eXma » Diskutieren » Stadtgeschehen
Startseite - Veranstaltungen - Mitglieder - Suche
Vollständige Version anzeigen: Blobel kauft ein Grundstück
Unscheinbar
Dresdner Weltgeschehen.

http://www.tourdresden.de/

Übrigens allgemein neben den unzähligen eher banalen ein wirklich lesens- und sehenswerter Blog, falls jemand noch was zum Verlinken sucht, komplett empfehlenswert.

/mod: warum schreibst du's nicht gleich in "Dresdner Stadtgeschehen, wenn du's doch schon selber erkennst?
Wurstbrot
Super Sache!!! Blobel wird so hoffentlich das Gewandhaus verhindern.
MaxwellDemon098
total scheiße, dass man mit seinem scheißgeld seine meinung durchsetzen kann.

Unscheinbar
Zitat(MaxwellDemon098 @ 02 Aug 2006, 18:47)
total scheiße, dass man mit seinem scheißgeld seine meinung durchsetzen kann.
*


Naja, man kann sein Geld auch gewinnbringender anlegen und er hat es ja nicht für´s Scheißen bekommen. Wer so viel spendet, hat für mich auch, selbst wenn ich eine gegensätzliche Meinung habe, eine gewisse Narrenfreiheit. Ich weigere mich nur, alle die die selbe Meinung haben, auch als Nobelpreisträger anzusehen. Außerdem glaube ich nicht an Allroundgenies.

Ich finde, das Haus wurde aus gutem Grund 1791 ersatzlos abgerissen.
topper
ich bin dafür
Wurstbrot
Zitat(topper @ 02 Aug 2006, 20:22)
ich bin dafür
*


Gründe? Der Bau wäre doch riesig und völlig raumsprengend. Vom Aussehen ganz zu schweigen.
#npnk
von den bisherigen erfolglosen versuchen altes und neues in optisch ansprechender weise zu verbinden ganz zu schweigen...

wobei die entwürfe vom neuen/alten karstadt echt gut aussehen...
aber prada, gucci, estrada etc? welcher dresdner soll das denn kaufen können?
yocheckit
nappi, es geht hier um den neumarkt, der wird wieder "alt" aufgebaut, also quasi nach originalvorbild. da ist nicht viel neues was verbunden werden müsste. ansonsten geb ich dir recht, denn alt und neu verbinden ist nicht innerhalb eines jahrzehnts alles mit nichtssagenden glas-beton-zweckbauten zupflastern..
#npnk
naja...ich habe von diesem post im blog geredet: http://www.tourdresden.de/?p=92

dort geht es um das alte karstadt-gebäude, welches verkauft wurde



was den altmarkt angeht finde ich es beschämend wie mit dem flair der altstadt umgegangen wird, alles so clean, aufgeräumt und glänzend...aber bekanntlich ist nicht alles was glänzt auch gold...

kein wunder dass ich mich auf der anderen seite der elbe viel wohler fühle
Chris
Ja was soll man sagen. Die Stadtplaner in Dresden haben vollendts versagt. Punkt 1 ist natürlich bei der Durchführung eines vernünftigen Verkehrskonzeptes. Punkt 2 ist die Gestaltung der Prager Straße in einen lebenswerten Innenstadtraum, in dem man sich gerne aufhalten möchte. Als nächstes fällt der Wiederaufbau des Neumarktes ins Auge. Anstatt sich zu bemühen, die schönsten Gebäude am Platz wiederaufstehen zu lassen, tackert man sich auf einen Zeitpunkt fest und baut auch Gebäude auf, die halt mal dort gestanden haben, aber keinen besonderen Reiz aussenden. Man beugt sich konsequent den Interessen irgendwelcher Investoren, die wie man am Beispiel Prager Loch gesehen hat, nicht wirklich zuverlässig sind. In dieses Bild passt auch wunderschön die Ampel in der Neustadt, die als klassisches Beispiel dafür gesehen werden kann, wie man versucht, seine eigene Ordnung einer lebenden Stadt überzustülpen ohne auf die Bedürfnisse der Bürger einzugehen.
1tein
Und? Ist das etwas neues? Nee ..
Der_Beo
seid mal nicht immer gleich gegen alles und alles neue... die prager strasse hat sich zu eine der häufig frequentiertesten strassen in ostdeutlschlad gemausert... deutlich vor dem altmakrt in leipzig und allen weiteren ostdeutschen städten nur leider auch deutlich hinter den der westdeutschen... egal... die prager strasse wird schon! keine angst! wenn man bedenkt was da nach dem krieg stand... nämlich nichts zwischen rathaus und hbhf... und dann der fette plattenbau... das kann nicht von jetzt auf gleich werden!
zum neumarkt...: es ist schon gut das dieser typ es mal versucht diesen glasbau zu stoppen! optisch ist das eben ein stilbruch...
wo gegen ich trotzdem bin... punkt1 bei chris... dieser postplatz... jedes mal wenn ich da lang fahre frag ich mir... warum neue strassen in der altstadt... neue strassen erzeugen mehr verkehr... und da ziel und quellpotential da ist wird es auch so kommen... wir haben die tollsten strassen aber überfüllt sind sie trotzdem... und ich wohn mittendrin *grummel*
Chris
Das ändert nichts daran, dass die Prager Straße vor dem Umbau um einiges hübscher war, als das, was man jetzt fabriziert hat.
1. Es sind restlos alle Blumen verschwunden. EInzig und allein geblieben sind 2 kümmerliche Baumreihen, die schön brav eingemauert sind.
2. Die ausgedehnten Springbrunnenanlagen vom Bahnhofsvorplatz bis zum Kinovorplatz sind ebenso verschwunden und wurden durch 3 popelige Wasserschläuche ersetzt.
3. Die verlegten Platten ändern das Design von braun-grau auf grau
4. Die gebauten Häuser zwischen Bahnhof und der komischen Statue sind zwar alle topmodern, passen sich aber nahtlos der noch bestehenden Platte an. Von einer Abkehr der Plattenbauweise auf der Prager Straße kann man leider nicht sprechen. Das einzige Problem ist, dass man den Häuserbaustil leider nicht mit der angestrebten Flächenversiegelung und Platzbildung vereinbaren kann. Platte braucht Platz.
5. Die Häuser zwischen Wöhrlplaza und Karstadt (beide inbegriffen) wurden ohne Ansehen eines Entwicklungsplanes hingeklatscht, sondern nur mit der Idee "wir brauchen jetzt ein Kaufhaus, weil wir jetzt im Westen sind". Zumindest machen sie architektonisch und von ihrer Lage her genau diesen Eindruck.

Um auf den Postplatz einzugehen. Dort wurden zum Glück keine neuen Straßen geschaffen. Der vollständige Bebauungsplan sieht vor, den ganzen Platz langfristig aus den Autowegen auszugliedern und den Verkehr dort zu beruhigen. Noch bietet er Platz um aus dem zur Zeit noch etwas schroff wirkenden Ansatz der neuen Haltestelle mit dem geplanten Wallgraben und der nun zur verfügungstehenden Fläche mitten auf dem Platz eine tolle Raumwirkung zu schaffen, die Freude beim Umsteigen bereitet.

Um den Bogen wieder zum Neumarkt zurückzuschliessen. Auf der einen Seite setzt die Stadt Dresden brachialgewaltige moderne Architektur ein, auf der anderen Seite stutzt man sich auf Zustände von vor 100 Jahren zurück. Ich möchte nicht sagen, dass ich eine von beiden Architekturen schlecht finde, doch wirkt die Stadt Dresden, als ob sie sich nicht entscheiden könnte. Eine Annäherung beider Architekturen findet nicht statt. Falsch. Im Hinblick auf die Flächengestaltung wird dies in einer sehr eigenwilligen Art durchgeführt. Das Credo lautet "Plätze zum Entdecken". Deswegen versucht man Straßen zu verengen und nur noch kleine Freiräume zu lassen. Doch leider vergessen die Stadtplaner, dass historisch gewachsene Plätze, die wirklich zum Entdecken einladen, auch ein wichtiges Detail besitzen. Es gibt dort etwas zum Entdecken. Das mag auf den Neumarkt noch zukommen, da hier die alten Fasaden rekonstruiert wurden. Fasaden, mit spielerischen Elementen. Fasaden an denen der Blick entlangschweifen und festhängen kann. Aber mit moderner Architektur, gerade wie sie auf der Prager Straße, aber auch umliegend des Altmarktes praktiziert wird, funktioniert dies nicht.
Die architektonischen Überbleibsel, die wir uns aus der "bösen" DDR Geschichte noch leisten haben ein völlig anderes Raumkonzept. Sie sind für die große Breite ausgelegt. Diesen fügen wir glatte moderne Fasaden hinzu, an denen man nur heruntergleiten kann. Ohne Chance sich irgendwo festzuhalten. Diese verinnerlichen gleichsam das selbe Raumkonzept, wie es auch die sozialistischen Bauten hatten, doch wird ihnen das Raumkonzept aus der Jugendstil- und klassischen Epoche übergestülpt. Die Häuser drängeln sich aneinander, ohne dem Menschen Freiraum zu gewähren. So erzeugt man Schluchten, die eine eigene Sogwirkung entwicklen. Entweder versucht man schnell hinauszukommen oder tritt die Flucht in die Häuser an. Zum Verweilen laden diese Straßen, trotz der "prächtigen" Schaufensterauslagen aber nicht ein.
René
Zur Ausgangssituation: Herrn Blobel sollte man allmählich zum Ehrenbürger ernennen ;-)

Denn das, was da hingezimmert ist, hat wenig mit der altertümliche Bebauung zu tun. Man beachte nur mal dieses Glasecken am QF. Wie kann man so etwas unpassendes da hinzimmern? Ich bin nicht gegen jegliche Bebauung, aber bitte mit Augenmaß.

Zur Prager Straße: die war typisch sozialistisch erschlossen - und paßte in sich zusammen. Insbesonder durch Silberwürfel und Rundkino und die Springbrunnen hat die Straße Akzente. Das ging spätestens seit dem Umbau des Fußbodens leider verloren.
Atanasoff
Dummer weise musst die Pragerstraße nach der flut komplett neu gemacht werden, da das ja alles unter Wasser war und kaputt gegangen ist. Nach 2002 waren die Springbrunnen ohnehin nur noch sehr sporadisch im Einsatz, weil meist defekt und die Platten hebten oder senkten sich wie es ihnen grad gefiel, bzw. das Wetter war. Die Ladenflächen waren auch zum Großteil hinüber, es musste also etwas gemacht werden.
Und ich finde ehrlich das Zusammenspiel der Ibis Hotels mit den flacheren Glasfassaden sehr schick. Nur auf der anderen Seite sollte etwas gegen diesen alten hässlichen Plattenbau gemacht werden, aber da sind sie ja schon dabei
Wurstbrot
Zitat(yocheckit @ 03 Aug 2006, 03:18)
nappi, es geht hier um den neumarkt, der wird wieder "alt" aufgebaut, also quasi nach originalvorbild. da ist nicht viel neues was verbunden werden müsste. ansonsten geb ich dir recht, denn alt und neu verbinden ist nicht innerhalb eines jahrzehnts alles mit nichtssagenden glas-beton-zweckbauten zupflastern..
*


Der Neumarkt wird nicht komplett "alt" aufgebaut. Rekonstruiert werden ca. 60 Fassaden. Das ist nur etwa ein Drittel aller zu errichtenden Bauten. Alt und neu zu verbinden bleibt also die große Aufgabe. Je unaufälliger die "modernen" Bauten sind, desto besser. Aber Glas und Stahl ist hier eindeutig fehl am Platze. Priscos Staffeldach muss die Ausnahme bleiben.

Aber Blobel sei Dank, wenn das Gewandhaus verhindert wird und Hummels Front gebaut würde, hätten wir bald einen unglaublich schönen Neumarkt. Übrigens wird auch das British Hotel bald wieder aufgebaut.
Chris
Zitat(Atanasoff @ 03 Aug 2006, 13:06)
Dummer weise musst die Pragerstraße nach der flut komplett neu gemacht werden, da das ja alles unter Wasser war und kaputt gegangen ist. Nach 2002 waren die Springbrunnen ohnehin nur noch sehr sporadisch im Einsatz, weil meist defekt und die Platten hebten oder senkten sich wie es ihnen grad gefiel, bzw. das Wetter war. Die Ladenflächen waren auch zum Großteil hinüber, es musste also etwas gemacht werden.
Und ich finde ehrlich das Zusammenspiel der Ibis Hotels mit den flacheren Glasfassaden sehr schick. Nur auf der anderen Seite sollte etwas gegen diesen alten hässlichen Plattenbau gemacht werden, aber da sind sie ja schon dabei
*

Ja, die Prager Straße musste neu gestaltet werden. Das war aber nicht die Schuld des Hochwassers. Das Hochwasser bot nur eine gute Ausrede alles, was noch vom Charme der Straße übriggeblieben ist, zu verschrotten. Es stimmt leider, was Rene sagt. Die Prager Straße besaß ein stimmiges Gesamtkonzept. Und das war, objektiv betrachtet, ganz im modernen Stil der 70iger Jahre gehalten. Logisch, dass das ganze uns heute nicht mehr modern vorkommt. Da fiel es leicht gerade mit dem Schwung der Wende das nicht mehr ganz zeitgemäße Aussehen mit dem Begriff "DDR-Architektur" zu belegen und wegzuwischen. Was die meisten nicht wissen ist, dass es in westdeutschen Städten nicht anders ausgesehen hatte. Meist sogar schlimmer, denn dort wurden im Laufe der Zeit verschiedene Stilrichtungen immer nur gemixt. Die Prager Straße war ein wundervolles Bauzeugnis der klassischen Lehre der Moderne. Der Dresdner Stadtrat hat es kaputt gemacht.

Nun hab ich ein paar Bilder zusammengesucht um ein paar Ausblicke auf die alte Prager Straße zu geben:
Eingang zur Prager Straße vom HBF aus gesehen.
bild kann nicht angezeigt werden
Blick auf das Blumenmeer (schon nach Bau des Abschlusses vor dem HBF)
bild kann nicht angezeigt werden
Blick von der anderen Seite. Gut zu erkennen, dass die zwischen den IbisHotels liegenden Geschäftshäuser sich deutlich niedriger geben, als die Neugebauten.
bild kann nicht angezeigt werden
So toll sieht sonst nur der Entwurf für die neue Prager Straße aus ...
bild kann nicht angezeigt werden
Gestaltungsentwurf für die Prager Straße
bild kann nicht angezeigt werden
Der Platz vor dem Rundkino
bild kann nicht angezeigt werden
Eingang in die Prager Straße
bild kann nicht angezeigt werden
bild kann nicht angezeigt werden
Geschwungenes Pflaster vor dem Breuniger Gebäude
bild kann nicht angezeigt werden
Das Rundkino in seiner schönsten Ausstrahlung
bild kann nicht angezeigt werden
Und bei Nacht
bild kann nicht angezeigt werden
Kennt ihr den noch?
bild kann nicht angezeigt werden

Bisschen was zu lesen: http://www.das-neue-dresden.de/prager-strasse-1963-70.html

Unscheinbar
Die Blumen waren bestimmt nicht schlecht, es gab da auch einen Urheberrechtsstreit, ob man die einfach in der Gesamtwirklung verändern darf, aber dass die Prager Straße viel besser aussieht als vor 2005 steht wohl außer Frage.

Sie galt (auch im Westen) in den 1960ern und frühen 1970ern als sehr vorbildlich und wurde sogar mit einem berühmten Boulevard in Paris verglichen, der sich angeblich bei ihr etwas abgeschaut hatte, danach aber war sie eher Synonym dafür, wie man es eben nicht machen sollte, auch wenn sie nach dem Krieg erstmal willkommen war.
Chris
Zitat(Unscheinbar @ 03 Aug 2006, 18:27)
Die Blumen waren bestimmt nicht schlecht, es gab da auch einen Urheberrechtsstreit, ob man die einfach in der Gesamtwirklung verändern darf, aber dass die Prager Straße viel besser aussieht als vor 2005 steht wohl außer Frage.

Sie galt (auch im Westen) in den 1960ern und frühen 1970ern als sehr vorbildlich und wurde sogar mit einem berühmten Boulevard in Paris verglichen, der sich angeblich bei ihr etwas abgeschaut hatte, danach aber war sie eher Synonym dafür, wie man es eben nicht machen sollte, auch wenn sie nach dem Krieg erstmal willkommen war.
*

Also ich finde ja nicht, dass es jetzt besser aussieht als vorher. Persönlich finde ich es ja schade, dass Stadtplaner, unter dem Druck von Investoren, immer zur Auffassung kommen, dass der Mensch kein Grün braucht. Schon gar nicht in der Stadt.

Und dann frag ich mich natürlich, warum der Dresdner Stadtrat partou den selben Fehler nochmal machen will und wieder eine Straße hinbauen, die schon jetzt als Synonym dafür gilt, wie man es nicht machen soll.

Es hätte nur zwei akzeptable Lösungen für das Problem gegeben.
1. Man hätte sich für die Beseitigung des angeblichen Fehlers ausgesprochen, und die ganze Prager Straße abgerissen, und dort dem modernen Städtebau Tribut gezollt.
2. Man hätte auf die bestehende Architektur eingehen müssen, und deren Ideen mit denen einer modernen Stadtentwicklung paaren sollen.

Man hat sich aber für die dritte nicht akzeptable Lösung entschlossen. Wegreißen von allem, was nicht kapitalistisch nutzbar ist und Bebauung freier Flächen durch sterile Kaufhausarchitektur. Allein die Entwürfe für das neue Zentrum Warenhaus stellen einen Lichtblick dar, der aber angesichts des schon verballhornten Raumes nicht mehr wahrgenommen werden kann.

Architektur braucht den Raum. Der Raum braucht die Architektur. Respektieren beide sich nicht, erhält man eben eine Prager Straße (2006).