eXma » Diskutieren » Weltgeschehen
Startseite - Veranstaltungen - Mitglieder - Suche
Vollständige Version anzeigen: Bedingungsloses Grundeinkommen
Stormi
Neuste Anregung von Dieter Althaus (CDU):

600 Euro Einkommen pro Kopf, davon 200 für KV abgeben. Miete evtl. mit extra Zuschlag. Sämtliche Transferleistungen fallen weg, genau wie Steuern und Abgaben. Übrig bleiben Mehrwertsteuer, Einkommenssteuer (40%) auf alles, 18% Lohnsummenabgabe für Unternehmen.

Kosten: 800 Mrd Euro, angeblich durch obiges Modell leicht zu erwirtschaften.

Artikel: SZ

Ob Althaus in der falschen Partei ist? Bitte um Gedankenimpulse pro/kontra, die Sache klingt mir irgendwie zu einfach, als dass sie funktionieren könnte. Schön wäre es aber, wenn man diverse Wasserköpfe unseres Sozialstaates mal wegschmeißen könnte.
abadd0n
Ja, ich fand den TAZ-Artikel darüber heute auch spannend. "Althaus und sein ehemaliger Staatssekretär Hermann Binkert schlagen als Hauptautoren vor, das Grundeinkommen als negative Einkommensteuer auszahlen zu lassen."

Ein Kumpel merkte an, dass man allerdings noch so etwas wie ein "Ehegattensplitting" geben müsse, weil es ja schon irgendwie doof wäre, wenn die Ehefrauen superreicher Konzernvorstände Bürgergeld bekämen.

Abd!
aeon
gab es derart bestrebungen nicht schon mal mal in ähnlicher form?

durch einführung des "bürgergeldes", vielleicht hieß das auch einkommen, weiß nich mehr genau, würden sozialleistungen wie bafög, algI+I, wohngeld, kindergeld, blabla wegfallen, was imens zeit, geld und arbeitsaufwand spart und diese prokopf-sozial-pauschale so finanzierbar sei.

belaufen hat die summe sich dabei auf 850 euro, die jeder bundesbürger (egal welchen alters, ob erwerbstätig oder nich, ob im erwerbsfähigem alter oder nich, ob in ausbildung oder nich etc.) einfach mal so bekommt. wer halt mehr will muss arbeiten gehen. oder so

obwohl ich die diese idee irgendwie utopisch finde, klang sie in ihren grundzügen irgendwie interessant.

an sich klingt die geschichte von althaus ja so ähnlich, nur dass das halt keine pro kopf pauschale is und es sich um weniger geld handelt und nich jeder es bekommt
NEO.POP
Zitat(abadd0n @ 02 Nov 2010, 17:10)
Ein Kumpel merkte an, dass man allerdings noch so etwas wie ein "Ehegattensplitting" geben müsse, weil es ja schon irgendwie doof wäre, wenn die Ehefrauen superreicher Konzernvorstände Bürgergeld bekämen.
*


Warum wär das doof? Das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens ist nun einmal dass es bedingungslos ist.
Chris
Nunja, der Althaus ist durchaus noch in der richtigen Partei. Auch wenn er von seinem ersten Vorschlag zum Bürgergeld 2005 dazu gelernt hat, bleibt es trotzdem noch eine große von unten nach oben Verteilerei.

1. Steuersatz:
Jeder zahlt 40% Steuer. Zeig mir einen von den heutigen "Armen", der 40% Steuern zahlt. Eingangsteuersatz heute bei 14%, dazu gibt es 15% Krankenkassenabgaben. Macht wohl so 29% und wird auf 40% aufgestockt. Oben anders herum: 42% Spitzensteuersatz + 15% Krankenkasse = 57%, die auf 40% gesenkt werden.

2. Pro-Kopf-Pauschale:
War schon ungerecht, als es als das erste Mal vorgeschlagen wurde. Soll hier hinter dem Deckmäntelchen des Grundeinkommens mit eingeführt werden. Ist ungerecht, da die "Armen" prozentual mehr von ihrem Einkommen für die Krankenversicherung abdrücken; die Reichen, Leistungsfähigen werden indes aus ihrer Pflicht gegenüber dem Sozialsystem entlassen.

3. 600 Euro:
Hartz IV bedeutet heutzutage 359 Euro + 40 Euro Rentenbeitrag. Grundeinkommen soll bedeuten 400 Euro + Rentenversicherung über MwSt. Hartz IV hat die Förderung der Wohnung intus, bei Althaus II gibt es einen Zuschuss für Bedürftige für die Unterkunft. Hab noch nichts gelesen von: wird komplett bezahlt, immer heißt es nur Zuschuss. Und Zuschuss bedeutet eben, dass ich von den 400 Euro noch Wohnung mit bezahlen muss. Zudem gab es bei Hartz IV auch noch Zuschüsse, die man beantragen konnte. Fallen auch weg. Bafög-Höchstsatz beträgt 648 Euro, darin enthalten 64 Euro für die Krankenkasse. Ganz zu schweigen von den 170 Euro Kindergeld, die man noch dazu erhält. Bei Renten schaut es ähnlich aus, dort wird lapidar alles weggekürzt und wer keine private Vorsorge hat, der bleibt mit den 600 Euro stehen.

4. Steuern:
Die Einkommenssteuersache ist nicht so prall. Es sollen auch Mieteinkünfte versteuert werden. D.h. die Mieten werden mal um 40% teurer werden (gibt man ja gerne an den Mieter weiter). Deine 200 Euro Butze, die du dir als Student gerade so vom Mund abgespart hast (in Erlangen kriegt man dafür ein 18qm Loch inkl. Dusche und Küche) verwandeln sich plötzlich in 280 Euro. Gibt sicherlich noch andere Dinge, die bei der Steuerverteilung unter den Tisch fallen. Z.B. zahlen ja Unternehmen Gewerbesteuer. Wäre ja witzig, wenn die auch wegfallen würde (weiß ich aber jetzt nicht).

Ein Grundeinkommen (was ja Hartz IV schon ist, machen wir uns nichts vor), das wirklich alle Leistungen an das Sozialsystem mit einschließt, müsste ca. 1000 bis 1500 Euro betragen (bei gleicher Belastung wie heutzutage). Wer etwas anderes anbietet, der trägt nur dazu bei die Kluft zwischen Arm und Reich zu vergrößern.

"Wer mehr will, muss dazu arbeiten. Dafür schaffen wir aber den Arbeitszwang von Hartz IV wieder ab". yeahrite.gif Wir brauchen auch keinen Arbeitszwang mehr, weil die 600 vorgeschlagenen Euro nicht ausreichen und somit jeder arbeiten muss wenn er sich nicht irgendwie mangelhaft ernähren will.
scrub
Das ganze hat mE ein Problem: es würde den Niedriglohnsektor fördern. Wenn alle schon ohne Arbeit über die runden kommen, kann man ja die Löhne im unteren Segment gut kürzen...
Es ist schon aufffällig, wenn neben Teilen aller politischen Partein auch Götz Werner (dm Drogerie Markt) ein BGE lautstark fordert.

Natürlich ist das für den Einzelnen mit BGE (also ne Art Kombilohn) kein Problem, sondern eher Volkswirtschaftlich - wenn der Staat die Löhne im Dienstleistungssektor zahlt.


Zitat(Chris @ 02 Nov 2010, 17:47)
[...]
Hartz IV bedeutet heutzutage 359 Euro + 40 Euro Rentenbeitrag.
[...]*

Hartz IV liegt in Summe de facto bei ca 800,- (Grundbedarf+Mietkosten+KV+RV+kostenersparnisse[GEZ/Sozialticket]) [alleinlebender]
Chris
Zitat(scrub @ 02 Nov 2010, 17:55)
Das ganze hat mE ein Problem: es würde den Niedriglohnsektor fördern. Wenn alle schon ohne Arbeit über die runden kommen, kann man ja die Löhne im unteren Segment gut kürzen...
*

Ich denke es gibt zwei Ausprägungen. Wenn das Grundeinkommen hoch genug ist, um damit zu leben, dann begünstigt das in keinster Weise Niedriglöhne. Dann kann jeder tun was er will und wenn man Arbeit hat, auf die keiner Bock hat, muss man dafür einfach mehr zahlen. Das ist übrigens das, was Götz Werner vorschlägt. Mind. 1000 Euro für jeden.

Wenn man aber eine Grundeinkommen hat, dass niedrig genug ist, um davon gerade mal zu überleben, dann können die Firmen natürlich weiter ihre Kosten senken, weil man ja trotz Grundeinkommen arbeiten gehen muss. Das ist übrigens das, was Althaus will. Max. 400 Euro für jeden.
NEO.POP
Götz Werner vertritt allerdings ein anderes Konzept der Finanzierung, nach ihm soll alles durch eine recht hohe Konsumsteuer finanziert werden (bis 50% wenn ich mich recht erinner) im Gegensatz zum Konzept der negativen Einkommenssteuer von Althaus.
Einkommenssteuer usw sollen hingegen komplett abgeschafft werden.

Zitat
Es ist schon aufffällig, wenn neben Teilen aller politischen Partein auch Götz Werner (dm Drogerie Markt) ein BGE lautstark fordert.


Dir ist schon klar dass dm in so ziemlich allen Belangen als vorbildliches Unternehmen gilt?
mcnesium
aha. und dann denken sich aber irgendwann alle, dass sie mit den 400 mack ziemlich gut leben können, und auf einmal fährt niemand mehr deine straßenbahn, verkauft dir brot und sorgt dafür, dass dein internet geht. denn coole jobs, die man macht weil man bock drauf hat, sind das vermutlich nicht.
NEO.POP
Es gab mal irgendwo eine Umfrage zum Thema Arbeitswille mit dem Ergebnis dass 70% oder so ähnlich der Meinung waren dass mit der Einführung eines Grundeinkommens niemand mehr arbeiten gehen wird, allerdings behaupteten über 90% eben dieser Befragten nicht zu dieser Gruppe zu gehören.

Und sieh es mal so, wenn diese heute so schlecht bezahlten Jobs keiner mehr machen will (was ich bezweifel), müssten sie eben angemessen bezahlt werden.
Chris
@mcnesium: 90% der Menschheit würden auch sagen, dass dein Job übelst uncool ist, und du nur ein Kellerkind bist. Trotzdem machst du ihn gern. So gibt es auch andere Menschen, die gerne Straßenbahn fahren oder dir dein Brot verkaufen. Es gibt hier auch im Forum Menschen, die unheimlich gern Cocktails zubereiten und das zu einem Hungerlohn auch noch bei anderen machen. Und dann gibt es noch Menschen, die gerne darauf aufpassen, dass hier keiner Müll schreibt. Und das auch noch für lau. Ja es gibt sogar Menschen, die neben ihrem normalen 40 Stunden Job weitere 40 Stunden für etwas ackern, für das sie kein Geld kriegen, und das läuft jetzt schon auf einigen Rechnern. Selbst die ganzen Muttis, die sorgenfrei vom Geld ihres Mannes leben könnten, haben Bock zu arbeiten. Irgendwie passt das alles nicht zu der: wenn man Geld hat liegt man auf der faulen Haut Theorie.

Pro-Tipp: http://www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc
mcnesium
ich sagte ja nicht, dass dann alle auf der faulen haut liegen, sondern dass dann jeder das macht worauf er bock hat, und dass darum dann gewisse dinge liegen bleiben werden, auf die niemand bock hat. und wenns nur scheiße abpumpen ist.
Killacat
ich denke die idee: wenn keiner arbeiten muß wird scheißarbeit endlich ordentlich bezahlt ist zu kurzfristig gedacht. denn viele scheißjobs würden dann einfach gar nicht mehr gemacht werden. zum Beispiel reinigung der bahnhofsklos oder kackewindeln von alten inkontinenten menschen die keine kohle haben wegmachen. viele dieser jobs werden momentan über den öffentlichen sektor bezahlt, was sich also direkt wieder auf deine steuern oder krankenkassenabgaben auswirken würde. vielleicht würdest du dann aber auch nicht mehr deinen lieblingsjob machen, sondern zu hause hocken und deinen debilen opa pflegen, weil der sich die kosten für ne pflegeversicherung nicht mehr leisten konnte und du keine 10000€ im Monat drüber hast um nen Pfleger zu bezahlen.
mcnesium
das red ich doch schon die ganze zeit... rolleyes.gif
Chris
Erstmal abgesehen davon, dass es keine Scheiß-Jobs sind. Es gibt z.B. durchaus Menschen, die Altenpflege gerne machen. Schaut euch nur mal an, wie viele ein FSJ machen. Da macht man so etwas für ein Butterbrot. Und total ohne Zwang. Auch arbeiten sehr viele Leute gerne in der Pflegebranche (auch wenn dort absolutes Lohn- und Niveaudumping vorherrscht). Gib diesen Leuten 500 Euro im Monat und ein BGE von 1000 Euro, und sie haben mehr in der Tasche, als sie jetzt verdienen. Heute gibt's den Mindestlohn von 1200 Brutto (900 Euro netto), für den man sich 40 + 20 Stunden abrackern darf (40 bezahlt, 20 Überstunden, die verfallen). Rund 20% aller Pfleger steigen wieder aus dem Job aus, weil er für sie nicht mehr machbar ist. Ein solcher Job ist ist der beste Grund, warum man sich auf Hartz IV ausruhen sollte. Und trotzdem machen ihn so viele Menschen gerne und mit Hingabe. Könnt ihr mir das erklären?

Zum Reinigen der Bahnhofsklos: wenn der Klogang 2 Euro kostet, dann überlegt man es sich schon zwei Mal ob man unbedingt neben die Schüssel kacken muss. Ansonsten ist Kloputzen jetzt nicht so unangenehm, macht ihr ja auch alle zu Hause. Und in der Kloputz"industrie" gibt es noch mehr Hilfsmittel als deine nackte Hand und eine Zahnbürste.

Zum Opa pflegen: Pflegestufe 3 sieht eine Betreuung von 5 Stunden pro Tag vor. Pflegestufe 3 gibt es für Menschen, die ohne fremde Hilfe nur noch im Bett liegen können. Da bleiben dir immer noch 3 Stunden (bei einem normalen Arbeitstag von 8 Stunden), die du locker lässig deiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kannst. Heutzutage gibt es Menschen, die diese 5 Stunden Betreuungszeit neben ihrem normalen Job aufbringen; denn auch jetzt kann sich schon nicht jeder den Heimaufenthalt leisten.

Und ihr wollt mir erzählen, dass unser ganze System zusammenbrechen würde, nur weil man Menschen angemessene Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung bietet? Verrückt.
Doomsn
Angenommen es gibt für bestimmte Jobs tatsächlich nicht mehr ausreichende Bewerber.
Glaubt ihr nicht, dass das automatisch dazu führen würde, dass die Lohnangebote so lange steigen, bis die Bewerberzahl wieder ausreichend ist?
onkelroman
klar, so isses doch überall. auch: selektion durch qualifikation, angebot bestimmt nachfrage. der vorstandsvorsitzende kriegt mehr geld als der müllmann, so funktioniert marktwirtschaft. aber das hat der träumer aus dem klartextvideo nicht verstanden..
mcnesium
du würdest also die verranzten scheißhäuser auf der autobahnraststätte sauber machen, wenn du dafür 500€/h bekommst?
onkelroman
ich meinte, das angebot der arbeitnehmer bestimmt die nachfrage bei arbeitgebern..

(aber um deine frage zu beantworten: ja. würde vermutlich jeder machen, genau deswegen utopisch)
HGAZIS
schlimm wie sofort wieder, die von unser westertunte propagierte, "altrömische dekandenz", unseres volkes, genommen wird um gegen einen vernünftigen funktionierenden sozialstaat zu argumentieren.
wir clubnudeln sind ja mal der beweis, dass der mensch bereit ist mehr zu tun als er muss um ein erfülltes leben zu führen.
und rein marktanalytisch betrachtet:
wird eine kranker yellow creep nix lieber machen als klos zu putzen dann hätte er das angebotsmonopol in dem sektor auf seine arbeitskraft und hätte freie preisgestaltung für seinen lohn.
die firmen habenb atm bloß den vorteil unter vielen leuten im niedirglohnsdektor aussuchen zu können und können so das lohnniveau angenehm senken.
ein grundeinkommen würde dazu führen, dass firmen ihre niedriglöhne anheben müssten, um arbeitsanreize zu schaffen.
Chris
Zitat(onkelroman @ 03 Nov 2010, 17:05)
selektion durch qualifikation, angebot bestimmt nachfrage. der vorstandsvorsitzende kriegt mehr geld als der müllmann, so funktioniert marktwirtschaft.
*

Interessant ist die Frage, wie hoch die Gehälter des Müllmanns (der durchaus nicht schlecht verdient) steigen können und wie tief die des Vorstandsvorsitzenden fallen können. Ich gebe aber zu bedenken, dass Vorstand sein nur äußerlich wie ein Traumjob aussieht. Guckt man scharf hin geht das Privatleben bei Vorständen (ähnlich unseren Bundestagsabgeordneten) gegen Null, dafür hat man eine Menge Verantwortung und darf sich bei jedem noch so dämlichen "Netzwerktreff" sehen lassen. 60-80 Stunden Woche inklusive.
onkelroman
Zitat(Chris @ 03 Nov 2010, 22:23)
Interessant ist die Frage, wie hoch die Gehälter des Müllmanns (der durchaus nicht schlecht verdient) steigen können und wie tief die des Vorstandsvorsitzenden fallen können.

klar, aber betrachte das mal relativ. der müllmann bekommt danach vielleicht 2.300, wenn er glück hat, der vorstand (je nach konzern) nur noch 50.000 im monat..

Zitat(Chris @ 03 Nov 2010, 22:23)
Ich gebe aber zu bedenken, dass Vorstand sein nur äußerlich wie ein Traumjob aussieht. Guckt man scharf hin geht das Privatleben bei Vorständen (ähnlich unseren Bundestagsabgeordneten) gegen Null, dafür hat man eine Menge Verantwortung und darf sich bei jedem noch so dämlichen "Netzwerktreff" sehen lassen. 60-80 Stunden Woche inklusive.

auch klar, alles eine frage der prioritäten. das bringt der job mit sich, deswegen werden ja auch die vorstände so häufig ausgetauscht. von denen würde trotzdem niemand mehr straßenbahn fahren gehen..
Silenzium
Zitat(mcnesium @ 03 Nov 2010, 19:01)
du würdest also die verranzten scheißhäuser auf der autobahnraststätte sauber machen, wenn du dafür 500€/h bekommst?
*

Klar, jeden Tag 1 Stunde arbeiten und man rennt mit rund 10.000 € brutto nach Hause.

Wofür gibt es denn Hochdruckreiniger und ABC-Anzüge? lol.gif
Polygon
Zitat(mcnesium @ 03 Nov 2010, 19:01)
du würdest also die verranzten scheißhäuser auf der autobahnraststätte sauber machen, wenn du dafür 500€/h bekommst?
*


Jederzeit, wo kann ich unterschreiben?

Im übrigen finde ich das fast witzig, hier scheinen ja einige Leute der Meinung zu sein, dass niemand diese Jobs machen würde, außer man zwingt sie dazu. Interessanterweise wurden diese Jobs ja schon vor Hartz4 gemacht, wo es wohl noch leichter war, dauerhaft Leistungen zu beziehen ohne zu arbeiten. Viel tiefer blicken lässt allerdings, dass dieses (gedachte) System des Zwangs zu "Scheißjobs" noch verteidigt und gerechtfertigt wird. Ihr seid also der Meinung, dass es eine Schicht Leute braucht der es richtig dreckig geht und die man zu solchen Arbeiten zwingen kann? Herzlichen Glückwunsch...
mcnesium
Zitat(Polygon @ 04 Nov 2010, 09:15)
Jederzeit, wo kann ich unterschreiben?

Im übrigen finde ich das fast witzig, hier scheinen ja einige Leute der Meinung zu sein, dass niemand diese Jobs machen würde, außer man zwingt sie dazu. Interessanterweise wurden diese Jobs ja schon vor Hartz4 gemacht, wo es wohl noch leichter war, dauerhaft Leistungen zu beziehen ohne zu arbeiten. Viel tiefer blicken lässt allerdings, dass dieses (gedachte) System des Zwangs zu "Scheißjobs" noch verteidigt und gerechtfertigt wird. Ihr seid also der Meinung, dass es eine Schicht Leute braucht der es richtig dreckig geht und die man zu solchen Arbeiten zwingen kann? Herzlichen Glückwunsch...
*


nein. ich bin aber der meinung, dass klofrauen deswegen klofrauen geworden sind, weil sie lieber klofrauengehalt kriegen als gar nichts. ich glaube nicht, dass es ausreichend menschen gibt, die den innerlichen wunsch haben, klos zu säubern, und sich darum einen klofrauenjob besorgen, obwohl sie das geld dafür gar nicht nötig haben weil sie mit dem bedingungslosen grundeinkommen ihren lebensunterhalt bereits finanzieren können. der flatscreen und das neue auto kann man sich auch mit angenehmeren jobs klar machen, die nichts mit scheiße wegmachen zu tun haben.
Chris
Das mag durchaus sein. In der Marktwirtschaft ohne Arbeitszwang würde das dann so aussehen:
Alle wollen den angenehmen Job -> Lohn dafür geht in den Keller
Keiner will den Kloputzjob -> Lohn dafür geht nach oben

Im Endeffekt kannst du dir dann den Flatscreen viel schneller vom Kloputzen leisten als vom angenehmen Job.

Und wenn man mal alle Lohnsteigerungen und -verfälle außen vor lässt.
Kloputzen heute: 20 Stunden, 400 € (+ evtl. Zweitjob oder Aufstocker)
Kloputzen mit BGE: 20 Stunden, 1400 € (ohne Zweitjob oder Aufstocken)
Heute: deine ganzen Einnahmen (ca. 800 €) gehen für Essen und Wohnen drauf
mit BGE: du hast 600 € übrig, nach 1-2 Monaten kannst du dir davon einen Plasmafernseher kaufen.

Welches Modell sieht attraktiver aus für den Kloputzer?
Chris
http://www.unternimm-die-zukunft.de/Ausgew...h_5-11-2010.pdf

Eine Studie zum Thema BGE:
1. Öffentliche Wahrnehmung
2. Reaktion des Arbeitsangebotes
3. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen
die_dan
Ähm. Also dass als Anhaltspunkt für das Ausmaß der Zustimmung zum bedingungslosen Grundeinkommen die Anzahl der Fans bei Facebook herangezogen wird (im Vergleich zu denen der größten deutschen Parteien) halte ich für fragwürdig und nicht sonderlich repräsentativ. huh.gif

Naja... ich les mal weiter...
wombat1st
Zitat(onkelroman @ 03 Nov 2010, 17:05)
klar, so isses doch überall. auch: selektion durch qualifikation, angebot bestimmt nachfrage. der vorstandsvorsitzende kriegt mehr geld als der müllmann, so funktioniert marktwirtschaft. aber das hat der träumer aus dem klartextvideo nicht verstanden..
*



...und weil das alles so einfach zu Verstehen ist, gibt es in deutschland auch 82 mio. wirtschaftsweise. für dich roman, zum lesen. scheinabr ist das thema wohl doch komplexer.
Chris
Ich will endlich das Bedingungslose Grundeinkommen.

Ich kann das blöde Geheule einfach nicht mehr hören. Sachsen macht Werbekampagne in BaWü, und los gehts wieder: die bösen Sachsen, die klauen uns das Einkommen. In der Energiepolitik heulen die Leute auch rum: mimimi, was sollen wir denn verdienen, wenn plötzlich Energie wegen dem Atomausstieg zwanzigtausendmal teurer wird und alle Firmen, die Energie brauchen, abhauen.

Ich will, dass sich die Politik von diesen einengenden Gedanken freimachen kann. Wie wäre das schön. Nie wieder diesem blöden Argument hinterher laufen.
Euronymus
Irgendwie klingt das ganze immer nach Kommunismus ohne Kommunismus. Irgendwie zu einfach und zu utopisch, als dass es einem nachher nicht als Boomerang um die Ohren fliegt.
stabilo
BGE nee!
Chris
Hat Ralf Krämer überhaupt irgendetwas kapiert?

Mein Highlight:
Zitat
Denn nur Erwerbsarbeit, also Arbeit zum Zweck des Gelderwerbs, ist in der bürgerlichen Gesellschaft im ökonomischen Sinne wertschöpfend. Das ist keine moralische Bewertung, sondern heißt, nur sie produziert die Waren und Dienstleistungen, die mit Geld gekauft werden, und zugleich die Einkommen, mit denen sie bezahlt werden.

Was für ein Tritt in die Fresse aller Menschen, die ehrenamtliche Arbeit verrichten. pinch.gif
stabilo
Er hat zumindest verstanden, dass ein BGE unter den Bedingungen eines kapitalistischen Wirtschaftssystems nicht finanzierbar ist und zu noch mehr Ausbeutung und noch mehr Niedriglohnjobs führen würde. Aber vll. ist das gerade dein Ziel?

Dass du dich jetzt auf ehrenamtliche Tätigkeiten einschießt, die er angeblich nichtberücksichtigt hätte... Wovon soll das BGE finanziert werden. Durch Steuern nehme ich an? Evtl. nicht gerade durch sozial wenig gerechte Massensteuern wie die MwSt, sondern durch die Einkommenssteuer? Wieviel Einkommen bezieht so ein Ehrenamtlicher? Genau nix? Wieviel Steuern zahlt er? Auch genau nix?

Krämer führt aus, dass ein BGE genau dazu führen würde, dass viel mehr Leute "ehrenamtlich" arbeiten müssten, weil die Arbeitgeber wenig Interesse haben dürften, ihnen zusätzlich Lohn zu geben, wo sie doch schon gut von dem BGE leben können. Die Arbeitgeber werden zusehen, dass sie überhaupt keine Lohnkosten mehr haben, denn den Lohn zahlt der Staat schon. Wie Krämer schon sagte, ist dass der Kombilohn in Reinform.
Jeder erhält dann 500 Euro + meist nix. Und wovon soll dann das BGE finanziert werden? Von den riesigen Einnahmen aus der Einkommensteuer? Oder über die unglaublich hohhen Konsumausgaben, die man mit 500€ tätigen kann? Oder wird das BGE dann durch alle Arbeitgeber finanziert?
Chris
Zitat(stabilo @ 07 Apr 2011, 18:08)
Er hat zumindest verstanden, dass ein BGE unter den Bedingungen eines kapitalistischen Wirtschaftssystems nicht finanzierbar ist und zu noch mehr Ausbeutung und noch mehr Niedriglohnjobs führen würde. Aber vll. ist das gerade dein Ziel?

Mitnichten. Er formuliert eine Extremsituation, die unter ganz bestimmten Bedingungen nur zum tragen kommt. Und die Bedingung ist, dass alle Menschen unbedingt arbeiten müssen.
Zitat
Dass du dich jetzt auf ehrenamtliche Tätigkeiten einschießt, die er angeblich nichtberücksichtigt hätte... Wovon soll das BGE finanziert werden. Durch Steuern nehme ich an? Evtl. nicht gerade durch sozial wenig gerechte Massensteuern wie die MwSt, sondern durch die Einkommenssteuer? Wieviel Einkommen bezieht so ein Ehrenamtlicher? Genau nix? Wieviel Steuern zahlt er? Auch genau nix?

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ehrenamtliche Tätigkeiten (von Vereinen, über Armen- und Altenpflege, etc. pp.) durchaus eine ökonomische Bedeutung haben. Die Bundesregierung hat schon vor Jahren erkannt, dass es ohne das Ehrenamt nicht geht. 2005 schätzte man den Wert des deutschen Ehrenamts auf 17 Milliarden Euro. Das ist für mich alles andere als "nur Erwerbsarbeit ist ökonomisch".

Und genau, der Ehrenamtliche zahlt keine Steuern, heute kriegt er sogar Steuererleichterung (300 Euro) für sein Ehrenamt. Aber er verlangt dafür auch nichts von der Gesellschaft und tut es trotzdem. Das ganze nur von der Seite "nur Erwerbsarbeit bringt Geld" zu sehen ist meiner Meinung nach zu sehr eingeschränkt. Denn die Werte erarbeiten die Menschen, das Geld ist nur eine ungefähre "Währung" dafür. Krämer denkt natürlich als Kapitalist nur an das Kapital. Aber Kapital produziert nichts. Und Kapital bringt dir auch keinen Kaffee. Menschen machen das.

Zitat
Krämer führt aus, dass ein BGE genau dazu führen würde, dass viel mehr Leute "ehrenamtlich" arbeiten müssten, weil die Arbeitgeber wenig Interesse haben dürften, ihnen zusätzlich Lohn zu geben, wo sie doch schon gut von dem BGE leben können. Die Arbeitgeber werden zusehen, dass sie überhaupt keine Lohnkosten mehr haben, denn den Lohn zahlt der Staat schon. Wie Krämer schon sagte, ist dass der Kombilohn in Reinform.


In der Tat ist es der Kombilohn in Reinform. Was aber Krämer übersieht ist, dass es keinen Zwang mehr zur Arbeit gibt. Zudem erhält jeder ein Einkommen, dass ihm Überleben und Leben ermöglicht. Das entspricht der von Krämer geforderten Vollbeschäftigung. Und wir wissen alle, was bei Vollbeschäftigung geschieht: die Löhne gehen rauf, und nicht runter.

Natürlich kann es den Fall geben, dass ein Unternehmen deutlich weniger für seine Leistung zahlen muss, weil Leute bereit sind für das Geld zu arbeiten. Aber natürlich nimmt auch die Steuerlast bei Einkommen über dem BGE zu. D.h. es muss schon was bringen, dass man arbeitet. Der Arbeitsplatz muss attraktiv sein. Wenn eine Firma dir Sklavenarbeit verkaufen will, wird sie dann entweder verdammt gut zahlen müssen, oder sie findet einfach keine Leute dafür. Weil keiner mehr muss.

Der Hinweis von Krämer, dass doch viele Leute für 1 Euro die Stunde arbeiten wollen, ist ja wohl der größte Witz der Geschichte. Dabei hat er wohl übersehen, dass die Leute nicht froh sind, weil sie Arbeit haben, sondern weil sie sich nicht mehr der Gängelung des Arbeitsamtes aussetzen müssen. Darüber hinaus droht natürlich immer wieder Geldkürzung, wenn man Jobs (auch 1-Euro-Jobs) nicht annimmt.

Zitat
Jeder erhält dann 500 Euro + meist nix. Und wovon soll dann das BGE finanziert werden? Von den riesigen Einnahmen aus der Einkommensteuer? Oder über die unglaublich hohhen Konsumausgaben, die man mit 500€ tätigen kann? Oder wird das BGE dann durch alle Arbeitgeber finanziert?
*

Schau dich um. Schon heutzutage hat jeder ein Einkommen. Die Kinder bekommen Kindergeld, Arbeitslose ALG I+II, Arbeitende Lohn, Rentern Rente und Kranke Krankengeld. Und oben drauf gibt es für jeden einen Steuerfreibetrag, den er nicht zu versteuern hat. D.h. Arbeitende wie Arbeitslose zahlen auch schon heute für das "Grundeinkommen" keine Steuern. Und trotzdem funktioniert dieser Staat.

Es gibt verschiedene Modelle des BGEs. Jedes seriöse Modell geht aber davon aus, dass die Höhe eines BGEs zwischen 1000 und 1500 Euro liegen muss (bei den aktuellen Lebenshaltungskosten). Wenn man heutiges ALG II nimmt (359 € Leben, 378 € Unterkunft, 200 € Krankenkasse) siehst du, dass der Staat nur noch 63 € für jeden drauflegen muss, um an das Minimum heran zu kommen. Für alle 7 Millionen ALG II Empfänger wären das dann 5,3 Milliarden Euro im Jahr. Wahrscheinlich kommen noch mal 10, 15 Milliarden für die ganzen Rentner drauf.

Zum Vergleich: Anheben den Spitzensteuersatz von 42 auf 45 Prozent reicht aus, um die Erhöhung für die ALG II-Empfänger zu finanzieren (unter Kohl lag er bei 53 %, ausreichend für ALG II und Rentner). Für den europäischen Rettungschirm müssen wir 25 Milliarden abdrücken. In die HRE ist der Staat mit 100 Milliarden verwickelt.

Und du sagst, wir haben kein Geld.

Die "Beispielrechnung" von Krämer kann man nicht so ernst nehmen, da sie einfach platt davon ausgeht, dass jeder die 500 Euro in die Hand gedrückt bekommt und davon nichts an den Staat zurück fließt. Man kann es sich vereinfacht so vorstellen, dass jeder der ordentlich verdient zusätzlich 500 Euro Steuern abdrücken muss.
stabilo
Hmm. Also da stimmt jetzt einiges nicht.



Zitat
Die Bundesregierung hat schon vor Jahren erkannt, dass es ohne das Ehrenamt nicht geht.

Quelle bitte. Mich interessieren die Gründe, WARUM es nach Meinung der BR nicht ohne Ehrenamt geht.

Zitat
Krämer denkt natürlich als Kapitalist nur an das Kapital.

Krämer ist Kapitalist? Das habe ich irgendwie anders gelesen.

Zitat
Was aber Krämer übersieht ist, dass es keinen Zwang mehr zur Arbeit gibt. Zudem erhält jeder ein Einkommen, dass ihm Überleben und Leben ermöglicht. Das entspricht der von Krämer geforderten Vollbeschäftigung. Und wir wissen alle, was bei Vollbeschäftigung geschieht: die Löhne gehen rauf, und nicht runter.

Ja, Es gibt dass keine Zwang zur Arbeit mehr. Wenn nun also niemand mehr arbeiten muss, wer sorgt dann für die Steuereinnahmen, aus denen das BGE finanziert wird? Zumal einige definitiv arbeiten MÜSSEN: Infrastruktur, Grundversorgung, etc.
Vollbeschäftigung ist, wenn es für alle, die arbeiten wollen, auch einen Arbeitsplatz gibt, Deiner Argumentation zufolge erzeugt man künstlich Vollbeschäftigung, in dem man die Zahl derer, die arbeiten wollen reduziert. Das ist Augenwischerei. De facto sind nämlich nicht mehr Arbeitsplätze vorhanden als vorher. D.h. es kommen in der Tat immer noch die selbe Anzahl Arbeitnehmer auf die selbe Zahl Arbeitplätze, nur dass alle potentiellen Arbeitnehmer schon mit 500Euro Startgeld auf Arbeitsplatzsuche gehen. Du argumentierst nun, dass es sich die Leute ja aussuchen und die Hand extra weit aufhalten könnten. Der Arbeitgeber erkennt aber, dass er den Lohn für Job X um 500 reduzieren kann. Welche Motivation hat Arbeitnehmer Y nun, den Job nicht anzunehmen? Schließlich bekommt er für die selbe Arbeit das selbe Geld wie vorher. Steigende Löhne wird es so nicht geben. Das, was du als größten Witz der Geschichte bezeichnest, sieht Krämer als Folge des Kombilohnmodells. Und übersieh hier auch nicht seine Argumentation bzgl. des sozialen Zwangs.
Welche Motivation soll es nun darüber hinaus geben, Ehrenämter zu entlohnen? Und wer soll den Lohn zahlen? Ich verstehe nicht, worauf du da hinaus willst.

Deine Argumention, dass niemand arbeiten muss, ist schon deswegen nicht zu halten, weil man von 500€ in der Tat nicht gut leben kann (ws du schon selbst festgestellt hast). D.h. um sich irgendetwas "leisten" zu können, muss man nun doch wieder zusätzlich Geld verdienen. Und hier ist der Hebel für einen Arbeitgeber, Niedriglöhne zu zahlen. Denn, wie Krämer richtig anführt, werden die Renditeansprüche des Kapitals durch ein BGE nicht gemindert. Der gleichen Produktivität stünden dann plötzlich viel größere Kosten gegenüber. Das wird sich das Kapital nicht gefallen lassen.

Zitat
Es gibt verschiedene Modelle des BGEs. Jedes seriöse Modell geht aber davon aus, dass die Höhe eines BGEs zwischen 1000 und 1500 Euro liegen muss (bei den aktuellen Lebenshaltungskosten). Wenn man heutiges ALG II nimmt (359 € Leben, 378 € Unterkunft, 200 € Krankenkasse) siehst du, dass der Staat nur noch 63 € für jeden drauflegen muss, um an das Minimum heran zu kommen. Für alle 7 Millionen ALG II Empfänger wären das dann 5,3 Milliarden Euro im Jahr. Wahrscheinlich kommen noch mal 10, 15 Milliarden für die ganzen Rentner drauf.

Erkennst du, was in deiner Rechnng fehlt und warum das so gut aussieht? Siehst du, dass du hier sämtliche Arbeitnehmer aus dem BGE herausgenommen hast? Erkennst du, dass es sich somit nicht um ein BGE handelt? Es handelt sich hier um eine Anhebung der Renten und des Arbeitslosengeldes auf ein Minimum, dass ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Eine zentrale Forderung der LINKEn. Das hat aber nichts mit einem BGE zu tun.

Zitat
Die "Beispielrechnung" von Krämer kann man nicht so ernst nehmen, da sie einfach platt davon ausgeht, dass jeder die 500 Euro in die Hand gedrückt bekommt und davon nichts an den Staat zurück fließt. Man kann es sich vereinfacht so vorstellen, dass jeder der ordentlich verdient zusätzlich 500 Euro Steuern abdrücken muss.

Und eben diese 500 Euro müssen irgendwo herkommen. Die Arbeitgeber müssen sie zahlen und entsprechend stark werden die Kaptialrenditen sinken. Glaubst du, dass das in einem kapitalistischen System umsetzbar ist? Ich habe da mein Zweifel.
Darüber hinaus ist es eine Milchmädchenrechnung, wenn du dich darauf beschränkst, dass jeder "ordentlich Verdienende" lediglich 500€ zusätzlich abdrücken muss. Denn er würde mit diesem Betrag nur sein eigenes BGE finanzieren. Es gibt aber noch einige andere, die die Hand aufhalten. D.h. wir kommen dann vll. auf 700€ oder so. Es sei denn, du schließt die Arbeitnehmer als BGE-Empfänger aus. Dann ist es aber kein BGE mehr und es würden auch weit weniger als 500€ reichen, die abgeführt werden müssen.
Und außerdem - wenn die 500 € selbst wieder zur Finanzierung ds BGE herangezogen werden sollen, dann hätte der Staat das auch einfacher haben können, in dem er gleich weniger BGe zahlt. Dieses Szenario erinnert mich stark an eine Schilderung aus Lems "Der futurologische Kongress", bei der sich die Menschen gegenseitig Halluzinogene über den Kopf schütten, was sie daran hindert mitzubekommen, dass sie sich gegenseitig Halluzinogene über den Kopf schütten.

Zitat
Und du sagst, wir haben kein Geld.

Echt? Wo?
Chris
Zitat(stabilo @ 07 Apr 2011, 23:51)
Quelle bitte. Mich interessieren die Gründe, WARUM es nach Meinung der BR nicht ohne Ehrenamt geht.

Quelle war im vorhergehenden Beitrag schon verlinkt. Zitat:
Zitat
Die volkswirtschaftliche Dimension hat das Statistische Bundesamt 2001 berechnet und die ist gewaltig. Danach beträgt das Volumen dieser für die Allgemeinheit erbrachten Arbeitsleistung in Deutschland rund 17 Milliarden Euro pro Jahr, wenn man einen Nettostundensatz von 5,50 Euro zugrunde legt. Der Staat könnte, selbst wenn er die Absicht hätte, gar nicht alle diese Aufgaben übernehmen.

Zitat
Krämer ist Kapitalist? Das habe ich irgendwie anders gelesen.

Er verfolgt einen kapitalorientierten Ansatz, seiner Argumentation zu Folge.
Zitat
Ja, Es gibt dass keine Zwang zur Arbeit mehr. Wenn nun also niemand mehr arbeiten muss, wer sorgt dann für die Steuereinnahmen, aus denen das BGE finanziert wird? Zumal einige definitiv arbeiten MÜSSEN: Infrastruktur, Grundversorgung, etc.

Alte Frage: würdest du weiterarbeiten, wenn für deinen Unterhalt gesorgt wäre? Warum nimmst du dann an, die anderen würden es nicht tun?
Zur Motivation empfehle ich diesen Beitrag: http://www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc
Zitat
Vollbeschäftigung ist, wenn es für alle, die arbeiten wollen, auch einen Arbeitsplatz gibt, Deiner Argumentation zufolge erzeugt man künstlich Vollbeschäftigung, in dem man die Zahl derer, die arbeiten wollen reduziert. Das ist Augenwischerei.

Nein, es erzeugt keine Vollbeschäftigung, sondern es erzeugt einen Zustand, der ähnlich dem der Vollbeschäftigung ist. Der erlaubt es den Arbeitnehmern nämlich die Arbeit an zu nehmen, die für ihn attraktiv ist. Die Unternehmen müssen dann ihre Arbeitsplötze attraktiv gestalten (vgl. Video zur Motivation).
Zitat
De facto sind nämlich nicht mehr Arbeitsplätze vorhanden als vorher. D.h. es kommen in der Tat immer noch die selbe Anzahl Arbeitnehmer auf die selbe Zahl Arbeitplätze, nur dass alle potentiellen Arbeitnehmer schon mit 500Euro Startgeld auf Arbeitsplatzsuche gehen. Du argumentierst nun, dass es sich die Leute ja aussuchen und die Hand extra weit aufhalten könnten. Der Arbeitgeber erkennt aber, dass er den Lohn für Job X um 500 reduzieren kann. Welche Motivation hat Arbeitnehmer Y nun, den Job nicht anzunehmen? Schließlich bekommt er für die selbe Arbeit das selbe Geld wie vorher.

Halte dich bitte nicht an den 500 Euro fest. Und du hast durchaus Recht, es wird sich vermutlich bei vielen Löhnen nichts ändern. Wo sich etwas ändern wird, ist bei den prekären Löhnen. Dort wird Grundeinkommen + (eventuell niedriger) Lohn größer sein, als der heutige Lohn. Also kein Kombilohn wie heute, wo der Witzlohn aufgestockt wird, damit man damit überleben kann. Sondern ein Kombilohn, der es dem Arbeitnehmer erlaubt, seinen Lebensstandard zu verbessern.
Zitat
Steigende Löhne wird es so nicht geben. Das, was du als größten Witz der Geschichte bezeichnest, sieht Krämer als Folge des Kombilohnmodells. Und übersieh hier auch nicht seine Argumentation bzgl. des sozialen Zwangs.

Der Gesamtlohn (BGE + Erwerbsarbeit) wird definitiv steigen, auch wenn der Arbeitnehmer vielleicht weniger Lohn als vorher zahlt. Zusätzlich werden sich die Arbeitsbedingungen drastisch ändern. Sklavenarbeit wie beim Hotelputzen oder in der Pflege werden die Leute ablehnen.

Für den Arbeitgeber wird sich aber an seinen Gewinnen nichts verbessern. Das was er an niedrigeren Löhnen gut macht, wird er durch höhere MwSt. wieder verlieren.
Zitat
Welche Motivation soll es nun darüber hinaus geben, Ehrenämter zu entlohnen? Und wer soll den Lohn zahlen? Ich verstehe nicht, worauf du da hinaus willst.

Ich zitiere da gern Götz Werner von DM. Der Lohn ist nicht das Geld, was deine Arbeit wert ist, der Lohn ist das Geld, was dir der Arbeitgeber bezahlt, damit du Zeit hast bei ihm zu arbeiten.
Da es natürlich für viele Unternehmen keine Motivation gibt, das Ehrenamt zu entlohnen, übernimmt das der Staat mit dem BGE. Das BGE hält den Menschen den Rücken frei, dass sie sich vielleicht auch Vollzeit mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit befassen können.

Zitat
Deine Argumention, dass niemand arbeiten muss, ist schon deswegen nicht zu halten, weil man von 500€ in der Tat nicht gut leben kann (ws du schon selbst festgestellt hast). D.h. um sich irgendetwas "leisten" zu können, muss man nun doch wieder zusätzlich Geld verdienen. Und hier ist der Hebel für einen Arbeitgeber, Niedriglöhne zu zahlen.

Noch ein Punkt, wo Krämer das BGE nicht verstanden hat. Das BGE ermöglicht ein Leben und kein Überleben. Deswegen argumentiert man auch nicht mit 500 Euro, sondern mit bis zu 1500. Und da der Arbeitszwang wie beim ALG II auch wegfällt, gibt es keine Möglichkeit mehr für Unternehmen Sklavenarbeit durchzudrücken, außer sie bezahlen sie richtig gut.
Zitat
Denn, wie Krämer richtig anführt, werden die Renditeansprüche des Kapitals durch ein BGE nicht gemindert. Der gleichen Produktivität stünden dann plötzlich viel größere Kosten gegenüber. Das wird sich das Kapital nicht gefallen lassen.

Ich gebe zu, das BGE ist eine Umverteilungsmaßnahme. Die das Geld wieder in die Hände der Bürger zurückgibt und nicht 50%+ bei den oberen 10 Prozent lässt. Natürlich haben die kein Bock drauf. Verständlich. Was passieren wird ist, dass es sich bei viel mehr Arbeit lohnt, diese durch Maschinen zu verrichten lassen. Arbeit, die heute billiger durch den Menschen erledigt wird.
Aber wir müssen uns keinen Kopf machen, denn wenn jeder Bürger ordentlich abgesichert ist, ist es egal, wie viele Arbeitsplätze es gibt. Es kommt nur noch darauf an, das unsere Gesellschaft genug produziert, damit wir überleben, leben und unseren Lebensstandard sichern können. Und wenn man sich mal anschaut, wie viel produziert wird. Wir schmeißen 20 Milliarden Euro an Lebensmitteln weg. Wir bauen Handys, die mittlerweile nach 16 Monaten kaputt gehen, damit wir uns neue besorgen müssen. Wir produzieren eigentlich viel zu viel für unsere Gesellschaft.
Zitat
Erkennst du, was in deiner Rechnng fehlt und warum das so gut aussieht? Siehst du, dass du hier sämtliche Arbeitnehmer aus dem BGE herausgenommen hast? Erkennst du, dass es sich somit nicht um ein BGE handelt? Es handelt sich hier um eine Anhebung der Renten und des Arbeitslosengeldes auf ein Minimum, dass ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Eine zentrale Forderung der LINKEn. Das hat aber nichts mit einem BGE zu tun.

Der Suchbegriff dafür wäre "negative Einkommenssteuer" (eine Möglichkeit für die Umsetzung des BGE). Bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet, dass jeder Bürger ohne Bedingungen dieses minimale Einkommen hat. BGE sagt nichts darüber aus, wer es zum Schluss zahlt. Jemand der 3000 Euro verdient, hat also den minimalen Satz von 1500 Euro und noch mal 1500 Euro mehr. Er hat das BGE. Deswegen brauche ich die Arbeitnehmer bei der Berechnung wie viel wir mehr zahlen müssen, nicht zu beachten.
Zitat
Und eben diese 500 Euro müssen irgendwo herkommen. Die Arbeitgeber müssen sie zahlen und entsprechend stark werden die Kaptialrenditen sinken. Glaubst du, dass das in einem kapitalistischen System umsetzbar ist? Ich habe da mein Zweifel.

Ja. Es geht hier um ein System, dass für alle Bürger des Staates da ist. Nicht nur die 40%, die noch Geld zum Investieren haben. Natürlich gefällt es den Reichen nicht, wenn sie plötzlich Geld abgeben müssen. Aber ich hoffe wirklich, dass unsere Demokratie noch nicht so zersetzt ist, dass wir das nicht mehr einführen können. Dann haben wir ein Problem, was sich nur noch durch eine schmerzhafte Revolution lösen lässt. Und da haben wir alle eigentlich keinen Bock drauf.

Im übrigen bleibt unser System weiter kapitalistisch. Wir werden weiter Geld benutzen und es wird auch weiter Zinsen geben. Manche behaupten sogar, dass es besser gehen wird, weil das Geld schneller zirkuliert. Schneller kreisendes Geld bedeutet mehr Bruttoinlandsprodukt und mehr Steuern.
stabilo
Zitat
Der Suchbegriff dafür wäre "negative Einkommenssteuer" (eine Möglichkeit für die Umsetzung des BGE). Bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet, dass jeder Bürger ohne Bedingungen dieses minimale Einkommen hat. BGE sagt nichts darüber aus, wer es zum Schluss zahlt. Jemand der 3000 Euro verdient, hat also den minimalen Satz von 1500 Euro und noch mal 1500 Euro mehr. Er hat das BGE. Deswegen brauche ich die Arbeitnehmer bei der Berechnung wie viel wir mehr zahlen müssen, nicht zu beachten.

Dann vermeide es bitte, den Begriff BGE zu benutzen, denn es ist dann kein BGE mehr, da die Arbeitnehmer kein BGE (vom Staat bekommen).
Was du verfolgst, ist eine Grundsicherung für ein menschenwürdiges Leben. Für Bedürftige, nicht für alle. Diesen Wunsch hege ich auch, nur hat das nichts mit einem BGE zu tun, welches JEDER bekommt, egal, ob er schon 3000 Euro hat.
Chris
Gut, wenn dein BGE immer nur vom Staat kommen kann, dann passt es wohl nicht mit der Definition von meinem BGE zusammen.

Dann sag ich es eben so zum Krämerschen Argument. Wer 500 Milliarden Euro Mehrausgaben hat, der muss auch bedenken, dass plötzlich 500 Milliarden Euro mehr Geld im gesamten Kreislauf vorhanden ist. Wenn man die natürlich hemmungslos an die Großverdiener gehen lässt, anstatt sie im Kreislauf zu belassen, hat man natürlich ein Finanzierungsproblem.
iggi
* iggi wirft die These "BGE durch Vermögenssteuer finanzieren" in den Raum und schaut was passiert
Chris
Hier gibts einen kleinen Film über BGE.
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=4ca9...74-9449e7a76501

@stabilo: ab 3:10 ist nochmal erklärt, warum man gar nicht so viel für das BGE zahlen muss.
Hot Doc
Zitat(stabilo @ 08 Apr 2011, 15:43)
Dann vermeide es bitte, den Begriff BGE zu benutzen, denn es ist dann kein BGE mehr, da die Arbeitnehmer kein BGE (vom Staat bekommen).
Was du verfolgst, ist eine Grundsicherung für ein menschenwürdiges Leben. Für Bedürftige, nicht für alle. Diesen Wunsch hege ich auch, nur hat das nichts mit einem BGE zu tun, welches JEDER bekommt, egal, ob er schon 3000 Euro hat.
*

Wie engstirnig kann man denn sein?! Ob du jetzt hergehts und den Arbeitnehmern erstmal 1500 Euro über Steuern und/oder Abgaben abziehst und ihnen nachher als BGE wiedergibst, oder ob du der Einfachkeit halber diese plus-minus Berechnung schon vorher machst und ihm einfach sein Einkommen läßt ist doch nicht ausschlaggebend!

Natürlich kann man sowas auch BGE nennen!