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Vollständige Version anzeigen: 16. Studententage: Punkrocktour-Lesung
die_dan
Die Halbtagspunks von damals…
oder „Was ist der tiefere Sinn von Pogo?“


Am gestrigen Abend lockte uns der KNM mit Hilfe eines illustren Duos Mittvierziger ins Hörsaalzentrum der TU. Thematisiert wurde in der „Ringvorlesung“ in angewandten Freizeitwissenschaften und einem Hauch Germanistik, Guy Helmingers erster Roman Die Ruhe der Schlammkröte von 1994. Helminger, der mehrfach ausgezeichnete Suhrkamp Autor, beschreibt darin seine Erlebnisse Ende der 80er. Manuel Andrack, den meisten bekannt als „Sidekick“ von Harald Schmidt, erlebte die Zeit in der „Station“, der Stammkneipe von Helminger, ebenso mit. Nun touren die beiden durch Deutschland, und lesen Andracks historisch-kritische Ausgabe von Helmingers Buch.

<div style="float:left;margin:''0px 10px 10px 8px'';padding:10px;border:4px solid#F2F2F2;background:white;">[attachmentid=13212]<br />Guy Helminger und Manuel Andrack bei der Lesung</div>Reflektiert wird „Früher“:
Früher, das war die Jugend der beiden Protagonisten, damals, als wir selbst erst den Kindergarten verließen, eben um 1989 in und um die Kneipe Station in Köln. Es geht um Sex, Drogen (vorzugsweise Alkohol) und Musik. Die Musik war selbstverständlich Punk, wobei da die Definitionen der beiden schon differieren: Sind die Sisters of Mercy wirklich Punk? - Guy Helminger denkt eher an „Grufti“ und Herr Andrack kennt Bands, „die größer sind als das Genre“. Doch nicht nur die „Suffbude“, sondern auch der Zeitgeist, das „No Future-Denken“ mit so schönen Lebensweisheiten wie „Es gibt zwei schlimme Dinge im Leben: Krebs....und Arbeit“ vereint die beiden wieder. Es geht um Zeiten, als man noch einen „verkaufsoffenen Samstag“ kannte und das Wort „Stino“ (mit scharfem S) ein Schimpfwort sondergleichen war. Aus dem Stoff der wilden Jahre entwickelte Guy Helminger ein „Highlight der Weltliteratur“ in dem Andrack - obwohl damals Stammgast in der Station – keine Erwähnung findet. Vielleicht, weil er wohl eher der Knut unter den Punks war.

Guy Helminger liest aus seiner Schlammkröte und Manuel Andrack liefert „germanistische Ergänzungen“ und einige zusätzliche schöne Anekdoten und stellt die „Stoffgeschichte“ zu Helmingers Buch vor: Die Geschichte der drei wichtigsten Biere in der Station - Becks, Budweiser, Bitburger. Es gibt einen Soundtrack zur Lesung (Iggy Pop, Stooges, Sex Pistols, Die Goldenen Zitronen, Sisters of Mercy, AC/DC, Jürgen Zeltinger, Grauzone – Stichwort Knut - , Pixies usw.), der am Ende von Herrn Andrack gesungen werden muss, da die Technik streikt. Auch Stripperei vom Feinsten wird zum Besten gegeben, als Manuel Andrack seine olle Lederjacke und das original Station-Shirt vorführt. Und die beiden Herren nehmen sich und ihr wildes Punkleben in Köln ordentlich auf die Schippe. Gerade Herr Andrack outet sich dann doch noch als Halbtagspunk, der damals dreimal im Jahr in Urlaub fuhr, eine gute Summe Geld bei Investmentanlagen verlor und eine Geldstrafe wegen betrunkenen Radfahrens als sinnvoll empfand.

<div style="float:right;margin:''0px 0px 10px 10px'';padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;">[attachmentid=13213]<br />Autogramme</div> Was den etwa 200 Zuschauern bleibt, sind 2 Stunden herrliches Lachen über teils derbe Witze und die Zeit, als wir gerade unsere Zuckertüten bekamen, die Gewissheit „Punk ist man im Kopf“, das Rezept für den Slammer (Kahluá, Tequila, Ginger Ale) und das Bedürfnis, das Buch von Herrn Helminger unbedingt (noch)mal zu lesen, da uns Herr Andrack von den Sex-Eskapaden ja leider nur die Top Ten der Helmingerschen Ferkelsprüche lieferte (Die Nummer 1 war übrigens „Ich rammelte sie in Scheiben.“). Und auch Andrack und Helminger können zufrieden sein: Schließlich waren weit mehr Zuhörer anwesend als in Erfurt. Ach ja, und Autogramme der beiden Autoren gabs natürlich auch noch reichlich.

lejanni und die_dan
wicked
Zitat(die_dan @ 12 May 2007, 21:47)
Grauzone – Stichwort Knut*

lol.gif

schön geschrieben; da hat man doch wenigstens trotz verpassens was von.