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Vollständige Version anzeigen: Barfuß!
#npnk
Sturkopf mit Seelenknacks

Von Jennifer Wilton

Johanna Wokalek, Jungstar des Wiener Burgtheaters, brilliert in Til Schweigers Film "Barfuß" als Kaspar-Hauser-Mädchen.



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Wokalek als Filmheldin Leila: "Moderner Kaspar Hauser"


Das Erste, was man von ihr sieht, sind ihre Füße. Vorsichtig tapsend schieben sie sich über den Linoleumboden - und sind, wie der Filmtitel schon deutlich macht, natürlich nackt.

Leila heißt die Heldin in "Barfuß". Sie möchte ihre Zehen nicht in Schuhe einsperren. Das Mädchen weiß genau, was es heißt, seiner Freiheit beraubt zu werden: 19 Jahre lang wurde Leila von ihrer Mutter von der Außenwelt weggesperrt. Nun ist die Mutter tot, die Tochter aber lebt fast gleichermaßen abgeschirmt in einer psychiatrischen Anstalt.

Ganz sicher sind die Füße nicht das Spektakulärste an Johanna Wokalek, 30, die die Hauptrolle der Leila in Til Schweigers Regie-Zweitling "Barfuß" spielt. Aber schon in der Art, wie sie die Fersen behutsam aufsetzt, mal ängstlich trippelt, dann wieder abenteuerlustig durch die Gegend stolpert, zeigt Wokalek: Auch in den kleinsten Gesten ist sie ganz bei ihrer Figur.

Til Schweiger, der "Barfuß" auch produziert hat, am Drehbuch mitschrieb und die männliche Hauptrolle spielt, nennt die Leila einen "modernen Kaspar Hauser". Tatsächlich geistert das Mädchen ähnlich hilflos wie das mythische Findelkind im weißen Nachthemd durch die Flure der Psychiatrie - bis Schweiger alias Nick Keller auftaucht. Der arbeitslose Tunichtgut jobbt als Putzmann in der Anstalt und verhindert im letzten Moment, dass sich Leila das Leben nimmt. Die will ihrem Retter fortan nicht mehr von der Seite weichen.

Jeder Versuch, gegen ihre kindliche Sturheit anzukommen, scheitert kläglich. Und so akzeptiert Nick seine beharrliche Verehrerin schließlich als Begleitung zu einem Familientreffen. Wenn die kleinkriminellen Aktionen Nicks und die Weltfremdheit Leilas auf der Reise für einige Turbulenzen sorgen, blitzt der Schweigersche Humor jener Sorte auf, den man aus Filmen wie "Knockin' on Heaven's Door" kennt.

"Barfuß" sei eine "Romantic Comedy", behauptet der Filmverleih. Dass die nicht allzu albern gerät, ist vor allem Wokaleks Verdienst. Wie ihre Leila durch strähnige Haare schielend die Welt entdeckt, kindlich lächelt oder plötzlich, ganz Frau, für ihre Liebe kämpft - das sind die Momente, die "Barfuß" wirklich das Märchenhafte, Poetische verleihen, das sich Schweiger für seinen Film wünschte.


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Darsteller Schweiger, Wokalek in "Barfuß": "Das schönste ist das Einswerden mit der Figur"


Wokalek zählt am Wiener Burgtheater zu den Stars des Hauses. Sie war die letzte Schauspielerin, die für die Rolle der Leila vorsprach - und mit Abstand die überzeugendste. "Til hatte sehr genaue Vorstellungen davon, wie die Figur sein sollte, die haben sich offenbar mit meinen gedeckt", sagt Wokalek. So einfach ist das.

Mit lässiger Selbstverständlichkeit hat die Schauspielerin bisher auch ihre Karriere vorangetrieben. Während der Schulzeit in Freiburg nutzte sie jede Gelegenheit, Theater zu spielen. Ein Schlüsselerlebnis, erzählt sie, sei schon ihr Auftritt als Clown bei einem Kindergeburtstag gewesen: "Plötzlich merkte ich, dass die Zuschauer ganz leise wurden und sich nur noch auf mich konzentrierten. Das hat mich glücklich gemacht." Nach dem Abitur bewarb sie sich 1995 am Max-Reinhardt-Seminar in Wien - weil ihr die Stadt gefiel - und wurde unter Hunderten Bewerbern an der renommierten Schauspielschule gleich genommen. 1999 hatte sie ihre erste Filmrolle als Dienstmädchen Ilse in "Aimée & Jaguar". Es folgten: ein Engagement am Schauspielhaus Bonn, der Alfred-Kerr-Preis, der Bayerische Filmpreis für ihre Darstellung der Heimkehrerin Lene in Hans Steinbichlers modernem Heimatfilm "Hierankl". Die Kritik war entzückt, "Johanna Wokalek muss man entdecken", jubelte die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Mit kaum 25 Jahren wurde Wokalek festes Mitglied des Burgtheater-Ensembles.

Wokaleks Stärke ist die fast totale Hingabe, mit der sie ihre Rollen spielt, eine Zielstrebigkeit und Radikalität, die sie durchaus mit der Filmfigur Leila teilt: "Wenn ich mich für etwas entschieden habe", so Wokalek, "dann mache ich das auch. Ganz oder gar nicht."

Diese Art von Beharrlichkeit schützt vermutlich auch gegen böse Kritiken - so wurde sie jüngst für ihre Rolle der Maggie in Andrea Breths Inszenierung der "Katze auf dem heißen Blechdach" von der "Zeit" als "Fehlbesetzung" getadelt; sie lege "die Inszenierung lahm", behauptete die "Welt am Sonntag". "Was da geschrieben wird, ist ja letztlich nicht das Wesentliche", sagt Wokalek, "das Schöne und Aufregende ist ja das Spielen, das Einswerden mit der Figur."

In der wohl berührendsten Szene von "Barfuß" sieht man, wie Leila, getrennt von Nick und unfreiwillig zurück in der Psychiatrie, von Liebesverzweiflung überwältigt wird: Schluchzend liegt sie in den Armen einer Schwester, die herbeigeeilte Ärztin beschuldigt sie mit zitternder Stimme, nichts von der Liebe zu verstehen. Erst zögerlich, dann mit störrischem Ernst presst sie ihren Zorn hervor: "Sie blöde Kuh!"


Quelle: Spiegel online
mibi
ich fand den Film nicht schlecht. An manchen Stellen hatte ich aber das Gefühl, dass die Szene noch nicht ganz ausgereift ist ...

der Film ist nicht nur witzig, sondern an manchen Stellen richtig traurig. ich finde, es ist eine gelungene Mischung entstanden

Perseus
Ich war letzten Freitag drin, aber bitte, irgendjemand muss mir den nochmal erklären, der war ja so verquert von den Zeiten her o_O


Erst spielt alles in den 60ern/70ern (geschätzt, der Autos, des Zuges und des Busses wegen), dann als sie aus dem Zug rausfliegen und Nick nen Auto klauen will, steht da nen neuer Mini und letztendlich klaut er diesen Jeep ("Baujahr 99") - außerdem hat er beim Bahnhof ja am Geldautomaten 300 _EURO_ haben wollen, und beim Autohändler stehen lauter 4er-Golf usw., also späte 90er, wohingegen die Einrichtung der Nervenheilanstalt am Ende wieder den Stand vor 30 Jahren spiegelt.
Zwischendrin das Volksfest und die Pension deuteten ebenso auf das Alter hin, Nicks Verhaftung und die verwendeten Fahrzeuge da waren auch älter, wohingegen er mit nem nagelneuen Chrysler unterwegs war und die Uniformen der Bahnmitarbeiter auch die aktuellen der DB waren.

Auch örtlich ists komisch:
Anfangs haben alle Müncher Kennzeichen (M), dann fahren Nick und Leila zu Heinrich (Hamburg - HH), als Leila dann wieder in der Klinik ist, haben alle HM als Kennzeichen o

wacko.gif
mibi
hm. naja das mein ich halt mit noch nicht ausgereift ...

der film war wirklich gut, aber irgendwie hatte ich eben das gefühl, dass es nicht genug durchdacht wurde
Schlachter
QUOTE (Perseus @ 05 Apr 2005, 14:31)
Ich war letzten Freitag drin, aber bitte, irgendjemand muss mir den nochmal erklären, der war ja so verquert von den Zeiten her o_O


Erst spielt alles in den 60ern/70ern (geschätzt, der Autos, des Zuges und des Busses wegen), dann als sie aus dem Zug rausfliegen und Nick nen Auto klauen will, steht da nen neuer Mini und letztendlich klaut er diesen Jeep ("Baujahr 99") - außerdem hat er beim Bahnhof ja am Geldautomaten 300 _EURO_ haben wollen, und beim Autohändler stehen lauter 4er-Golf usw., also späte 90er, wohingegen die Einrichtung der Nervenheilanstalt am Ende wieder den Stand vor 30 Jahren spiegelt.
Zwischendrin das Volksfest und die Pension deuteten ebenso auf das Alter hin, Nicks Verhaftung und die verwendeten Fahrzeuge da waren auch älter, wohingegen er mit nem nagelneuen Chrysler unterwegs war und die Uniformen der Bahnmitarbeiter auch die aktuellen der DB waren.

Auch örtlich ists komisch:
Anfangs haben alle Müncher Kennzeichen (M), dann fahren Nick und Leila zu Heinrich (Hamburg - HH), als Leila dann wieder in der Klinik ist, haben alle HM als Kennzeichen o

wacko.gif

hast du dir nur die autos angeschaut, oder auch den film???
Perseus
Ich hab den sehr wohl auch storytechnisch verfolgt, aber frag mich mal warum, solche Filmfehler fallen mir sofort auf, wenn ich einen Film schaue...

Und das mit den Autos war ja wohl offentsichtlich: erst dieser uralte Bus, in dem die Fahrkarten noch vom Schaffner gelocht werden und dann dieser Jeep, von dem Nick selbst sagt, dass er Baujahr '99 ist...


Anderer Fehler:
Als sie das Pensionszimmer betreten, steht in der Ecke hinten links eine eingeschaltete Stehlampe. Als sie von dem Rummel zurück kommen und ins Bett gehen muss diese Stehlampe hinter dem Bett stehen und zu sehen sein aus der Kamerasicht. Da sieht man aber nur die leere Ecke.

Nochwas:
Am Ende liegen Leila und Nick im Bett, man sieht ihre 4 Füße. Die 'Längsachse' der Füße ist parallel. -Schnitt- Man sieht die Oberkörper, Leilas ist seitlich an Nicks angekuschelt. In dieser Stellung können die Füße niemals parallel zu Nicks sein.

(soll ich Filmfehler-Finden noch als ungewöhnliches Hobby in dem andern Thread einfügen?)
simpson
grad gesehen.. und kräftig mitgeweint.. 'sie..sie..alte kuh'.. huh.gif
über die Unausgereiftheit seh ich mal hinweg.. und auch dass ich Til eigentlich nicht mag. Johanna Wokalek ist wirklich spitzenklasse.. da wird noch was draus smile.gif

@Perseus: Filmfehler find ich auch zu gern..und hier war's tatsächlich nicht schwer auf Anhieb einige zu entdecken.. und das mit den Autos war tatsächlich mehr als auffällig.. aber wie gesagt..die Story hat mich berührt..da kann ich dadrüber hinweg sehen..
Luzifer
QUOTE (Mibi-Superstar @ 05 Apr 2005, 15:46)
hm. naja das mein ich halt mit noch nicht ausgereift ...

das hat auch ma son Fritze in ner Morgensendung inner Glotze gesacht als das Ding neu rauskam: Til Schweiger ist Schauspieler von Beruf und alle lieben ihn, weil er verdammt gut in so Sachen wie "Der bewegte Mann" gespielt hat, aber Regie führen kann er nich, weil er nich die Sensibilität und Erfahrung für sowas hat.
Sicher hat der Schweiger Charakter und Charme ohne Ende, aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass er ne etwas eitle Sau auf seine Art is, auch wenn ich die Filme mit ihm wie eben "der bewegte Mann" oder "was tun, wenns brennt?" zu meinen Lieblingsfilmen zähle, und genau das is sicher nich gut, um n Film wirklich gut zu machen. Hab den Film allerdings jetzt noch nich gesehn, nur gehört, dass das Mädel, das da mitspielt ne ziemlich gute Schauspielerin sein soll und zu den sog. Newcomern gehört bzw. nich so bekannt is, auch wenn ich glaube, die schon ein oder zwei Mal in irgendnem Film gesehn zu haben.
Atanasoff
@Perseus: Is das alles wichtig?
Hat meines erachtens eindeutig in der heutigen Zeit gespielt.
Autos und Busse fahren mehrere Jahrzehnte lang, schau nur hin und wieder mal auf die Strassen, die Abseits der Boulevards liegen. Auch solche kleinen alten Pensionen gibt es noch!
Ausserdem wird durch die heruntergekommene Atmosphäre der Klinik das unbehagen dort zu sein verstärkt!
Seht das doch mal nicht als Fehler sondern als bildliche Mittel zur unterstützung der Atmosphäre!
Was die Kennzeichen an geht, da hab ich nicht drauf geachtet, bzw. kaum welche gesehen.
erich
hin wie her, das titelstück ist ja wohl ein traum.
gespielt vom ray collins` hot club,
welcher zufällig am 16.12.05 in der groovestation
gastiert!
it don´t mean a thing if it ain´t got that swing!