60 Jahre Unichor

Als ältestes künstlerisches Ensemble der TU Dresden feiert der Universitätschor Dresden im Jahr 2010 sein 60-jähriges Jubiläum mit der festlichen Aufführung zweier Krönungsmusiken am Samstag, den 12.06.2010 um 17.00 Uhr in der Lukaskirche Dresden. Eine Werkeinführung wird es um 16.00 Uhr um Gemeindehaus der Kirche geben.

Seit seiner Gründung im Zuge des Wiederaufbaus der Technischen Hochschule Dresden nach dem zweiten Weltkrieg sangen Generationen von Studierenden in den Reihen des Chores. Viele ehemalige Mitglieder, die sich ihm auch Jahre nach Abschluss ihres Studiums noch verbunden fühlen, gestalten daher das Festkonzert mit.

Die Geschichte des Universitätschores Dresden

Die Wurzeln des Universitätschores Dresden liegen im Jahre 1950. Er ging aus dem Chor der Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) hervor, die der Technischen Hochschule (TH) Dresden angegliedert war. Dabei war er Bestandteil eines zentralen Kulturensembles, dem auch ein Orchester, eine Tanzgruppe und eine Laienspielgruppe angehörten. Aufgrund von massiven Umstrukturierungen der ABF – ganze Teile wurden in andere Städte verlegt – fiel das Ensemble 1952 auseinander, gründete sich jedoch aus dem verbliebenen Kern im Jahre 1953 neu und trug fortan den Namen "FDJ-Volkskunstensemble der TH Dresden". Mit fortschreitender Zeit richteten sich die einzelnen Gruppen des Ensembles mehr und mehr individuell aus, so dass sie sich im Jahre 1961 wieder voneinander trennten. Seitdem musizierten die Sängerinnen und Sänger unter dem Namen "Chor der TH Dresden". Nach der Wende im Jahre 1989 nahm der Chor den Status eines an der Technischen Universität Dresden angesiedelten eingetragenen Vereins an. Als solcher arbeitet er noch heute.

Chorleiter und musikalische Schwerpunkte

In seiner sechzigjährigen Geschichte stand der Chor unter dem Dirigat einer ganzen Reihe von künstlerischen Leitern. Die meisten begleiteten den Chor nur für einige Jahre, doch besonders zwei Chorleiter prägten ihn jahrzehntelang.

Die 50er Jahre

Kurz nach seiner Gründung begann für das Ensemble die Vorbereitung auf die III. Weltfestspiele 1951. Für dieses Projekt wurde für den Chor ein professioneller Leiter, Gerd Bielig, damals musikalischer Leiter des Landessenders Dresden, engagiert. Die Einstudierung der Tanzgruppe übernahm Lilo Wolf. Das gemeinsame Großprojekt wurde unter dem Titel „Die Kurve steigt“ in Leipzig und Berlin aufgeführt.

Nach den Weltfestspielen musste sich der Chor um einen neuen Leiter kümmern. Eginhard Röhlig, Kapellmeisterstudent an der Musikhochschule Dresden, übernahm diese Aufgabe. Nach ihm kam Bert Augustin Dahmen. Unter seiner Leitung erlebte der Chor seinen ersten Choraustausch. Das war im Jahre 1956 mit dem Chor der Prager Universität.

Werner Matschke leitete den Chor dann von 1962 bis 1964. Er ist heute noch vielen als langjähriger Leiter des Bergsteigerchores „Kurt Schlosser“ beziehungsweise als ehemaliger Direktor des Dresdner Kulturpalastes bekannt. Unter seinem Dirigat gewann der Chor schnell überregional an Bedeutung, und die Universitätskonzerte im Steinsaal des Hygienemuseums bekamen beste Kritiken.

Karl Haffner

Im Jahre 1965 übernahm der damalige Leiter des Chores des Stahl- und Walzwerkes Riesa, Karl Haffner, den Klangkörper. Dies sollte eigentlich nur übergangsweise geschehen, doch tatsächlich wurden daraus fast 30 Jahre. Der heutige stellvertretende Chordirektor der Semperoper Dresden, Christof Bauer, begleitete Karl Haffner dabei über viele Jahre als Chorassistent. Beide prägten den Chor nachhaltig und gaben ihm ein sehr breit gefächertes Profil: Zum einen wurden verschiedene Werke zeitgenössischer Komponisten (teilweise als Uraufführung) im Rahmen festlicher Anlässe wie beispielsweise den Jahrestagen der Oktoberrevolution oder der Republik, Universitätsfesttagen oder den Arbeiterfestspielen aufgeführt (Lenin Requiem von Hanns Eisler, 1967, Sinfonische Demonstration Wir unaufhaltsam von Günter Kochan, 1971, Geht sorgsam um mit Euren Träumen von Peter Gotthardt, UA 1981). Im Rahmen dieser Festspiele wurde der Chor mehrfach mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Zum anderen standen Werke traditioneller Komponisten wie die Jahreszeiten von Joseph Haydn, Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie, das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart sowie die Carmina Burana von Carl Orff auf dem Programm, zum Teil jedoch erst nach Überwindung erheblichen politischen Widerstandes.

Daneben gehörte ein umfangreiches A-cappella-Programm zum Repertoire des Chores, aus dem Konzerte bei kleinen Auftritten im Freien, auf Jugendweihen oder Universitäts- und Immatrikulationsfeiern gesungen wurden. Intensive Kontakte pflegten die Sängerinnen und Sänger mit dem Ausland: Reisen führten den Chor beispielsweise in die damalige Sowjetunion (Leningrad, Tallin, Tartu), nach Ungarn, Polen oder in die ehemalige Tschechoslowakei (Prag). Ein erstes Konzert in den alten Bundesländern fand im Jahre 1990 mit dem Umwelt-Oratorium Mater Terra von Rainer Hrasky in Hof statt.

Maja Sequeira

Im Jahre 1990 übernahm Maja Sequeira (damals Liebmann) die Chorassistenz und löste schließlich 1993 Karl Haffner in der Leitung des Chores ab. Die in Dresden geborene Chorleiterin gab dem Chor in der Folgezeit ein inhaltlich neues Profil, in dem sie mehr und mehr eher selten gespielte Chorsinfonik oder A-cappella-Programme spezieller inhaltlicher oder stilistischer Ausrichtung in das Programm aufnahm. Dadurch positionierte sie den Chor in der Dresdner Chorlandschaft neu. So erklangen u.a. die Oratorien Theodora von Georg Friedrich Händel, Die Befreiung von Jerusalem von Maximilian Stadler, Das Weltgericht von Friedrich Schneider, The Light In The Wilderness von Dave Brubeck, Das dunkle Reich von Hans Pfitzner, die Herbstfeier von Gerhard Frommel oder die Weihnachtskantate Hodie von Ralph Vaughn Williams. A cappella standen ein Liebeslieder-, zwei Volkslieder- ein Madrigal- und diverse Weihnachtsliederprogramme sowie ein spanisch-südamerikanischer Abend (mit Werken von Heitor Villa-Lobos u.a.) auf dem Programm.

Gegenwart

Nach wie vor ist der Universitätschor regelmäßig zu Gast auf den Dresdner Musikfestspielen. Schon unter Karl Haffner gestaltete der Chor das traditionelle Treppensingen auf der Brühlschen Terrasse im Rahmen von „Dresden singt und musiziert“ mit. In der jüngeren Vergangenheit war der Chor auf diesem Festival z.B. 2004 unter der Leitung von Kurt Masur mit der sinfonischen Dichtung Psyché von César Franck in der Semperoper zu hören. Ebenso erklang 2008 die Deutschlandpremiere von Terry Rileys Sun Rings zusammen mit dem Kronos Quartett (San Francisco).

Unter Maja Sequeiras Leitung begann sich das Kammerensemble als Projektchor neu zu etablieren. Es spezialisierte sich auf die Darbietung anspruchsvoller, heute kaum noch aufgeführter Werke des Barocks und auf das szenisch-musikalische Spiel. So erklangen z.B. von Gottlob Harrer die Missa D-Dur, von Georg Friedrich Händel die Oratorien Esther und Jephtha, von Jan Dismas Zelenka das Totenoffizium und Requiem für das Begräbnis August des Starken und von Carl Heinrich Graun das Weihnachtsoratorium. Die Mitglieder des Kammerensembles waren in szenischen Programmen bei der Aufführung von Dido and Aeneas (Henry Purcell) während des Lausitzer Opernsommers, in der Oper Amahl und die nächtlichen Besucher (Gian-Carlo Menotti) und 2006, 2007 und 2009 mit dem szenischen Madrigalprogramm Das Rad der Fortuna zu erleben.

Auf Konzertreisen innerhalb Deutschlands und auf in- und ausländischen Wettbewerben stellte der Chor unter Leitung von Maja Sequeira sein Können unter Beweis und errang auf Chorwettbewerben in Barcelona, Rom und Riva del Garda Gold- und Silbermedaillen in seiner Kategorie. Auf dem 4. Sächsischen Chorwettbewerb 2005 belegte der Chor in seiner Kategorie den ersten Platz. Darüber hinaus wurde Maja Sequeira im Jahre 1996 beim III. Internationalen Chorfestival "Orlando di Lasso" in Rom für hervorragende künstlerische Leistungen mit dem Dirigentenpreis ausgezeichnet.

Schließlich steht der Chor der Universität auch weiterhin für die Ausgestaltung feierlicher Anlässe zur Verfügung.

http://www.unichor-dresden.de
/index.ph...owtopic=6048103

Hörbeispiele:
http://www.youtube.com/watch?v=9VMVwwOZfMo
http://www.youtube.com/watch?v=nkdqiZxrJkw
http://www.youtube.com/watch?v=6MJWwlB2o4g