dieser Stelle synonym zu vertrauen.
abadd0n
Sicher ist es interessant, die Frage zu stellen, ob Glauben(-spraxis) ein essentielles Kulturgut ist. In Anbetracht des Umstandes, dass für Manchen auch banales TV Kultur bedeutet ist die Frage aber eigentlich obsolet - zumindest sollte sie das für Akademiker sein.

Aber weiter im Text:

Ich behaupte, dass Spiritualität (in Abgrenzung zu Religiosität, für die Konfessionsfeinde) eine apodiktische menschliche Eigenschaft ist und somit ein konkreter Glaube nur eine evidente Konsequenz ist.

Was sagen all jene zu dieser These, die sich das Maul über den schlimmen Kirchentag zerfetzt haben? Oder ist das Blöken jener Schafe so schnell verhallt?

Abd!
yocheckit
Ich fühle mich zwar vom letzten Satz nicht unmittelbar angesprochen, aber Spiritualität als apodiktische menschliche Eigenschaft zu bezeichnen entzieht jeder gegenteiligen Meinung von vornherein die Diskussionsgrundlage. Aber ist das nicht generell die Voraussetzung ein Glaubensbekenntnis zu offenbaren?
Giovanni
aba: Es gibt in DD an der TU einen SFB mit dem Titel "Transzendenz & Gemeinsinn"... der wird all diese Fragen klären :-)

Prof. Rentzsch ist auch der Meinung, dass Spiritualität und alles was man damit so vergleichen kann in Wirklichkeit nur Modi des Umgangs mit der eigentlich unverfügbaren Frage nach dem Sein, nach uns selbst usw. sind.

edit, wegen crossposting:
@Yocheckit: das mit dem Entzug der Diskussionsgrundlage ist tatsächlich das Problem... aber wir können nun mal nicht wirklich wissen, warum wir sind. Wir können jedoch - wie Du schon sagtest - diskutieren, wieso wir so oder so erklären wollen, warum wir sind.
yocheckit
warum wir sind ist für mich nicht interessant, da wir nur teil eines wesentlich größeren und umfassenderen systems sind und für mich darin auch keine besondere rolle einnehmen. für mich ist die frage interessant wie die natur funktioniert. leider haben wir an diesem punkt seit Planck, Einstein und Heisenberg ein größeres problem...

dabei möchte ich noch mal ausdrücklich darauf hinweisen, dass genau dieses problem philosophie und glauben einen großen spielraum gibt - nicht dass jetzt einer denkt, ich sähe alles dogmatisch naturwissenschaftlich. smile.gif